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Im Codex Hammurapi Vs. VI, 33. 61 steht, wie oben bemerkt,,,Gott" für „,Gotteshaus“, „Tempel". Im Anschluß daran möge auf den in jenem Gesetzbuch mehrfach1 vorkommenden Terminus der Rechtssprache: (ina) mahar ilim „vor Gott“, ina maḥar ilim u šībi,,vor Gott und Zeugen“ hingewiesen werden, der besagt, daß eine Aussage vor der zuständigen Stelle, vielleicht im Tempel oder vor den offiziellen Vertretern des göttlichen Rechts, beschworen wird. Wie aus den Rechtsurkunden der Hammurapizeit ersichtlich ist, wurden beim Eide in der Regel mehrere Götter angerufen. Der Eid vor mehreren Göttern war in den Augen der Babylonier selbstverständlich wirksamer als der vor nur einem Gott geleistete. Es könnte also an den betreffenden Stellen ebenso gut heißen: (ina) maḥar ile. Die Übersetzung Ungnads3,,vor einem Gott" scheint mir darum nicht ganz entsprechend, ebenso liegt aber auch eine,,monotheistische Grundstimmung jenseits aller polytheistischen Zersplitterung" keineswegs vor.

Ebenso ist die andere im Codex Hammurapi3 gebrauchte Wendung niš ilim izakar,,er schwört bei Gott", wörtlich:,,er spricht den Namen Gottes aus" zu beurteilen. Auch hier könnte der Plural stehen, weil auch hier in der Regel mehrere Götter angerufen werden.

Außerdem finden sich noch einige Ausdrücke in demselben Gesetzbuch, bei denen die unbestimmte Bedeutung von ilum

1) Vs. VII, 36; IX, 34f.; Rs. IV, 17; V, 18; XX, 74; XXXIII, 90; XXII, 78.

2) Rs. 1, 61; II, 7.

3) Hammurabi's Gesetz II s. v. ilum 115.

+) P. Volz, Mose 32 f.; ähnlich P. Karge, Bundesgedanke 127, der meint, hier bezeichne ilu,,die Gottheit wie das hebräische b“. bezieht sich auf einen bestimmten Gott, dieses ilum jedoch ist ganz unbestimmt.

5) Vs. IX, 11; Rs. I, 29; V, 74; XXI, 41.

6) Zu nišu vgl. Del., HWB 482 f. Das Wort hat sehr allgemeine Bedeutung, etwa „Wesen“. Da es auch das Ideogramm MU = ,,Name" hat,,,Name“ und „,Wesen" dem Babylonier aber eins sind (vgl Hehn, Siebenzahl 26 Anm. 4), so darf mit Rücksicht auf das „,Aussprechen" hier wohl,,Name" übersetzt werden. Ungnad (a. a. O. 156) faßt es als eins mit nīšum „Erhebung“.

ohne weiteres einleuchtet: lipit ilim (Rs. XXII, 77),,Unglücksfall", eigentlich ,,Berührung, Schlag Gottes"; dieselbe kann naturgemäß von einem oder mehreren Göttern ausgehen, es handelt sich einfach um das Eingreifen einer höheren Macht. Auch der Ausdruck,,Gottesschwester" NIN. AN, semitisch entu, zeigt diese Unbestimmtheit von ilu. Es ist nicht ein Gott gemeint, sondern allgemein der göttliche Dienst. Pāliḥ ilí1 (Vs. I, 30),,gottesfürchtig“, irrit ilí (Rs. XXVI, 25),,Gottesfluch",,,göttlicher Fluch"; Anu abu ili (Rs. XXVI, 46),,Anu ist der Vater der Götter" d. h. der göttliche Vater, Ea apkal ilí ,,Ea ist der göttliche Entscheider". In diesen letzteren Fällen ist die Pluralbedeutung vorzuziehen.

ilí (NI. NI) entspricht sowohl dem Singular als dem Plural, besonders aber bedeutet es, wie wir unten noch näher sehen werden,,,Gott" im generellen Sinne. Vgl. Šamas-ellil-ili „Šamaš ist der Herr der Götter"2, Šamaš-šar-ilí,,Šamaš ist der Götterkönig" 3.

Der Name aus der Hammurapizeit Šumma-ilu-la-ili-ia

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scheint aber klar und deutlich die Existenz eines Gottes Ilu vorauszusetzen. Hommel1 übersetzt:,,Wenn Gott nicht mein Gott ist", Lagrange meint, der Satz könne, wenn er überhaupt einen Sinn haben solle, kaum etwas anderes bedeuten als: ,,si Ilu n'est pas mon Dieu". Auch nach Karge erklärt sich der Name am besten bei der Übersetzung:,,Wenn Ilu nicht mein Gott wäre". Er schließt daraus, Ilu, El habe ursprünglich bei den Semiten die Gottheit als Einheit bezeichnet, sei aber bei fortschreitender Differenzierung Gottesname wie Sin, Šamaš u. a. geworden, gleichzeitig aber appellativische Bezeichnung für,,Gott" geblieben.

