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Aber wie stehen Jahwe und Jāhū zueinander? Ist das letztere eine Verkürzung aus Jahwe, wie man gewöhnlich annimmt? Solange man nur die hebräischen Eigennamen zur Verfügung hatte, die nie den vollen Namen Jahwe enthalten, sondern nur die abgekürzten Formen, konnte man die Form jähū auf die Tendenz, die längeren Formen durch Verkürzung mundgerechter zu machen, zurückführen, obwohl die ausschließliche Anwendung der Kurzformen doch einigermaßen auffallend blieb. Nachdem aber in den von Juden stammenden aramäischen Papyrus von Assuan1 und Elephantine2 der Name

mehrfach vorkommt, der wohl sicher als Jāhū oder Jāhō ausgesprochen wurde 3, ist es kaum mehr eine Frage, daß der Name Jahu neben Fahwe selbständige Existenz hatte. Die bei den Ausgrabungen Sellins in Jericho gefundenen Krugstempel mit der Legende oder, die nach dem Fundorte und der Fundschicht der nachexilisch-jüdischen Ansiedlung am

1) A. H. Sayce und A. E. Cowley, The Aramaic Papyri discovered at Assuan Papyrus B 4.6.11; J6.

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2) Sachau, Drei aramäische Papyrusurkunden aus Elephantine, Berlin 1908, I, 6. 15. 24. 26. 27; II, 6. 23. Ders., Aramäische Papyrus und Ostraka aus einer jüdischen Militärkolonie zu Elephantine, Leipz. 1911, 277 (Index). Kleine Ausgabe von A. Ungnad, Aramäische Papyrus aus Elephantine.

3) Sachau (APO 9) zieht die Aussprache Fāhō vor, während H. Grimme, OLZ XV, für Fáho plädiert. Zwischen Fahū und Fähō ist kein eigentlicher Unterschied; denn das o entsteht unter dem Einfluß des à der ersten Silbe unwillkürlich. Daher kann man wohl ebensogut Fāhū wie Fahō sagen. Die Meinung Grimmes (a. a. O.), daß, wenn Jáho die Urform ist, der damit bezeichnete Gott ursprünglich unhebräisch, ja unsemitisch gewesen sei“, ist deshalb gegenstandslos.

Ungnad vertritt in der Einführung zu seiner kleinen Ausgabe der Papyrus (S. IIIf.) die Ansicht, daß der Unterschied zwischen des A. T. und der Papyrusurkunden nur ein orthographischer sei, der bloß auf dem Fehlen der mater lectionis in den Papyrus beruhe. Er nimmt demgemäß für die Aussprache Fahwa an. Nachdem aber die Aussprache Fähū so vielfach in Eigennamen existiert und auch sonst mehrfach bezeugt ist, außerdem dreimal die Schreibung in den Papyrus selbst vorkommt (Sayce-Cowley E 14, L 13, Sachau Taf. 30, 2 an letzterer Stelle der Name „Jāhō ist Licht“), die ohne Zweifel auf Fahō weist, darf man ruhig bei der Aussprache Fahō oder Fähū bleiben.

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Nordabhang des Terrains von Jericho zuzurechnen sind1, beweisen ebenfalls den selbständigen Gebrauch von Jāhu und Jah außerhalb der Eigennamen.

reden, daß

im Munde

sich der außer in

Der ausschließliche Gebrauch von Jāhu und Jah in den Eigennamen wie in den genannten Urkunden legt die Annahme nahe, daß diese beiden kürzeren Formen mehr dem populären Gebrauche dienten, während Jahwe die offizielle, in den Priesterund Prophetenkreisen, welche die alttestamentlichen Schriften teils verfaßt, teils redigiert haben, übliche Form darstellt. Damit erscheint Jahu als die ältere, Jahwe als die jüngere Gestalt des Namens. Friedr. Delitzsch hatte bereits i. J. 18812 hervorgehoben, daß nur Jāhu und Jah die populären Formen des alttestamentlichen Gottesnamens gewesen seien, worauf dann Fr. Philippi 3 entgegnete, daß ,,alle Propheten und sonstigen Gottesmänner des A. T. zum Volke stets von Männer und Frauen aus dem Volke Israel stets führen, daß in der gewöhnlichen Schwurformeln volle Gottesname findet, daß die kürzere Form zusammengesetzten Eigennamen nur in poetischer und gehobener Rede vorkommt, daß die Moabiter in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts v. Chr. den Gott Israels nur als n kennen". Dem Einwande gegenüber, daß man überall an die Stelle der ursprünglichen Formen das spätere Kunstprodukt gesetzt habe, beruft sich Philippi auf die Mesa-Inschrift. Allein auf der anderen Seite stehen die Papyrus von Assuan und Elephantine und die kanaanäischen Krugstempel. Wenn der Moabiterkönig die längere Form des Namens anwendet, so erklärt sich das vielleicht daraus, daß ihm die populäre Form nicht so geläufig war wie den Israeliten, ferner, daß es sich um eine feierliche Inschrift handelt, in der letztere weniger am Platze gewesen wäre.

Der mehr offizielle Charakter des Namens ist wohl auch ein geeigneter Erklärungsgrund für das spätere Verbot

1) Vgl. den Bericht Sellins MDOG Nr. 41 (Dez. 1909), 41f. Es sind im Ganzen 10 Fah- und 3 Fähustempel gefunden.

2) In seinem Buche:,,Wo lag das Paradies" 159.

3) Zeitschr. f. Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft XIV (1883),

176 f.

der Aussprache des Namens. Dieser war niemals populär und durfte schließlich überhaupt nicht mehr ausgesprochen werden. Ein geheimnisvolles Dunkel sollte den Namen für das profane Auge umhüllen. Übrigens dürfen wir uns den Unterschied der beiden Namensformen nicht so groß denken, wie ihn die Formen Jahwe und Jahu, abrupt nebeneinander gestellt, erscheinen lassen, die Grenzen dürften sogar ziemlich fließend gewesen sein. Man wird wohl und so ähnlich gesprochen haben, daß das Volk, dem die Namen doch mehr durch das Ohr als durch die Schrift geläufig waren, einen Unterschied kaum herausfühlte1. Wie mannigfaltig derselbe Name in der Schrift wiedergegeben werden kann, ersehen wir daraus, daß sich neben

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findet. Ohne Zweifel hat man die Formen mit m am Schluß, das bekanntlich mit dem halbvokalischen () wechselt, als abijjawu und aḥijjawu gesprochen. Aber auch die Formen mit am Ende hatten wohl einen kleinen Beiklang von u, sodaß sich in der Praxis der Unterschied zwischen abijjahu und abijjah auf ein sehr geringes Maß reduzierte. Diese Auffassung wird bestätigt durch die bei den amerikanischen Ausgrabungen in Samaria gefundenen Eigennamen, die statt (1) am Ende regelmäßig schreiben. Dieses zeigt deutlich, daß auch mit dem hebräischen noch der leichte Beiklang eines u verbunden war, sodaß es fast wie jahu lautete. Der Hauchlaut wurde, wie ebenfalls zeigt, nicht stark gehört. Daß übrigens nicht jo zu sprechen ist 2, das sich im A. T. nur am Anfang findet 3, ergibt die Vergleichung mit der masoretischen Schreibung . entspricht, wurde in Samaria sicherlich nicht Jedajo, sondern Feda jau (mit englischem

, das dem hebräischen

1) E. König, ZAW XVII, 172 erklärt die eine Form aus der andern durch die Annahme, daß der vokalische Auslaut von Jahwe im praktischen Gebrauch zum Teil verklungen sei; das w aber konnte sich als Semivokal nicht vokallos am Silbenanfang, der zugleich Wortende war, halten. So wurde aus Jahw von selbst Fähū. Wenn ich auch nicht annehme, daß Jāhū aus Jahwe entstanden sei, so mag die grammatische Deduktion E. Königs doch die nahe Verwandtschaft der beiden Formen vor Augen führen.

3)

2) So transskribiert G. Hölscher MNDPV 1911, 26. der masor. Überlieferung gehört nicht hierher. Hehn, Gottesidee.

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w am Ende) ausgesprochen; ebenso entspechend hebräischem Šemarjau. Auch das Fō am Anfang wurde sicherlich nicht mit reinem ō gesprochen, wie es nach der masoretischen Überlieferung scheint, sondern als Fau, also Faujada, wie überhaupt das im Hebräischen aus au entstandene ō auch im Klange noch deutlich die Spuren dieser Kontraktion an sich getragen haben muß.

