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Neben diese grundlegenden Schriften tritt nun die Anwendung auf die wichtigsten Sondergebiete. An der Spitze steht billig (II) die Geschichtsphilosophie, der sein Sinnen und Denken von Jugend auf galt. Stünde mehr Raum zur Verfügung, so könnten die ersten Schriften Herders eine Fülle schöner Stellen bieten, die das Keimen des Neuen offenbaren; und spätere Schriften, etwa die Humanitätsbriefe, würden die interessante Anwendung seines geschichtsphilosophischen Denkens auf die neuere Zeit beleuchten. So aber begnügen wir uns (a) mit einzelnen Proben aus dem geschichtsphilosophischen Aufsatz von 1774. Wie das theologische Schrifttum der Bückeburger Jahre, so wütet auch er gegen die Aufklärung. Ihrem Gegenwarts- und Verstandesstolz gegenüber möchte er die Geschichte als das eigentlich Gegebene, Sichre, uns selbst Bedingende und Wertvolle erweisen. Er selbst bleibt stets soweit davon entfernt, in der Gegenwart einen besondern Gipfel zu schätzen, daß er geradezu den Faden verliert, an dem er die Stufenfolge der Zeiten aufreihen könnte. Jede Zeit fast und jeder Zustand ist ihm in sich berechtigt. Wir sahen oben, wie er nur von religiösen Gesichtspunkten her einen Zusammenhang findet: in der Leitung, Erziehung und Offenbarung Gottes. Die Perioden der Geschichte werden ihm dadurch zu Lebensaltern der Menschheit: die patriarchalisch geleitete Kindheit liegt im fernen Osten; in Ägypten lernt der Knabe Ordnung, Fleiß und Bürgersinn, in Phönizien dann das Wandern; die Griechen bringen das schöne Jünglingsalter der Menschheit herauf, in den Römern erstarkt sie zum Manne. Weiter kann die spielende Analogie ihn nicht tragen. Wir haben drei praktische Beispiele aus seiner Geschichtsbetrachtung gewählt, die seine Genialität am besten erweisen. In der Darstellung der ägyptischen Kunst schwingt er sich hoch selbst über den großen Kunsthistoriker des Altertums, über Winckelmann. Beim Mittelalter übertrifft er sich selbst so mächtig, daß er später von dieser Höhe zurücksinken muß. Bei der Reformation, zumal Luther, führt er die Würdigung weiter, die er von Hamann und Lessing überkommen hatte. Ein letzter Abschnitt stellt allgemeine Bemerkungen zusammen und zeigt die unendliche Überlegenheit Herders gegenüber aufgeklärten Geschichtsphilosophen (J. Iselin)

Wer

und Rousseauscher Verzweiflung an der Kultur.
die Auswahl liest, dem wird ohne weiteres die Erkenntnis
kommen, daß dieser vergessene Aufsatz für die Geschichte
der deutschen Geschichtschreibung in manchem Betracht
mehr bedeutet als selbst das viel gelesene Hauptwerk
Herders, die Ideen.

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Bei den Ideen (II b) schien es zunächst nötig, durch Vorrede und Inhaltsübersicht einen Gesamteindruck zu wecken. In der eigentlichen Auswahl galt es, vor allem die Abschnitte zu geben, die philosophisch sind. D. h. es mußten die Gesetze, die Herder aus der Geschichte herausliest, bezw. in die Geschichte hineindeutet, in erster Linie hervortreten. Was Herder über die Zeiten, Völker und Personen im einzelnen sagt, ist zumeist sachlich veraltet. Interessant wäre es, die Paralleltexte zu den abgedruckten Stücken des geschichtsphilosophischen Aufsatzes zu vergleichen. Doch führt Herder diese Stellen so weit aus, daß sie unverhältnismäßig viel Raum erfordern würden. Ich begnüge mich deshalb mit diesem Hinweis und der Hoffnung, daß gerade die Ideen am ehesten in den Bibliotheken gebildeter Familien zu finden sind. An drei Stellen aber konnte ich auf Einzelbeispiele nicht verzichten. Herders Schilderung vom Griechentum ist so berühmt und hat so viel gewirkt, daß wenigstens die Schlußbetrachtung (13, VII) ein Recht auf Berücksichtigung hat. Das kurze Bild Jesu in der Einleitung des 17. Buches dient vorzüglich dazu, die eigentümlich Herderische Verbindung zwischen allgemeinen sittlich-religiösen Gedanken und dem geschichtlichen Inhalt des Christentums, anderseits den weiten Abstand der späteren Zeit Herders (erschien 1791!) von der Bückeburger gerade in dieser Frage zu zeigen. Endlich soll die kurze Schlußcharakteristik des Mittelalters (19, VI und 20, VII) wenigstens zu dem Vergleiche mit dem geschichtsphilosophischen Aufsatze von 1774 anleiten.

