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Ninlil, die Gemahlin Enlil's, wird ,,Herrin Himmels und der Erde" genannt1. Gudea weist der Gatumdug den,,ersten Rang im Himmel" zu 2, Innina aber wird von ihm wiederholt. als,,Herrin der Länder" gepriesen3. Rīm-Sin nennt sie,,Herrin Himmels und der Erde", Bur-Sin erbaut ihr als ,,der Herrin der Götter, der Lenkerin des Himmels"5 ihren Tempel.

=

Nin-lil Bēlit hinwiederum ist für Hammurapi,,die große Mutter, deren Befehlswort in Ēkur gewichtig ist, die Fürstin, die meine Gedanken rein macht“ 6.

Auf dem Grund der physischen Eigenschaften der weiblichen Natur erwachsen bei der Göttin in analoger Weise wie bei anderen Gottheiten deren ethische Vorzüge: sie ist die barmherzige, Fürsprache einlegende, verzeihende Göttin und wird nach dieser Richtung hin besonders in den Gebeten und Hymnen angerufen und gepriesen.

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Ein Hymnus an Gula,,,die große Ärztin", aus der Bibliothek Asurbanipals knüpft die der Göttin gespendeten Lobsprüche an ihre verschiedenen sumerischen Namen, die zugleich die verschiedenen Seiten ihres Wesens kennzeichnen. Leider sind nur wenige Zeilen unversehrt erhalten. Wir lassen hier Z. 13ff. der Vorderseite folgen:

dingir Nin-din-ùg1o-ga, Herrin, Beruhigung schaffend allen Menschen,

Totenerweckerin.

der Götterherrin" (Huber, PN 107a); Dam-nin-dingir-ra-mu Herrin der Götter gibt (?)" (Huber 112b).

1) Vase Ur-zag-e's 3 (Th.-D. 160).

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2) Cyl. A 2, 28f. (Th.-D. 90f.) 3) Stat. C 2, 1f. (Th.-D. 74f.); 4, 9f. (Th.-D. 76 f.); Steintaf. A 1f. (Th.-D. 144f.).

4) Kanephore A 2, 6 (Th.-D. 220).

5) Steintafel A 2 (Th.-D. 200f.); ich möchte lieber Nin-dingir-si-an-na lesen statt Nin-an-si-an-na bei Th.-D. Zum Ausdruck vgl. Radau, Earl. Bab. Hist. 273. si fasse ich als Verkürzung von si-di = šutēšuru; Mēšaru mit kettu Kind des Šamaš. Zu Im-si als jüngere iltānu,,Norden" (= gerade

==

Nin-si =
astronomische Schreibweise für Im-si-di
Richtung) vgl. Kugler, Sternkunde I, 23. 276.
6) Cod. Rs. XXVI, 81 ff.
8) K 232 (Craig RT II, 16-18).

7) IV R 21 (C) II Rs. 4.

9) So ist wohl statt ši zu lesen.

10) Die Lesung steht noch nicht fest. Hier nach dem Vorschlag

von Meißner, SAI 2916; Del., HWB kug-ga.

dingir Nin-kar-ra-na1, Herrin des Bannes und der Hexerei, bereitend reichlichen Gewinn,

zornwütend und gebietend!

dingir Kur-kala-ba, Verfolgerin der Bösen, Verscheucherin des Zornes! dingir Me-me, Schöpferin der Gebote, reine Me-me, Festigerin3 Himmels und der Erde!

dingir Ama-šu-hala-bi, barmherzige Mutter, Linderung schaffend dem

Leibe!

dingir Gidim-sig-ga, Schöpferin der Waffe,

Geberin eines reinen

Trutzgottes!

dingir Lama-sig-ga, Festigerin der Erde, Verleiherin eines reinen

dingir Maḥ,

Schutzgottes!

Erhabene unter den Göttinnen [

Z. 22 beginnt mit dingir Nin-maḥ und endigt mit dingir Nin-tu, Gula ist beides. Nach Z. 23 am Ende ist sie diejenige, die den Kindersegen ans Licht bringt. Aus diesem Hymnus ersieht man deutlich, wie die Namen, die besondere Seiten des Wesens einer Göttin bezeichnen, zugleich als besondere Gottheiten aufgefaßt werden. Gula wird hier, ähnlich wie wir es später bei Marduk finden, als eine Art Universalgöttin dargestellt, die das Wesen verschiedener anderer Göttinnen in sich schließt.