Zum richtigen Verständnis des Namens sei auf einen anderen in genau analoger Weise gebildeten Namen hingewiesen. Summa-ili-la-Šamas",,Wenn Šamaš nicht Gott ist! . . . .", dem entsprechend ist auch im ersten Falle zu übersetzen:,,Wenn

1) geschrieben NI.NI, auch im Folgenden durch ili transskribiert. 2) BE VI 1, 51b.

3) BE VI 1, 52a. Analoge Namen mit Sin s. BE VI 1, 53a.

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mein Gott nicht Gott ist", etwa mit der Ergänzung: „,dann gibt es keinen rechtleitenden und fürsorgenden Gott mehr“. So wird der Ausspruch ein freudiger Lobpreis des Schutzgottes des Namensgebers bei der Geburt seines Kindes. Mein Gott ist Gott, d. h. er erweist sich als Gott. Vgl. dazu die häufige alttestamentliche Redeweise: „Ich werde ihnen zum Gotte sein und sie sollen mein Volk sein“. Wenn Ilu als Eigenname gefaßt wird, muß man doch wohl zweimal dieselbe Bedeutung dafür annehmen und kommt so zu der Übersetzung: ,,Wenn Ilu nicht mein Ilu ist", aber damit entfällt der monotheistische Gedanke von selbst.

Zur Zeit der ersten Dynastie von Babel wie in der Kassidenzeit finden wir den Namen Ibašši-ilu1,,es existiert Gott“; gleicher Bedeutung ist der Name Bāši-ilu2. Auch hier soll durchaus nicht gesagt werden, daß ein Gott oder ein Gott Ilu existiert, sondern daß überhaupt Götter da sind, die die Geschicke lenken, sodaß der Name wesentlich gleichen Sinnes ist wie der assyrische Name Ibašši-ilāni3 „,es existieren Götter". Dasselbe Prädikat scheint sich auch in Verbindung mit einzelnen Gottheiten zu finden: II R 64, 13 f. haben wir den Namen il Šamaš-GÁL = il Šamaš-ibašši,,Šamaš existiert". Tallquist * vergleicht weiter die in Form einer Frage auftretenden neubabylonischen Namen: La-Nergal, La-bāši-Marduk „Existiert nicht Nergal“, „Existiert nicht Marduk". Also auch hier keine Vorstellung von einer absoluten Gottheit.

Wie verhält es sich nun aber mit den zahlreichen ilu enthaltenden Eigennamen aus der Hammurapizeit? Besonders F. Delitzsch hat sich auf diese Namen berufen zum Beweise, daß die in Babylonien zugewanderten Nordsemiten ,,sich Gott als einheitliches geistiges Wesen dachten und verehrten" 5. Delitzsch betont mit Recht den Unterschied dieser seiner Auffassung von einem ihm fälschlich imputierten allgemeinen sumerisch-babylonischen Monotheismus. Die von Delitzsch ange

1) BE VI Nr. 90, 16 vgl. p. 40; Ranke, PN 224 n. 1; BE XIV, 44 und XV, 32.

2) Ranke, PN 72; 224 n. 1.

3) Tallquist, Namenbuch XXXV.

4) A. a. O.

5) Babel und Bibel I (17.-20. Tausend 72f.).

führten Namen klingen in der Tat, für sich betrachtet, vollkommen monotheistisch: Ilu-amranni,,Gott, sieh mich an!“, Ilu-turam,,Gott, wende dich wieder zu!" Delitzsch weist auch mit Recht den Vorschlag derjenigen ab, die ilu mit,,ein Gott" übersetzen zu müssen glaubten.