Die zweite Ausstrahlung des Herderschen Empfindens und Denkens ist die Religionsphilosophie. Hier konnte kein Zweifel über die Auswahl entstehen. So viel auch Herder in früheren Jahren über dies Thema gefühlt, gedacht und geschrieben, so viel er auch in seine theologischen Werke religionsphilosophische Bemerkungen eingeflochten hatte, eine besondere Schrift darüber erwuchs ihm erst in

Weimar, aus der Zeit der innigsten Freundschaft mit Goethe heraus: Die Gespräche über Gott (IIIa). Daraus ergibt sich ohne weiteres, daß dies Büchlein nur eine Seite seiner Religionsphilosophie spiegelt: die monistische, die eigentümlich spinozistische Überkleidung seiner ursprünglich mehr leibnizischen Überzeugung. Es ist das Bekenntnis des gesamten Goetheschen Kreises; es half die Brücke zur Naturphilosophie Schellings bauen; und noch heute würde es vielleicht am ehesten von manchen Kreisen unserer Gebildeten nachgesprochen werden können. Was hier fehlt, ist die Verbindung mit der Geschichte; sie muß aus den historischen, zumal aus den früheren, Schriften ergänzt werden. Darum ärgerte Hamann sich ebensosehr daran, wie Goethe daraus Erbauung schöpfte. Eine volle Harmonie der beiden Seiten und der verschiednen Lebensperioden wird sich bei dem ganzen Charakter Herders schwerlich herstellen lassen. Abgedruckt ist die erste Ausgabe; die zweite (1799) rückte etwas näher an Jacobi heran, kämpfte noch schärfer gegen Kant und fügte an den Schluß eine Übersetzung von Shaftesburys Naturhymnus, so daß nun wirklich das Dreigestirn Spinoza, Leibniz, Shaftesbury über einem Buche leuchtete.

Eine besondere Stelle verdient hier die religionsphilosophische Lyrik (IIIb). Sie wird noch immer zu wenig beachtet. Die beiden ersten von Herder nicht veröffentlichten Stücke beweisen, wie stark Herder schon in den Bückeburger Tagen zu einem religiösen Monismus drängte. Die spätern dürfen auch poetisch unter den besten Erzeugnissen jener Zeit stehen; sie bilden interessante Seitenstücke zu Schillers Art der philosophischen Lyrik. Alle aber zeigen deutlich, daß die ästhetische neben der religiösen Empfindung von außerordentlicher Bedeutung für Herders Weltanschauung ist.

An dritter Stelle müßte die Ästhetik Herders folgen. Allein sie ist für die Geschichte jener Zeit so wichtig, daß sie sich unmöglich mit einem kurzen Auszug erledigen läßt. Sie wird abgesondert erscheinen, und zwar so, daß sie das zu einem wirklichen Bilde ergänzt, was unsre höhern Schulen über die Ästhetik Winckelmanns, Lessings, Schillers und Goethes zu bieten pflegen. Als Abschlagszahlung mögen inzwischen die ästhetischen Stellen der ersten beiden

Abhandlungen und die Charakteristik der ägyptischen Kunst (in IIa) hingenommen werden.

