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der immer tiefer in die Grube fällt. Wir geben Thiersch vollkommen Recht, der da sagt: „sollte er nicht sagen: Gott ist gerecht und ich habe das, was ich jetzt leide, an Lazarus und mit meinen sonstigen Sünden verdient. Aber ach, so etwas sagt er nicht. Es zeigt sich zwar etwas Gutes in ihm, indem er an seine fünf Brüder denkt, die ebenso dahin lebten wie er, und für sie bittet, dass sie nicht auch möchten an diesen bösen Ort kommen. Aber zugleich zeigt sich bei ihm keine Selbsterkenntniss, keine wahre Reue. Er stimmt in das Urtheil Gottes nicht ein, er gibt sich noch nicht schuldig. Er meint vielmehr, wenn es ihm zur rechten Zeit gesagt worden wäre, so hätte er sein Leben geändert und wäre nicht an diesen Ort gekommen. Indem er seine Brüder entschuldigt, will er (so lautet es wenigstens) zugleich sich selbst entschuldigen und Gott, den Herrn, tadeln, der sie alle nicht genug gewarnt hatte." Aehnlich sprach sich schon von Gerlach aus, welcher noch darauf hinweist, dass der Mann in seiner Qual nicht wage, geradezu zu behaupten, Gott habe es bei ihm an den rechten Warnungen fehlen lassen, und seinen Vorwurf desshalb in eine Fürbitte einkleide. Er bittet nun Abraham, dass er den Lazarus seinen Brüdern zusende, onws diaμagrvonta avtois, dass er sie beschwöre, dass er ihnen die eindringlichsten Vorstellungen mache, indem er ihnen bezeuge, wie es ihm jetzt ergeht, der auf denselben Sündenwegen gegangen ist. Stärker als das einfache μαρτυρεῖν ist das διαμαρ TUOEoJai, welches in der Apostelgeschichte öfters vorkommt, so Baumgarten - Crusius, Bleek und Godet. Lazarus soll Zeuge sein, er will nicht selbst dieses Zeugenamt übernehmen. Warum nicht? Augustinus sagt in den quaest. ev. 2, 38: quod vero Lazarum petit mitti ad, fratres suos sensit se utique indignum, qui testimonium perhibeat veritati, et quia non impetraverat paululum se refrigerari, multo minus credit relaxari se posse ab inferis ad praedicationem veritatis. Ich glaube aber, dass Augustinus mit seinem ersten Grund fehlgegriffen hat; es mag wohl der reiche Mann die Botschaft desshalb nicht selbst ausrichten wollen, weil es ihm ein peinliches Gefühl sein musste, zu denen mit dem Zeugnisse der Wahrheit hinzugehen, mit denen er auf den Spötterbänken zuvor gesessen hatte und deren Wortführer er gewesen sein mag. Es fehlt ihm ja die rechte Busse; nur eine solche gewinnt es über sich, einen solchen Schritt zu thun. V. 29. Abraham sprach zu ihm: sie haben Mosen und die Propheten, lass sie dieselbigen hören.

Abraham schlägt die Bitte rund ab: er redet den reichen Mann, dessen Namen er schon im Anfange nicht in den Mund nahm, den er aber doch noch mit tέzvov anredete, nicht mehr besonders an, er mag ihn nicht mehr als tέzvov ansehen und bezeichnen, denn er hat in der Qual sich nicht gebessert, er schlägt, statt in sich, aus sich, auf Gott selbst aus. Eine besondere Absendung des Lazarus, ein neues Zeugniss ist überflüssig: sie haben Mosen und die Propheten! Bengel bemerkt prosopopoeia pro lege apta. perinde est, ac si Mosen coram haberent. Der letzte Satz ist eine Correctur des ersten: es ist hier offenbar mehr als eine Prosopopöie, als eine Personifikation. Nicht eine Redefigur ist es, dass sie Mosen haben, sondern eine Wahrheit. Die heilige Schrift enthält nicht abgezogene, abgelagerte Gedanken, sie ist kein todter Buchstabe, sondern Geist und Leben. Moses und die Propheten leiben und leben in dem Alten Testamente; nicht der Modergeruch des Grabes weht uns an, wenn wir das Alte Testa

