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streichen vorbei; eben dadurch aber tönen sie auch. Sie werden aussprechlich, weil sie ausgesprochen werden müssen, und dadurch, daß sie ausgesprochen werden müssen, durch ihre Bewegung, werden sie aus5 sprechlich welche Fähigkeit zur Sprache!

6. Das Gehör ist der mittlere Sinn in Absicht seiner Entwicklung, und also Sinn der Sprache. Gefühl ist der Mensch ganz, der Embryo in seinem ersten Augenblick des Lebens fühlet wie der Junggeborne: das 10 ist Stamm der Natur, aus dem die zärtern Aste der Sinnlichkeit wachsen und der verflochtne Knäuel, aus dem sich alle feinere Seelenkräfte entwickeln. Wie entwickeln sich diese? wie wir gesehen, durchs Gehör, da die Natur die Seele zur ersten deutlichen Empfindung durch Schälle 15 wecket also gleichsam aus dem dunkeln Schlaf des Gefühls wecket und zu noch feinerer Sinnlichkeit reifet. Wäre z. B. das Gesicht schon vor ihm entwickelt da, oder wäre es möglich, daß es anders als durch den Mittelsinn des Gehörs aus dem Gefühl erwecket wäre 20 welche weise Armut, welche hellsehende Dummheit! Wie schwürig würde es einem solchen Geschöpf ganz-Auge, wenn es doch Mensch sein sollte, das was es sähe zu benennen! das kalte Gesicht mit dem wärmern Gefühl, mit dem ganzen Stamme der Menschheit zu einverbinden! 25 Doch die Instanz selbst wird widersprechend der Weg zu Entwicklung der menschlichen Natur ist besser und einzig! Da alle Sinne zusammenwürken, sind wir durchs Gehör gleichsam immer in der Schule der Natur, lernen abstrahieren und zugleich sprechen; das Gesicht verfeinert 30 sich mit der Vernunft: Vernunft und die Gabe der Bezeichnung, und so wenn der Mensch zu der feinsten Charakteristik sichtlicher Phänomene kommt welch ein Vorrat von Sprache und Sprachähnlichkeiten liegt schon fertig! Er nahm den Weg aus dem Gefühl in den Sinn 35 seiner Phantasmen nicht anders als über den Sinn der Sprache und hat also gelernt tönen, sowohl was er siehet, als was er fühlte.

Könnte ich nun hier alle Enden zusammennehmen und mit einmal das Gewebe sichtbar machen, was mensch40 liche Natur heißt: durchaus ein Gewebe zur Sprache. Dazu, sahen wir, war dieser positiven Denkkraft Raum

und Sphäre erteilet, dazu ihr Stoff und Materie abgewogen, dazu Gestalt und Form geschaffen, dazu endlich Sinne organisiert und gereihet - zu Sprache! Darum denkt der Mensch nicht heller, nicht dunkler; darum sieht und fühlt er nicht schärfer, nicht länger, nicht lebhafter; darum 5 hat er diese, nicht mehr und nicht andre Sinne alles wiegt gegeneinander, ist ausgespart und ersetzt, mit Absicht angelegt und verteilt! Einheit und Zusammenhang! Proportion und Ordnung! Ein Ganzes! Ein System! ein Geschöpf von Besonnenheit und Sprache, von Be- 10 sinnung und Sprachschaffung! Wollte jemand, nach allen Beobachtungen, noch diese Bestimmung zum Sprachgeschöpfe leugnen, der müßte aus dem Beobachter der Natur erst ihr Zerstörer werden, alle angezeigte Harmonien in Miẞtöne zerreißen, das ganze Prachtgebäude 15 der menschlichen Kräfte in Trümmern schlagen, seine Sinnlichkeit verwüsten und statt des Meisterstücks der Natur ein Geschöpf fühlen voll Mängel und Lücken, voll Schwächen und Konvulsionen!

