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Gerechtigkeit und zur Förderung der Wohlfahrt des Landes von den Göttern zur Regierung ausersehen seien1, so haben wir ja auch dazu eine gewisse Analogie im A. T., insofern auch Saul und David die Erwählten Jahwes sind. Allein dieses vollkommene Durchdrungensein von seiner göttlichen Mission konnte ein israelitischer Herrscher nicht erreichen. Das ließ schon der sehr häufig hervortretende Gegensatz zwischen Königtum und Prophetentum nicht zu, der in Babel, wo die Religion ganz im Dienste des Staates d. h. des Königs stand, nicht möglich gewesen wäre. Den israelitischen Königen stellte sich die Jahwereligion mit ihren Forderungen selbständig gegenüber. Auch der Priestercharakter der israelitischen Könige tritt sehr zurück. David fungiert gelegentlich als Priester 2 Sam. 6, 14. 17f. Uzzia, der das alte königliche Vorrecht wieder geltend machte, wird nach dem Berichte der Chronik dafür gestraft 2 Chr. 26, 16 ff. Ps. 110 schildert die Vereinigung von Priestertum und Königtum in Israel.

In Babel steht der König als solcher der Gottheit besonders nahe, weit näher als die gewöhnliche Menschheit, auf ihn häufen sich die Verheißungen und Gunsterweisungen der Gottheit, an denen indirekt auch das Volk partizipiert, insofern es eben zum König gehört. In Israel dagegen ist das Volk der Gegenstand der göttlichen Auserwählung und des göttlichen Segens. Daher wenden sich die göttlichen Verheißungen ebenso regelmäßig an dieses wie die göttlichen Strafandrohungen. In Babel bringt man zur Paralysierung unglücklicher Ereignisse einfach größere Opfer dar oder weiht ein Bild oder sucht sonstwie den göttlichen Zorn zu besänftigen, in Israel dagegen ist das Volk verantwortlich. Israel ist das Volk des Eigentums, es soll ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein (Ex. 19, 6), das besondere Priestertum vertritt das ganze Volk im Dienste Jahwes2. Die babylonischen

1) Vgl. dazu Dhorme, Rel. ass.-bab. 150 ss.

2) O. Kluge, Die Idee des Priestertums in Israel-Juda und im Urchristentum (Leipzig 1906) führt folgende Punkte zum Beweise dafür an, daß das Priestertum das ganze Volk repräsentierte: Die Erwählung des Stammes Levi zum Vertreter des ganzen Volkes, die Teilnahme des ganzen Volkes am Weiheakt, die amtliche Wirksamkeit der Priester und

Priester sind eine aristokratische Kaste, die Träger einer komplizierten magischen und astrologischen Wissenschaft, die israelitischen dagegen sind Männer des Volkes. In Babel sind die Priester für den König, in Israel für das Volk da. Während die babylonischen Tempel große Ländereien besaßen und sogar die Bankgeschäfte vertraten, ist der Tempel zu Jerusalem hauptsächlich auf die Abgaben und Geschenke des Volkes angewiesen; der Grundbesitz spielte nur eine untergeordnete Rolle 1.

10. Der sittliche Monotheismus.

Es gilt allgemein als besondere Auszeichnung des israelitischen Monotheismus, daß er Gott als Inbegriff der Sittlichkeit faßt und an seine Anhänger vor allem sittliche Forderungen stellt. Wie kommt die Jahwereligion dazu, gerade auf die sittliche Betätigung das Hauptgewicht zu legen? Welches sind die historischen und psychologischen Motive, aus denen diese Hochschätzung des Sittlichen hervorgeht?

Die Antwort auf diese Frage dürfte im wesentlichen in den schon dargelegten Grundzügen der israelitischen Religion zu finden sein. Sind diese richtig gezeichnet, so müssen sie auch die Richtlinien zum Verständnis der Betonung der Sittlichkeit in der Religion Israels enthalten.