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ment öffnen, denn die Gebeine der Gottesmänner liegen nicht in den Blättern desselben begraben; ihre lebensfrischen Gestalten treten aus den Büchern des Alten Testamentes hervor und wir kommen mit ihnen in eine persönliche Berührung und Gemeinschaft. Moses und die Propheten haben die fünf Brüder des reichen Mannes; daran haben sie genug, damit können sie sich begnügen: wenn sie nur das Eine thun wollten, was Noth ist! 4zovoάtwoav avtov! audiunto, übersetzt Bengel: severe hoc dicitur. nemo cogitur. auditu fideli salvamur, non apparitionibus. Ganz recht. Dieser kategorische Imperativ ist ein Siegel für den evangelischen Lehrsatz von der Sufficienz der heiligen Schrift, und ein Preis des Dienstes an dem Worte. Das heisst, sagt Luther, das Predigtamt hoch gepriesen und die Leute treulich zur Predigt vermahnt; sintemal sonst kein ander Mittel ist, dadurch sie sich vor diesem schrecklichen Urtheil der ewigen Verdammniss verwahren können. Wir sollen uns halten zu dem Kirchenamt und äusserlichen Worte. Gott will nichts neues anfangen." Ja, so ist es, Gott will nichts neues anfangen! Da die alten Gnadenmittel vollständig ausreichen, werden keine neuen Offenbarungen, nach welchen den Leuten so oft die Ohren jucken, zugestanden. Moses und die Propheten sind schon hinlänglich: was sollen wir sagen, jetzt, wo Gott zuletzt durch seinen Sohn zu uns geredet hat?

V. 30. Er aber sprach: nein, Vater Abraham, sondern wenn Einer von den Todten zu ihnen ginge, so würden sie Busse thun.

Der reiche Mann gibt sich noch nicht zufrieden; er gibt seine Selbstrechtfertigung noch nicht auf. Godet findet mit Recht in dieser Antwort des reichen Mannes den rabbinischen Disputiergeist: ob aber mit demselben Rechte die pharisäische Unverschämtheit, möchte ich bezweifeln. Die letztere Auflage ist etwas zu stark. Moses und die Propheten, hat Abraham gesagt, wären ausreichend; er weiss es besser. Des Moses und der Propheten, sagt Luther, sind sie gewohnt, will er sagen, darum wird es das nicht thun; sondern das würde ein gross, ungewöhnlich Ding sein und ein gross Ansehen haben, wenn einer von den Todten ihnen erschiene und ihnen bezeugte von meiner Qual in dieser Flamme." Den Abraham nennt der reiche Mann noch seinen Vater, obgleich der Vater den Sohn nicht mehr kennen will; man könnte denken, dass er sich noch besänne. Allein der reiche Mann will seinen Vater nicht hören, sondern meistern, wie er ja selbst auch nicht Busse thun mag. Er sieht, worauf es ankommt; Abraham hat nicht gesagt, dass nur Busse von dem Verderben retten kann, sein Verstand hat es ihm selbst gesagt; aber er fühlt sich nicht gedrungen, selbst Busse zu thun. Er denkt wohl: es sei für ihn zu spät. So sehen ja Tausende den Weg des Heiles klar vor sich und rühren keinen Fuss, um auf ihm zu wandeln. Er denkt von seinen Brüdern anders, er spricht es nicht als möglich oder wahrscheinlich aus, dass sie Busse thun würden, wenn Einer zu ihnen käme aus dem Lande der Todten, sondern verkündigt es als die ausgemachteste Wahrheit. Hat er Recht?

V. 31. Er sprach zu ihm: Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht gehorchen, wenn jemand von den Todten auferstünde.