Gewisse Redewendungen sind geradezu stereotyp und kehren in den Gebeten an die verschiedenen Göttinnen wieder. In einem an Ningal gerichteten Hymnus Asurbanipals heißt es Z. 7 ff:

4

Fürsprecherin beim Lichte der Götter, Geliebte des [Sin 3], Rätin der Barmherzigkeit, Verkündigerin der Gnade bei Šamaš, ihrem Erstgeborenen.

Die wohlgefällig macht das Gebetswort, die einsetzt den König,

Barmherzige Fürstin,

der sie fürchtet.

Erhörerin des Flehens, Bewohnerin von
Egipar.

das in Harran ist, große Herrin, Herrin der Gesamtheit.

1) Zur Lesung na vgl. S. 45 Anm. 10.

2) a-ri-e zur Bedeutung vgl. Del., HWB 129 unter I und 131 unter aru.

3) Zu šapikat vgl. BA V, 377.

*) Bu 89, 4-26, 209 Vs. (Craig, RT II, 1f.).

5) Craig bietet Šamaš in Klammern, aber es ist wohl mit Jastrow, Religion 547 Anm. Sin zu ergänzen.

Hehn, Gottesidee.

4

Ein Hymnus an Zarpanit aus neubabylonischer Zeit1, dessen erster Teil Marduk gewidmet ist, legt Zarpanit ähnliche Eigenschaften bei:

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Zarpanit, Verkündigungsstern, Bewohnerin von E-ud-ul!

Glanz der Göttinnen, deren Antlitz reines Licht ist.

Die durchschreitet den Himmel,

Zarpanit, deren Rang erhaben.

festiget die Erde,

Hell ist die Himmelskönigin, hoch und erhaben.

Unter den Ištarn ist keine wie sie!

Anklägerin2, Fürsprecherin,

Auslöschend das Wort(?) des Starken, Kraft verleihend dem Ge

sunkenen,

Niederwerferin des Feindes, der ihre Gottheit nicht fürchtet.

Schirmerin des Gefangenen, Unterstützerin des Gefallenen!

Dem Knechte, dem Verkünder der Huld deines Namens, verkünde

Gnade!

Dem Könige, der dich fürchtet, sein Geschick
Den Söhnen Babels schenke einen Schützer!"

Man sieht klar, wie in diesen Hymnen das Weib als Naturwesen ganz zurücktritt hinter den ethischen Eigenschaften der auf gleicher himmlischer Höhe wie ihr Gemahl Marduk stehenden Mutter der Götter und Menschen.

Der Universalismus der Macht Ištar's und ihre Erhabenheit über alle Götter wird in manchen Hymnen stark hervorgehoben. Lediglich als Probe mögen noch einige Zeilen des großen Ištarhymnus Brit. Mus. 261873 hier Platz finden. Z. I-8 lauten: Ich rufe dich an, Herrin der Herrinnen, Göttin der Göttinnen, Ištar, Königin aller Wohnstätten, Leiterin der Menschen!

1) Craig, RT I, 1 ff.; BA V, 375 ff.; 398f. Außer der dort angegebenen Literatur s. auch Jastrow, Religion 536. Ein teilweises Duplikat zu Z. 1-7 mit Autographie von Thureau - Dangin veröffentlichte Dhorme, RA VIII (1911), 41SS.

2) Natürlich des Bösen.

3) Zur Beschwörungsserie Niš gāti =,,Erhebung der Hand" gehörig. Zuerst veröffentlicht und übersetzt von King, STC I, 222 ff.; II, pl. LXXV-LXXXIV. Vgl. ferner die Übersetzung von Zimmern, Keilinschriften und Bibel 35 ff.; AO VII, 3, 19 ff.; Delitzsch, Babel und Bibel III, 65 ff.; Dhorme, Textes rel. assyr.-bab. 356ss,,

Irnini, du Hochgepriesene, größte der Igig,

Du Mächtige, dụ Fürstin, dein Name ist erhaben.

Ja, du bist die Leuchte Himmels und der Erde, Sin's starke Tochter. Führerin der 'Waffen, Veranstalterin des Kampfes,

Inhaberin aller Gebote, bekleidet mit der Herrscherkrone!

O Herrin, glänzend ist deine Größe, über alle Götter erhaben.

Z. 20-26:

Beim Gedenken deines Namens erbeben Himmel und Erde,
Die Götter erbeben, es zittern die Anunnak,

Deinen furchtbaren Namen verehren die Menschen.
Ja du bist groß und erhaben,

Alle Schwarzköpfigen, Lebewesen, Menschen unterwerfen sich deiner

Macht.

