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Verlangen, Wunsch und Sehnen, Tätigkeit,
Und Neugier, und Bewunderung, und Braut-
Und Mutterliebe, daß vom innern Keim
Die Knospe sich zur Blum' entfalt' und einst
Die Blum' in tausend Früchten wiederblüh.
Den großen Wandelgang des ewgen Alls
Befördert Luft und Sonne, Nacht und Tag.
Das Ich erstirbt, damit das Ganze sei. -
Was ist's, das du mit deinem armen Ich
Der Nachwelt hinterlässest? Deinen Namen?
Und hieß er Rafael an Rafaels
Gemälden selbst vergeß' ich gern den Mann,
Und ruf entzückt: ein Engel hat's gemalt..

Nur wenn uneingedenk des engen lchs
Dein Geist in allen Seelen lebt, dein Herz
In tausend Herzen schläget, dann bist du
Ein Ewiger, Allwirkender, ein Gott,

Und auch, wie Gott, unsichtbar-namenlos.
Persönlichkeit, die man den Werken eindrückt,

Die kleinliche, vertilgt im besten Werk
Den allgemeinen ewgen Genius,

Das große Leben der Unsterblichkeit.

So lasset dann im Wirken und Gemüt
Das Ich uns mildern, daß das beẞre Du,
Und Er und Wir und Ihr und Sie es sanft
Auslöschen, und uns von der bösen Unart
Des harten Ich unmerklich-sanft befrein.
In allen Pflichten sei uns erste Pflicht
Vergessenheit sein selber! So gerät
Uns unser Werk, und süß ist jede Tat,
Die uns dem trägen Stolz entnimmt, uns frei
Und groß und ewig und allwirkend macht.
Verschlungen in ein weites Labyrinth
Der Strebenden, sei unser Geist ein Ton
Im Chorgesang der Schöpfung, unser Herz
Ein lebend Rad im Werke der Natur.

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Wenn einst mein Genius die Fackel senkt,

So bitt' ich ihn vielleicht um manches, nur

Nicht um mein Ich. Was schenkt er mir damit?
Das Kind? den Jüngling? oder gar den Greis?
Verblühet sind sie, und ich trinke froh

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Die Schale Lethens. Mein Elysium
Soll kein vergangner Traum von Mißgeschick
Und kleinem, krüpplichten Verdienst entweihn.
Den Göttern weih' ich mich wie Decius
Mit tiefem Dank und unermeßlichem
Vertrauen auf die reich belohnende,
Vielkeimige, verjüngende Natur.

Ich hab' ihr wahrlich etwas Kleineres
Zu geben nicht, als was sie selbst mir gab,
Und ich von ihr erwarb, mein armes Ich.

b. Selbst.

Vergiß dein Ich; dich selbst verliere nie.
Nichts Größres konnt' aus ihrem Herzen dir
Die reiche Gottheit geben, als dich selbst.

Was an der Mutter Brust, was an der Brust
Der großen Mutter, der belebenden

Natur, von Elementen in dich floß,

Luft, Äther, Speis' und Trank, und Regung, Bild,
Gedank' und Phantasei, bist du nicht selbst.
Du selbst bist, was aus allem du dir schufst
Und bildetest und wardst und jetzo bist,
Dir bist, dein Schöpfer selbst und dein Geschöpf.
Nicht was du siehest (auch das Tier bemerkt),
Nicht was du hörest (auch das Tier vernimmt),
Nicht was du lernest (auch der Rabe lernt) -
Was du verstehest und begreifst; die Macht,
Die in dir wirkt; die innre Seherin,

Die aus der Vorwelt sich die Nachwelt schafft;
Die Ordnerin, die aus Verwirrungen

Entwirrend webt den Knäuel der Natur
Zum schönen Teppich in und außer dir:

Das bist du selbst; die Gottheit ist's, wie du....
. . In deinem innersten

Bewußtsein lebt ein sprechender Beweis
Vom höchsten Allbewußtsein. Sei ein Tier,
Verliere dich, und wunderst dich, o Tor,
Daß du die Gottheit mit dir selbst verlorst?

„Der Wesen Harmonie!"

Ein leeres Wort

Ohn' einen Hörer. Höre du sie tief

In deinem Herzen, und es nennt dein Herz
In tiefster Stille mit dem vollen Chor

Der Welten ihn, das höchste Selbst, den Sinn
Und Geist, das Wesen aller Wesen, Gott.
Wohlauf! In deinem Innern baue dann
Der Gottheit einen Tempel, wo sie gern
Mitteilend wohnt. In ihm erschallet laut
Und leise jener Wahrheit Stimme, die

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Der Wesen Selbst ist. Auf! Erkenne sie,
Sei Priester dieser Wahrheit, diene dir

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Am heiligsten Altar, und ehre dich,

Und pfleg' in dir dein göttlich Selbst, Vernunft!... Ambrosia, Frucht der Unsterblichkeit,

Ihr amaranthnen Lauben, ewig blühend

Der Freundschaft und dem daurenden Verdienst,
Euch fand ein unbezwingliches Gemüt,

Das nicht zum Moder sprach: „Du bist mein Vater!"

