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Künste, Wissenschaften, Kultur und Sprache in einer großen Progression Nationen hin verfeinert das feinste Band der Fortbildung, was die Natur gewählet.

Wir Deutsche würden noch ruhig, wie die Amerikaner, in unsern Wäldern leben, oder vielmehr noch in ihnen 5 rauh kriegen und Helden sein, wenn die Kette fremder Kultur nicht so nah an uns gedrängt und mit der Gewalt ganzer Jahrhunderte uns genötigt hätte, mit einzugreifen. Der Römer holte so seine Bildung aus Griechenland, der Grieche bekam sie aus Asien und Ägypten, Ägypten aus 10 Asien, China vielleicht aus Ägypten so geht die Kette von einem ersten Ringe fort und wird vielleicht einmal über die Erde reichen. Die Kunst, die einen griechischen Palast bauete, zeigt sich bei dem Wilden schon im Bau einer Waldhütte, wie die Malerei Mengs und Dietrichs 15 schon im rohesten Grunde auf dem rotbemalten Schilde Hermanns glänzte. Der Eskimo vor seinem Kriegsheere hat schon alle Keime zu einem künftigen Demosthen, und jene Nation von Bildhauern am Amazonenstrome vielleicht tausend künftige Phidias. Lasset nur andre 20 Nationen vor- und jene umrücken, so ist alles, wenigstens in den gemäßigten Zonen, wie in der alten Welt. Agypter und Griechen und Römer und Neuere taten nichts als fortbauen; Perser, Tartaren, Goten und Pfaffen kommen dazwischen und machen Trümmern; desto frischer bauet 25 sich's aus und nach und auf solchen alten Trümmern weiter. Die Kette einer gewissen Vervollkommnung der Kunst geht über alles fort (ob gleich andre Eigenschaften der Natur wiederum dagegen leiden) und so auch über die Sprache. Die arabische ist ohne 30 Zweifel hundertmal feiner als ihre Mutter im ersten rohen Anfange, unser Deutsch ohne Zweifel feiner als das alte Keltische; die Grammatik der Griechen konnte besser sein und werden als die morgenländische, denn sie war Tochter, die römische philosophischer als die grie- 35 chische, die französische als die römische ist der Zwerg auf den Schultern des Riesen nicht immer größer als der Riese selbst?

Nun sieht man auf einmal, wie trüglich der Beweis für die Göttlichkeit der Sprache aus ihrer Ord- 40 nung und Schönheit werde Ordnung und Schön

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heit sind da, aber wenn, wie und woher gekommen? Ist denn diese so bewunderte Sprache die Sprache des Ursprungs, oder nicht schon das Kind ganzer Jahrhunderte und vieler Nationen? Siehe, an diesem großen Gebäude 5 haben Nationen und Weltteile und Zeitalter gebauet, und darum konnte jene arme Hütte nicht der Ursprung der Baukunst sein? darum mußte gleich ein Gott die Menschen solchen Palast bauen lehren, weil Menschen gleich, solchen Palast nicht hätten bauen können welch ein 10 Schluß! und welch ein Schluß überhaupt ist's: diese große Brücke zwischen zwo Bergen begreife ich nicht ganz, wie sie gebauet sei folglich hat sie der Teufel gebauet! Es gehört ein großer Grad Kühnheit oder Unwissenheit dazu, zu leugnen, daß sich nicht die Sprache 15 mit dem menschlichen Geschlecht nach allen Stufen und Veränderungen fortgebildet: das zeigt Geschichte und Dichtkunst, Beredsamkeit und Grammatik, ja, wenn alles nicht, so Vernunft. Hat sie sich nun ewig so fortgebildet und nie zu bilden angefangen oder immer menschlich 20 gebildet, so daß Vernunft nicht ohne sie und sie ohne Vernunft nicht gehen konnte und mit einmal ist ihr Anfang anders? und das so ohne Sinn und Grund anders, wie wir anfangs gezeigt? In allen Fällen wird die Hypothese eines göttlichen Ursprungs in der Sprache ver25 steckter, feiner Unsinn! . . .

Der höhere Ursprung ist zu nichts nütze und äußerst schädlich. Er zerstört alle Würksamkeit der menschlichen Seele, erklärt nichts und macht alles, alle Psychologie und alle Wissenschaften unerklärlich denn 30 mit der Sprache haben ja die Menschen alle Samen von Kenntnissen von Gott empfangen? Nichts ist also aus der menschlichen Seele? Der Anfang jeder Kunst, Wissenschaft und Kenntnis also ist immer unbegreiflich? Der menschliche läßt keinen Schritt tun ohne Aussich 35 ten, und die fruchtbarsten Erklärungen in allen Teilen der Philosophie und in allen Gattungen und Vorträgen der Sprache. Der Verfasser hat einige hier geliefert und kann davon eine Menge liefern.

