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Zustande haben, da er Mensch ist. Im ersten Gedanken des Kindes muß sich diese Besonnenheit zeigen, wie bei dem Insekt, daß es Insekt war. Das hat nun mehr als ein Schriftsteller nicht begreifen können, und daher ist die Materie, über die ich schreibe, mit den 5 rohesten, ekelhaftesten Einwürfen angefüllet aber sie konnten es nicht begreifen, weil sie es mißverstanden. Heißt denn vernünftig denken mit ausgebildeter Vernunft denken? heißt's, der Säugling denke mit Besonnenheit, er räsonniere wie ein Sophist auf seinem Katheder oder der 10 Staatsmann in seinem Kabinett? Glücklich und dreimal glücklich, daß er von diesem ermattenden Wust von Vernünfteleien noch nichts wußte! Aber siehet man denn nicht, daß dieser Einwurf bloß einen so und nicht anders, einen mehr oder minder gebildeten Gebrauch der Seelen- 15 kräfte, und durchaus kein Positives einer Seelenkraft selbst leugne? und welcher Tor wird da behaupten, daß der Mensch im ersten Augenblick des Lebens so denke, wie nach einer vieljährigen Übung es sei denn, daß man zugleich das Wachstum aller Seelenkräfte leugne 20 und sich eben damit selbst für einen Unmündigen bekenne. So wie doch aber dies Wachstum in der Welt nichts bedeuten kann, als einen leichtern, stärkern, vielfachern Gebrauch; muß denn das nicht schon da sein, was gebraucht werden? muß es nicht schon Keim sein, 25 was da wachsen soll? und ist also nicht im Keime der ganze Baum enthalten? So wenig das Kind Klauen wie ein Greif und eine Löwenmähne hat, so wenig kann es wie Greif und Löwe denken: denkt es aber menschlich, so ist Besonnenheit, das ist die Mäßigung aller 30 seiner Kräfte auf diese Hauptrichtung schon so im ersten Augenblicke sein Los, wie sie es im letzten sein wird. Die Vernunft äußert sich unter seiner Sinnlichkeit schon so würklich, daß der Allwissende, der diese Seele schuf, in ihrem ersten Zustande schon das ganze Gewebe von 35 Handlungen des Lebens sahe, wie etwa der Meßkünstler nach gegebner Klasse aus einem Gliede der Progression das ganze Verhältnis derselben findet. ...

Der Mensch in den Zustand von Besonnenheit gesetzt, der ihm eigen ist, und diese Besonnen- 40

heit (Reflexion) zum erstenmal frei würkend, hat Sprache erfunden. Denn was ist Reflexion? was ist

Sprache?

Diese Besonnenheit ist ihm charakteristisch eigen 5 und seiner Gattung wesentlich: so auch Sprache und eigne Erfindung der Sprache.

Erfindung der Sprache ist ihm also so natürlich, als er ein Mensch ist! Lasset uns nur beide Begriffe entwickeln: Reflexion und Sprache.

10/ Der Mensch beweiset Reflexion, wenn die Kraft seiner Seele so frei würket, daß sie in dem ganzen Ozean von Empfindungen, der sie durch alle Sinnen durchrauschet, eine Welle, wenn ich so sagen darf, absondern, sie anhalten, die Aufmerksamkeit auf sie richten, und sich be15 wußt sein kann, daß sie aufmerke. Er beweiset Reflexion, wenn er aus dem ganzen schwebenden Traum der Bilder, die seine Sinne vorbeistreichen, sich in ein Moment des Wachens sammlen, auf einem Bilde freiwillig verweilen, es in helle, ruhigere Obacht nehmen, und sich Merkmale 20 absondern kann, daß dies der Gegenstand und kein andrer sei. Er beweiset also Reflexion, wenn er nicht bloß alle Eigenschaften lebhaft oder klar erkennen, sondern eine oder mehrere als unterscheidende Eigenschaften bei sich anerkennen kann: der erste Aktus dieser Anerkenntnis 25 gibt deutlichen Begriff; es ist das erste Urteil der Seele und

wodurch geschahe die Anerkennung? Durch ein Merkmal, was er absondern mußte, und was als Merkmal der Besinnung deutlich in ihn fiel. (Wohlan! lasset uns ihm 30 das εvona zurufen!) Dies erste Merkmal der Besinnung war Wort der Seele! Mit ihm ist die menschliche Sprache erfunden!