Ist das ethische Moment, wie z. B. Budde meint, bloß Produkt des besonderen Verhältnisses zwischen Jahwe und Israel, ohne daß der stoffliche Gehalt der israelitischen Religion für ihre ethische Gestaltung die Grundlage bietet? Das Besondere im Falle Israels sei gewesen, sagt Budde, daß,,Israel sich in freiem Entschluß zu ihm (Jahwe) hinwandte und ihn erwählte", wähdie ihr persönliches Leben regelnden Vorschriften. K.s Resultat lautet: „Das israelitisch-jüdische Priestertum ist ein Ausdruck der Heiligkeit des Volkes und kraft dieses Heiligkeitscharakters zur Vertretung der Gemeinde vor Gott und zur Vermittlung des Verkehrs zwischen Gott und Israel berufen. Der Unterschied zwischen Priestern und Laien ist aber kein prinzipieller, sondern ein gradueller“ (S. 27).

1) Vgl. Schürer, ThLZ 1908, 427, der in der Besprechung des Buches von G. A. Smith, Jerusalem, the Topography, Economics and History (2 Vol. 1907/08) diesem zustimmt in der Bejahung der Frage, ob der Tempel von Jerusalem Grundeigentum besessen habe, und S.s Nachweise durch weitere Belege ergänzt.

rend die Qeniter wie andere Völker,,ihrem Gott dienten, weil sie es eben nicht besser wußten, weil er mit ihnen blutsverwandt und unlöslich verwachsen war, weil sein Dienst zu den notwendigen, fast unwillkürlichen Lebensäußerungen des Volkes einmal gehörte“. . . .,,Hatte der Dienst Jahwes selbst keinen ethischen Gehalt, so hatte diesen doch das Verhältnis zu ihm, und alles weitere mußte sich daraus ergeben“1.,,Israels Religion ist darum eine ethische geworden, weil sie eine Wahlreligion, keine Naturreligion war; weil sie auf einem Willensentschluß beruhte, der ein ethisches Verhältnis zwischen Volk und Gott für alle Zeiten begründete“ 2.

Es ist ohne Zweifel von größter Wichtigkeit, daß Israels Verhältnis zu seinem Gott kein naturhaftes war, aber man fragt sich bei dieser Erklärung doch, warum denn der Dienst Jahwes, der keinen ethischen Gehalt hatte, gerade ethische Betätigung forderte und weckte. Warum begnügte sich der einmal erwählte Naturgott nicht mit Tempeln, Opfern und einer mehr oder minder glanzvollen Liturgie? Warum stellt ein an sich nicht ethisch interessierter Gott mit solcher Strenge gerade ethische Forderungen, weil seine Verehrer in einem Wahlverhältnis zu ihm stehen? Diese Erklärung bietet gerade für den Punkt, auf den es ankommt, keine ausreichende Erklärung. Hätte ein Mond- oder Sonnengott auch gerade ethische Forderungen gestellt?

Vielmehr Jahwe ist eben ein anderer als die Götter der anderen Völker!

Die babylonischen Götter sind Personifikationen der in der Natur und im Volksleben wirkenden Lebensmächte. Die Sonne, der Mond und das Sternenheer beherrschen in ihrem Zusammenwirken das Naturleben. Dieses ist das eigentliche Gebiet ihrer Macht und Betätigung. Darnach richten sich auch die Formen ihrer Verehrung.

Als persönliche Wesen sind die Götter aber auch mit Vernunft und freiem Willen ausgestattet. Wie der Mensch auf Grund seiner sittlichen Anlage und der Einflüsse seiner Um

1) Die altisraelitische Religion, Gießen 1912 (3. Aufl. von: Die Religion des Volkes Israel bis zur Verbannung) 19.

2) A. a. O. 20.