Ich bilde mir ein, das Können der Erfindung 20 menschlicher Sprache sei mit dem, was ich gesagt, von innen aus der menschlichen Seele, von außen aus der Organisation des Menschen und aus der Analogie aller Sprachen und Völker, teils in den Bestandteilen aller Rede, teils im ganzen großen 25 Fortgange der Sprache mit der Vernunft so bewiesen, daß, wer dem Menschen nicht Vernunft abspricht, oder, was ebenso viel ist, wer nur weiß, was Vernunft ist, wer sich ferner je um die Elemente der Sprache philosophisch bekümmert, wer dazu die Beschaffenheit 30 und Geschichte der Sprachen auf dem Erdboden mit dem Auge des Beobachters in Rücksicht genommen, der kann nicht einen Augenblick zweifeln, wenn ich auch weiter kein Wort mehr hinzusetzte. Die Genesis in der menschlichen Seele ist so demonstrativ als irgendein philo- 35 sophischer Beweis, und die äußere Analogie aller Zeiten, Sprachen und Völker solch ein Grad der Wahrscheinlichkeit, als bei der gewissesten Sache der Geschichte möglich ist. Indessen um auf immer allen Einwendungen vorzubeugen und den Satz gleichsam auch äußerlich so 40 gewiß zu machen, als eine philosophische Wahrheit sein

kann, so lasset uns noch aus allen äußern Umständen und aus der ganzen Analogie der menschlichen Natur beweisen, daß der Mensch sich seine Sprache hat erfinden müssen, und unter welchen Um5 ständen er sie sich am füglichsten habe erfinden können.

II. Auf welchem Wege der Mensch sich am füglichsten hat Sprache erfinden können und müssen.

Die Natur gibt keine Kräfte umsonst. Wenn sie 10 also dem Menschen nicht bloß Fähigkeiten gab, Sprache zu erfinden, sondern auch diese Fähigkeit zum Unterscheidungscharakter seines Wesens und zur Triebfeder seiner vorzüglichen Richtung machte, so kam diese Kraft nicht anders als lebend aus ihrer Hand, und so konnte 15 sie nicht anders als in eine Sphäre gesetzt sein, wo sie würken mußte. Lasset uns einige dieser Umstände und Anliegenheiten genauer betrachten, die sogleich den Menschen, da er mit der nächsten Anlage, sich Sprache zu bilden, in die Welt trat, sogleich zur Sprache veranlaßten; und da 20 dieser Anliegenheiten viel sind, so bringe ich sie unter gewisse Hauptgesetze seiner Natur und seines Geschlechts.

Erstes Naturgesetz.

Der Mensch ist ein freidenkendes, tätiges 25 Wesen, dessen Kräfte in Progression fortwürken; darum sei er ein Geschöpf der Sprache! . .

Wenn Verstand und Besonnenheit die Naturgabe seiner Gattung ist, so mußte diese sich sogleich äußern, da sich die schwächere Sinnlichkeit und alle das Kläg30 liche seiner Entbehrungen äußerte. . . . Der Mittelpunkt seiner Schwere, die Hauptrichtung seiner Seelenwürkungen fiel so auf diesen Verstand, auf menschliche Besonnenheit hin, wie bei der Biene sogleich aufs Saugen und Bauen.

Wenn es nun bewiesen ist, daß nicht die mindeste 35 Handlung seines Verstandes ohne Merkwort geschehen konnte, so war auch das erste Moment der Besinnung Moment zu innerer Entstehung der Sprache.

Man lasse ihm zu dieser ersten deutlichen Besinnung so viel Zeit, als man will: man lasse nach Buffons Manier (nur philosophischer als er) dies gewordne Geschöpf sich allmählich sammlen; man vergesse aber nicht, daß es gleich vom ersten Momente an kein Tier sondern 5 ein Mensch, zwar noch kein Geschöpf von Besinnung, aber schon von Besonnenheit ins Universum erwache... Über die ersten Momente der Sammlung muß freilich die schaffende Vorsicht gewaltet haben doch das ist nicht Werk der Philosophie, das Wunderbare in diesen Mo- 10 menten zu erklären, so wenig sie seine Schöpfung erklären kann. Sie nimmt ihn im ersten Zustande der freien Tätigkeit, im ersten vollen Gefühl seines gesunden Daseins, und erklärt also diese Momente nur menschlich.

