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Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die verschleierte Ištar, die Frh. v. Oppenheim im Tell Halaf ausgegraben hat1. Der Finder rechnet die Denkmäler dem Bereiche der hettitischen Kunst zu, allein er macht auch auf die ,,weitgehende Ähnlichkeit mit den hettitischen Funden von Sendschirli" (Tell Halaf 29) aufmerksam. Auch der Zusammenhang mit der assyrischen Baukunst läßt sich nicht verkennen. Nordsyrien stand sowohl unter aramäischem und hettitischem wie assyrischem Einfluß, eine selbständige Kunst hat sich hier nicht entfaltet, wenn sich auch gewisse eigenartige Formen herausgebildet haben. Der Gott, der auf einer Platte 2 dargestellt ist, trägt in der ausgestreckten Linken eine bumerangartige Waffe, die sich wiederholt in Sendschirli findet; die gleichfalls erhobene Rechte hält ein Keule mit einer Kugel oben. Er hat einen Bart und gekräuselte Locken, auf dem Kopfe sitzt die Hörnermütze und die Federkrone, die wir in Babylonien und Assyrien regelmäßig als göttliches Attribut finden3. Die Figur macht den Eindruck, als habe sie ein ungeschickter in Assyrien gebildeter Künstler gefertigt.

Der geflügelte Löwe mit Menschenkopf, Stierhörnern und langen Locken bildet eine gewisse Analogie zu den die assyrischen Palasteingänge flankierenden Genien, die ja auch phantastisch, wenn auch mit größerer Kunstfertigkeit, komponiert sind. Ihn auf Nergal als die Wintersonne zu deuten 3, scheint mir zu weit zu gehen, ebenso fehlen für die Deutung des pfeilschießenden Jägers als Symbol der Sonne die Anhaltspunkte®.

in seinen hettitischen Studien ausgesprochenen Meinung, daß die griechischen Amazonen hettitischen Ursprungs seien. Man hätte vielleicht an die kriegerische Ištar denken können. Die neuestens erfolgte genaue Reproduktion und Beschreibung des Reliefs bei O. Puchstein, Boghasköi. Die Bauwerke (hrsg. unter Mitwirkung von H. Kohl und D. Krencker, Leipzig 1912) schließt jeden Zweifel aus, daß die Gestalt einen bartlosen König in kriegerischer Rüstung vorstellt. Vgl. die Beschreibung a. a. O. 68 ff. und dazu Taf. 18 f.

1) Max Frh. v. Oppenheim, Der Tell Halaf und die verschleierte Göttin, AO X, 1; A. Jeremias, ATAO 2 109.

2) Abbildung 7 S. 17.
4) A. a. O. 19 Abb. 9.

3) Vgl. v. Oppenheim, a. a. O. 31.
5) v. Oppenheim 37.

6) Es wäre etwa an Rešeph heş „R. des Pfeiles" (vgl. oben 110 f.) zu denken.

Harran ist als Hauptkultort des assyrisch-babylonischen Gottes Sin bekannt. Er ist der ,,Herr von Harran“ (by). Auf einem Orthostaten der Ostecke des Palastes von Sendschirli1 ist Barrekub auf seinem Throne sitzend, mit einer Blume in der linken Hand, dargestellt, vor ihm steht ein Beamter mit einer Art Buch unter dem Arm und einem Schreibzeug in der linken Hand, in der Mitte oben zwischen dem König und seinem Diener ist die Sichel des Halbmondes mit Schwarzmond angebracht, aber merkwürdigerweise befindet sich an dem Halbmond ein nach unten gerichteter Stiel, neben dem rechts und links zwei Quasten herabhängen. Rechts neben dem Halbmond steht die Inschrift,,Mein Herr ist der Ba'al von Harran". Auf der Bauinschrift Barrekub's sehen wir die geflügelte Sonnenscheibe, Halbmond mit Schwarzmond, Hörnermütze, Pferdezaum und den fünfstrahligen Stern im Ringe2. Auf die eventuelle Abhängigkeit des Mondkultes Harran's von Babel soll hier kein Gewicht gelegt werden, sondern bloß auf die wesentliche Übereinstimmung der religiösen Auffassung.

Daß auch in Harran neben dem Hauptgotte Sin die anderen Gestirne, insbesondere die Sonne, verehrt wurden, bedarf keiner besonderen Hervorhebung.

