ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

mit dem menschlichen Geschlecht ist, so ist's dieser; wenn eine Tugend es gibt, die den edlen Namen verdient, so ist's diese; endlich, wenn's eine höhere Seligkeit gibt, die über das Tier reichen und sich nie erschöpfen und ins 5 Unendliche fortstreben soll, so müsse es diese werden. Siehe, da tritt also die Tugend des Christentums auf den Schauplatz: Selbstverleugnung und allgemeine Güte! Und es eröffnet sich zugleich das Himmelreich, was Jesus in all diesen Tugenden ihnen innig und wesentlich, 10 verspricht, nämlich innige Ruhe, Fülle, Trost, Seligkeit, in der Gegenwart, Ähnlichkeit und Anschauung Gottes. Und es eröffnet sich zugleich das Angesicht und die Kraftfülle dieser Tugend und ihrer Belohnung: Jesus Christus, der durch sie allein, durch ihre tiefste 15 Ausübung fürs ganze Menschengeschlecht zur höchsten Stufe der Herrlichkeit und Belohnung stieg, zur Rechte Gottes..

2.

a) . . . Wir sind, meine Christen, immer noch fern 20 von der Gotteseinfalt, Fülle und Wahrheit Jesu, wenn wir das, was Religion ist, nicht auch in der klaren, hellen Weite und Allanwendung fassen. So lange sie uns eine andächtige Menschenfeindin ist, die wir in Tempel, Zellen und Klöster sperren, [und wir] nur in einzeln düstern 25 Stunden und Zeitläuften an Gott denken wollen, wenn wir an sonst nichts denken können, so lange können wir sicher wissen, daß sie nicht ist, was sie sein soll. Die Gottesempfindung Jesu war nichts weniger als solche abgesonderte oder gewohnheitsmäßige Heuchlerin, sie war fort30 gehender Geist und Saft seines Lebens, es war ihm Speise und Trank, Freude und Ruhe, immer zu tun den Willen des Vaters, immer zu tun, was er den Vater tun sah. Der Geist webt durch alle Evangelisten, durch alle Briefe und Lebensgeschichten seiner Jünger und Apostel: Christentum 35 ist nichts, oder es ist der herrschende, allgemeine Geist im Leben eines Menschen, der keins seiner Worte, Geschäfte, Handlungen verlassen soll, sondern sie alle, im verborgnen Leben mit Christo, Gott widmet. Wie wir keinen Atemzug unsres natürlichen Lebens ohne Gott 40 tun können, ohne die Luft voll Lebensgeistes, die uns

umgibt, so allgemein fortgehend und belebend ist auch der höhere Geist Gottes, der sich mit uns vereint, unser Herz erfüllet, uns als Bilder Gottes, als Ebenbilder Jesu lebendig darstellt und frei und froh und würksam in all ihren Gedanken und Handlungen atmet. Nicht nur im 5 Tempel und in einer Stunde der Andacht werden wir Christen sein wollen, überall, wo Christus Tempel fand, ist auch unser Tempel: Meer und Ufer, Schiff und Land, die verborgne Kammer des Hauses und der Tempel Gottes, der sich oben blau über uns allen und allenthalben 10 wölbet, überall herrsche Gott und Gottes Empfindung. Nicht hie oder da sei Christus, sondern inwendig in uns. . . .

b) .. Es ist in unserm Text gleichsam nur vom Finden und vom Erkennen die Rede. So wahr, so schnell, so innig und tiefwürkend das Finden, das Anerkennen ge- 15 schieht, so ging's hier mit dem stillen Fortgange des Reichs Jesu. Es brannte, es zündete, es pflanzte sich unmittelbar fort; es würkte wie Magnet, Sonne und alle Kräfte Gottes in der Natur, still, stark, schnell, lebendig.

