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Fünftes Buch.

Das Gottesbewußtsein der christlichen Arier.

Bunsen, Gott in der Geschichte. III.

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Allgemeine Einleitung.

Uebersicht und Methode der beiden lezten Bücher.

Wenn wir die Entwickelung des Gottesbewußtseins der christlichen Arier in ihren allgemein bekannten Grundzügen überschauen, mit einem Rückblicke auf die Betrachtung des lezten Bandes; so tritt sogleich ein auffallender Unterschied hervor. Wir hatten bisher in den leitenden weltgeschichtlichen Erscheinungen dieses Gebiets keine höhere Einheit zu betrachten als die des Volksthums und der Stammeseigenthümlichkeit. Auf dem semitischen Gebiete begegnen wir in Abraham einem Gottesmanne, welcher sein Volksthum nicht vorfindet sondern begründet, der aus einem Chaldäer, in Kanaan ein Religionsstifter wird durch menschheitliche Gottesbegeisterung. Alle andern, selbst Moses, bilden eine Nationalreligion. Bei den Ariern fanden wir bisher keine solche Erscheinung. Zoroaster ist iranischer Baktrer, Buddha arischer Inder. So wie der arische Geist mächtig wird in Jonien und Hellas, ist oder wird unter seiner Wirkung Alles hellenisch. Das römische Weltreich bildete allerdings ein gemischtes Volksthum, ein hellenisch-römisches Gottesbewußtsein: doch die Einheit der

nationalen Elemente ist eine äußerliche, mit Aberglauben unten und Unglauben oben, heuchlerisch aufgepußt und zugestußt: höchstens bleibt als hellenische Religion ein flacher, todter Humanismus übrig. Nichts neues Weltgeschichtliches wird dem cäsarischen Heidenthum geboren, was über die Herrlichkeit des alten Volksthümlichen hinausginge oder sie auch nur fortbildend erhielte. Alles ist national, die heiligen Ueberlieferungen wie die Gebräuche. Nach nationalen Gegenfäßen haben wir deshalb bisher die Entwickelung des arischen Gottesbewußtseins vortragen müssen. Was denn ist es, das uns zwingt jezt diese Methode aufzugeben, wenn wir die Entwickelung verstehen wollen? Was ist die Ursache, daß das Nationale in den Hintergrund tritt? Es muß eine rein menschheitliche Macht sein, und eine wahrhaft geistige innerliche. Das heißt, mit andern Worten, der Grund der neuen Lebensgestaltung ist, wenn irgendwo, nur in der Persönlichkeit Jesu von Nazareth zu finden: in ihr muß das rein menschliche Gottesbewußtsein sich ausgesprochen haben, wie nie in einer Persönlichkeit. Die Geschichte kann nicht über die Menschheit und menschliche Persönlichkeit hinaus, ohne aufzuhören Geschichte zu sein: aber wir werden die von den Banden des Selbst eben sowol wie von denen der Nationalität und Zeit freie Gestaltung derselben in einem durchaus einzigen Grade eine göttliche nennen müssen, um die Wirkung zu begreifen: falls wir an dem Grundsage festhalten, daß die Ursache der Wirkung gleichartig, und als das Ursprüngliche höher als dieselbe sein müsse.

Die Betrachtung dieses einzigen Gottesbewußtseins bildet also die heilige Vorhalle zu der großen Entwickelung, welche dort angeregt, sich während fast zwei Jahrtausenden vor uns entfaltet hat. Wir müssen die Apostel und Evangelisten von der Person des Christus trennen, den sie der Welt ver

kündigt und dessen geschichtliche Kunde sie durch ihre Schriften uns bewahrt haben. Sie bilden vielmehr den semitischen Anfang der gemeindlichen Entwickelung, aber mit dem vollen menschheitlichen Lebenskeime. Christus ist in der Geschichte des Gottesbewußtseins nicht der lezte jüdische Prophet, sondern der Vater der christlichen Propheten und Völker: des Menschen Sohn und Gottes Sohn. Die Apostel sind seine Zeugen, die ersten aller semitischen Christen und die ersten Gründer von Gemeinden.

Die Entwickelung des Gottesbewußtseins der christlichen Arier ist seitdem ohne Widerstreit die Trägerin des leitenden Bewußtseins der Menschheit von Gott in der Welt. Aber sie ist unverständlich ohne jene einzige Persönlichkeit. Nur aus dem fortlaufenden Vergleiche der vollendeten Persönlichkeit Jesu und des hohen Zieles, welches er aufgesteckt, mit der an ihn geknüpften volklichen und individuellen Ent= wickelung wird uns ein Maßstab in die Hand gegeben für die Bedeutung der christlichen Vergangenheit, der Schlüffel für das Verständniß unser selbst und unserer Gegenwart, und ein Leitfaden für unsere Ahnung der Zukunft. Und diese Erkenntniß gibt,,Frieden im Herzen, Frieden im Gewissen“.

Wir werden die Entwickelungsreihen des Gottesbewußtseins der christlichen Arier also nicht nach Nationalitäten, sondern nach den zwei höchsten geistigen Gegenfäßen vorführen: der Gemeinde und den persönlichen Leistungen. Diese Zweitheilung beruht auf der Natur des Menschen und der Doppelheit des göttlichen Gedankens der Menschheit, als einzelne Persönlichkeiten und als Ganzes. Bei unserer Darstellung der hellenisch-römischen Welt ward diese Zweitheilung auch zu Grunde gelegt, nur blieb sie noch der Nationalität untergeordnet. Hier wie dort zeigt sich das gemeindliche Bewußt

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