Zu Würmern, zur Verwesung nicht: „,Ihr seid

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Mir Brüder, Schwestern, Mutter!" - Ruhig sah's
Den Abgrund vor, den Himmel über sich

Und sprach: "Was an mir stirbt, bin ich nicht selbst! Was in mir lebet, mein Lebendigstes,

Mein Ewges kennet keinen Untergang".

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Stephan, Herders Philosophie.

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Anhang.

Lebensanschauung und Lebensideal.

1.

Wir gehören [von Natur] nicht zu dem Reich 5 Gottes, sondern hangen mit hunderttausend Fesseln am Boden der Erde. Bequem zu sein, zu haben, was und mehr als unser Herz wünschet, in Freude und Erreichung jedes Wunsches, jeder aufsteigenden Begierde zu leben, die Fülle alles Guten heut und morgen zu atmen, bis an 10 den Tag unsres Todes, und nur denn barmherzig, sanftmütig und milde zu sein, wenn es uns nichts kostet, wenn wir vom Überflusse oder für den Ruhm wegwerfen und Dank und Ehre davon gewarten; bei jedem rauhen Winde aber abzulassen, bei jeder Verfolgung zu schreien und zu 15 toben, Unrecht mit noch ärgerm Unrecht zu vergelten, den Zorn und die Unterdrückung andrer, wo sie uns im Wege stehen, walten zu lassen das sind unsre erste

und letzte Neigungen, mit uns geboren und mit uns erzogen, durch alle Bedürfnisse, Gelegenheiten und Beispiele 20 von außen genährt. Wohin wir sehen, sehn wir andre darnach handeln; äußere Umstände zwingen uns, unter dem Anschein tausendfältiger guter Zwecke, auch so zu sein und zu handeln, es ist das ganze allgemeine Reich der Welt.

25 Auch als solches ist's nun freilich ein Reich Gottes, der Grund dieser Neigungen liegt in unsrer Natur, es ist alles eine irdische Schaubühne zu höhern Zwecken. Nur eben auf diese Zwecke kommt's an, und sie sind eben das Reich, worauf Jesus weiset. Die irdische Materie ist 30 da, und die irdische Materie ist gut - zu dem geistigen Edeln nämlich, das daraus gezogen werden soll, und nicht anders werden kann, als durchs Feuer. Und eben das

ist's, worauf Jesus winket. Die Erde, das irdische Reich der Wesen, ist nur der Schauplatz zur Entwicklung des höhern Reichs Gottes.

Lasset uns eine Neigung nehmen, welche wir wollen; als Herrscherin, als Tyrannin ohne Schranken und Maß 5 befolgt, reißt sie uns zum Tier, zum Vieh, zur Erdscholle herunter. Wir dienen nicht andern, sondern uns selbst, was wir auch zu dem Selbst rechnen mögen, wär's auch nur ein Hauch voll Luft, um den wir buhlen. Wollen wir unaufhörlich im Genuß, in sinnlichen Freuden der Phan- 10 tasie leben, uns allein kennen und lieben, so werden wir weich, lüstern, üppig, unkräftig zu einem guten Willen, zu einer überwindenden Tat; wir stoßen andre von weg, es sitzt ein wildes Tier auf dem Throne, das alles um sich zerreißt und doch nie gesättigt ist, sondern in 15 unaufhörlicher Unruhe, in ewigem Hunger und Durst fortschnappet, um weiter zu zerfleischen. Weder also Glückseligkeit dieser Welt und des Innern, wo doch allein Glückseligkeit wohnet, kann damit bestehen; noch weniger kann, wenn unsre Sinne weg sind, unser leergelassener, 20 zerrissener, gieriger und ewig unzubefriedigender Geist Ruhe oder Glückseligkeit in sich fühlen. Der glühende Abgrund, die Hölle, die nimmer befriedigt werden kann und soll, pocht in seinem Herzen.

Sobald also das Menschengeschlecht auf der Stufe der 25 Sinnlichkeit beschlossen war, ward Religion beschlossen, die es auf derselben anfasse, bessere, veredle; die den ganzen Zeitlauf nur zu einem Schauplatz mache, wo Gott durch alle Grade und auf allen Stufen ihm Gelegenheiten, Anlässe, Kräfte darbietet, in ein höheres Reich zu streben, 30 sich selbst zu überwinden, dem Rausch der Sinne und der Freude und Fülle des Jetzt zu entsagen, um am Allgemeinen, am Ewigen, an der Zukunft Geschmack zu finden. Er ließ ein Reich ihm nahe kommen, wo ihm höhere Güter und Freuden gezeigt wurden: sanftmütig, barmherzig, milde, 35 verborgen vor der Welt, reines Herzens, Gott ähnlich zu sein; daran Freude, daran Seligkeit zu finden, wenn man sich selbst für andre überwindet, nicht hat und haben will, sondern gibt, nicht besitzet, sondern verleugnet, nicht hinter sich sieht, sondern vorwärts strebet. Auch die 40 blindeste Vernunft kann sehen, daß, wenn ein Plan Gottes

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