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brandenburgischen Herrschergeschlecht, daß Jedem von ihnen, mehr oder minder klar, die gewaltige historische Aufgabe dieser Lande vorschwebte, eine Aufgabe, die aber nur dann zu lösen war, wenn sie auf Kosten der persönlichen Freiheit eine Staatseinheit Herstellte und so, die Kräfte des Landes in ihrer Herrscherhand zusammenfassend, die Völker auf der von Gott vorgezeichneten Bahn weiter führte. Friedrich I. brach deshalb den Widerstand des märkischen Adels mit fester Hand, aber nach seinem Siege zeigte er sich mild und großmüthig gegen diefe Edelleute, denn er wußte, daß er ihnen einen Ersatz schuldig war, und je mehr diese Edelleute begriffen, daß die theilweise Darangabe der persönlichen Freiheit eine Nothwendigkeit für die Zukunft sei, desto treuer und fester standen sie zu dem neuen Herrscherhause. Es ist eine Albernheit, diese Edelleute Raubritter zu nennen, freilich mögen auch Raubritter dabei gewesen sein, im Allgemeinen aber waren sie die Vertreter des alten Rechts, das, durch Mißbrauch schädlich geworden, nur zum Theil aufgegeben werden mußte, damit der Brandenburgisch- Preußische Staat formirt werden konnte. Man täuscht sich übrigens gefliffentlich, wenn man annimmt, daß die Burggrafen von Nürnberg damals nur bei dem Adel Gegner gefunden, im Gegentheil, die Opposition der Städte war viel heftiger, hartnäckiger und dauernder, viel später als der Adel begriffen die Städte, daß sie besondere Rechte opfern mußten, um des ganzen Landes willen.

Der Adel hielt schon längst treu und fest zu den Markgrafen, als die Städte Berlin und Kölln noch immer einen heftigen Widerstand leisteten; Friedrich I. hatte den Adel besiegt und gewonnen für seine Pläne, erst Friedrich II., der Eisenzahn, bestegte nach langem Sträuben Berlin und Kölln und gewann fie für die Staatseinheit. Der Eisenzahn war großmüthig gegen die besiegten Städte, wie fein Vater großmüthig gegen die besiegten Edelleute gewesen war; auch er war sich bewußt, daß der Widerstand nicht ohne Berechtigung war. Er nahm nur, was er nehmen mußte, und reichlich mit Entschädigung wurden auch die Städte bedacht; Ehre und Wohlstand tauschten sie für die alte Freiheit ein.

Als Friedrich der Eisenzahn 1440 zur Regierung gekom. men, standen ihm die Städte Berlin und Kölln noch trozig

gegenüber und ihr gemeinsamer Rath, geleitet von dem reichen und ehrenhaften, aber starren und ehrgeizigen Patricier Bernhard Ryke, wagte es sogar, dem Churfürsten das Oeffnungsrecht zu versagen, was dem Landesherrn unbedingt zustand. Nach dem Deffnungsrecht mußte nämlich dem Churfürsten immer ein Thor geöffnet werden, wenn er in die Stadt einreiten und in seiner Residenz auf der Klosterstraße wohnen wollte. Diese Residenz, das hohe Haus genannt, lag da, wo jezt das Lagerhaus steht. Die Städte schlossen also troßig dem Landesherrn ihre Thore.

In jener Zeit nun waren Berlin und Kölln voll Hader und Parteiung, denn ein großer Theil der Bürger hielt es mit dem Churfürsten und begriff, daß eine neue Zeit angebrochen sei, welche zwar große Opfer heischte, aber auch zum Bessern führen mußte. An der Spite dieser Bürger stand der reiche Balzer Boytin, ein kluger und energischer Mann, ein Freund des langen Nicolai-Bäckers, dem er ein Kind aus der Taufe gehoben. Als nun Churfürst Friedrich sich 1442 nach langen fruchtlosen Verhandlungen entschloß, den Troß der Städte zu brechen und mit sechshundert Geharnischten vor dem Spandower Thor erschien, da wurde ihm durch Balzer Boytin und seinen Anhang das Thor geöffnet und seine Reiter besetzten ohne Widerstand die Stadt. Wiederum auf Betreiben des Balzer Boytin baten nun die vier Gewerke und andere Bürger den Churfürsten, ihre städtische Verfassung zu verbessern und jeder Stadt einen besondern Rath zu geben. Die Mitglieder des bisherigen gemeinsamen Rathes aber, Bürgermeister und Rathmannen, überlieferten dem Churfürsten die Schlüffel aller Thore in beiden Städten und sagten ihm den Rath auf, das heißt, sie legten ihre Aemter nieder. Der Eisenzahn sette nun für jede Stadt einen besondern Rath ein, erklärte die Freiheiten und Privilegien, die sich nicht mit der Staatseinheit vertrugen, für nichtig und ordnete die Verhältnisse, wie es nothwendig, zugleich aber auch, wie es billig war. Darüber stellte er einen offenen Brief aus und Alles war zur Zufriedenheit seiner Anhänger in den Städten, begreiflicher Weise aber nicht zur Freude seiner Gegner, die sich nun als Unzufriedene und Anhänger der alten Freiheit in Bewegung setzten und dieses zu zerstören trachteten, was eben so mühselig zu Stande gekommen war. An der Spize dieser Unzufriedenen stand der schon