Auf der ersten Inschrift von Nērab 3 Z. 9 wird ebenfalls erwähnt, allerdings nach, dem Mondgotte. Nach ihm werden in derselben Zeile noch aufgeführt, worin man die assyrische Nin-gal, die Gemahlin des Mondgottes, wiedererkannt hat, und, das den assyrischen Feuergott Nusku bezeichnet. Sahr, Nikkal und Nusku werden auch auf der zweiten Inschrift von Nērab Z. 9 genannt, wir sehen uns also bei der Lektüre dieser Texte ganz in das assyrische Milieu versetzt. Auch der Name des Priesters, auf den sich die erste Inschrift bezieht, , Sin-zer-ban,,Sin schafft Nachkommenschaft" ist durchaus assyrisch.

שנזרבן

1) Ausgrabungen in Sendschirli Taf. LX und S. 346 ff.

2) Vgl. oben 122 f. über die Symbole der Stele von Ördek-burnu

und der Inschrift Kalumu's.

3) Die beiden Inschriften von Nērab stammen aus dem 7. Jahrh. v. Chr. (Lidzbarski NE 445).

Hehn, Gottesidee.

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Daß sich die bildlichen Darstellungen auf der (aramäischen) Inschrift von Teima (im Norden Arabiens) engstens an den assyrischen Stil anlehnen, ist anerkannt1. Über dem Bilde des Gottes Ṣalm (x), der in langer assyrischer Gewandung mit der Tiara auf dem Haupte dargestellt ist, schwebt die sich so häufig findende geflügelte Sonnenscheibe. Daraus geht hervor, daß die Sonne auch hier das allgemeine Symbol der Gottheit ist, oder daß der dargestellte Gott selbst solaren Charakter hat, jedenfalls aber war der Sonnenkult hier heimisch. Über die Natur und Herkunft des Gottes Ṣalm wissen wir leider nichts Näheres. by kann „Bild“ bedeuten, aber auch mit der Wurzel by,,dunkel" zusammenhängen. Auf den ersten Blick erscheint es als eine etwas starke Contradictio, daß unter die leuchtende Sonnenscheibe der dunkle Gott gesetzt sein soll. Den Namen salmu trägt, worauf Zimmern 2 bereits hingewiesen hat, der Planet Kēvan-Saturn. Das Wort şalmu wird mit einem Ideogramm geschrieben, das unzweifelhaft,,dunkel" bedeutet, allein II R 49, 3, 42 steht neben dem Ideogramm für Saturn auch das für Sonne. Zimmern hat ebenfalls bereits bemerkt, daß salmu auch die Sonne bezeichnet, und zwar sowohl, wie es scheint, in der Bedeutung,,dunkel" wie in der Bedeutung „Bild". Auch daß sich sonst in der keilinschriftlichen Literatur Stellen finden, an denen salmu in einen Gottesnamen überzugehen scheint, sowie das Vorkommen eines Gottes Salmu in Eigennamen hat Zimmern betont. Auf den engen Zusammenhang zwischen Sonnen- und Planetenkult in Babylonien wurde oben3 hingewiesen. Hier sei auch nochmals an den babylonischen Eigennamen Ea-şalam-ilāni (oder ili),,Ea ist das Bild Gottes" und an den Namen des Tamūz ,,Ea-Bild“ erinnert. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß dieser in der Oase Teima als Hauptgott verehrt worden wäre. Als Vegetationsgott stand er in Beziehung zur Sonne. An dem Zusammenhang des Kultes von Teima mit Assyrien besteht um so weniger ein Zweifel, als der Name des Gottes ba (Z. 2) den Namen des babylonischen Mondgottes Sin enthält

3

2

1) Zimmern KAT 475; Lagrange, Études 502.
2) KAT3 475 f.

3) S. 37.

und der Personenname by (Z. 9. 11. 21) sichere Anlehnung an das Assyrische aufweist. In s dürfte mit Lagrange Ašērā zu sehen sein, ohne daß jedoch damit eine direkte Beziehung zur kanaanäischen Ašērā behauptet wäre.

4. Palmyra.

Palmyra war zu verschiedenen Zeiten aramäischen und arabischen Einflüssen unterworfen, das entscheidende Gepräge aber hat die dortige Religion von Assyrien aus erhalten. Die astralen Gottheiten beherrschen das Pantheon1, unter ihnen aber nimmt die Sonne die erste Stelle ein. Daß die Sonnenverehrung nach den uns überlieferten Inschriften in Palmyra so sehr dominierte, hängt wohl damit zusammen, daß die Inschriften fast alle aus der römischen Kaiserzeit stammen, wo sich der ganze Kult auf den Sol invictus konzentriert hatte. Die anderen Götter waren natürlich nicht formell beseitigt.