Schönes aufmunterndes Bild des Fortgangs von allem 20 wahrhaftig Guten, von aller schönen und wahren Tugend! Finden und Anerkennen, gefunden und anerkannt werden ist der ganze schnelle unmittelbare Weg, wie sie würkt. Keines Zwangs und keines Aufdranges darf sie, der ihr überdem so fremde ist: sie würkt, wo und wenn sie er- 25 kannt wird, mit stiller, freier göttlicher Macht auf menschliche Herzen und kann ihres Zwecks nicht verfehlen. Hat die Tonkunst Vernunftschlüsse und Demonstration nötig, um gefühlt zu werden? Nein, und wo sie das erst nötig hätte, würkte sie nie! Die höchste Tonkunst und Wohl- 30 laut der menschlichen Seele ist Tugend, der höchste Wohlklang der Tugend ist, wo sie sich dem Urquell alles Guten, der höchsten Harmonie und Einfalt nähert, Religion, Gottseligkeit und Unschuld. Wo sie klingt, wo der Klang eine menschliche Seele nur ohne Geräusch 35 auf einem Empfindungspunkte findet über den Eindruck sei nicht zweifelhaft, sei nicht verlegen, der ist schnell, still, gewiß und lebendig, wie die Kraft des Lichtstrahls, der Schwere, der Bewegung und aller Kräfte, mit denen Gott in der Natur würket. Die Geschichte jenes, der nur 40

[ocr errors]

durch die Miene des Weisen im Bilde, durch den Schatten von seinem Antlitze, auf dem alle Größe und Heiterkeit und stille Würde der Tugend schwebte nur in einem Blicke davon gerührt, alle sein voriges Lasterleben auf 5 einmal verschwor; die Geschichte mehr als eines, dem Christus gleichsam im Bilde erschien, und ihn auf einmal umwandte wie oft ein Gedanke, ein Spruch, ein Wort Gottes, der Ton eines Liedes diesem, vielleicht nur Vorübergehenden, der gar nicht zu dem Zwecke kam, mit 10 Gotteskraft ans Herz würkte wie oft ein behorchtes Gebet, eine im Verborgnen gehörte Stimme der Einfalt, Unschuld, Gottseligkeit und der kindlichsten Herzensentschüttung vor Gott, selbst auf den feindseligen Behorcher mehr würkte, als alle Anmahnung und gerad abgezweckte 15 Überlegung wie endlich insonderheit die starke, aber um so schweigendere Stimme des guten Beispiels mehr sagt und Wunder tut als alles, und wo es nur eine leere, empfindliche Stelle der Natur findet, sie gewiß nicht verfehlet und verfehlen kann: das alles sind noch immer 20 kleine zerstreute Reste, Trümmern und Proben von der Macht der wahren Wahrheit, Gottseligkeit und Tugend, die nur kein Blendwerk, kein Nachmachen, kein kaltes Abzwecken und Außenwesen sein muß, und sie trägt immer einige unwiderstehliche Strahlen der Herrlichkeit 25 Gottes.

Wenn wir uns in Gedanken dieser Art vertiefen, und uns einen solchen unmittelbaren Umgang der Seele Jesu mit seinen Jüngern, und alle Seligkeiten in solcher gemeinschaftlichen Verbindung und Würkung zur Tugend 30 denken wie aufflammend es auch die Einbildung uns zeige, und Herz und innrer Geist es wahr finde, noch ist's nicht unser Los auf Erden! So mächtig die Tugend und unmittelbar anziehend die vereinte Kraft der Tugend sein müßte, das Gute und die Guten sind hier zerstreut, sind 35 einzelne abgetrennte Geschöpfe, wo sich auch die Besten und Nächsten nur finden und unvollkommen berühren, wo einzelne Bildung und Erziehung und Denkart und Endzwecke den reinen Sonnenstrahl der Wahrheit und Tugend noch immer in Farben brechen und in der irdischen 40 Scherbe verdunkeln. Aber dort, wo alles nur Flamme und Licht ist, Licht himmlischer Weisheit, Flamme himm

lischer Tugend und Liebe man sieht und weiß, wie Flammen zusammenfließen und sich einander mitteilen, ohne zu verlieren; man sieht und weiß, wie der Sonnenstrahl schießt und erleuchtet und wärmt und belebet. Unendlich feinere Anfänge werden wir schon hier gewahr, wie das Licht der Überzeugung, obwohl in so tiefem Schatten würkt, und die Flamme der Liebe sich mitteilet

5

einst, wenn die Scherben fallen, und alles, was den Gottesstrahl in uns aufhält, bricht und verdunkelt, hin ist denn wird sich alles in Licht verklären, in gemein- 10 schaftliches Licht, Seligkeit und Wonne. . .

3.