genannte Patricier Bernhard Ryke. Am meisten schmerzte die Bürger der Verlust ihrer eigenen Gerichte und Herr Balthasar Hacke, den ihnen der Churfürst als einen Richter gesezt, war ficher damals die verhaßteste Persönlichkeit in beiden Städten. Diese Unzufriedenheit war dem Churfürsten bekannt genug und um seine Gegner im Zaum zu halten, begann er noch in dem selben Jahre 1442 den Bau einer Burg zu Kölln an der Spree, zwischen dem Fluß und dem Dominicaner-Kloster. Die Berkner erkannten sehr richtig, daß diese Burg, wenn sie einmal fertig, ein Zaum und Zügel für sie sein werde, und ihr Unwille stieg auf's Höchste. Bei dieser Stimmung gelang es dem Ryke und seinem Anhang, die Städte in hellen Aufstand zu bringen; die Aufrührer zerstörten die Anfänge des Burgbau's, stellten die Stadtmauer, die zu dem Zweck am Werder niedergelegt war, wieder her, brachen die churfürstliche Kanzlei im hohen Hause auf, zerstreuten die Urkunden, nahmen den Richter Balthasar Hacke gefangen, verjagten die landesherrlichen Beamten, trieben auch den Balzer Boytin und die vornehmsten Anhänger des Churfürsten aus der Stadt und seßten sich unter einem gemeinsamen Rath trokig gegen ihren Fürsten.

Bei diesen Gewaltmaßregeln war der Feldruf der Aufständischen: „Für den Bären! für den Bären!" oder: „Voran mit dem Bären!" und zugleich bedienten sie sich wieder des Siegels, welches sie in der herrenlosen Zeit nach dem Tode Waldemar's des Großen angenommen. In diesem Siegel ist der Berliner Bär kein demüthiger Schildhalter mehr für den brandenburgischen Adler, sondern er steht streitend, oder zum Grimmen geschickt", wie die Heraldik sagt, d. h. aufrecht mit aufgeworfenen Tagen, im Schilde und zieht den brandenburgischen Adlerschild an einem Bande hinter sich her. Goldene Sterne aber, deren weiße Strahlen aufwärts schießen, umgeben das Haupt des Berliner Bären.

Diesem Aufstande der beiden troßigen Städte gegenüber zeigte der Churfürst eine Milde und Langmuth, die man wahrscheinlich auch andern Verhältnissen, welche nicht mehr bekannt sind, zuschreiben muß. Zwar ließ er durch den Hofrichter Peter von der Groeben den alten und den neuen Rath, die vier ersten Gewerke, dreihundert Personen, nach Spandow vor sein Gericht laden, aber als sie troßig ausblieben und, die fürstliche Würde

höhnend, selbst die Person ihres Landesherrn nicht mehr achteten, sondern sie mit argen Schmähungen antasteten, da geschah auch weiter nichts; Jahre lang wurden vergeblich Versuche gemacht, die Städte zu gütlicher Unterwerfung zu bereden. Nur der vertriebene Balzer Boytin sagte den beiden Städten, nach damaliger Sitte, Fehde an und führte so, von dem Churfürsten unterstüßt, einen kleinen Krieg gegen Berlin und Kölln. Damals und noch viel später bestand das Fehderecht des freien Mannes, von dem nicht der Adel allein Gebrauch machte; es waren vielmehr Bürger, welche es länger als der Adel aufrecht erhielten. Noch im 16ten Jahrhundert hat der Berliner Bürger Kohlhas so auf eigene Faust Krieg geführt und lange Zeit hinderte ihn sein Churfürst nicht daran. Das sollte man nicht vergessen, wenn man dem Adel einen Vorwurf aus dem sogenannten Raubritterthum machen will, denn die ganze Kriegführung der Fehdezeit bestand darin, daß man seinen Gegner so viel als möglich an Leib und Gut schädigte, und wenn man das Raub nennen will, so gab es stets mindestens ebensoviel Raubbürger als Raubritter.