gebung mehr oder weniger sittlich handelt, so stattet er auch seine Götter mit sittlichen Eigenschaften aus, ja er betrachtet sie als Träger des sittlichen Ideals und als Rächer des Bösen. Dabei ist zu beachten, daß die Götter im Laufe der Zeit mehr und mehr von der Natur losgelöst und ihre ethischen Eigenschaften betont werden. Wir haben das bei verschiedenen Göttern, besonders auch bei Ištar, die ursprünglich wesentlich die Verkörperung des weiblichen Prinzips ist, festgestellt. Die geistigen und ethischen Eigenschaften der Götter erwachsen auf Grund ihrer Erscheinungs- und Wirkungsweise in der Natur. Besonders die Gerechtigkeit hat ihren Hort in Šamaš, dem Gotte der Gerechtigkeit; sie wird noch eigens personifiziert in seinen Kindern kettu und mēšaru,,Recht und Geradheit". Die Götter sind die Hüter des Rechts, der König ist ihr Stellvertreter: deshalb ruft man beim Schwur die Götter und in alten Zeiten auch den König als Zeugen an. Die Pflege des Rechtes hält der König, wie oft ausgesprochen wird, für seine vornehmste, von den Göttern selbst ihm auferlegte Verpflichtung. Hammurapi erhält sein Gesetz von Šamaš1 und nennt sich mit Vorliebe ,,König des Rechts" (šar mēšarim2). Der Babylonier, dessen Götter den Dingen immanent sind und in allen Lebensbetätigungen wirken, ist durch und durch religiös, wie besonders die Eigennamen zeigen. Es fehlt aber seiner Weltauffassung auch ein tiefernster sittlicher Zug nicht. Er fühlt sich in ständiger Abhängigkeit von der Gottheit; wenn die Natur ihren Segen spendet, so sieht er darin die Gabe der Gottheit, der er dankt und der er von seiner Fülle mitteilt. Trifft ihn Unglück und Mangel, so betrachtet er das als Zeichen, daß die Gottheit erzürnt ist, und ist bestrebt, sie durch Gebet und Opfer zu versöhnen. Die Zurückführung des physischen Übels auf moralische Schuld lag auch dem Babylonier nicht fern. Allein die babylonischen Götter sind doch primär Naturwesen, lebenschaffende Kräfte, in die das sittliche Moment erst hineingelegt, bei denen es mehr akzessorisch ist. Šamaš ist zunächst der Lichtgott und der Erwecker des Lebens, seine Eigenschaft als Gott des Rechts ist erst aus der Lichtgottheit entwickelt.

1) Cod. Rs. XXV, 95 ff. 2) Cod. Rs. XX, 7. 96; XXIV, 77; XXVI, 13.

Der religiöse Kult, der bei den Babyloniern mit regstem Eifer geübt wurde, lief im großen und ganzen darauf hinaus, durch Gebet und Opfer, durch Huldigungsgeschenke und prächtige Tempel, durch zahlreiche Priester und komplizierte Zeremonien oder auch durch Jammer, Klagen und Bußübungen Eindruck auf die Götter zu machen, sodaß sie dem Menschen freundlich gesinnt sein und beistehen, oder in ihrem Zorne versöhnt werden sollten. Die Opfer und Zeremonien, die von den alttestamentlichen Propheten so gering geschätzt und sogar bekämpft werden, weil sie naturgemäß die Gefahr in sich schlossen, daß man mit der äußeren Darbringung und Handlung genug getan zu haben glaubte, bildeten bei den Babyloniern den Hauptteil der religiösen Betätigung. Damit stand das ausgebildete Zauber- und Beschwörungswesen in Verbindung; Unglück und Krankheit führte man zwar auch auf die Sünde zurück und betrachtete sie als Strafe der Götter, allein man schrieb sie ebenso der Wirkung dämonischer Mächte zu, die durch bestimmte Zauberriten überwunden werden mußten. Diese magische Bekämpfung der Folgen der Sünde mußte naturgemäß abstumpfend auf das sittliche Empfinden wirken. Die Könige rühmen sich gern ihrer Devotion gegen die Götter überhaupt oder gegen bestimmte Gottheiten, ihrer Fürsorge für einen glänzenden Kultus und reichliche Opfer und preisen sich als die bevorzugten und privilegierten Lieblinge der Götter, die von diesen zu ihrer hohen Würde ausersehen sind. Das Streben nach Reinheit des Wandels verbunden mit dem Gefühl der eigenen sittlichen Mangelhaftigkeit tritt weniger stark hervor.

Die Gebete der assyrisch-babylonischen Könige haben zur Zeit Rim-Sin's fast denselben Inhalt wie zur Zeit Nebukadnezar's II. Man bittet um frohen Lebensgenuß und eine glückliche, dauernde Regierung. Rim-Sin wünscht nach dem Bau des Tempels der Innina1: „Wegen dieses (Tempels) möge Innina, die Herrin von Himmel und Erde, sich freuen. Ein Leben erhabener Tage, lange Jahre, eine beständige Regierung, Gehorsam des Landes, Ausübung des Königtums auf ewig inmitten der großen Götter möge sie für sie beschließen“.

1) Kanephore A 2, 5 ff. (Th.-D. 220 f.).

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