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Wer sich zum Richter über den Andern aufwirft, thut dieses nicht, um den Andern zu erhöhen, sondern um ihn zu verkleinern, zu verdammen. Daher fährt der Herr aufsteigend fort: un navadınάlete zaì ov μὴ καταδικασθῆτε. Wie können wir nur unseren Nächsten verdammen wollen? Liegt unser Nächster auch, wenn wir ihn ganz gerecht beurtheilen, in schwerer Sünde; haben wir desshalb ein Recht, haben wir gar die Pflicht, ihn zu verdammen? Ein Recht gewiss nicht; denn ein jeder steht und fällt seinem Herrn; und die Pflicht auch nicht, denn des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten. Wie thöricht ist dieses Verdammen! De quo desperamus, sagt Augustinus, subito convertitur et fit optimus; de quo multum praesumpseramus, deficit et fit pessimus. nec timor noster certus est, nec amor. quid sit hodie, homo vix novit. Wie unkindlich: Deus pater caritas est, sagt derselbe Kirchenvater, Deus filius dilectio est, spiritus sanctus amor patris et filii est, haec caritas et haec dilectio aliquid simile in nobis requirit, scilicet caritatem, qua veluti quadam affinitate consanguinitatis ei sociemur et coniungamur. Wie unbrüderlich! Nicht Steine sollen wir aufheben gegen unseren Bruder, der da sündigt, dass er sterbe, sondern betende Hände für ihn erheben, dass er lebe. Wer ein unbarmherziges Urtheil fällt über seinen Nächsten, über den wird Gott, der Herr, nicht erst ein strenges Gericht halten an dem Ende der Tage; der wird schon in dieser Zeit ebenso unbarmherzig verurtheilt werden. Wer fällt aber gerne in das Gericht der Menschen, wer lässt sich gern verdammen? Calvin spricht aus der Erfahrung: ut nihil nobis fama nostra carius est vel pretiosius, ita plus quam acerbum est damnari ac subiici hominum probris et infamiae. Wir ziehen uns also, was wir so verabscheuen, durch unseren Vorgang über den Hals, denn wir müssen ernten, was wir säen; und wer Wind säet, wird Sturm ernten.

Die Barmherzigkeit soll sich aber an dem Nächsten nicht allein darin erweisen, dass sie demselben kein Uebel zufügt; das wäre eine elende Liebe, welche sich schon damit zufrieden gäbe, dass sie dem Nächsten nicht wehe thut. Die wahre Liebe will wohlthun, die Barmherzigkeit will dem Nächsten etwas schenken. Wir leben in Gemeinschaft, es ist da unmöglich, dass nicht Einer an dem Andern sich vergeht, dass er nicht an seiner Person oder an seinem Besitze sich versündigt. Einer geräth in des Andern Schuld, Einer wird dem Andern wegen der Sünden, die er an ihm beging, verhaftet. Der Herr mahnt: ἀπολύετε καὶ ἀπολυθήσεσθε. Gebet Alles los aus der Verhaftung, vergebet die Schulden, verzeihet, vergesset, und wie ihr thut, so wird euch geschehen. In dem Zusammenhange ist kein Moment, welches forderte, dieses άolve mit Godet von der Geneigtheit zu verstehen, den Nächsten lieber unschuldig als schuldig zu finden, und es nicht auf das Vergeben persönlicher Beleidigungen zu beziehen. Das nächste Gebot gleich legt es nahe, άolver im Sinne von condonare zu nehmen. Aber hiermit ist die Barmherzigkeit noch nicht befriedigt wer vergibt, der nimmt dem Bruder eine ihm drückende Last ab; die Barmherzigkeit thut diess aber, um dem Bruder eine neue Last aufzulegen, um ihn mit den handgreiflichen, fühlbaren, thatsächlichen Beweisen ihrer Güte zu überhäufen. Nicht bloss vergeben, etwas Böses hinwegthun will der Barmherzige, sondern auch geben, etwas Gutes hinzuthun. Darum heisst es weiter:

V. 38. Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Mass wird man in euren Schoss geben; denn eben mit dem Masse, da ihr mit messet, wird man euch wieder messen.