Endlich der Anhang vereinigt eine Reihe von Stellen, die Bedeutung für das Emporwachsen der modernen Lebensbetrachtung besitzen. Herders Schrifttum bietet keinen Anlaß, einen besondern Abschnitt über seine Ethik auszusondern. Alles Ethische gründet sich bei ihm auf religiöse oder ästhetische Empfindungen. Wohl aber ist es wichtig zu beobachten, wie er das neue, moderne Lebensideal entwickelt. Man kann Klopstock, Lessing und Herder als die ersten modernen Menschen großen Stils bezeichnen. Praktisch hatte man bereits seit der Mitte des Jahrhunderts allerlei wichtige Ansätze. Aber die Theorie dazu fehlte. Gab es in Frankreich die des Salon-Freidenkers, so ließ sie sich für das deutsche, höher strebende Geistesleben doch keinesfalls so übernehmen. Wirkliche Dienste leistete höchstens England in dem ästhetisch gefaßten Persönlichkeitsideale Shaftesburys. Es ist für Herder zweifellos bedeutsam gewesen. Doch er strebte nach einer volleren, tieferen Begründung, wie nur seine Frömmigkeit sie ihm geben konnte. Darum stellen seine Erörterungen darüber sich meist in religiösem Zusammenhang ein. Zwar auch die Psychologie (z. B. im Text S. 73. 79 f.) kann ihn dahin führen, und die Geschichtsphilosophie entnimmt ihre Maßstäbe dem Ideal der Humanität; aber gerade auch da läßt der religiöse Einschlag sich nicht verkennen. Darum werden wir von vornherein in den Predigten den besten Stoff dazu vermuten; nennt doch schon in Riga ein Brief an Kant als den Hauptinhalt seiner Predigten: Philosophie der Menschheit! Auf Stellen aus der Weimarer Zeit Herders habe ich verzichtet, weil hier sein Lebensideal genügend aus den Ideen und dem religionsphilosophischen Teil erhellt. Infolgedessen erhalten die für Herder und die Entwicklung der deutschen Bildung so wichtigen Bückeburger Jahre wenigstens nachträglich einen Ersatz, nachdem sie bei dem religionsphilosophischen Abschnitt fast leer ausgegangen waren. Nr. 1 zeigt den Zusammenhang des Menschenlebens mit der Natur, veredelt durch die Religion. Nr. 2 behauptet die Einheit und Harmonie des Einzellebens. Nr. 3 fordert die Ausbildung der gottgegebenen Anlagen. Nr. 4 predigt den Individualismus, in e sogar

für das geistliche Amt. In Nr. 5 (wie schon 4e aus den Provinzialblättern) zeigt Herder mit ziemlich sprunghaften Worten, wie der einzelne in einem gewaltigen geschichtlichen Zusammenhang steht, von dem er sich nicht willkürlich lösen kann. Damit haben wir die Punkte beisammen, die Herders Lebensideal bestimmen; es ist bezeichnend, daß dabei das rücksichtslose Streben nach Wahrheit und Erkenntnis fehlt, das sich etwa in Lessing äußert.

Die Verzeichnisse der vorkommenden Namen, Begriffe und Sachen machen bei Herder infolge seiner unbestimmten, kombinationsreichen, in tausend Farben spielenden, poetischen Schreibweise und seiner Gedankensprünge besondere Mühe, sind aber deshalb auch besonders nötig. Eine Reihe wichtiger Begriffe ist mit Gruppierung und kurzer Skizzierung der Stellen ausgestattet worden; die Durchführung dieser nützlichen Methode würde ein neues Buch erfordern. Im allgemeinen konnten nur die Stellen aufgenommen werden, wo die Begriffe wörtlich vorkommen (sachlich ähnliche Stellen sind in besonders wichtigen Fällen beigefügt); man muß also stets die Synonyma suchen. Doch ist auch so die Lektüre des Verzeichnisses lehrreich; z. B. zeichnet schon die Menge der mit Menschen" oder „Ur" zusammengesetzten Worte bedeutungsvolle Züge in das Bild von Herders Sprache und Philosophie.

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Noch fordert die Druckform ein besonderes Wort. Da es an diesem Orte nicht auf literarische Buchstabentreue ankommt, konnte der praktische Zweck entscheiden. Um die Lektüre möglichst flüssig zu machen, ist die moderne Orthographie angewendet. Dagegen ist die Herdersche Wortbildung und Syntax überall beibehalten, weil häufig der Rhythmus oder die Klangfarbe der Rede von ihr bedingt ist; die schwierige Grenzlinie gegenüber der Orthographie mußte gelegentlich durch Willkür oder Kompromiß festgelegt werden. Einen Kompromiß stellt auch die Interpunktion dar. Sie nähert sich der modernen Regelmäßigkeit, ohne gänzlich die charakteristische und oft treffliche Art Herders preiszugeben. - Nachweise über die einzelnen Quellen des Drucks und Angabe der fehlenden, aber für das Verständnis nötigen Zusammenhänge enthalten die „Erläuterungen“ am Schlusse des Buches.

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