Lasset jenes Lamm, als Bild, sein Auge vorbeigehn: ihm wie keinem andern Tiere. Nicht wie dem hungrigen, 35 witternden Wolfe! nicht wie dem blutleckenden Löwen die wittern und schmecken schon im Geiste! die Sinnlichkeit hat sie überwältigt! der Instinkt wirft sie darüber her! - Nicht wie dem brünstigen Schafmanne, der es nur als den Gegenstand seines Genusses fühlt, den also 40 wieder die Sinnlichkeit überwältigt, und der Instinkt darüber herwirft! Nicht wie jedem andern Tier, dem

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das Schaf gleichgültig ist, das es also klar-dunkel vorbeistreichen läßt, weil ihn sein Instinkt auf etwas anders wendet! Nicht so dem Menschen! Sobald er in die Bedürfnis kommt, das Schaf kennen zu lernen, so störet ihn kein Instinkt, so reißt ihn kein Sinn auf dasselbe zu 5 nahe hin oder davon ab, es steht da, ganz wie es sich seinen Sinnen äußert. Weiß, sanft, wollicht seine besonnen sich übende Seele sucht ein Merkmal, das Schaf blöket! sie hat Merkmal gefunden. Der innere Sinn würkt. Dies Blöken, das ihr am stärksten Eindruck 10 macht, das sich von allen andern Eigenschaften des Beschauens und Betastens losriß, hervorsprang, am tiefsten eindrang, bleibt ihr. Das Schaf kommt wieder. Weiß, sanft, wollicht sie sieht, tastet, besinnet sich, sucht Merkmal es blökt, und nun erkennet sie's wieder! 15 „Ha! du bist das Blökende!" fühlt sie innerlich, sie hat es menschlich erkannt, da sie's deutlich, das ist mit einem Merkmal erkennet und nennet. Dunkler? so wäre es ihr gar nicht wahrgenommen, weil keine Sinnlichkeit, kein Instinkt zum Schafe ihr den Mangel des Deutlichen 20 durch ein lebhafteres Klare ersetzte. Deutlich unmittelbar, ohne Merkmal? so kann kein sinnliches Geschöpf außer sich empfinden, da es immer andre Gefühle unterdrücken, gleichsam vernichten, und immer den Unterschied von zween durch ein drittes erkennen muß. Mit einem 25 Merkmal also? und was war das anders, als ein innerliches Merkwort? Der Schall des Blökens von einer menschlichen Seele als Kennzeichen des Schafs wahrgenommen, ward kraft dieser Besinnung Name des Schafs, und wenn ihn nie seine Zunge zu stammeln ver- 30 sucht hätte. Er erkannte das Schaf am Blöken, es war gefaßtes Zeichen, bei welchem sich die Seele an eine Idee deutlich besann was ist das anders als Wort? und was ist die ganze menschliche Sprache, als eine Sammlung solcher Worte? Käme er also auch nie in den Fall, 35 einem andern Geschöpf diese Idee zu geben und also dies Merkmal der Besinnung ihm mit den Lippen vorblöken zu wollen oder zu können; seine Seele hat gleichsam in ihrem Inwendigen geblökt, da sie diesen Schall zum Erinnerungszeichen wählte, und wiedergeblökt, da sie 40 ihn daran erkannte die Sprache ist erfunden!

ebenso natürlich und dem Menschen notwendig erfunden, als der Mensch ein Mensch war.