Welches ist das würdige Bild des Menschen, in welchem wir Gott gefallen können? Man sieht, die Frage wird aus dem vorigen bestimmt, und der Lehrer der Re- 15 ligion, der ein Bote der Gottheit wird, wird also auch ein Lehrer der Menschheit.

Nun sollte man wieder denken, m. Z., daß eben bei dem großen Schein der Wahrheit und der Aufgeklärtheit in unsrer Zeit die Menschheit nicht anders als eine wür- 20 dige Gestalt, als ein vortreffliches Urbild der Vollkommenheit haben könne, nach dem sie sich bilde. Man sollte denken, daß, da heutiges Tages keine ewigen Völkerwanderungen und Völkerzerstreuungen mehr sind, da sich alle Länder in einer ruhigen Lage von Gleichgerichteten 25 und Stillstand gleichsam festgesetzt haben, und jeder unter seinem Baum und Hütte sicher wohnen, und sich und die seinen bilden kann, so würde auch gewiß die Menschheit eine außerordentlich hohe Stufe von Adel und Schönheit der Seele erlangt haben. Allein leider, daß man bei 30 näherer Untersuchung dies als einen schönen Irrtum finden wird. Wenn wir den Zustand unsrer Menschheit mit andern Jahrhunderten und Völkern vergleichen, so finden wir freilich, daß ein gewisser Geist der feinen Vernünftelei und Zärtlichkeit des Geschmacks ausnehmend zugenommen, 35 daß aber gewisse, und beinahe alle starke und große Seiten der Menschheit außerordentlich geschwächt erscheinen. Man findet, daß zu einer gewissen ausdauernden Stärke der Seele in guten Handlungen wir beinahe

weder Mut noch Kraft haben, ja daß wir überhaupt das Wesen der würdigen Menschheit mehr in eine schöne Schwäche und falsche Demut als in den Geist setzen, der, wie die Bibel es fast zur Hauptpflicht macht, Wahrheit 5 und Würde fühlt. Ich will die vorigen groben Irrtümer von Werkheiligkeit und Aberglauben in der Religion als der besten Lage der Menschheit, wodurch man Gott gefällt, nicht wiederholen, denn das Sinnlose darin leuchtet zu sehr in die Augen; allein wie wenige, auch von denen, 10 die mit bestem Herzen ihre Veredlung gesucht, werden auf dem Punkte sein, zu sich vor ihrem Gott sagen zu können: ich bin so, wie ich vor den Augen meines Schöpfers und Richters sein sollte. Wie wenn jetzt meine Gerichtsstunde schlüge, könnte ich meine Seele eröffnen 15 und in ihrem Abgrunde den ganzen Schatz von Vollkommenheit zeigen, zu dem ich nach den mir anvertrauten Gnaden Gottes hätte gelangen können? Wer von uns könnte das! Wie viel würde dazu gehören auch nur für den Augen eines menschlichen Richters, unserm Gewissen, 20 und wie viel vor dem allwissenden Schöpfer!

Gehören z. E. würde dazu, daß wir keine von unsern Gaben und Talenten verscharrt oder gemißbraucht hätten, die uns Gott gegeben; denn was ist doch unsre ganze Seele, als eine Summe dieser Gaben, als eine Sammlung 25 dieser Talente? und was ist denn die Vollkommenheit, zu der uns die christliche Religion hinaufbilden will, als eben ein freier und vollständiger Gebrauch der Gnaden, die uns Gott verliehen? Nun lassen sich, m. Z., was das Schlimmste ist, da keine Teilungen und Abziehungen machen, alle 30 Kräfte gehören eigentlich zusammen und würken in einer Seele! Ein Pfund kann nicht ohne das andre wiegen, und die ganze Seele gerät natürlich in Unordnung, Trägheit und Untätigkeit, sobald nur eine oder einige Kräfte schlafen. Da werden immer auch die andern sogleich halb 35 tote, lahme und verstümmelte Kräfte, und ein solcher Mensch ist immer in den Augen Gottes ein Ungeheuer, eine mißgebildete Gestalt seiner Schöpfung. Der Elende! er sollte an seiner Seele eine schöne Bildsäule auf den Altar Gottes liefern und siehe da, es ist ein verstümmelter 40 Klotz, ein verstimmtes Instrument mit zerrißnen Saiten. Traurige Situation für einen Menschen alsdenn am Rande

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »