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Frage der sittlichen Weltordnung angewandt, und zwar in ihrem tiefsten Grunde. Denn das beweist doch wol ein von ihm erhaltener Ausspruch.*) Er antwortete auf die Frage griechischer Dialektiker: wie der Gott der Christen die Dinge (das Endliche) wol auffassen möge, etwa sinnlich das Sinnliche, geistig das Geistige? folgendermaßen:

"

, Weder finnlich das Sinnliche noch geistig das Geistige. Denn es ist unmöglich, daß der über das Endliche Erhabene etwas auffassen sollte nach Art des Endlichen. Wir (die Christen) sagen vielmehr, daß Gott das Endliche erkenne als seine eigenen Willensbeschlüsse, und für diese Rede haben wir einen guten Grund anzugeben. Denn wenn Gott das All durch seinen Rathschluß (Willen) gemacht hat und dieser Annahme wird keine Rede widersprechen und wenn es immer fromm und richtig ist zu sagen, Gott kenne seinen eigenen Willen, und wenn er in der That alles Gewordene als ein Wollender gemacht; so steht fest, daß Gott das Endliche erkennt als seine eigenen Willensschlüsse, indem er ja auch als Wollender das Endliche gemacht hat."

Da die Antwort die Frage decken muß, diese aber das Geistige, also die Menschheit, einschließt; so liegt darin die große philosophische Annahme: es sei im Ewigen begründet eine sittliche Weltordnung, und das Gottesbewußtsein der Menschen habe eine gegenständliche Wahrheit.

Diesem Lehrer nun folgte Clemens auf dem Lehrstuhl der ersten theologischen Schule der Christenheit in Alexandrien gegen 190, und der größte Theil seiner Schriften fällt in die Zeit vom Tode des Commodus (192) bis zum Anfange des dritten Jahrhunderts. Bereits im Jahre 202 vertrieben ihn Verfolgungen von seinem Lehrsize. Auch vom Mittelpunkte unserer Betrachtung der Entwicklung des christlichen

*) Aus den Scholien des Marimus, auch aufbewahrt durch des Erigena Uebersehung des Dionyfius Areopagita. S. bei Nouth, Reliq. Sacr. I, p. 379, wo übrigens einige Kleinigkeiten zu berichtigen find.

Bewußtseins von Gott in der Geschichte, erscheint die Religionsphilosophie des Clemens als der Gipfelpunkt der Vereinigung gläubiger christlicher Weltanschauung mit der edelsten hellenischen Betrachtung. Die Verbindung des Glaubens und Wissens, der Theologie und Philosophie war vom Anfange sein bewußtes Streben. Den Verirrungen der Gnostiker entging er durch sein Festhalten an Christus und seinem Evangelium. Dieses zeigt sich besonders in den drei Hauptpunkten, worauf es damals ankam: er hielt sich mehr an die Gemeinde als an die Schule: er seßte den Glauben über das Wissen: das christliche Leben war und blieb ihm der Prüfstein beider.

In diesem Glauben faßte er den kühnen Entschluß, auf dem durch Valentinus und seine Schule eröffneten Wege der philosophischen Erforschung des Johannesevangeliums, insbesondere des Prologs, fortzugehen. Es handelte sich dabei für die gemeindliche (katholische) Kirche insbesondere um die Verbindung des ewigen Logos mit der Persönlichkeit Jesu, also der Idee mit der geschichtlichen Erscheinung. Der bekannte byzantinische Patriarch des neunten Jahrhunderts, Photius, beschuldigt ihn hinsichtlich dieses Punktes der Keßerei. Die Stelle, welche er als Beweis seiner Anschuldigungen gegen Clemens anführt, ist uns in dessen Werken nicht erhalten: fie muß den bis auf Bruchstücke verlorenen,,Hypotyposen" entlehnt sein; allein die geretteten Theile derselben genügen als Zeugniß dafür, daß das Gottesbewußtsein des Clemens apostolisch war. Er ließ Gott eben so wenig in dem Begriffe der Welt oder in der menschlichen Entwickelung aufgehen, als er zwischen Gott und Welt die Kluft des Judaismus seßte. Zur Unterscheidung beider genügte ihm (in Anschluß an jene Worte des Pantänus) der Gegensaß des ewigen Seins und des vergänglichen Werdens, des Unendlichen und

Bunsen, Gott in der Geschichte. III.

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des Räumlich-Zeitlichen. (der Logos) ist ihm Gottes Selbstbewußtsein, in der Endlichkeit aber, unter den Menschen, nach Jesu Heimgang, redet dieses Wort zu uns, als unser eigenes Gottesbewußtsein, und wohnt als Geist (Nûs) in den Herzen der Menschen.

Gottes Wort im höchsten Sinne

Dieses ist nun auch der Sinn der verdächtigten Worte: ,, Logos (das Wort) wird auch der Sohn (Chriftus) genannt, also mit demselben Namen, welchen der Logos des Vaters (das ewige, anfanglose Wort) trägt. Aber es ist nicht dieser Logos, welcher Fleisch wurde (Joh. I, 14), noch auch der Logos des Vaters, sondern vielmehr (wurde Mensch) eine Kraft Gottes, gleichsam ein Ausfluß des Logos selbst, welche, Geist geworden, der Menschen Herzen durchzieht."")

Der

Die Bemerkungen des Clemens zu dem Systeme des Theodotus lassen über die Hauptsache keinen Zweifel: Clemens suchte vom transscendentalen, ontologischen Standpunkt zur rein historischen Erscheinung zu gelangen, ohne in die den Gnostikern anklebenden schriftwidrigen Erdichtungen zu verfallen. Denker bedarf einer Ueberleitung aus der Betrachtung Gottes an sich zu der Erklärung der menschlichen Persönlichkeit. Diese Ueberleitung hatten die Kirchlichen sich dadurch erschwert, daß sie nicht gehörig unterschieden, einmal den transscendentalen und den weltschöpferischen Standpunkt, troßdem daß die ersten Worte des Prologs des Evangeliums diesen Unterschied stark genug betonen; zweitens, diesen weltschöpferischen Logos, und den persönlichen Sohn, das menschliche Abbild des auf das Endliche gerichteten göttlichen Willens. Manche von Denen, welche diese Unterschiede richtig im Evangelium erkannten, und deren philosophische. und historische Realität verstanden, fürchteten auch wol, durch Geltendmachen ders

*),, Analecta “, Vol. I, p. 305.

selben Denjenigen Vorschub zu leisten, welche Chrifti Natur wesenhaft von der des Vaters verschieden annahmen. Zu Photius Zeit hatte man von diesem Unterschied zwischen' Logos und Sohn schon lange kein klares Bewußtsein mehr, weil die Concilienformeln sich zwischen die freie philosophische Betrachtung und das Bibelwort gestellt hatten. Der Sinn der leßten Worte jenes Tertes (welcher übrigens die Spuren einer Zusammenziehung an sich trägt), kann also kein anderer sein, als daß Clemens die Menschwerdung Gottes in Jesus, mit der Wirkung des Geistes Gottes in den Herzen der Gläubigen zusammenstellte, auf dem guten Grunde des Evangeliums Johannis (XIV-XVII).

Die Auffassung des Clemens und ihr kirchlicher Misverstand sind von einer welthistorischen Bedeutung für den Philosophen, den Ausleger des Evangeliums und den Historiker. Was ist denn diese byzantinische angebliche Rechtgläubigkeit? Wenn die Theologen auch zu allen Zeiten einen besondern Reiz scheinen darin gefunden haben, das Ungereimte und Undenkbare als die höchste Wahrheit auszugeben, an welche wir gerade deswegen glauben sollen, weil es undenkbar sei; so hat doch diese Vorstellung (eigentlich nur eine Bankbruchserklärung) lange aufgehört, die ernsten und aufrichtigen Geister zu befriedigen. Vielmehr findet eine solche rohe Auffassung des Göttlichen ihre Entschuldigung oder wenigstens ihre Erklärung nur darin, daß die Religion als etwas Aeußerliches angesehen werde, und Gottes Offenbarung als eine willkürliche, von der Vernunft getrennte That des Ewigen. Allerdings zeigt nun des Clemens Beispiel, daß der blos speculative Philosoph jenen rohen oder sophistischen Männern gegenüber eben so verloren ist als der bloße Forscher. Glücklicherweise weist aber auch dasselbe

Beispiel auf eine von der ganzen weitern Geschichte des Christenthums bezeugte Thatsache hin, daß weder Aberglaube noch Unglaube im Stande sind, das vereinigte Rüstzeug des Geistes, Gedanken und Forschung, auf diesem Gebiete anders als durch Feuer und Schwert mit Erfolg zu bekämpfen. Wir meinen die organische Vereinigung des dialektischen Denkens mit der philosophisch - historischen Forschung. Eine Philosophie, welche schriftkundig und fähig ist den Buchstaben der Bibel richtig auszulegen, vermag die Bodenlosigkeit jener Vorausseßungen nachzuweisen: und das philologische Gewissen eines Zeitalters, welches zugleich der dialektischen Methode mächtig ist, läßt sich nur in Strömen Bluts auf eine Zeit lang ersticken.

Das ganze Bewußtsein des Clemens von Gottes Ge= genwart in der Welt ist evangelisch. Es beruht auf jener Scheidung und Verbindung von Gott und Welt, von Gedanke und Erscheinung. Daraus erklärt sich der kühne Ausdruck in der Ansprache an die Hellenen (I, 10 vgl. 1):

"

, Der Logos nahm die menschliche Maske an, und umkleidete sich mit Fleisch; und also spielte er das Erlösungsdrama der Menschheit, auf der Schaubühne der Welt";

womit man den Ausspruch über das Leben des wissenden Gläubigen vergleichen muß (Strom. VII, 11), in welchem er von dem Gnostiker" (dem Wissenden, vernünftig Gläubigen) sagt:

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er spielt untadelig das Drama des Lebens, welches Gott ihm aufzuführen gegeben hat."

Also die Erscheinung des Logos in Christus ist nicht eine scheinbare, wie die doketischen Gnostiker behaupteten, sondern eine wesenhafte, wirkliche. Hierin liegen zwei Folgefäße,

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