Die meisten, die über den Ursprung der Sprache geschrieben, haben ihn nicht da, auf dem einzigen Punkt 5 gesucht, wo er gefunden werden konnte; und vielen haben also so viel dunkle Zweifel vorgeschwebt, ob er irgendwo in der menschlichen Seele zu finden sei. Man hat ihn in der bessern Artikulation der Sprachwerkzeuge gesucht; als ob je ein Orang-Utan mit eben den Werkzeugen eine 10 Sprache erfunden hätte? Man hat ihn in den Schällen der Leidenschaft gesucht; als ob nicht alle Tiere diese Schälle besäßen, und irgendein Tier aus ihnen Sprache erfunden hätte? Man hat ein Prinzipium angenommen, die Natur und also auch ihre Schälle nachzuahmen; als 15 wenn sich bei einer solchen blinden Neigung was gedenken ließe, und als wenn der Affe mit eben dieser Neigung, die Amsel, die die Schälle so gut nachäffen kann, eine Sprache erfunden hätten. Die meisten endlich haben eine bloße Konvention, einen Einvertrag, angenommen, und 20 dagegen hat Rousseau am stärksten geredet; denn was ist's auch für ein dunkles, verwickeltes Wort ein natürlicher Einvertrag der Sprache? Diese so vielfache, unerträgliche Falschheiten, die über den menschlichen Ursprung der Sprache gesagt worden, haben endlich die 25 gegenseitige Meinung beinahe allgemein gemacht ich hoffe nicht, daß sie es bleiben werde. Hier ist es keine Organisation des Mundes, die die Sprache machet: denn auch der zeitlebens Stumme war er Mensch, besann er sich so lag Sprache in seiner Seele! Hier ist's kein Ge30 schrei der Empfindung: denn nicht eine atmende Maschine, sondern ein besinnendes Geschöpf erfand Sprache! Kein Prinzipium der Nachahmung in der Seele; die etwanige Nachahmung der Natur ist bloß ein Mittel zu einem und dem einzigen Zweck, der hier erklärt werden soll. Am 35 wenigsten ist's Einverständnis, willkürliche Konvention der Gesellschaft; der Wilde, der Einsame im Walde hätte Sprache für sich selbst erfinden müssen, hätte er sie auch nie geredet. Sie war Einverständnis seiner Seele mit sich, und ein so notwendiges Einverständnis, als der Mensch 40 Mensch war. Wenn's andern unbegreiflich war, wie eine menschliche Seele hat Sprache erfinden können, so ist's

mir unbegreiflich, wie eine menschliche Seele, was sie ist, sein konnte, ohne eben dadurch, schon ohne Mund und Gesellschaft, sich Sprache erfinden zu müssen....

3.

Der Brennpunkt ist ausgemacht, auf welchem Pro- 5 metheus' himmlischer Funke in der menschlichen Seele zündet beim ersten Merkmal ward Sprache; aber welches waren die ersten Merkmale zu Elementen der Sprache?

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Cheseldens Blinder zeigt, wie langsam sich das Gesicht entwickle; wie schwer die Seele zu den Begriffen von Raum, Gestalt und Farbe komme; wie viel Versuche gemacht, wie viel Meßkunst erworben werden muß, um diese Merkmale deutlich zu gebrauchen; das war also 15 nicht der füglichste Sinn zu Sprache. Zudem waren seine Phänomene so kalt und stumm, die Empfindungen der grobern Sinne wiederum so undeutlich und ineinander, daß nach aller Natur entweder nichts, oder das Ohr der erste Lehrmeister der Sprache wurde.

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20

Da ist z. E. das Schaf. Als Bild schwebet es dem Auge mit allen Gegenständen, Bildern und Farben auf einer großen Naturtafel vor wie viel, wie mühsam zu unterscheiden! Alle Merkmale sind fein verflochten, nebeneinander - alle noch unaussprechlich! Wer kann Ge- 25 stalten reden? wer kann Farben tönen? Er nimmt das Schaf unter seine tastende Hand das Gefühl ist sicherer und voller; aber so voll, so dunkel ineinander wer kann, was er fühlt, sagen? Aber horch! das Schaf blöket! Da reißt sich ein Merkmal von der Leinwand des Farben- 30 bildes, worin so wenig zu unterscheiden war, von selbst los, ist tief und deutlich in die Seele gedrungen. „Ha!“ sagt der lernende Unmündige, wie jener blindgewesene Cheseldens, nun werde ich dich wieder kennen - du blökst!" Die Turteltaube girrt! der Hund bellet! da sind 35 drei Worte, weil er drei deutliche Ideen versuchte, diese in seine Logik, jene in sein Wörterbuch! Vernunft und Sprache taten gemeinschaftlich einen furchtsamen Schritt, und die Natur kam ihnen auf halbem Wege entgegen

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