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Ausdruck*)) eine weltgeschichtliche Thatsache. Auch hier ist das Spiel mit den Aeonen (deren phantastische Ausführungen wir übrigens jezt, nach den Urkunden, der Schule zuzuschreiben haben, nicht ihm selbst) nur ein Vorbild, oder cine Abspiegelung, von dem Drama des Menschengeistes in der Geisterwelt.**) Ganz klar tritt ferner bei ihm die trostvolle Idee eines endlichen Sieges des göttlichen Prinzips der Liebe in der Weltgeschichte hervor: der Demiurg selbst gelangt zulegt zu der Einsicht, daß er des höchsten Gottes Werk thut und gethan hat, ohne es zu wissen, ja ohne es zu ahnen.***) Darin hat des Valentinus Lehre ohne Zweifel, für den evangelischen Theologen eben sowol wie für den Geschichtsforscher und Philosophen, einen ungleich höhern Werth als die Teufelslehre alter und neuer kirchlicher Theologen, welche daraus eine Gottespolizei zur Abschreckung der Sünder machen, und, ohne es zu wollen, annehmen, daß nicht Gott, sondern der Teufel die Welt regiere. Der wahrhaft evangelische und philosophische Gedanke des Valentinus spricht sich sehr schön in einem bei Clemens†) aufbewahrten Saße aus. Valentinus in einer seiner Predigten redet,,die geistlichen Menschen“ (im Gegensaß der sinnlichen, psychischen) so an:

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Ihr seid unsterblich vom Anbeginn, Kinder des ewigen Lebens: ihr beschloffset den Tod zu schmecken durch Hingave des Selbst, damit ihr den Tod verschlingen und vernichten möchtet. Denn indem ihr die Auflösung dieser Welt des Stoffes vorbereitet, und doch selbst der Auflösung nicht unterworfen seid, werdet ihr Herrn der Schöpfung und alles Vergänglichen.“

*) Neander, 1, 738 **),, Hippolytus", I, 137.

***) Ebend. p. 138 162.

Strom. IV, 13. (p. 218, Pott.).

Bunsen, Gott in der Geschichte. III.

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Heiligung aber in das geinliche Leben: das in des Geistes Werk in den Herzen der Geinlichgeñanten. Dem entsprach ibre Gottesverehrung, und deswegen ist und beißt sie ihnen ,,ter vernünftige Gottesdienst". Bis riese beiligende Kraft res Geintes beginnt, gilt von dem Menichen, was er an einer antern Stelle jagt*):

„Das Herz ist eine verunreinigte Herberge der bösen, die Seele verunstaltenden Geister, bis es berührt wird von Dem, der es liebt. Aber wenn der Bater, der allein Gute, darin waltet, dann wird es gereinigt und erglänzt inwendig von Sicht: und deshalb sagt der Herr: Gesegnet der reines Herzens ist, denn er wird Gett schauen."

Alio die Quelle der reinigenden Kraft ist in der neuen persönlichen, sinlichen Gemeinschaft mit dem Erlöser. In dieser fortdauernden Wirkung des Erlösers offenbart sich der allein Gute, der Vater.

Tem begabtesten Schüler des Valentinus, Theodotus, gelang es gegen 170 oder 180, sich von dem Dualismus loszumachen. Ich habe nachgewiesen, daß wir in den Auszügen des Clemens von Alexandrien die Bruchstücke eines Werkes dieses großen Denkers haben.**) Hier heißt es:

"

,, Der nicht erlöste und wiedergeborene Mensch steht unter dem Schicksale (der Heimarméne, Fatum), und also unter der Gewalt der streitenden Naturmächte, welche in den Gestirnen verkörpert wirken. Von dies.m Streit und Kampf befreit uns der Here, und gibt uns Frieden. Das deutete der neue Stern an, welcher bei der Gebuit des Herrn aufging, und, mit neuem Glanze scheinend, die alte Sagung der Gestirne auflöste. Er selbst, der Herr, ist unser Wegweiser, er, der auf die Erde herabstieg, auf daß er die an Christus Glaubenden aus dem Schicksal verseßte in seine eigene Vorsehung.“

*) Clem. Strom. II, 409.

**) Analecta Ante-Nicaena, Vol. I, p. 203–287. Insbesondere §. 69-85, p. 268-277.

So führte dieser Anfang der christlichen Wissenschaft der Weltgeschichte doch, durch diesen Schüler des Valentinus, ins geschichtliche, evangelisch - apostolische Christenthum zurück. Die Schule ging unter in ihren Irrthümern und in ihrer Ungemeindlichkeit: Clemens wandte aber sein Streben dahin, die. Goldkörner der Erkenntniß, welche jene Männer ausgestreut hatten, zu bewahren: seine und des Origenes tiefste Gedanken sind von daher angeregt. Mit Origenes ging jedoch diese Schule unter, und im folgenden Jahrhundert die Blüte des Bewußtseins Gottes in der Welt überhaupt.

Aber fast gleichzeitig mit Valentinus, nur um ein Jahrzehend später, treten uns in einer ganz andern Form zwei merkwürdige prophetische Bücher der christlichen Weltanschauung entgegen: Das Sendschreiben an Diognet, und der Hirt“ des Hermas.

3. Der Brief an Diognet.

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Dieses Bruchstück denn der Schluß des Briefes gehört wahrscheinlich einer spätern Schrift zu steht in gewisser Hinsicht einzig da im Gottesbewußtsein des zweiten Jahrhunderts, durch seine eigenthümliche Frische und das fast bis zur gegensäglichen Leidenschaftlichkeit gesteigerte Bewußtsein der mit dem Christenthum gegebenen neuen, ursprünglichen Entwickelung des ewigen Rathschlusses der Liebe in der Geschichte, nicht dieses oder jenes Volkes, nicht dieser oder jener Zeit, sondern der Menschheit, für alle Zeiten.

Da der Horizont des Schreibens der Aufstand der Juden. und der Krieg des Barkochba unter Hadrian ist, so werden wir auf die Jahre von 133-139 angewiesen. In diesen Jahren schon leitet Diognet, nach des Kaisers Selbstbe

kenntnissen, die menschliche und philosophische Erziehung Marc Aurels, der bei der Zerstörung Jerusalems, 135, vierzehn Jahre alt war. Von dem Gottesbewußtsein des Verfassers (wahrscheinlich war es der junge Marcion, der sich damals in Rom aufhielt) zeugen besonders folgende Stellen. Nachdem er ausgeführt, daß der jüdische Gottesdienst allerdings dem wahren Gotte, als Schöpfer Himmels und der Erde gewidmet, sonst aber eben so äußerlich sei als der heidnische, geht er im 5. und 6. Kap. zu der Schilderung der Christen über:

,,Jedes Land ist ihr Vaterland, und jedes Vaterland ist ein fremdes Land für sie .... Sie sind im Fleisch, aber sie leben nicht nach dem Fleisch. Sie weilen auf der Erde, aber ihre Bürgerschaft ist im Himmel. Sie gehorchen den Geseßen, welche sie finden, und bestegen sie durch ihr Leben... fie thun Gutes und werden bestraft wie Missethäter: sie dulden die Strafe in Freudigkeit, weil ihr inneres Leben dadurch angefacht wird: die Juden machen Krieg gegen sie als gegen Fremde, und die Hellenen verfolgen fie, aber ihre Haffer können keinen Grund angeben für ihre Feindschaft."

Tacitus hat seine Antwort, seine Zweifel haben ihre thatsächliche Lösung gefunden, und zwar gerade wo er sie nicht suchte! Es ist das Selbstgefühl der erlösten Menschheit, die sich glücklich fühlt in härtester Zeit und frei unter blutiger Tyrannei, denn sie ist entschlossen für ihre Würde, Glauben und Ehre als Gottesfinder zu sterben. Bald werden dieselben Staaten ihnen zufallen, welche sie jezt als Fremde, Unpatriotische, verfolgen. Und dann heißt es weiter (Kap. VI):

,,Die Christen sind in der Welt was die Seele im Leibe ist. Die Seele ist durch alle Glieder des Leibes verbreitet, und so sind die Christen in allen Städten der Welt. Die Seele lebt im Körper, aber sie ist nicht der Körper: so sind die Christen in der Welt, aber nicht von der Welt. Die unsichtbare Seele wird

in einem sichtbaren Leibe bewahrt, so find die Christen der Welt offenbar, aber ihr Gottesdienst ist unsichtbar. Die Seele liebt den Leib und seine Glieder, welche sie haffen, so lieben die Chriften ihre Hafser. Die Seele ist im Leibe eingeschloffen, doch erhält sie den Leib: so find die Christen gleichsam eingekerkert in der Welt, und erhalten doch die Welt... Die Seele wird beffer, je mehr fte fich züchtigt durch Enthaltsamkeit von Essen und Trinken, und je mehr die Christen Strafe leiden, desto mehr wächst von Tage zu Lage ihre Zahl.“

Gehen wir auf den allgemeinen Grund dieses Bewußtseins zurück, so finden wir darin die Frucht des von Christus in die Menschheit gepflanzten höhern Lebens. Die Wirklichkeit ist noch unter der Herrschaft der Tyrannen, der Unterdrücker des Gewissens; aber die Gemeinde ist ihres Sieges gewiß, denn

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sie ist bereit für das Bekenntniß des frei machenden Glaubens, wie in allen Verhältnissen zu leben, so in jedem Augenblick zu sterben. Nach der Natur des Gottesbewußtseins, wie wir dasselbe bis jest gefunden, muß dieser Glaube und dieser Todesmuth ruhen auf einem Bewußtsein der Ursprünglichkeit des Göttlichen in der menschlichen Natur, auf einem Glauben an die Kindschaft, an den Vater im Himmel, an den Gott der ewigen Liebe und der wahren Freiheit. Und wo ist dieses schöner ausgesprochen als in Dem, was nun folgt (Kap. VII)?

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‚ Nicht menschliche Lehre oder geheime Ueberlieferung ist es was die Christen empfangen haben und bewahren .... nein, Gott, der Regierer und Schöpfer des Weltalls, der Unsichtbare, hat selbst vom Himmel her in die Menschen eingepflanzt die Wahrheit, und das heilige unbegreifliche Wort, und hat Ihn, dieses Wort, gegründet in ihrem Herzen. Er fandte Ihn, das Wort, durch welches er das Weltall geschaffen .... Ihn, dessen geheimnißvollen Geseßen alle Gestirne gehorchen . . . Und wie sandte er ihn? Etwa um über die Menschen Herrschaft und Schrecken zu üben? Wahrlich nein! Sondern in Gnade und Sanftmuth, als

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