Es war übrigens eine trostlose und wilde Zeit für Berlin und Kölln, als die churfürstlichen Beamten verjagt und die „alte Freiheit" wieder hergestellt war, denn das Regiment des Bernhard Ryke lag schwer auf den Anhängern des Churfürsten in der Stadt und die „Markgräflichen“, so wurden fie genannt, welche stets Verständnisse mit Balzer Boytin und dem umwohnenden Adel unterhielten, waren ihrerseits stark genug, um die herrschende Partei fortwährend in Angst und in Athem zu erhalten. Der Hader war in allen Häusern, wo's die Söhne mit dem Ryke hielten, da hielten's die Väter mit dem Boytin und umgekehrt; die Markgräflichen hatten ihre besondern Trinkstuben und Sammelplätze, die Bären auch, denn die Anhänger des Ryke nannten sich nach dem Stadtwappen kurzweg die Bären, und wo beide Parteien zusammen kamen, da war der blutige Hader fertig. Handel und Wandel lagen völlig darnieder, denn, weil der Balzer Boytin draußen mit seinen reisigen Knechten lauerte, konnte die Ein- oder Ausfuhr nur unter starkem bewaffneten Geleit bewerkstelligt werden, und der stete Wacht- und Waffendienst entzog dem Handwerk die fleißigsten Hände. So strafte sich der Auf

ruhr hart an den Aufrührern selbst, aber die troßigen Gemüther wollten nimmer nachgeben.

Es war auffallend, daß unter diesen Umständen und unter dem Regiment des Bernhard Ryke ein Mann wie der lange Nicolai-Bäcker Gudewin, der als ein eifriger Anhänger des Churfürsten bekannt und ein genauer Freund des vertriebenen Balzer Boytin war, ohne Anfechtung in der Stadt bleiben konnte; das war um so auffallender, als der wackre Mann durchaus aus seiner Gesinnung kein Hehl machte, den Aufstand und den Widerstand der Städte offen tadelte und sich mehrmals als Vertreter und Beauftragter des Churfürsten, oder des Hofrichters Peter von der Groeben, zu Botschaften an den aufrührerischen Rath gebrauchen ließ. Seit Balzer Boytin aus der Stadt vertrieben war, konnte Meister Gudewin als das Haupt der Markgräflichen betrachtet werden, aber es fand keine Feindseligkeit, keine Bedrückung gegen ihn statt, obwohl Viele ihren Haß gegen den Mann des Markgrafen" laut aussprachen. Sicherlich hatten die Bürgermeister die Absicht, diesen Mann, als einen nüßlichen Vermittler für den Fall der äußersten Noth, zu schonen, aber es kam auch hinzu, daß sich Gudewin wirklich sehr klug zu halten verstand und daß Jedermann von seiner aufrichtigen Liebe zu den Städten überzeugt war. Vielleicht aber hätten den langen Nicolai-Bäcker weder die politischen Rücksichten des Rathes, noch seine Liebe zu den Städten vor dem Grimm der Bären geschüßt und vor der Austreibung bewahrt, wenn seine Kinder nicht gewesen wären. Wie das zu verstehen, foll sogleich dargelegt werden.

"

Es war an einem Sonntag Abend, da saß Meister Goswin zu Tisch mit den Seinen, das heißt mit seinen Söhnen und etlichen guten Gesellen, seinen Gästen, denn die Frauen und Mädchen des Bürgerstandes faßen damals selten zu Tisch mit den Männern und so gingen auch hier die Töchter, das Haus wesen besorgend, ab und zu, während die Hausfrau in der Fenstervertiefung allein saß und in Sabbathruhe die Perlen des Rosenkranzes durch ihre Finger rollen ließ.

Ein weites, aber niederes Gemach war es, weißgetünchte Wände unter der Balkendecke, der einzige Schmuck ein Mutter Gottesbild von schwarzbraunem Eichenholz über dem Weihwasser

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