ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

einen Gott sandte ihn Gott, als einen Menschen zu Menschen: er sandte ihn zur Erlösung, zu überreden, nicht zu zwingen: denn aller Zwang ist Gottes Natur fremd. Er sandte ihn, als der da wünscht zu berufen, nicht zu verfolgen: in Liebe, nicht zum Gericht. Aber als Richter wird er einst kommen."

Christus ist das in ihm zur menschlichen Persönlichkeit gewordene ewige Wort: aber dieses Wort ist der Menschen Herzen eingepflanzt und deswegen ist die Christuslehre die Religion der Menschheit, um diese Erde zu segnen und vom Reiche der Selbstsucht zum Gottesreiche zu erheben.

Endlich spricht auch das Schreiben ein weltgeschichtliches Bewußtsein aus von den Gesezen einer solchen fortschreitenden Weltvergottung oder Vergeistigung, Befreiung, Erlösung :

[ocr errors]

Gott war immer liebend und langmüthig, und ist es und wird es sein, und er allein ist der Gute. Seinen großen, unaussprech= lichen Rathschluß eröffnete er seinem Sohne. Ehe dieses Geheimniß offenbar wurde, schien er unser nicht zu gedenken ... Wie er nun Alles vorbereitet hatte, mit seinem Sohn, überließ er uns unserer eigenen Luft, nicht weil er unsere Ungerechtigkeit billigte, sondern um die Zeit der Gerechtigkeit herbeizuführen durch die Ueberzeugung von unserer Unwürdigkeit, damit wir durch Gottes Kraft das Gottesreich erlangen, nachdem wir uns unfähig erkannt, zu demselben zu kommen durch unsere eigene Macht: dann erst sandte er seinen Sohn, den Gerechten für die Ungerechten... zu ihm sollen wir aufblicken und aller irdischen Sorgen uns ent= schlagen." (Kap. VIII. 11.)

Der begeisterte christliche Hellene überläßt sich zum Schlusse der Hoffnung, daß Diognet nach diesem Glauben sich sehnen, diese Erkenntniß Gottes, als der ewigen Liebe erlangen möge. Denn, fügt er hinzu:

"

Wenn du Gott liebst, der dich so sehr zuerst geliebt hat, wirst du ein Nachfolger Gottes werden. Wundere dich nicht, daß ein Mann der Nachfolger Gottes werden mag. Er kann, wenn er will. Seligkeit besteht nicht im Herrschen über unsere Nachbarn, oder im Wunsche mehr zu wissen als die schwächern Brü

der, oder in Reichthum und Unterdrückung der Armen: wer also handelt, kann nicht ein Nachfolger Gottes sein: alles dieses ist der Majestät seines Wesens fremd. Aber ein Jeder, der die Last sei= nes Nächsten trägt, der bereit ist von seiner Fülle Dem zu geben, der es bedarf, Jeder, der durch Mittheilung der Güter, welche er von Gott empfangen, Denen die sie von ihm empfangen ein Gott wird dieser Mann ist ein Nachfolger Gottes. Dann wirst du schauen, obwol du auf der Erde lebst, daß Gott im Himmel regiert: dann wirst du beginnen von Gottes Geheimnissen zu reden: dann wirst du lieben und bewundern Diejenigen, welche Strafe leiden, weil sie Gott nicht verleugnen wollen. Du wirst den Trug und Irrthum der Welt verdammen, wenn du erkannt haft, wie man wahrhaft lebt im Himmel: wenn du verachten kannst was hier Tod scheint, wenn du dich fürchtest vor Dem was wirklich Tod ist.“

So dachte, so bekannte, so schrieb ein begeisterter, wahrscheinlich noch jugendlicher Christ, um den platonischen Stoiker zu bekehren, und dessen Zögling (der von Marcus Antoninus bald nach seiner Thronbesteigung, im Jahre 139, an Kindesstatt angenommen wurde) von der Ungerechtigkeit, Gottlosig= keit und Nuglosigkeit der Christenverfolgungen abzuhalten.

Wer erkennt hier nicht den beispiellosen Aufschwung, welchen das Gottesbewußtsein der Menschheit am Kreuze in Golgatha genommen hatte! Nicht allein Judaismus und Hellenismus, auch das Tiefste des Buddhismus, ist weit überwunden. Gottes Reich auf Erden soll gegründet werden, denn Gottes Kinder sind die Menschen, sein Geist ist in ihnen: ein Geist der fortschreitenden Vergottung der Welt durch die Einpflanzung göttlicher Freiheit und Liebe. Dieser Freiheit Gewähr ist Selbstentsagung, Hingebung für die Brüder, als Gottes Kinder, als Gefäße des heiligen Geistes. Dieser Liebe zu Gott einzig sicherer Beweis ist die aufopfernde Liebe zu den Brüdern. Der Beweis des Gegentheils, das Zeichen der

Feindschaft gegen Gott ist Verfolgung, Gewissensdruck: denn aller Zwang ist Gottes Wesen fremd.

Das lebt und wirkt und treibt jezt in den Gemüthern der Menschen, vom Schwarzen Meere bis nach Rom, von Alexandrien nach Athen: und das sollte zufällig sein? oder das sollte nur aus dem Verfalle des Heidenthums erklärt werden können? Seßt es nicht offenbar eine ewige Ursäch lichkeit voraus, die auf den Gesezen des unserm Bewußtsein eingepflanzten Kosmos beruht?