Wie würde er sich freuen, wenn er mit dieser Ab40 handlung eine Hypothese verdränge, die, von allen Seiten betrachtet, dem menschlichen Geist nur zum Nebel und

zur Unehre ist, und es zu lange dazu gewesen. Er hat eben deswegen das Gebot der Akademie übertreten und keine Hypothese geliefert: denn was wär's, wenn eine Hypothese die andre auf- oder gleichwöge? und wie pflegt man, was die Form einer Hypothese hat, zu be- 5 trachten, als wie philosophischen Roman - Rousseaus, Condillacs und andrer? Er befliß sich lieber, feste Data aus der menschlichen Seele, der menschlichen Organisation, dem Bau aller alten und wilden Sprachen und der ganzen Haushaltung des 10 menschlichen Geschlechts zu sammlen und seinen Satz so zu beweisen, wie die festeste philosophische Wahrheit bewiesen werden kann. Er glaubt also mit seinem Ungehorsam den Willen der Akademie eher erreicht zu haben, als er sich sonst erreichen ließ.

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Stephan, Herders Philosophie.

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b) Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen

Seele.

Bemerkungen und Träume.

Erster Versuch.

5 Vom Erkennen und Empfinden in ihrem menschlichen Ursprunge und den Gesetzen ihrer Würkung.

In allem, was wir tote Natur nennen, kennen wir keinen innern Zustand. Wir sprechen täglich das Wort Schwere, Stoß, Fall, Bewegung, Ruhe, Kraft, sogar 10 Kraft der Trägheit aus, und wer weiß, was es inwendig der Sache selbst bedeute?

Je mehr wir indes das große Schauspiel wirkender Kräfte in der Natur sinnend ansehn, desto weniger können wir umhin, überall Ähnlichkeit mit uns zu fühlen, alles 15 mit unsrer Empfindung zu beleben. Wir sprechen von Würksamkeit und Ruhe, von eigener oder empfangener, von bleibender oder sich fortpflanzender, toter oder lebendiger Kraft völlig aus unsrer Seele. Schwere scheint uns ein Sehnen zum Mittelpunkte, zum Ziel und Ort der 20 Ruhe, Trägheit die kleine Teilruhe auf seinem eigenen Mittelpunkte durch Zusammenhang mit sich selbst, Bewegung ein fremder Trieb, ein mitgeteiltes fortwürkendes Streben, das die Ruhe überwindet, fremder Dinge Ruhe störet, bis es die seinige wiederfindet. Welche wunderbare 25 Erscheinung ist die Elastizität? schon eine Art Automat, das sich zwar nicht Bewegung geben aber wiederherstellen kann der erste scheinbare Funke zur Tätigkeit in edlen Naturen. Jener griechische Weise, der das System Newtons im Traum ahndete, sprach von Liebe und Haß der 30 Körper; der große Magnetismus in der Natur, der anziehet und fortstößt, ist lange als Seele der Welt betrachtet worden. So Wärme und Kälte und die feinste edelste

Wärme, der elektrische Strom, diese sonderbare Erscheinung des großen, allgegenwärtigen Lebensgeistes. So das große Geheimnis der Fortbildung, Verjüngung, Verfeinerung aller Wesen, dieser Abgrund von Haß und Liebe, Anziehung und Verwandlung in sich und aus 5 sich der empfindende Mensch fühlt sich in alles, fühlt alles aus sich heraus, und druckt darauf sein Bild, sein Gepräge. So ward Newton in seinem Weltgebäude wider Willen ein Dichter, wie Buffon in seiner Kosmogonie, und Leibniz in seiner prästabilierten Harmonie und 10 Monadenlehre. Wie unsre ganze Psychologie aus Bildwörtern bestehet, so war's meistens ein neues Bild, eine Analogie, ein auffallendes Gleichnis, das die größten und kühnsten Theorien geboren.

Aber wie, ist in dieser Analogie zum Menschen 15 auch Wahrheit? Menschliche Wahrheit gewiß, und von einer höhern habe ich, solange ich Mensch bin, keine Kunde. Mich kümmert die überirdische Abstraktion sehr wenig, die sich aus allem, was Kreis unseres Denkens und Empfindens heißt, ich weiß nicht auf welchen 20 Thron der Gottheit setzet, da Wortwelten schafft und über alles Mögliche und Würkliche richtet. Was wir wissen, wissen wir nur aus Analogie von der Kreatur zu uns und von uns zum Schöpfer. Soll ich also dem nicht trauen, der mich in diesen Kreis von Empfindungen und Ähnlich- 25 keit setzte, mir keinen andern Schlüssel, in das Innere der Dinge einzudringen, gab, als mein Gepräge oder vielmehr das widerglänzende Bild seines in meinem Geiste; wem soll ich denn trauen und glauben? Syllogismen können mich nichts lehren, wo es aufs erste Empfängnis der 30 Wahrheit ankommt, die ja jene nur entwickeln, nachdem sie empfangen ist; mithin ist das Geschwätz von Worterklärungen und Beweisen meistens nur ein Brettspiel, das auf angenommenen Regeln und Hypothesen ruhet. Die stille Ahnlichkeit, die ich im Ganzen meiner Schöpfung, 35 meiner Seele und meines Lebens empfinde und ahnde, der große Geist, der mich anwehet und mir im Kleinen und Großen, in der sichtbaren und unsichtbaren Welt einen Gang, einerlei Gesetze zeiget: der ist mein Siegel der Wahrheit. Glücklich, wenn es auch diese Schrift auf sich 40 hätte, und stille, züchtige Leser (weil ich für andre nicht

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