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Marduk ist der Bildner des Kosmos:

Dann maß der Herr (Marduk) den Bau des Ozeans,
Einen Palast gleich ihm errichtete er Ešara 2,
den Palast Ešara, den er als Himmel baute,

ließ er Anu, Enlil und Ea als ihre Stadt bewohnen.

Die 5. und 6. Tafel beschreiben die Durchführung des Schöpfungswerkes im Einzelnen. Nach dem Anfang der 6. Tafel ist Marduk auch der Menschenbildner, während doch. eigentlich Ea die Form ist, die alles bildet. Die 7. Tafel faßt in Form eines Hymnus die Leistungen und Vorzüge Marduk's zusammen. Es werden seine zahlreichen Namen aufgezählt und erläutert, und damit die Vielseitigkeit seiner Tätigkeit, seine unvergleichliche Weisheit und Macht, der auch die Götter ihr Dasein verdanken, bewiesen.

Der Erbarmen faßte zu den gefangenen Göttern,

der das auferlegte Joch den Göttern, seinen Feinden, abnahm.

Besonders übernimmt Marduk vollständig die Tätigkeit seines Vaters Ea, der eigentlich nur noch zur Illustration seines Sohnes auftritt. Ea ist der mummu bān kala „die alles gestaltende Form", auf einem zur 7. Tafel des Schöpfungsepos gehörigen Fragment 3 dagegen ist Marduk ilmu-um-mu baa[n wozu wohl sicher kala zu ergänzen ist. Marduk ist der Berater Ea's, der Schöpfer der Götter, seiner Väter“ 4, oder unter dem gleichen Namen,,der Berater Enlil's und Ea,s“ 5, ,,der Erzeuger der Götter, der Erneuerer der Götter“, „der Schöpfer aller Götter“, er, „der Herr der Götter des Himmels

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1) Vgl. oben 22.

2),,Haus des Alls" = Kosmos.

3) K 13761 Rs. 4 vgl. King, STC 102 und 164.

4) K 8519 Rs. 1 (King, STC 104 und 165).

5) K 2107 + K 6086 Vs. 20 (King, STC 173).
7) Das. Z. 24.

6) Das. Z. 21.

und der Erde, der König der Götter Himmels und der Erde"1, ist auch „,der Erzeuger von Sin und Šamaš“2.

Ein unerschöpflicher Reichtum solcher und ähnlicher Epitheta verrät deutlich das heiße Bemühen, die ganze göttliche Macht auf Marduk zu konzentrieren. Er schließt die ganze Fülle der Gottheit in sich, insbesondere aber sucht man ihn als Inhaber der Qualitäten der höchsten Trias zu erweisen.

Darum bekommt er die Namen Enlil's und Ea's. „Herr der Länder" (bēl mātāti) nennt ihn der Vater Enlil3, Ea hört dies und überträgt ihm auch noch seinen Namen, d. h. sein Wesen:

„Ja er, dessen Namen seine Väter herrlich gemacht, Fürwahr, er soll wie ich Ea heißen!

Zusammen soll er alle meine Gebote überbringen

Und alle meine Befehle soll er übermitteln!"

Marduk tritt so förmlich in die Rolle Enlil's und Ea's ein. 50 Namen sollen seine erhabene Herrscherstellung charakterisieren1.

Marduk steht demgemäß in dem neuen von ihm herbeigeführten Äon hoch über dem übrigen Pantheon. Seine Stellung ist ganz singulär. Anu, Enlil und Ea verdanken ihm ihre Rettung, er vereinigt deren Macht in sich. Darum heißt es in dem Hymnus K 7592 etc. Vs. 35:,,Du trägst fürwahr die Würde Anu's, Enlil's und Ea's, Herrschaft und Majestät“. Auf der Rückseite derselben Tafel (Z. 14) heißt es:,,Anu, Enlil und Ea mögen dein Gemüt beschwichtigen." Die drei obersten Gottheiten sollen also als Fürsprecher bei dem Uni

1) Das. Z. 19.

=

3) 7. Tafel 116.

2) Das. Z. 4. 4) 50 ist die Zahl Enlil's K 170 Vs. 7 (CT XXV, 50). CT XXIV, 1, 34 ist ein Gott dingir me-ninnu-an-na ,,Gott der 50 Entscheidungen des Himmels" erwähnt. Von Nisaba heißt es in dem bereits genannten, von Thureau-Dangin in der RA VII, 107 ss. veröffentlichten Hymnus me-galninnū šu-du-a „die vollbringt die 50 Entscheidungen“. Vgl. Th.-D., a. a. O. 108 n. 7, der auf Gudea Cyl. A 10, 6 hinweist, wo gleichfalls von 50 Geboten die Rede ist. Auf einer Datierung Gudea's (Th.-D. 227) ist von einer Keule mit 50 und einer Waffe mit 50 Köpfen die Rede. 50 ist offenbar eine Zahl, die ebenso wie 40 und 7 im Sinne der Gesamtheit, Fülle gebraucht wurde.

5) Vgl. BA V, 309 ff. Eigentlich: Anuschaft, Enlilschaft, Easchaft.

versalherrscher Marduk auftreten, stehen demgemäß unter ihm. In einem anderen Hymnus wird gewünscht 1: „Enlil möge sich deiner freuen, Ea dir zujauchzen, die Götter des Alls mögen dir huldigen, die großen Götter mögen dein Herz erfreuen". Marduk ist so hoch gestiegen, daß er mit Recht ,,der Gott der Götter" genannt wird. Er ist der Universal- und Zentralgott, unter dem die anderen Götter stehen. Wie nachdrücklich diese Stellung Marduk's in der religiösen Literatur betont wird, mögen einige Zeilen aus dem Marduk-Hymnus IV R 29, Nr. 1, 25 ff. illustrieren:

Marduk, König des Himmels und der Erde,
König von Babel, Herr von Esagila,
König von Ezida, Herr von Emaḥtila,
Himmel und Erde

Der Raum Himmels und der Erde
Die Beschwörung des Lebens
Der Speichel des Lebens

ist dein!

ist dein!

ist dein!

ist dein!

Die reine Beschwörung des Ozeans ist dein!

Die Menschheit, die schwarzköpfigen Völker,

die beseelten Kreaturen, so viele existieren, im Lande sind,

die vier Weltgegenden, so viele ihrer sind,

die Götterwesen (Igig) der Gesamtheit Himmels und der Erde, so

auf dich steht ihr Sinn gerichtet!

Rückseite:

Du bist ihr (?) Gott,

Du bist ihr Schutzgott,

Du bist es, der ihnen Leben verleiht,
Du bist es, der sie unversehrt erhält,

Barmherziger unter den Göttern!

viele ihrer sind,

Barmherziger, der es liebt, die Toten zu erwecken!
Marduk, König Himmels und der Erde!

Wie man auf Marduk die Epitheta häuft und ihn so als Inbegriff der göttlichen Macht und Würde über die anderen Götter hinaushebt, ersehen wir, um auch in dieser Richtung ein charakteristisches Beispiel anzuführen, aus dem Eingang des Merodach-Baladan-Steins, wo er genannt wird:,,Der größe

1) IV R 21* Nr. 1 (C) III; King, Magic Nr. 9; BA V, 347 f. Z. 24ff.; Zimmern, AO VII, 3, 15f.

2) Z. B. IV R 29 Nr. 1, 15 f. u. ö.

Herr, der weitsinnige unter den Göttern, der König des Alls der Alleinherrscher der Igig und Anunnak, der vollkommenste Gebieter, der Entscheider der Gesamtheit des Himmels und der Erde, der Berater der Götter, seiner Väter, der Herr der oberen und unteren Welt, der Lenker der Menschen, dessen Wort nicht zu unterdrücken, dessen Befehl nicht zu ändern ist“.

In einem sumerisch-neubabylonischen Hymnus1 versteigt sich der Verehrer zu dem Ausruf:,,Wenn Himmel und Erde verschwinden, so bleibst du doch König“2, eine Wendung, die unmittelbar an Ps 90, 2 erinnert.

Die Erhebung Marduk's zu dieser überragenden Stellung und die unbeschränkte Erweiterung seines Wirkungskreises hat anderseits schließlich zur Folge, daß er die Eigenart der anderen Götter absorbiert. Die in ihm aufgehäufte Wesensfülle stellt die Reflexion vor die naheliegende Frage, wie denn Marduk zu den übrigen Göttern stehe. Man kommt schließlich zu der Antwort, daß Marduk das alles in höherer Einheit ist, was jeder dieser Götter im Einzelnen darstellt. Ihren klassischen Ausdruck findet diese Entwicklung durch jene mehrfach erörterte Keilschrifttafel aus neubabylonischer Zeit, die zuerst von Theo. G. Pinches im Journal of the Transactions of the Victoria Institute veröffentlicht, durch Friedr. Delitzsch in der 2. Ausgabe seines ersten Babel-Bibelvortrags 3 als Beweis für den babylonischen Monotheismus geltend gemacht wurde und seitdem mehrfach Gegenstand der Diskussion war. Neuerdings (1908) ist der Text CT XXIV pl. 50 mit anderen Götterlisten mitgeteilt worden, die wir zum Vergleich beiziehen müssen, wenn wir den Sinn jenes Textes unzweifelhaft sicher erkennen wollen.

Auf diesen Listen werden die Götter in der verschiedensten Weise zusammengestellt. Wie wir es oben von den 21 Vorfahren Anu's gesehen haben, die diesem und seiner Gemahlin gleichgesetzt werden, so wird auch der Verwandtschaftskreis

1) Reisner, Hymnen S. 45, 27/28; Macmillan, BA V, 548 Anm. †. 2) Enuma šamē u irșitim balū atta šarri.

3) Babel und Bibel. 1. Vortr. 17.-20. Tausend. Ausgabe mit Anmerkungen 77 ff.

zahlreicher anderer Götter aufgeführt1. Nach der Unterschrift CT XXIV, 4, 28 sind im Vorausgehenden die ,,42 Vorfahren Enlil's“ zusammengestellt, nach 5, 36 die 7 Kinder Enmešara's, nach 14, 12 die 14 Söhne der Maḥ 2. Es folgen 36 Namen Ea's, die der Reihe nach mit Zahlzeichen versehen werden, darauf die II Namen seiner Gemahlin Damkina, dann die Namen Marduk's, sein Verwandtschaftskreis und Hofstaat. Die Verwandten eines Gottes sind oft nichts anderes als die verschiedenen Seiten seines Wesens.

Andere Listen erklären einen Gottesnamen nach seinen verschiedenen Beziehungen. So finden wir CT XXIV, 39, 3 ff. Erklärungen des Gottesnamens BE, der wie schon bemerkt wurde, den Gott Ea als Quellgott 3, aber infolge der Bedeutung des Ideogramms BE = bēlu „,Herr" auch den Gott Enlil-Bel als,,den Herrn" xar' §oz. bezeichnet.

Es werden nun in der ersten Kolumne die verschiedenen Schreibungen des Gottes Bēl aufgeführt und in der dritten nach ihrer besonderen Beziehung erklärt. So entsteht folgende Gruppierung:

il En-lil-li

il Di-bar

(heißt) Bēl (als Herr) des Lan[des],

Dur-an-ki (heißt) derselbe* (als Gott) der Ent[scheidung, (heißt) derselbe (als Gott) der Ent[scheidung, il Mah-di-gal (heißt) derselbe (als Gott) der Ent[scheidung, il Dara-gal (heißt) derselbe (als Gott) der Könige,

il Diri

il Gu

il Nab

(heißt) derselbe (als Gott) der Gesamtheit,
(heißt) derselbe (als Gott) der Gesamtheit,
(heißt) derselbe (als Gott) des Himmels,

il An-za-gar (heißt) derselbe (als Gott) der Gnaden

erweisungen(?) 5.

In analoger Weise werden dann die Namen der Ninlil, der Gemahlin Enlil's, Sin's und seiner Gemahlin Ningal, des Šamaš

1) Vgl. Zimmern, Zur Herstellung der großen babylonischen Götterliste An: = (ilu) Anum (Ber. über die Verh. d. K. sächs. Ges. d. Wiss. 63. Bd., 4. Heft, 1911).

2) Über diese Siebenergruppen s. S. 21 Anm. 2.

3) CT XXIV, 14, 48; Meißner, SAI 849; Hilprecht, BE IX, 10. 23.
*),,Derselbe“ ist jedesmal durch das Ditto-Zeichen ausgedrückt.
5) Vgl. Michatz, Götterlisten 6.

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