4. Hermas und sein Werk:,,Der Hirt".

Jene begeisterte Stimme des philosophisch - gläubigen Vertheidigers der verfolgten Christengemeinde verhallt spurlos: während sehr untergeordnete, ja geistlose Apologien mit Ruhm erwähnt werden, schweigen Eusebius und die andern christlichen Geschichtschreiber von jenem Sendschreiben. Und doch war es aus frommem Gemüthe geflossen und aus der Seele der Gemeinde geschöpft, wie die ganze Geschichte der Zeit beweist. Nur ein späteres Misverhältniß des Schreibers zur Gemeinde kann dieses erklären: ein solches war der Uebertritt Marcions zu der von der Gemeinde gesonderten Schule des Valentinus.

Beim ersten Anblicke kann es nicht weniger räthselhaft scheinen, wie der älteste christliche Roman, der Hirt des Hermas (vom Bruder des römischen Bischofs Pius, im Jahre 139 geschrieben), umgekehrt bei den christlichen Gemeinden der griechischen und römischen Welt sich ein so großes Ansehen erwerben konnte, daß er selbst in den Gemeindeversammlungen als „Schrift" vorgelesen, daß er von Clemens „ein göttlich eingegebenes Buch" genannt, und daß sein Zeugniß noch auf dem Concil von Nicäa von beiden Parteien angerufen wurde. Beim tiefern Erforschen der Gegenfäße in jener

[ocr errors]

Zeit und des Inhalts erklärt sich jedoch (wie der Verfasser anderwärts weiter entwickelt hat) dieses Räthsel ganz leicht. Das äußerlich unansehnliche Buch kam einem tief gefühlten Bedürfnisse der damaligen Christen entgegen: über die Zukunft der Gemeinde und der Welt, aus dem freien Laiengefühl eines hellenischen Chriften ein deutendes Wort zu hören. Hermas verläßt den bisher in Nachahmung der johanneischen Offenbarung verfolgten Weg der Apokalyptik, und lenkt in die freie Form der Dichtung ein, mit beibehaltener Form der Vision. Es ist sehr merkwürdig, daß der Verfasser dieses gethan mit demselben individuell - geschichtlichen religiösen Gefühl wie fast zwölf Jahrhunderte später Dante in der Göttlichen Komödie", und zwar, wie wir unbedenklich sagen, mit gleicher Tiefe des religiösen Glaubens, aber mit viel größerer Hoffnung für die Zukunft, also eigentlich mit viel größerm Glauben an den Sieg des wahren, die Welt umgestaltenden Christenthums als der große Florentiner des Mittelalters. Beide stellen die innern Zustände des Gemüths dar von dem Erwachen aus dem Sinnenrausche und der Selbstsucht zum Glauben an die erlösende göttliche Liebe, und durch die läuternde Buße hindurch zum seligen Frieden des Gemüths: beide spiegeln diese Zustände ab als Zustände nach dem irdischen Leben. Aber während der Prophet des Mittelalters nirgends eine Hoffnung ausspricht für das Leben der Christen auf Erden, für die bestehende kirchliche Form des Gottesreichs, sondern vielmehr alle Seligkeit, wie alle ge= rechte Strafe in die Welt des Jenseits sezt; weidet sich das Auge des Hermas, noch mitten in der Verfolgung, ja am Vorabende einer Verfolgung, die er herankommen sieht, an der herrlichen Ausbreitung des Gottesreichs jenseit der unzureichenden Lebenskraft in Griechen und Römern. Dieses

ist der Hauptpunkt, auf welchen wir uns hier beschränken müssen. *)

Hermas ist nicht Name des Verfassers, sondern der Held des Romans. Er ist der von Paulus erwähnte römische Freund, und die Geschichte spielt in Rom unter Bischof Clemens, also in der Zeit des Schülers des Heidenapostels. Dieser Hermas, welchem das Buch zugeschrieben sein will (wie es denn bei Vielen für das Werk eines apostolischen Mannes galt), ist im Roman ein Handelsmann, angesehener Aeltester der römischen Gemeinde, unglücklich verheirathet an eine ungläubige Frau, und im gewöhnlichen Leben nicht viel gewisserhafter als seine Söhne: aus Unmuth vernachlässigte er sein Haus. Als er einst an der Tiber lustwandelte, sah er wie ein Mädchen aus dem Badehause in den Strom fiel; er rettete fie, aber wie groß war sein Erstaunen, als er in ihr eine Jugendgespielin, Haussklavin des Vaters, erkannte. Sie war eben so fromm als schön: er pflegte ihre Bekanntschaft, und seine Bewunderung ihrer Person und ihrer christlichen Sanftmuth war in Augenblicken vielleicht nicht weit von begehrlicher Liebe. Da schlief er einmal auf einsamem Pfade in Gedanken an jene Schönheit ein: siehe, da fand er sich im Geiste in einer felsigen, unwirthbaren, von Abgründen umgebenen Gegend (wie Dantes Anfang sie beschreibt): von da gelangte er zu einer Ebene, und sein Geist erhob sich zum Gebet. Da erschien ihm der Geist jener seitdem zu Gott abgerufenen schönen Jungfrau, die ihm sagte, sie sei heimgerufen, um seine fündlichen Gedanken vor Gott zu bringen, und öffnete ihm die Augen über seine innere Unreinigkeit, trog aller Enthaltung strafbarer Aeußerung

*),, Hippolytus", I, 181-215.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »