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Unwissenheit der Geistlichkeit über alles Geschichtliche und Thatsächliche, und die Gleichgültigkeit des Volks für die innere Religion. Denn ohne diese beiden Umstände fonnte die leitende geistliche Macht jene Annahmen nicht durchführen: und doch muß am Ende, wenn es überhaupt Religion und Wahrheit gibt, jedes kirchliche System an Gleichgültigkeit und Unwissenheit zu Grunde gehen, und mit ihr jede weltliche Gewalt, die sich auf die geistliche stüßt.

Es tritt aber hier noch ein anderer verhängnißvoller Umstand ein. Der zunehmende Heiligendienst, und insbesondere die Verehrung der Jungfrau Maria, hatte schon im zwölften Jahrhundert den gelehrtesten und frömmsten Kirchenlehrern des Abendlandes schwere Besorgnisse erweckt, es möge dadurch die Einzigkeit des Erlösers, und die allgemeine Erlösungsbedürftigkeit, gegenüber diesem einzigen Heilande, geschwächt, ja aufgehoben werden. Gegen nichts erklären sie sich deshalb so stark als gegen die damals von einigen Schwärmern und theologischen Folgerungsmännern vorgebrachte Ansicht, es müsse die Mutter Jesu von der Erbsünde frei, also, im Gegensatz zu allen andern Menschen, ohne Sünde empfangen sein. Sie erkannten bald die zwei kaum abweisbaren lezten Folgerungen. Einmal daß Maria alsdann nicht mehr erlösungsbedürftig, also nicht erlösungsfähig sei. Eben so nahe lag ihnen zweitens die Betrachtung, daß man bei einem solchen rein rationalistischen Verfahren ohne Willfür nicht wol bei ihren Aeltern stehen bleiben könne: gelangt man nun so zulezt bis Adam, so hört ja mit der Erbsünde auch die Erlösung auf. *)

*) Der berühmte jesuitische Theologe, Dr. Perrone in Nom, der bes deutendste Betreiber des neuen Dogma, hat die wichtigsten Aeußerungen

Das merkwürdige Schreiben des leßten Kirchenvaters, des frommen Abts von Clairfaur, vom Jahre 1140, an die Chorherren von Lyon, welche ein Fest der unbefleckten Empfängniß feiern wollten, enthält unter anderm folgende mahnende Betrachtungen:

,,Der Vorzug einer heiligen Empfängniß wird Ihm beschieden, welcher alle Menschen heiligen sollte, Ihm allein, der, ohne Sünde gekommen, alle Sünden versöhnen sollte. So ist denn unser Herr, Jesus Christus, Er allein, vom heiligen Geiste empfangen, Er allein ist heilig, von seiner Empfängniß an. Mit seiner einzigen Ausnahme leidet auf alle Adamskinder der Ausspruch eines derselben seine Anwendung, welcher mit eben so viel Demuth als Wahrheit sagte: «In der Schuld bin ich gebound meine Mutter hat mich in Sünden empfangen » (Ps. LI). Wenn sich das also verhält, worauf gründet sich denn jenes Fest der Empfängniß? Wie kann man behaupten, daß eine Empfängniß heilig sei, welche nicht das Werk des heiligen Geistes ist, um nicht zu sagen, welche von der Sünde kommt?"

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Der scharfsinnigste aller Scholastiker, Petrus Lombardus, sprach sich in gleichem Sinne aus, und sein Nachfolger auf dem Lehrstuhle und auf dem Bischofssize von Paris, Morig von Sully, untersagte jene Feier in seinem Sprengel. Auf dieselbe Seite stellten sich Thomas von Aquin, und der heilige Bonaventura im zwölften, Papst Innocenz III. im dreizehnten Jahrhundert.

Der heilige Thomas von Aquin sprach geradezu den oben angeregten Gedanken aus:

der Kirchenlehrer über diesen Punkt zusammengestellt in seinem merkwürdigen Buche: „De immaculato B. Virginis conceptu“ .... Man vergleiche damit die aus diesem Werke selbst geschöpften Artikel von Ed. Laboulaye, dem berühmten Staatsrechtslehrer und Historiker, im „Journal des Débats" (30. Oct., 7. u. 19. Nov. 1854, abgedruckt in des Verfaffers,,Essays religieux" von diesem Jahre) und die anonym erschienene Schrift eines gelehrten katholischen Pfarrers über diesen Gegenstand: Die unbefleckte Empfängniß der Jungfrau Maria“ (Leipzig, 1858).