Abraham gibt jetzt den Finalbescheid. Der reiche Mann hat thöricht gesprochen: wer auf Mosen und die Propheten nicht hört, der wird auch,

wenn einer gar von den Todten auferstünde und ihm Zeugniss ablegte, sich nicht bestimmen lassen, ernstlich in sich zu gehen und Busse zu thun von Herzensgrund; so fassen Bengel, Meyer, Bleek richtig en oorval; Euthymius, Vulgata, Luther, Baumgarten-Crusius nehmen es gleich glauben. Die Alten haben doch nicht so Unrecht gethan, wie Meyer es ansieht, dass sie (Chrysostomus und seine Nachfolger) darauf hinweisen, wie die Juden den Lazarus von Bethanien lieber hätten tödten, als sein Zeugniss hören wollen. (Joh. 12, 10.) Baumgarten-Crusius irrt, wenn er es für möglich hält, dass Jesus auf die von den Juden erwartete Erscheinung des Elias anspiele, wie Olshausen, welcher hier eine Weissagung des Herrn von seiner Auferstehung finden möchte. Gregor der Grosse wendet dieses Wort aber trefflich so an: impletum ergo, quod per Abrahae responsionem dicitur. ex mortuis enim dominus resurrexit, sed iudaicus ille populus, quia Moysi credere noluit, ei etiam, qui resurrexit ex mortuis, credere contempsit. Der thatsächliche Beweis liegt vor, dass, wer Mosen und die Propheten nicht hört, auch nicht auf das Zeugniss dessen hört, der von den Todten auferstanden ist, mag der Auferstandene selbst dieses Zeugniss ablegen oder Zeugen seiner Auferstehung senden. Worin hat dieser Zusammenhang seinen Grund? Gregorius sucht schon nach diesem Grunde; er sagt: quia nimirum qui verba legis despiciunt, redemptoris praecepta, qui ex mortuis resurrexit, quanto subtiliora sunt, tanto haec difficilius implebunt. minus est enim quicquid per legem dicitur, quam hoc, quod per dominum iubetur, illa enim dari decimas praecipit, redemptor vero noster ab his, qui perfectionem sequuntur, omnia dimitti jubet. illa peccata carnis resecat, redemptor vero noster illicitas cogitationes etiam damnat. si ergo Moysen et prophetas non audiunt neque, si qui ex mortuis resurrexerit, credent, quia hi, qui viliora legis praecepta implere negligunt, salvatoris nostri mandatis altioribus obedire quando convalescunt. Diese Ausführungen können aber nicht genügen, da es sich hier nicht handelt um ein Erfüllen gewisser Gebote, sondern lediglich um das Annehmen des Zeugnisses von dem ewigen Leben. Wer Mosen und die Propheten nicht hört, der schenkt auch dem Manne, der aus dem Reiche des ewigen Lebens herüberkommt, keinen Glauben, denn er hält das Wort von der Auferstehung der Todten, von dem Leben nach dem Tode für ein Märlein. Der Glaube an ein ewiges Leben schlägt nur in dem Menschen Wurzel, welcher durch Moses Wort zu dem Glauben gelangt ist, dass Gott gerecht ist und Gerechtigkeit lieb hat, und durch der Propheten Zeugniss dahin gebracht worden, dass er an Gott als den Gott der ewigen Liebe glaubt. Wer dem Leben seinen sittlichen Werth abspricht, was soll der mit dem ewigen Leben anfangen? Wer den Gott der Liebe nicht kennt, wie sollte der ein ewiges Leben nur wünschen können? Der Glaube einer Unsterblichkeit ruht bei allen Völkern, wo er lebenskräftig vorhanden ist, auf diesen beiden Säulen, der Gerechtigkeit und der Liebe Gottes.

Da jetzt die Heilsaneignung an der Tagesordnung ist, so ist es überaus passend, auf Grund unserer Perikope den Werth dieses Lebens als der gottverordneten Gnadenzeit, wie auch die Bedeutung der Gnadenmittel recht warm an das Herz zu legen.

Gedenke!

1. Dass dir gesetzt ist ein Mal zu sterben,
2. und darnach das Gericht!

Das Gericht des Wortes Gottes.

1. Es bringt die, welche es hier weltselig verachten, an den Ort der Qual, 2. und trägt die, so es hier gottselig aufnehmen, in Abraham's Schoss.

Das Diessseits und Jenseits im engsten Zusammenhange. 1. Aus dem Diessseits wandeln alle auf dem Wege alles Fleisches in das Jenseits,

2. der Zustand in dem Jenseits aber hangt von dem Wandeln in dem Diessseits ab.

