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Dein, dein Wort ist der ferne Himmel, die verborgene Erde, die niemand durchschaut.

Dein, dein Wort, wer verstünde es, wer käme ihm gleich?“

Sin ist überhaupt unvergleichbar:

„Herr, im Himmel an Herrschertum, auf Erden an Herrschaft

hast du unter den Göttern, deinen Brüdern, keinen Rivalen. König der Könige, erhabener, gegen dessen Befehl niemand ankommt, dessen Gottheit kein Gott gleicht!"

Sin ist hier in einer kaum zu überbietenden Weise verherrlicht. Er ist der Allumfassende, Allbelebende, Allmächtige, Allgütige, Allweise, Gerechte, Wahrhaftige und zwar einzig und allein, soda niemand mit ihm auch nur verglichen werden kann! Die anderen Götter existieren zwar und werden in der an den Hymnus sich anschließenden Litanei auch angerufen, aber Sin gegenüber sind sie völlig wesen- und bedeutungslos.

So verstehen wir den Titel, den Nabuna'id dem Mondgotte in der Inschrift, die über den Wiederaufbau des Tempels Egišširgal berichtet1, gibt:,,Herr der Götter Himmels und der Erde, König der Götter, Götter der Götter, die den großen Himmel bewohnen". Sin ist ilani ša ilani, nicht bloß ein Gott über den Göttern, sondern das Pantheon des Pantheons! Bei der Einweihung des Tempels E-hul-hul in Harran redet ihn Nabuna'id als „,König der Götter Himmels und der Erde" 2 an.

So sehr aber Sin auch Omnia solus ist, so ist uns doch nicht bekannt, daß er die anderen Götter in der Tat zurückgedrängt hätte. Konnten diese oder ähnliche Epitheta nicht auch einem anderen Gotte beigelegt werden, wenn ein Verehrer die entsprechende Begeisterung besaß oder auf den Gott besonderen Eindruck machen wollte? Nabuna'id, für den Sin ilāni ša ilāni ist, hat die Heiligtümer der anderen Götter nicht minder wieder aufgebaut als die Sin's. Im Lichte der tatsächlichen Lage verlieren diese Ergüsse religiöser Begeisterung doch viel von ihrer Bedeutung, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß hier wirklich die Idee einer das Pantheon absorbierenden Übergottheit ausgesprochen ist.

1) IR 68, Ia, 28-30; ähnlich II, 3—6 (KB III 2, 94 f.).

2) šar ilāni ša šamē u irṣitim V R 64, 26. 33b (KB III 2, 102 f.). Hehn, Gottesidee.

3

e) Šamaš.

Der Sonnengott Babbar-Šamaš steht gleichberechtigt an Ehre und Macht neben Enzu-Sin unter den Göttern des Zweistromlandes 1.

Schon die alten sumerischen Könige feiern den Sonnengott nicht bloß als Spender des physischen Lichtes, sondern dieses ist ihnen zugleich Symbol der hellstrahlenden Gerechtigkeit. Gudea sagt bei der Schilderung der mit der Einweihung seines Tempels einsetzenden Segenszeit: ,,Babbar3 ließ die Gerechtigkeit hervorstrahlen, Babbar trat die Ungerechtigkeit mit Füßen. Die Stadt gleich Babbar stieg strahlend von der Erde ..." Urengur, König von Ur, dessen Stadtgott Nannar ist, läßt „entsprechend den gerechten Gesetzen Babbar's ... Gerechtigkeit herrschen". Siniddinam3, König von Larsa, erbaut,,Babbar, dem Herrn der Gerechtigheit, dem Obersten im Himmel und auf Erden, dem Größten der Anunnak, seinem König“, einen Tempel. Er nennt ihn,,den Herrn, den [großen] Löwen, der [eröffnet] den Verschluß des Himmels, den Richter, der [ansieht] mit günstigem Auge den Schwachen". Hammurapi will wie ,,Šamaš über die Schwarzköpfigen aufgehen", er hört auf Šamaš, nennt ihn,,den großen Richter Himmels und der Erde“, er selbst ist,,der König der Gerechtigkeit, dem Šamaš die Rechtssatzungen 10 schenkte"11. Šamaš soll dem König, der gleich Hammurapi gerecht regiert, eine lange Dauer seiner Herrschaft gewähren 12, dagegen soll,,Šamaš, der große Richter Himmels und der Erde, der da regiert die beseelten Wesen, der Herr der Hilfe", das Königtum des ungerechten Königs stürzen.