3

Die Hauptgötter Palmyra's, die vɛoì лaτoão, sind 'Aglibōl (b) und Malachbel (b), der Mond und die Sonne. An erster Stelle wird zwar in der Regel 'Aglibol, der Mond, genannt, allein Lidzbarski2 betont unter Berufung auf die Söldnerinschrift, in welcher ein Altar,,dem Malachbel und den Göttern Tadmor's" geweiht wird, daß Malachbel an der Spitze der einheimischen Götter stand. Daß 'Aglibōl in der Regel 3 vorausgeht, wenn die beiden Götter zusammen genannt werden, erklärt er aus dem alten Brauch des Orients, den Mond vor der Sonne zu nennen. Das ist ja auch echt babylonisch. Von Wichtigkeit ist, daß in der lateinischen Wiedergabe der aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammenden Inschrift für ,,dem Malachbel und den Göttern von Tadmor“ einfach,,Soli sanctissimo sacrum" steht. Es liegt hier also eine Gleichsetzung des Pantheons mit der Sonne und ein Beispiel für den solaren Monotheismus, den F. Cumont für die römische Kaiserzeit nachgewiesen hat, und auf den wir noch zurückkommen

1) Das palmyrenische Pantheon ist zusammengestellt bei J. Mordtmann, Palmyrenisches, MVAG 1899, 1, 38 ff.

.שהר vor שמש Die Zakir-Inschrift nennt (3

2) Eph. I, 255.

4) La théologie solaire du paganisme romain (Mémoires de l'Académie des Inscriptions et Belles-lettres T. XII, 2. partie, Paris 1909).

werden, vor. Der palmyrenische Opferaltar im kapitolinischen Museum in Rom ist mit solaren Emblemen geschmückt1. Oberhalb der lateinischen Inschrift steht ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, auf denen die Büste eines Jünglings ruht, dessen Haupthaare in sieben Strahlenspitzen auslaufen. Die Haare erscheinen fast wie Flammen. Die Strahlenspitzen umrahmt ein Ring, der auf den Schultern des Jünglings steht. Von der Brust ist nur wenig vorhanden, den ganzen Raum nimmt das Strahlenhaupt und der Adler ein. Es ist eine eigentümliche Mischung von menschlich gedachter Persönlichkeit, Adlersymbol und Sonnenscheibe 2. Über der palmyrenischen Inschrift, auf der anderen Seite, ist der Sonnenwagen zu sehen, der mit vier geflügelten Greifen bespannt ist. Der Sonnengott in reichem Lockenhaar mit einem Zepter in der Hand besteigt den Wagen, während ihm eine Siegesgöttin einen Kranz aufsetzt. Auf der Rückseite ist eine Früchte tragende Zypresse dargestellt, aus der ein Jüngling hervorschaut, der ein Lamm auf dem Rücken trägt. Die Zypresse ist offenbar als Lebensbaum beigefügt, ebenso ist das Lamm Symbol des Lebens.

Natürlich darf man die Auffassung des 3. Jahrhunderts n. Chr. nicht ohne weiteres in das 8. und 9. Jahrhundert v. Chr. übertragen. Trotzdem kann kein Zweifel sein, daß die Sonnenverehrung in Palmyra von altersher einen wichtigen Platz einnahm. , die Sonne an sich, wird wiederholt auf palmyrenischen Inschriften genannt. Auf den Tesseren begegnen uns öfter ihre Symbole, auch mit zusammengesetzte Personennamen finden sich. Malachbēl ist, wie schon angedeutet, ein Sonnengott, aber auch Bel wird mit der Sonne identifiziert.

Ebenso ist 'Azīzu (3) ein Sonnengott3. Lidzbarski ist der Ansicht, daß der Hauptgott von Palmyra von Haus aus waist, der auf Grund theologischer Spekulation als baba d. h. Bote, Offenbarung des aus Babel übernommenen Bēl mit

1) Die Abbildung und Beschreibung s. bei F. Lajard in den Mémoires de l'Institut de France, Acad. des Inscr. et B.-L. T. XX (1854), 2. partie 14 ss., Taf. 1 u. 2.

2) Vgl. die babylonischen Darstellungen des Sonnengottes!
3) M. Sobernheim, BA IV, 213f.

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