Das Recht der Leute in Recht und Gerechtigkeit das richtest du. Blickst du auf Dieb und Mörder, so führst du sie auf den rechten Weg unverzüglich1.

Wie Ištar's Herrschaft universell ist, so ist sie universell in ihren Fähigkeiten und Leistungen. Wie bei anderen großen Göttern wird auch von ihr gesagt, sie sei allein erhaben. ,,Im Himmel ist sie allein Verkündigerin,

auf Erden ist sie allein erhaben!

Im Himmel ist sie allein groß, auf Erden ist sie allein erhaben“2.

g) Marduk.

Während sich die Suprematie der bisher behandelten Gottheiten mehr auf ihre allgemeine kosmische und astrale Bedeutung gründet, avanciert Marduk durch die politische Vorherrschaft seiner Stadt Babel zum Götterherrn. Wie er hätte irgend ein anderer Gott an die Spitze des Pantheons treten können, wenn seine Stadt die Hegemonie über Babylonien wie Babel unter Hammurapi erlangt hätte. In Assyrien wird in der Tat in analoger Weise Ašur der oberste Gott. Nur scheint Marduk als Sohn und Nachbild Ea's, des Herrn unergründlicher

1) uddakam eigentlich: frühmorgens, es muß aber hier wohl den Sinn von „sofort“, „eifrig“, „unverzüglich“ haben vgl. den ähnlichen Gedankenübergang bei hebr. n,,frühmorgens etwas tun“: Eifer tun"

,,es mit

2) VATH 294 + 586 Rs. 19 ff. (Reisner, Hymnen Nr. 55; Vs. und Rs. sind nach S. 155 bei der Autographie verwechselt; Hussey, AJSL XXIII (1907) 163 f.).

Weisheit, des alles schaffenden und bildenden Künstlers unter den Göttern, von seinem Vater dessen hohe geistige Eigenschaften geerbt zu haben und so von Haus aus in viel höherem Maße Kulturgott zu sein als der das Ideal der kriegslustigen Assyrer verkörpernde Ašur.

Nach dem Eingange des Gesetzbuchs Hammurapi's haben Anu und Enlil Marduk die Herrschaft über alle Völker übertragen: „Als der erhabene Anu, der König der Anunnak, Enlil, der Herr Himmels und der Erde, der Bestimmer der Geschicke des Landes, Marduk, dem ersten Sohne Ea's, die Herrschaft 1 über alle Völker übertragen, ihn unter den Igig groß gemacht, Babel einen erhabenen Namen gegeben, es unter den Weltgegenden gewaltig gemacht, in ihm eine ewige Herrschaft, deren Grundlage wie Himmel und Erde fest war, begründet hatten, damals haben mich, Hammurapi . . . . . Anu und Enlil zur Wohlfahrt der Leute berufen." Hammurapi nennt sich „,den Berufenen (nibit) Enlil's“ 2.

Aber man hat in Babel das Bedürfnis, der politischen Entwicklung eine kosmische Begründung zu geben. Die offensichtliche Tendenz des Epos Enuma eliš ist die Motivierung des Primats Marduk's durch dessen Taten bei der Erschaffung der Welt in der Urzeit. Er ist der Schöpfer und darum der Herr der Welt. Die älteren Götter Ea und Anu vermögen nicht, Tiamat's Herr zu werden, da übernimmt der jugendliche Held Marduk die Aufgabe, die Macht der Empörung zu besiegen unter der Bedingung, daß man ihm die Weltherrschaft überträgt: Wenn wirklich ich als euer Retter

Tiamat überwältige und euch am Leben erhalte,

so haltet eine Versammlung, verkündet allüberragend mein Los. Wenn ihr im Upšukkinaku zusammen freudig sitzet,

so möge mein Wort an eurer Statt die Geschicke bestimmen. Nicht werde geändert, was immer ich schaffe,

nicht wende sich, nicht werde geändert das Wort meines Mundes“3.

Am Anfang der vierten Tafel wird ihm die Weltherrschaft

zugesagt (Z. 1—5):

Darauf bereiteten sie ihm (Marduk) eine fürstliche Kammer,
Vor seinen Vätern ließ er sich zur Herrschaft nieder.

1) illilut.

2) Cod. Vs. II, 52f.

3) Schluß der 2. Tafel.

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