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Wenn Maria ohne Sünden empfangen ist, so ist sie nicht der Erlösung durch Chriftus bedürftig."

Und Bonaventura fügt hinzu:

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, Man solle sich hüten, durch den Preis der Mutter die Herrlichkeit des Sohnes zu schmälern, und bedenken, daß der Schöpfer höher stehe als das Geschöpf .... Man könne ohne Gottlosigkeit gar nicht sagen, daß die heilige Jungfrau der Erlösung nicht bedürftig gewesen."

Diese Folgerung wußte man nicht anders zu beseitigen, als daß man annahm, Jesus habe seine Mutter im voraus von der Sünde befreit, so daß sie der allgemeinen Erlösung nicht mehr bedurft hätte.

Aber auch hier stand die große Masse auf der Seite der äußersten Schlußfolgen. Wenn nicht hier, wo dann ist die volle Gegenwart Gottes zu erkennen? das war das Bewußtfein bei vielen Andächtigen. So groß war der Glanz des Mariendienstes, so schrankenlos waren die Ausdrücke der Prediger von der Alles überragenden Heiligkeit und Reinheit der ,,Königin der Engel": so hoch stellte sich die Mutter Jesu praktisch im öffentlichen und persönlichen Gottesbewußtsein, daß man vorhersehen konnte, es werde die legte Schlußfolge einmal doch kirchlich ausgesprochen werden müssen als Glaubenspunkt. Nicht allein Duns Scotus forderte dieses schon: Bossuet in seinen Predigten über diesen Gegenstand findet die entgegengesezte Ansicht ebenfalls unvernünftig; denn, sagt er:

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Wie kann man glauben, daß etwas Uebernatürliches nicht auch gewaltet habe in der Empfängniß dieser Fürstin (der Heiligen)? daß nur dieser Augenblick ihres Lebens durch kein glänzendes Wunder bezeugt sei?"

Das Tridentinische Concil hielt sich an die praktische Entscheidung Sirtus IV. Dieser Papst, selbst Franciscaner, wollte

dem leidenschaftlichen Streite der Franciscaner und Dominicaner (welche gelobt hatten hierüber bei ihrem Thomas von Aquin zu bleiben) ein Ende machen, ohne dogmatische Erklärung. Nachdem er jenes Kirchenfest geheiligt und durch Ablässe geschmückt (er nennt es vermittelnd,,das Fest der Empfängniß der Unbefleckten"), auch zugleich den Gegnern (den Dominicanern) verboten, Diejenigen, welche die unbefleckte Empfängniß lehrten, der Gottlosigkeit zu zeihen, erklärte er (1483), die Kirche und der heilige Stuhl haben darüber noch keine Entscheidung getroffen. Das Concil bestätigte diese Verfügungen, und fügte hinzu:

,,Die heilige Synode habe nicht die Absicht in den Beschluß über die Erbsünde die felige und unbefleckte Jungfrau Maria, die Mutter Gottes, einzuschließen."

Allein das Gefühl der hierbei versteckten Ungläubigkeit oder Feigheit, Das dogmatisch auszusprechen, was man doch praktisch bekenne, ließ den Päpsten keine Ruhe. Pius V. unterfagte 1570 jede Erörterung des Streitpunktes in den Predigs ten und jede Streitschrift in einer lebenden Sprache. Der neue Orden der Jesuiten nahm sich die Verherrlichung der Himmelskönigin zur besondern Aufgabe, und in Spanien entzündete sich ein fast nationaler Enthusiasmus für jene höchste Verehrung. Die Päpste des fiebzehnten Jahrhunderts, und namentlich Alerander VII. (1661) gingen so weit als nur irgend möglich, ohne das Aeußerste zu thun, um diesem Strome der religiösen Erregung zu folgen. Das Fest ward allgemein vorgeschriebenes Kirchenfest, mit dem vollen Namen des Festes der unbefleckten Empfängniß": und kein Fest wird glänzender in der Musterstadt gefeiert als dieses.

Um den oben angedeuteten Schwierigkeiten der Theorie zu entgehen, bediente man sich folgendes scholastischen Aus

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