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diesen Geist,,seine Mutter" nennt. Es ist die göttliche, ewige Kraft gemeint, welche das Ganze zusammenhält, indem sie die einzelnen Mitglieder und die einzelnen Gemeinden zu der Einheit einer Gottesgemeinde aufbaut. Hiernach ist eine der schwierigsten Stellen der Apokalypse zu erklären. Wer ist in der Offenbarung (XII, 1-6) die mit strahlender Sternenkrone aller zwölf Stämme geschmückte schwangere hohe Frau, welche sich in die Wüste rettet? und wer ist das Kind, das durch göttlichen Schuß der Verfolgung entrückt wird? Offenbar nicht Maria und Christus: denn Christus ist längst zum Vater heimgekehrt, der Fall Jerusalems steht vor der Thür. Die Mutter wird während der schlimmsten Zeit beschüßt: sie ist also die jüdische Christengemeinde, die Muttergemeinde für die zerstreuten Gläubigen der zwölf Stämme und ihre Genossen. Sie ist in der That die Muttergemeinde der Heidenchristen, aber erst diese Gemeinde der Völker wird die Welt überwinden. Diese nun ist das in den Himmel entrückte Kind, welches, die Heiden mit eisernem Zepter" regieren wird. Noch ist sie Kind: aber in ihr ist der volle, wahre Christus geboren, der Erneuerer der Heidenwelt, der Besieger der Weltherrscher, welche nach dem Gesicht Jerusalem zerstört haben, und bald in der That zerstören werden.

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In diesem Sinne also ist die Gemeinde Mutter, wie die göttliche Geisteskraft, welche sich in ihr offenbart. Nie aber heißt der Bischof, auch der größten Gemeinde, Vater" (Abbas, Papa); es ward empfunden, daß dieses im grellsten Widerspruche stehen würde mit jenem ausdrücklichen Ver= bote des Herrn an seine Jünger, keinen Menschen „Vater“

zu nennen.

Es liegt schon in der Idee der geseglichen, regierungsund bildungsfähigen Freiheit an sich ein Gottesbewußtsein: denn

diese Freiheit ist das von Gott selbst gesteckte Ziel der Menschheit, als die einzige fittliche Form der Regierung menschlicher Gemeinschaften. Aber dieses Gottesbewußtsein trägt sein göttliches Siegel noch stärker auf der Stirn, wenn die angestrebte Freiheit unmittelbar die des Geistes, wenn das Ziel die Bewährung jener Freiheit des Gewissens und ihrer Bethätigung im Gottesdienste ist, ohne welche dem Christenthum, als der wahren Religion, die Lebensluft fehlt. Daß der Gottesgeist, nach Jesu Verheißung, bei jener Gestaltung der Gemeinde war, zeigt sich dadurch, daß dieser Typus der Verfassung sich erhielt nach der Jünger Tode, troß der umbildenden Entwickelung. Die alte christliche Gemeinde ist nie ohne das Amt gewesen, d. h. des Regierens: denn das Reden (also Predigen) in der Gemeinde, steht allen Brüdern frei, so wie beim Abhalten des Liebesmahles alle Aeltesten, unterstüßt von der Handreichung der Diakonen, gleiches Recht hatten. Die Aufnahme von Gemeindegliedern war ebenfalls eine Gemeindehandlung: die Ablegung des Taufgelöbnisses war persönliche Handlung vor ihr, unter Leitung der Aeltesten, mit Berufung auf die Gemeindeglieder, welche den Täufling während der mehrjährigen Prüfungszeit gekannt und beobachtet hatten: das Siegel der Aufnahme war die Zulassung zum Brudermahle. Bei der Taufe selbst gelobte der Jünger am Glauben zu halten, wie ihn die Gemeinde fannte. Die urkundlich älteste Form ist die in der Kirche von Alexandria damals übliche, welche wörtlich auf folgende älteste Fassung zurückkommt*):

Ich glaube an den einigen, wahren Gott, allmächtigen Vater:
Und an seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christ, unsern Herrn und
Heiland:

Und an den heiligen Geist, der da Leben gibt.

*) „Hippolytus", 2. Edition, V. I, p. 97.

Aus dieser allmälig erweiterten Taufformel erwuchs erst im fünften Jahrhundert das gottesdienstliche Credo, oder das sogenannte apostolische Glaubensbekenntniß.