1) Anubanini zählt auf Anu und Antu, Enlil und Ninlil, Immer und Innina, Sin und Šamaš Th.-D. 172f. In der Anmerkung sagt Winckler: ,,Šamaš ist hier offenbar als weibliches Prinzip zu Sin gedacht". Das läßt sich aber keineswegs folgern. Šamaš folgt vielmehr regelmäßig

auf Sin.

3) Ohne Gottesdeterminativ.

2) Cyl. B 18, 10 ff. (Th.-D. 138f.)
4) Tonnagel B 1, 15 ff. (Th.-D. 188 f.).
5) Tonnagel B 1 ff. (Th.-D. 208 ff.).
7) Cod. Vs. I, 40—42. 8) Cod. Vs. II, 23.
10) kīnātim. 11) Cod. Rs. XXV, 97.

6) Tonnagel C 1 f. (Th.-D. 210f.). 9) Cod. Rs. XXIV, 84. 12) Cod. Rs. XXVI, 14.

Die Hymnen an Šamaš, die diesen als das alles erleuchtende, belebende und erfreuende Tagesgestirn, als den alles durchschauenden, gerechten Richter und mächtigen Lenker der gesamten Menschheit preisen, vereinigen hohen poetischen Schwung mit edelster sittlicher Auffassung und gehören zum Besten, was die assyrisch-babylonische Literatur aufzuweisen hat.

Hier mögen bloß einige Stellen Platz finden, die Šamaš

als weltbeherrschenden Gott feiern:

,,Herr1, Erleuchter des Dunkels, Enthüller des [glänzenden?] Antlitzes, Barmherziger Gott, der du aufrichtest den Gebeugten, schützest

den Schwachen!

Auf dein Licht harren die großen Götter,
Die Anunnak allesamt
Die Zungen einmütig,
Erhobenen Hauptes
Sobald du dich erhebst

schauen auf dein Antlitz.

als wäre es Ein Wesen, lenkest du. schauen sie nach des Sonnengottes Licht. Freude und Jubel!

Ja, du bist das Licht der Säume des weiten Himmels, der weiten Erde Panier bist ja du!

Es schauen auf dich mit Freuden die weiten Völker,

Die großen Götter schütten Räucherwerk auf.

(Die folgenden Zeilen sind zum großen Teil abgebrochen.)

Im folgenden Hymnus 2 wird Šamaš gleichfalls als Herr

der ganzen Welt verherrlicht:

Šamaš, König Himmels und der Erde,

Samaš, den Toten lebendig zu machen,

Lenker der oberen und unteren Welt!

den Gefangenen zu lösen, steht in deiner Hand!

Unbestechlicher Richter, Lenker der Menschheit! des Herrn glänzenden Aufgangs3!

Erhabener Sproß

Mächtiger, herrlicher Sohn, Licht der Länder,

Schöpfer Himmels und der Erde allzumal, o Šamaš, bist ja du!

Es mögen noch zwei Proben aus dem großen Hymnus K 31824 angeführt werden, die ähnlich dem eben zitierten Šamaš als Herrn der Welt und der Götter preisen:

1) IV R 19 Nr. 2 (Zimmern, Bab. Hymnen und Gebete in Auswahl AO VII, 3, 15; Jastrow, Religion 429).

2) S 787; Gray, The Šamaš relig. Texts pl. IV; Zimmern, AO VII, 3, 14. 3) Des Mondgottes.

*) Brünnow, ZA IV (1889) 25; Gray, Šamaš pl. I.

Die Säume der Länder inmitten des Himmels
Die Völker, die Länder alle überwachest du.
Was Ea, der König, der Fürst, geschaffen hat,

Was da lebt2, allzumal hütest du.

wägst du1.

insgesamt über

wachst du.

Du bist der Hirte der Ober- und Unterwelt.

Šamaš ist unvergleichlich an Hoheit und Macht Z. 45-50:

Keiner ist unter der Gesamtheit der Igig,

unter der gesamten Menge der Götter

der wehklagt ohne dich, [keiner], der erhaben ist wie du.

Bei deinem Aufgang versammeln sich die Götter der Länder.
Dein furchtbarer Glanz wirft das Land nieder.

Von allen Ländern, soviel die Zunge nur nennen kann,

Du kennst ihr Sinnen, ihre Schritte schaust du.

Die in Šamaš verkörperte Wahrheit und Gerechtigkeit schildert besonders schön IV R 28, 1:

,,Vorausziehend ...