Die Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit.

1. Lässt in diesem Leben oft lange auf sich warten,

2. tritt aber unfehlbar nach dem Tode ein,

3. sie richtet sich nach dem Gebrauch der Gnadenmittel in diesem Leben, 4. und lässt keine weitere Gnadenoffenbarung nach dem Tode zu.

Der Herr ein gerechter Vergelter.

1. Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben,

2. Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses thun.

Was das Leben diessseits ist und nicht ist.

1. Es ist nicht eine Zeit des Genusses, sondern die Zeit, in der wir uns zum Genusse der ewigen Seligkeit tüchtig machen sollen;

2. es ist auch nicht eine Zeit des Gerichtes, sondern die Zeit, in der wir dem ewigen Gerichte entgegenreifen.

Des Lebens höchster Werth.

1. Hier vielfach verkannt,

2. dort zu spät erkannt.

Der arme reiche Mann.

1. Arm im Leben,
2. arm im Sterben,
3. arm in Ewigkeit.

Warum kam der reiche Mann an den Ort der Qual?

1. Weil er die Gnadenzeit nicht wahrnahm,

2. und die Gnadenmittel verachtete.

Blicke in das Leben nach dem Tode.

1. Kein Traumleben, sondern ein Leben voll Erinnerung und Bewusstsein, 2. kein Zusammenleben der Frommen und der Bösen, sondern ein strenggeschiedenes Leben,

3. kein Leben für sich allein, sondern ein Leben in Gemeinschaft,

4. kein Leben ausser dem Leibe, sondern ein Leben in einem Leibe.

2. Der zweite Sonntag nach Trinitatis.
Luc. 14, 16-24.

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Luther sagt in seiner Hauspostille: „Diess Evangelium haben die Papisten wider der alten Kirchen Ordnung auf den vergangenen ersten Sonntag gelegt, darum, dass man dieselbige Woche über das Fest des Frohnleichnams Christi begangen hat, wie man es noch bei ihnen begeht. Denn sie haben das Abendmahl, da diess Evangelium von sagt, auf das Sakrament gedehnt und damit wollen bestätigen die eine Gestalt des Sakramentes, welches der vornehmsten Stücke eines ist ihres Missbrauchs und antichristlichen Verkehrung des Sakramentes, darüber wir mit ihnen uneins sind." Doktor Martinus hat vollkommen Recht. Der Gedankengang von der ersten zu der zweiten Trinitatisperikope wird von Alt schon anerkannt. Ist es der Zweck des Evangelii am 1. Trinitatissonntage, sagt er 2, 524, durch Hinweisung auf die Ewigkeit die Sorglosen und Leichtsinnigen zu erschüttern und alle zu der ernsten Frage zu drängen: was sollen wir thun, dass wir selig werden? so bietet das Evangelium dieses Sonntags, das Ev. vom grossen Abendmahl, hierauf eine ebenso tröstliche, als ernst mahnende Antwort dar. Die Einladung ergeht an Alle, an die Einen zwar später, als an die Andern. Aber gerade die zuerst Geladenen kommen durch ihre eigene Schuld nicht zum Genuss des Mahls, während die später berufenen Armen, Elenden und Verachteten, dem Rufe willig folgend, desselben theilhaftig werden." Die Liebe Gottes tritt aber weniger hervor als sein Eifer, dass sein Haus voll werde. Es scheint mir desshalb richtiger, den Fortschritt so zu bestimmen: die vorige Perikope zeigte den Werth dieser Gnadenzeit mit ihren Gnadenmitteln, die jetzige, wie ernst der Herr unser Gott in dieser Gnadenzeit sein Werk treibt, wie schwer wir uns versündigen, wenn wir statt des Himmelreichs das Erdreich, wie Luther treffend sagt, mehr lieben.

Calvinus stellt in seiner Harmonie der drei ersten Evangelien diese Parabel von dem grossen Abendmahle mit der von dem Hochzeitsmahle (Matth. 22, 1 ff.) zusammen. Er erkennt, dass Differenzen in den Berichten beider sind, kommt aber schliesslich auf den Gedanken, dass beide Evan

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