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Geifte zu durchdringenden Grundverhältnisse des Lebens, der Gatten, der Aeltern und Kinder, der Herren und Sklaven, der Gläubigen und der Obrigkeit, zu ordnen, nach jüdischer Sitte wo es anging, aber in Chrifti Geist, das war des Petrus Werk: davon zeugt namentlich das längere Rundschreiben des Apostels. Petrus starb den Tod des Bekenners in der Weltstadt, noch ehe der Fall Jerusalems und die Zerstörung des Tempels den Christen den Sinn der Worte Jesu über das Ende der Welt klarer gemacht hatte. Aber seine Weltansicht und die vorherrschende Richtung, welche er der Gemeinde als einer regierenden und richtenden Anstalt und Einheit gegeben, war die erste, welche in der irdischen Entwickelung der Christenheit Wurzel schlug.

Der Grundgedanke der zweiten Entwickelungsreihe war, daß das aus den Gemeinden der Christen hervorgehende Leben vor allem Andern auf die Ausbildung der persönlichen innern Gesinnung hingehen müsse, und daß es in dieser Gesinnung stehe, und nicht in irgend welchen äußerlichen Werken als solchen, sei es der Anbetung oder auch der Erweisung der Liebe und Barmherzigkeit. Diesen Beruf nun faßte Paulus vorzugsweise ins Auge. Er entwickelte den Gedanken für die damaligen Verhältnisse und Bedürfnisse der jungen Gemeinden in einem solchen Geiste der Allgemeinheit, daß sich die ewige Idee Chrifti darin Jedem erkenntlich, und allen Zeiten als Muster abspiegelt. Dem großen Apostel der Heiden war geschriebenes und ungeschriebenes Gefeß nicht allein gleich, gegenüber dem Evangelium, sondern er erkannte auf seinem dornenvollen Pfade immer mehr, daß der wahre Fruchtboden der Bot schaft der ewigen Liebe die heidnischen Stämme und Völker seien, nicht das durchs Ritualgesez gebundene und dadurch von der übrigen Menschheit schroff getrennte und

aller Verreinigung abholde Judenthum. Jene waren durch keine geseßliche Schranken beengt; ihre sittliche Befreiung war durch keine priesterliche Anmaßung oder Herrschaft über den Geist gehemmt, durch keine als Gesez des Ewigen geltende Einrichtungen erschwert; ihr Gottesbewußtsein war durch keinen Volkgottesstolz verstockt, sondern ein nur verweltlichtes Menschheitthum. Sie hatten Sehnsucht nach Erlösung des Geistes, und Glauben an die Menschheit. Voran standen die Kinder des Geistes, die Hellenen, dann kamen die ernsten, der Wirklichfeit zugewandten Römer: aber auch die Barbaren waren nicht ausgeschlossen. Um so rührender ist des Paulus treue Liebe zu den Juden, denen er, obwol nicht Palästiner, sondern Cilicier, angehörte und mit Liebe anhing. Seine Liebe schaute die einstige Bekehrung der Juden und die volle Vereinigung der beiden getrennten Familien des Einen Hauses im Geiste: nach langen Kämpfen, die er im ahnenden Geiste kommen sah. Die ihm vorliegende Gegenwart behandelte er nach seinem obersten Grundsage dem Glauben d. h. der freien, innern Zuwendung des Gemüthes zur Lehre und zum Leben des Evangeliums. Von innen heraus allein mußte das Christenthum seinen Weg durch die Welt machen: so sollte es auch die Abschaffung der Sklaverei und die Einheit der The herbeiführen. Er sah voraus, daß die Monogamie, und die strenge, nur durch den Tod (leiblichen oder geistigen) auflösbare Ehe, mit Nothwendigkeit und von selbst sich aus der christlichen Würde der Frau entwickeln mußten: erst dann konnte die Lehre Christi von der Gleichheit von Mann und Frau vor Gott, und von der heiligen Einheit der Ehegatten innerlich verstanden werden. Nun hatte sich aber die heidnische und auch die jüdische Frau noch nicht als gleichberechtigte fittliche Persönlichkeit geltend gemacht. Wer jedoch ein Ge

meindeältester sein wollte, mußte dem Geiste der Lehre Christi gemäß leben. Eben so sah Paulus das Aufhören der Sklaverei an als eine nothwendige Folge des Erlösungstodes Christi. Jesus hatte alle seine Brüder zur Freiheit geweiht und berufen: allein erst mußten die Sklaven innerlich frei werden von der Sünde, und ein höheres Ziel sich vorsezen als die äußerliche Freiheit. Das Großartigste dabei ist, daß ihm, eben wie dem Petrus, dieses fortgehende Werk der Heiligung des Menschengeschlechts, ganz unabhängig war von der Ansicht über die Nähe oder Ferne des Weltendes. Christus kommt, und kommt als Weltrichter, das genügt: also heiligt euch (so lautet des Paulus Ruf) und umgestaltet Alles was in eurer Macht steht zu ändern, nach dem Vorbilde der Menschwerdung Gottes in Jesu. Ueber die erwähnte Nähe des Endes der Welt sprach er nur persönliche Ahnungen aus: dieser Punkt lag seinem Geiste wie seinem Berufe ferner.