Dieses Bild der Gemeinde, als der erscheinenden Wohnung des heiligen Geistes spiegelt sich weltgeschichtlich ab in der Einrichtung des Gottesdienstes. Der gottesdienstliche Raum war ein Saal: seine schönste, geschichtliche Darstellung ist die Basilika, der Volks- und Gerichtssaal der Alten Welt, mit der Richterbühne am Ende. Also der Typus der bürgerlichen (nach gewöhnlichem Sprachgebrauche, der weltlichen) Gemeinde war was sich der Geist des christlichen Volkes erwählte, nicht die jüdische Tempelform. Der Versammlungsort der bürgerlichen Gemeinde wird bedeutsam, die heilige Stätte der religiösen: aber Tempel Gottes ist die Gemeinde selbst, das Wohnhaus des heiligen Geistes, das wahre Heiligthum. Im hintern Ausbau der Basilika saßen statt der Richter, die Aeltesten: für den Bischof, wo ein solcher war, ward ein erhöhter Sessel (Kathedra) in der Mitte des Ausbaus (der Apfis, Tribune) aufgestellt. *) Von jenem Ausbau aus, wo die Size waren, oder, bei der Abendmahlsfeier, ein wenig weiter vorwärts, vom Communionstische her, redete der Prediger. Von da hatte der Sprechende die ganze Gemeinde vor sich, wurde von Allen gesehen und sprach mit Leichtigkeit Allen vernehmlich. Aber das Weltgeschichtliche ist und bleibt, daß aus dem Tempel nun nicht blos eine, unter und neben dem Tempel von Jerusalem bestehende, Schule (Synagoge, Versammlungsraum) geworden war, sondern ein selbständiges Heiligthum, deffen Mitte die Gemeinde füllte, nicht die Priesterschaft, und in dessen Hintergrunde nicht das verhüllte oder durch eine Wand getrennte Bild

*) Bunsen,,,Die Bafiliken“.

oder Symbol der Gottheit stand, sondern die Sprecher der Gemeinde, die Verkündiger der frohen Botschaft saßen. Wenn das Brudermahl beginnen sollte, gesellten die Mitglieder des Vorstandes sich zu der Gemeinde: der Tisch des Gemeindemahls stand im Schiffe der Basilika, zwischen Volk und Geistlichkeit, zwischen der Gemeinde und Denen, welche den heiligen Dienst bei ihr hatten.

Also die gegenwärtige Gottheit der anbetenden Gemeinde war der Geist, seine Darstellung die erscheinende und doch nicht persönlich dargestellte Gemeinde, die Gottesträgerin. Sie war die ihrer Natursymbolik entkleidete Weltträgerin des Furchtbaren, die Esche der Germanen, eben sowol als sie die Wesenheit der von ihrer Thiersymbolik befreiten Bundeslade der Stiftshütte war. Gott, der bewußte Geist, war in der Gemeinschaft offenbar geworden. Das war die wahr hafte Gegenwart Christi, das der wahre Leib des Herrn. Der Geist des Ewigen und der Geist des Sohnes schwebte über der Gemeinde. In diesem Bewußtsein der unmittelbaren Gegenwart Gottes in der Gemeinde legte der im Glauben Unterrichtete und Gläubiggewordene sein Gelübde ab: in diesem Bewußtsein erneuerte sie selbst das Gelöbniß beim Brüdermahle und gab den eigenen Willen hin, in dankbarer Erinnerung an den erlösenden, befreienden Tod Jesu. Aus einem Abendmahle war diese Feier, wol auf Paulus Rath und durch die Macht des Geistes, ein Morgenmahl geworden, und allmälig, ganz getrennt von den Agapen oder Liebesmahlen, ein symbolischer Genuß von Brot und mit Wasser gemischtem Wein. Mit seiner sonntäglichen Feier verknüpfte sich das geistige Lob- und Dankopfer, anschließend an das von Christus nur gehobene und vergeistigte Lob- und Dankgebet, welches der jüdische Hausvater beim Brechen des Brotes, und später,

nach dem Hauptessen, beim Vertheilen des Weines sprach. Dieser Dank aber gipfelte in dem geistigen Opfer, dem Hingeben des eigenen, selbstsüchtigen, endlichen Willens in den göttlichen. Sein Ausdruck war noch später (wenigstens bis zum fünften Jahrhundert) ein freies Gebet: es durfte nicht abgelesen werden: der Aelteste, welcher den Geist des lauten, gemeindlichen Gebetes nicht hatte, sprach nach der Pause stillen Gebetes den Segen, das Gebet des Herrn, als Segnung und Weihung der Gemeinde, welche dem Ewigen sich heiligen, d. h. weihen, ganz und gar ergeben wollte. Diesem Gebete des Herrn (den Bitten des Vaterunsers) antwortete die Gemeinde durch die sogenannte Dorologie (Lobpreisung), welche deshalb in den spätern Handschriften der Evangelien als Schluß des Gebetes des Herrn dem ursprünglichen Terte hinzugefügt wurde. In den drei ersten jener Bitten war Alles zusammengefaßt, was in dem Augenblicke feierlichsten Gelöbnisses jedem Anbetenden in der Seele wohnte:

Geheiligt werde dein Name:

Dein Reich komme:

Dein Wille geschehe auf Erden wie (er geschieht) im Himmel.

Darin liegt der Kern des ganzen christlichen Bewußtseins von Gottes Gegenwart und Wirkung in der Geschichte!

Schon zu Anfang des zweiten Jahrhunderts ward bei diesem Gemeindegottesdienste ein christlicher Hymnus gesungen, welcher kein anderer sein kann als der im zweiten Jahrzehende von Plinius in seinem Bericht an Trajan erwähnte. Es ist das sogenannte Gloria der westlichen Kirche. Die Handschrift der griechischen Bibel im britischen Museum, die griechischen Kirchenbücher, und die der lateinischen (in welche Bunsen, Gott in der Geschichte. III.

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