Es ist aber auch nicht ilu, sondern ili (NI. NI) zu lesen, das Ranke1 regelmäßig als,,mein Gott“ faßt, also,,mein Gott, sieh mich an!",,,mein Gott, sei barmherzig!" Ranke bemerkt jedoch selbst, daß NI.NI = ili sowohl dem Singular als dem Plural entspricht 2, aber seine Deutung,,mein Gott" scheint mir nicht haltbar3. Auch hier reicht die Bedeutung „Gott“ im allgemeinen Sinne, die dem Plural gleichwertig ist, wie schon an verschiedenen früheren Fällen gezeigt wurde, vollkommen aus, verschiedentlich ergibt sie erst den zutreffenden Sinn, z. B. Ilí-bānī „Gott ist mein Schöpfer". Anstatt Marduk, Šamaš oder einen anderen bestimmten Gott zu nennen, sagt man einfach allgemein ,,Gott". Man kann dabei an einen bestimmten Gott denken, aber notwendig ist es nicht. Ebenso verhält es sich bei Ili-bēlī,,Gott ist mein Herr", Ili-dūrī „Gott ist meine Feste", Ili-ennam,,Gott sei barmherzig", Ili-gimlanni „,0 Gott, schone mich", Ili-iqišam ,,Gott hat geschenkt", Ili oder Ilu-iddinam,,Gott hat gegeben", Ili-išmeanni,,Gott hat mich erhört" - und so noch eine Reihe ähnlicher Namen.

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Übrigens sind die Eigennamen mit ilu nicht bloß der zweiten, aus dem Westen zugewanderten Schicht semitischer Bevölkerung in Babylonien eigen, wir finden sie, und zwar in besonders auffälliger Menge, auch auf dem in Elam gefundenen, von Scheil veröffentlichten Obelisken des Maništusu, Königs von Kiš, dessen Sprache semitisch, aber stark mit sumerischen Ideogrammen durchsetzt ist. Er gehört etwa in die Mitte des dritten Jahrtausends 3. A6 2, 15; 3, 15; C 10, 3; 18, 20 findet

1) PN 99 ff.

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2) A. a. O. 213 n. 3.

3) Auch Tallquist, Namenbuch 303 erklärt ili für einen ursprüng*) De Morgan, Dél. en Perse II, iss.

lichen Plural.

5) Näheres E. Meyer, GA 2 I 2, 485f.

6) Die 4 Seiten des Obelisken werden von Scheil als Face A-D bezeichnet.

Hehn, Gottesidee.

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sich der Name I-ti-ili (AN),,Mit Gott"; Scheil schreibt Ilu, indem er darin einen Eigennamen sieht1, J. Hoschander 2 erklärt ilu in den Personennamen als Appellativum im Sinne von,,der Gott", nämlich,,der Schutzgott" des Namengebers bzw. Namenträgers.

Wenn aber der spezielle Schutzgott gemeint wäre, dann würde man eben sagen ilia,,mein Gott" oder ilišu „sein Gott“. Der spezielle Schutzgott des Einzelnen ist auch als untergeordnete Gottheit nicht sonderlich geeignet, so allgemein als Gott" angesprochen zu werden. Sicherlich hätte ein Babylonier auf die Frage, welchen Gott er speziell meine, eher Marduk, Sin oder Samaš genannt als den speziellen Schutzgott. Wir haben übrigens neben Iti-ili auch I-ti-E-a C 4,7; 9, 23; 11,9; ferner I-ti-il Da-gan C 16,7; Iti-Nana, Iti-Nap. Diese Namen unterscheiden sich von Iti-ili bloß durch den speziellen Gott. Wir werden darum dem Gedanken der Babylonier am nächsten kommen, wenn wir auch hier die allgemeine Bedeutung von ilu festhalten. Weil man einen besonderen Gott nicht nennen will, sagt man allgemein „,Gott“.

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Auch die übrigen ilu-haltigen Namen des Obelisken erklären sich so ganz ungezwungen. A 4, 14. 18 haben wir den Namen A-ar-ili,,Mann Gottes" (ev. auch,,Mann Anu's"), daneben mehrfach A-ar-E-a A 7, 3. 15; 10, 10; neben Gimil-ili ,,Geschenk Gottes" A 10, 8; 13, 1; C6, 11 finden wir Gimilil Dagan A 11, 15; Gimil-Nanā B 5, 5. Išmāă-ilu,,Gott hat erhört" B 2, 5; C 6, 4; 12, 27; 18, 18 findet sich als Išme-ilu und in der westsemitischen Form Fašmaḥ-el in der Hammurapizeit 3, also in Südarabien und als or in den safaitischen Inschriften, der Gebrauch des Namens umfaßt zweifellos die verschiedensten Zeiten und räumlich den ganzen Orient. Auch hier stehen neben dem allgemeinen ilu zahlreiche Namen, die einen bestimmten Gott angeben.

1) A. a. O. 50; Lagrange, Études 2 76.

2) Die Personennamen auf dem Obelisk des Maništusu ZA XX, 250. 3) Ranke, PN 27 n. 4; 110; BE VI, 45. Vgl. auch Iš-me-ilu Huber, PN 162.

4) R. Dussaud, Mission dans les régions désertiques de la Syrie moyenne 221 (Index); Littmann, Semitic Inscriptions 123.

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