In diesen Gedanken der Zukunft nun vertiefte sich bald nach Petrus und Paulus Lode der Jünger der Liebe. Der Seher der Apokalypse schaute mitten unter Verfolgung und am Vorabende des Falles Jerusalems, wie die Staaten, insbesondere das römische Weltreich, von einem Reiche der Gewaltthätigkeit und Tyrannei, des Eigennuges und der Ungerechtigkeit, des Haffes und Neides, sich umgestalten sollten und würden zu einem Gottesreiche auf Erden, dessen Grundsaz Liebe, und in der Liebe Freiheit wäre.

Als vor drei Jahrhunderten die edelsten Geister und Völker das Verlangen nach einem geistigern, innerlichen Christenthume und Befreiung von Priesterherrschaft empfanden und sich zum freien Evangelium und zu dem Heilande persönlich hinwandten, da ward Paulus ihnen der Apostel des Glaubens in der gemeindlichen Ordnung, und trat als erster

Ausleger des Evangeliums und als Führer der Gemeinde wieder vor die Menschheit. Als Apostel unserer Zeit kündigt sich jezt allen Herzen Johannes an, der Apostel der Liebe für die im Glauben an ihren Heiland stehende Gemeinde. Wie die Reformation nur die Befreiung des Geistes von Priesterherrschaft durch den Glauben sich vorseßte, so tritt nun jene Idee des tausendjährigen Reiches an die Menschheit heran, als des Reiches, in welchem Christus auch das Staatliche und Volkliche regiert. Eine besonnene Auslegung der Apokalypse in Verbindung mit dem johanneischen Evangelium und dem ersten Sendschreiben, zeigt, daß die weitverbreitete Ahnung, wie dieses Reich uns und unsere Kinder unmittelbar angehe, im Wesen nicht auf Läuschung beruht. Denn was ist das Wesentliche darin? Die Apokalypse stellt in weltgeschichtlicher Sprache die Forderung auf, und zwar als unwiderrufliches Gebot der Weltordnung, daß das ganze volkliche und staatliche Leben der christlichen Gesellschaft sich umgestalte zur Freiheit auf dem Grunde frei dienender Bruderliebe. Das ist geschehen, das heißt, dazu ist seit drei Jahrhunderten wieder ein mächtig fortschreitender Anfang gemacht. Aber ist die Erfüllung wahr im Vergangenen, so ist in jenem Gesichte auch noch eine große weltgeschichtliche Zukunft verborgen: eine göttliche Warnung für die Einen, ein himmlischer Trost für die Andern. Diejenigen Nationen und Staaten, welche das Evangelium mit dem Munde bekennen, in ihrem Thun aber mit Füßen treten, werden untergehen in einer heranziehenden großen Weltumwälzung, welche die des römischen Reiches an Furchtbarkeit wie an bewußter Schuld weit übertreffen muß.

Das war der Erstling von des Apostels Glauben an die Gegenwart Gottes in der Geschichte. Aber Johannes über

lebte die Zerstörung Jerusalems, welche, nach der vorherrschenden Ansicht der apostolischen Gemeinden, das erste Gericht Christi und das Zeichen seiner Rückkehr sein sollte. Die fast ausschließlich judenchristliche Muttergemeinde in Jerusalem verlor ihren Einfluß durch die Eroberung der Stadt: unter Hadrian hörte sie ganz auf. Antiochien mit seiner von Anfang an arisch gemischten Gemeinde trat an die Spiße des christlichen Bewußtseins. Indem so der arische Geist in Kleinasien, in Griechenland und in Rom die Oberhand gewann, entzündete sich aus der Zerstörung Jerusalems das Bewußtsein jener Fortdauer der göttlichen Weltordnung auf dieser Erde, welche der Seher der Apokalypse im dunkeln Gesichte geschaut. Damit war der Beruf gegeben, die Neue Welt auf unserer Erde zu gestalten nach dem Bilde und im Geiste des Erlösers. Für diesen Zweck ergänzte und berichtigte Johannes noch kurz vor seinem Tode die unterdessen Eigenthum der Gemeinden gewordenen Evangelien der Glaubensboten oder ersten apostolischen Missionare. Indem er den historischen Rahmen des Lebens Jesu im Lehramte gab und den Aeltesten der kleinasiatischen Gemeinden überlieferte, hinterließ er zugleich ihnen und allen Gemeinden und Zeiten die tiefern Reden des göttlichen Lehrers, welche in jenen kateche= -tischen Ueberlieferungen nicht enthalten waren.

Als Johannes bald darauf, gegen Ende des Jahrhunderts, in Ephesus starb, waren die Gemeinden, insbesondere das in ihnen bereits vorherrschende arische Element derselben, ganz und gar auf die Leitung des Geistes Derjenigen angewiesen, welche Jesus weder gesehen noch gehört hatten. Ihr selbständiges Leben hebt also mit dem Anfange des zweiten christlichen Jahrhunderts an, wie das selbständige Leben der

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