Mit Anu und Enlil ...

Das Gebot der Gesamtheit der Leute

Gerecht im Himmel,

ewig bist du!

ordnest du [an].

Die Wahrheit*, die Weisheit der Länder bist du!

Den Rechtschaffenen kennst du, den Schlechten kennst du.
O Šamaš, die Gerechtigkeit erhebt ihr Haupt [zu dir?].
Šamaš, den Schlechten wie einen Lederriemen
Šamaš, die Hilfe Anu's und Enlil's bist du,

zerreißt er.

Šamaš, der erhabene Richter Himmels und der Erde bist du!

(Mehrere Zeilen abgebrochen.)

Šamaš, der erhabene Richter, der große Herr der Länder bist d[u!] Herr der beseelten Kreaturen, Erbarmer der Länder bist d[u!]

[Hier geht der Hymnus in eine Beschwörung für den König, den Samaš rein und hell machen soll, über.]

Die zentrale Stellung der Sonne in der babylonischen Religion, auf die bereits hingewiesen wurde, erhellt vor allem daraus, daß die babylonischen Hauptgötter Sonnengottheiten

1) hältst du im Gleichgewicht.

2) napišta šakānu

=

das Leben niederlegen, verenden Del., HWB 657b, hier aber wohl im Sinne von šikin oder šiknat napištim,,belebtes Wesen“, „Kreatur“.

3) Das Sumerische hat: Gott der Gerechtigkeit, der ewige Gott. 4) Sumerisch: Der Gott der Wahrheit. 5) S. oben 4 f.

sind.

Wenn die Götter in den Planeten lokalisiert werden (Marduk-Jupiter, Nebo-Merkur, Ninib-Mars, Nergal-Saturn, IštarVenus), so scheinen diese als Repräsentanten (Diodor sagt έoμnvɛis) der verschiedenen Phasen der Sonne gegolten zu haben1. Marduk ist die Früh- und Frühlingssonne, sein Ideogramm AMAR.UD bedeutet,,Kind des Lichtes" oder „,der Sonne". Ob Nebo, sein Sohn, ursprünglich Sonnengottheit ist, läßt sich nicht erweisen. Er ist ein jüngerer Gott, dessen Kult im engsten Zusammenhang mit dem Marduk's steht. Dieser Mangel an Selbständigkeit ist wohl der Grund, daß er sich in keiner konkreten Naturerscheinung verkörpert. Daß ihm aber der Planet GUD.UD = Stier der Sonne oder des Lichtes (Merkur) gehört, weist darauf hin, daß auch er mit der Sonne in Beziehung gesetzt wurde. Außerdem ist er wenigstens später Vegetationsgott 2. H. Winckler und A. Jeremias sehen in ihm die Herbst- oder Wintersonne, Jensen hält ihn in seiner Kosmologie (S. 239) für den „,Ostgott". Da er, wie wir später noch sehen werden, in mancher Beziehung ein Nachbild und Doppelgänger Marduk's ist, so dürfte er wohl eher mit der Frühlingssonne zu kombinieren sein. Daß Ninib gleichfalls eine Sonnengottheit ist, wird nicht bestritten, nur über seinen spezifisch solaren Charakter herrschten lange Meinungsdifferenzen. Während man ihn früher allgemein für die Südsonne hielt 3, hat Jensen den Nachweis erbracht, daß Ninib vor allem Ost- und Morgensonne ist. Ninib wird allerdings auch als ìl Maš (v), als Sonne des Westens3, bezeichnet. Der Widerspruch gleicht sich durch die Annahme aus, daß Ninib die Horizontsonne, die natürlich sowohl im Osten wie im Westen stehen kann, ist1. In dem oben zitierten Hymnus an die aufgehende Sonne IV R 19, 2, 48/49 steht für Šamaš in der sumerischen Zeile das gewöhnliche Ideogramm für Ninib il Ut-gal-lu, das eigentlich Sonnengott des Südsturms bedeutet. Man sieht, daß in dem Babylonier das unmittelbare Bewußtsein von dem solaren Wesen Ninib's lebendig war.

1) Kugler, Sternkunde I, 8.

2) Pinckert, Hymnen und Gebete an Nebo (Diss. Leipz. 1907) 4f.

3) Zimmern, KAT3 408. *) Kosmologie 460 ff.

5) CT XXV 11, 33 (= II R 57, 39); dazu Jensen KB VI 1, 537.

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