Nun kann ich mich auf das vorige beziehen. Da 15 hier keine metaphysische Trennung der Sinne stattfindet, da die ganze Maschine empfindet und gleich vom dunkeln Gefühl heraufarbeitet zur Besinnung, da dieser Punkt, die Empfindung des ersten deutlichen Merkmals, eben auf das Gehör, den mittlern Sinn zwischen Auge und Gefühl, 20 trifft: so ist die Genesis der Sprache ein so inneres Dringnis, wie der Drang des Embryos zur Geburt bei dem Moment seiner Reife. Die ganze Natur stürmt auf den Menschen, um seine Kräfte, um seine Sinne zu entwickeln, bis er Mensch sei. Und wie von 25 diesem Zustande die Sprache anfängt, so

ist die ganze Kette von Zuständen in der menschlichen Seele von der Art, daß jeder die Sprache fortbildet

dies große Gesetz der Naturordnung will ich ins Licht 30 stellen.

Tiere verbinden ihre Gedanken dunkel oder klar, aber nicht deutlich. So wie freilich die Gattungen, die nach Lebensart und Nervenbau dem Menschen am nächsten stehen, die Tiere des Feldes, oft viel Erinnerung, viel 35 Gedächtnis, und in manchen Fällen ein stärkeres als der Mensch zeigen: so ist's nur immer sinnliches Gedächtnis; und keines hat die Erinnerung je durch eine Handlung bewiesen, daß es für sein ganzes Geschlecht seinen Zustand verbessert und Erfahrungen generalisiert hätte, um 40

sie in der Folge zu nutzen. Der Hund kann freilich die Gebärde erkennen, die ihn geschlagen, und der Fuchs den unsichern Ort, wo ihm nachgestellt wurde, fliehen; aber keins von beiden sich eine allgemeine Reflexion aufklären, 5 wie es dieser schlagdrohenden Gebärde und dieser Hinterlist der Jäger je auf immer entgehen könnte. Es blieb also nur immer bei dem einzelnen sinnlichen Falle hangen, und sein Gedächtnis wurde eine Reihe dieser sinnlichen Fälle, die sich produzieren und reproduzieren aber nie 10 durch Überlegung verbunden: ein Mannigfaltiges ohne deutliche Einheit, ein Traum sehr sinnlicher, klarer, lebhafter Vorstellungen ohne ein Hauptgesetz des hellen Wachens, das diesen Traum ordne.

Freilich ist unter diesen Geschlechtern und Gattungen 15 noch ein großer Unterschied. Je enger der Kreis, je stärker die Sinnlichkeit und der Trieb, je einförmiger die Kunstfähigkeit und das Werk des Lebens ist, desto weniger ist, wenigstens für uns, die geringste Progression durch Erfahrung merklich. Die Biene bauet in ihrer 20 Kindheit so wie im hohen Alter und wird zu Ende der Welt so bauen als im Beginn der Schöpfung. Sie sind einzelne Punkte, leuchtende Funken aus dem Licht der Vollkommenheit Gottes, die aber immer einzeln leuchten. Ein erfahrner Fuchs hingegen unterscheidet sich schon 25 sehr von dem ersten Lehrlinge der Jagd: er kennet schon viele Kunstgriffe voraus und sucht ihnen zu entweichen; aber woher kennt er sie? und wie sucht er ihnen zu entweichen? Weil er sie voraus unmittelbar erfahren, und weil unmittelbar aus solcher Erfahrung das Gesetz dieser 30 Handlung folget. In keinem Falle würkt deutliche Reflexion; denn werden nicht immer die klügsten Füchse noch jetzt so berückt wie vom ersten Jäger in der Welt? Bei dem Menschen waltet offenbar ein andres Naturgesetz über die Sukzession seiner Ideen: Be35 sonnenheit; sie waltet noch selbst im sinnlichsten Zustande, nur minder merklich. Das unwissendste Geschöpf, wenn er auf die Welt kommt, aber sogleich wird er Lehrling der Natur auf eine Weise wie kein Tier. Ein Tag nicht bloß lehrt den andern sondern jede Minute 40 des Tages die andre, jeder Gedanke den andern. Der Kunstgriff ist seiner Seele wesentlich, nichts für diesen

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