In den assyrischen historischen Texten wird ganz entsprechend dieser Schreibweise das hebräische und am Anfange und und am Ende durch jāu wiedergegeben, wobei der Hauchlaut in der Schrift nicht ausgedrückt und jau nicht zu jō kontrahiert ist. Die Assyrer hörten also noch klar und deutlich jau, das die ganz naturgemäße Form ist: Fauḥazi = Aḥaz, eigentlich Jō'āḥāz oder Jehō'āhāz; Ḥazaqijau Hizqijjah und Ḥizqijjāhu. Natanjau von Gezer 1.

=

=

auf der Tafel נְתַנְיָהוּ

Wenn jede Schrift ein nicht ganz vollkommenes Bild der lebendigen Sprache gibt, um wieviel mehr mußte die erst nach Jahrhunderten, als das Hebräische längst eine tote Sprache war, zu der ohne Vokalzeichen überlieferten Schrift gefügte masoretische Vokalisation die Nuancen der lebendigen Sprache verwischen und vergröbern.

Daher muß man der auf unmittelbarer Wahrnehmung beruhenden keilinschriftlichen Überlieferung solcher Namen, trotzdem auch sie unvollkommen ist, ausschlaggebende Autorität gegenüber der masoretischen Überlieferung zugestehen. Man hat sicher auch nicht Nethanjahu, sondern Natanjahu (mit a unter dem ersten Konsonanten, nicht Šewa) gesprochen.

Daß die Schrift ein und dasselbe Wort stärker nuanciert als die wirkliche Sprache, ersehen wir aus der keilinschriftlichen Wiedergabe des Gottesnamens durch jāma am Ende der hebräischen Eigennamen aus der Zeit Artaxerxes I. und Darius II.2: Aḥi-jāma =, Gadaljāma, Ḥananjāma

1) Die Tafel stammt aus der Mitte des 7. Jahrhunderts und ist zweifellos in Gezer selbst geschrieben. Sie ist veröffentlicht und besprochen PEFQS, July 1905, p. 206-210.

2) Vgl. die Zusammenstellung bei Hilprecht, BE IX, 27; KAT3 466 f.; Clay, BE X, 20 f.

= usw. Es wurde offenbar jaw (jau) mit einem leichten Nachklang von a gesprochen, also jawa (jana). Die Assyrer und Babylonier brauchten in ihrer Schrift und wohl auch in der Aussprache einen vokalischen Auslaut. Die Theorie Clays1, daß die babylonischen Schreiber in ihren Schulen gelehrt wurden, den vollständigen Namen der Gottheit zu schreiben, wenn er als zweites Element der Eigennamen erscheint, daß sie daher in diesem jāma den Namen des israelitischen Gottes sahen, wird wohl kaum das Richtige treffen und der auch von ihm als perfectly reasonable angeführten Auffassung, daß jāma als jawa mit leicht überhängendem Vokal gesprochen wurde, weichen müssen. Die Schreibung der samaritanischen Eigennamen mit jau ist wesentlich dieselbe, da m für w steht. Das Hebräische bringt in der unvokalisierten Schrift einen überhängenden Vokal nicht zum Ausdruck, soda auch jawa gelautet haben könnte; dagegen kann die assyrische Silbenschrift auch jawa schreiben, wenn sie (jau) ausdrücken will.

=

=

jaw

Auch der Hauchlaut wird zuweilen in der Schrift stärker hervorgehoben als in der lebendigen Sprache; das ersieht man aus der keilinschriftlichen Schreibung Jāḥū, womit in der neubabylonischen Zeit das hebräische in im ersten Teil der Eigennamen wiedergegeben wird. Die Hebräer haben ohne Zweifel kein reines Šewa, sondern einen a-Laut gesprochen 2, aber sie sprachen auch kein, wie es nach der babylonischen Überlieferung scheinen möchte.

Die Frage, ob auch in dem A-u geschriebenen Gott in assyrischen Kontrakten aus Kannu3 eine Form des Namens Jau vorliegt, wie S. Schiffer1 nachzuweisen versuchte, der

1) Amurru 206.

2) Vgl. die obige Bemerkung zu Natanjau und beachte die Fälle, in welchen die LXX statt des masoretischen Šewa den a-Laut überliefert haben.

3) Veröffentl. v. Ungnad, VS Nr. 84-94, 98, 100.

*) Keilinschriftliche Spuren der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. von den Assyrern nach Mesopotamien deportierten Samarier (10 Stämme) [Beihefte zur OLZ I] Berl. 1907. Mit einer Vorbemerkung von F. E. Peiser, der auch einen in seinem Besitz befindlichen Kontrakt OLZ VIII, 130 ff. veröffentlicht, übersetzt und besprochen hat, den er in Autographie bei

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