Matthäus hat die beiden Sätze von dem Verdammen und dem Geben nicht; er nähert sich (7, 26) dem Lukas erst wieder in der letzten Hälfte dieses Verses, wo von dem Messen und dem Wiedermessen die Rede ist. Die barmherzige Liebe will geben: das heisst nicht, wie Olshausen will, sie lässt das nach dem Recht zu Fordernde nach, sie gibt nicht bloss das, was sie haben könnte, wenn sie ihr Recht fordern wollte, sondern das, was sie hat so gab der barmherzige Samariter nicht bloss sein Oel und seinen Wein her, er gab sein Thier dem Halbtodten, er gab seine Groschen noch dem Wirthe, ja, er gab sein eigenes Leben damit, dass er mit dem unter die Mörder Gefallenen sich so viel zu schaffen machte, in die augenscheinlichste Todesgefahr. Sie soll geben und im Geben nicht müde werden; es wird ihr wieder gegeben. Das Brod, das du dem Armen in barmherziger Liebe brichst, das wächst dir wieder zu, wie das Brod wuchs, das die barmherzige Liebe Jesu den hungrigen Leuten in der Wüste brach; ja, es wird wachsend sich nicht bloss ersetzen, es wird wachsen, dass du durch deine Gaben, statt arm zu werden, reich wirst! Wer Liebe säet, wird Liebe ernten; wer reichlich säet, wird auch reichlich ernten! Ein reicher Lohn ist der Barmherzigkeit verheissen; Christus malt ihn uns in dem Wort: μέτρον καλόν, πεπιεσμένον καὶ σεσαλευμένον καὶ ὑπερεκχυνόμενον δώσουσιν εἰς τὸν κόλπον ὑμῶν vor die Augen. Bengel findet nicht eine Klimax hier, sondern eine Vielheit von Massen und demnach eine Mannichfaltigkeit von Gütern: лεлEоμévоv pressam (sc. mensuram) in aridis, σεσαλευμένον quassam in mollibus, υπερεκχυνόμενον superfluentem in liquidis. Meyer und Bleek gehen mit Recht, wie auch Beza, auf diesen Gedanken nicht ein, er ist zu gesucht. Die andere, schon von Euthymius vertretene, Auffassung empfiehlt sich mehr, wir sehen, wie die, welche dem Barmherzigen für seine Wohlthaten lohnen wollen, es nicht reichlich genug machen können, wie sie sich ordentlich abmühen, um ihm den vollen Segen in den Schoss zu schütten. Ein schönes, ein grosses, volles Mass bringen sie herbei, aber es kommt ihnen zu klein vor, wenn auch noch so viel darinnen ist, sie drücken mit der Hand noch darauf, um Raum zu schaffen, sie rütteln daran, damit die Körner sich noch fester setzen, ja, sie häufen noch oben auf, dass das Getreide über den Rand des Masses herabfliesst. Diese Verheissung gibt der Herr der Barmherzigkeit. Empfängt sie aber stets diesen reichen, überschwänglichen Lohn? Quod autem saepe contingit, sagt Calvin, filiis Dei pessimam rependi mercedem, ut multis iniustis calumniis premantur, quum tamen nullius famam laeserint, imo pepercerint fratrum vitiis, cum hac Christi sententia non pugnat; nam quae ad praesentem vitam spectant promissiones, eas scimus non esse perpetuas, nec exceptione carere. deinde quamvis dominus ad tempus innocentiam suorum indigne premi et propemodum obrui sinat, simul tamen implet quod alibi dicit, ut refulgeat eorum integritas instar aurorae. Jesaj. 58, 8: ita semper eminet eius benedictio supra iniustas calumnias. Es ist gewiss auch nicht ohne Absicht von Christus gesagt: δώσουσιν εἰς τὸν κόλπον vuar. Meyer, welchem Wetstein, Kypke, Ölshausen u. A. schon vorausgegangen waren, kann uns mit seiner Bemerkung: „óλos die faltige

Bauschung des mit dem Gürtel zusammengefassten weiten Oberkleides. Ruth. 3, 15," obgleich Bleek ihm zustimmt, wenig Genüge thun. Es ist doch auffallend, dass der Herr hier so umständlich spricht, warum nicht ganz einfach vuiv, wodurch er mit den vorhergehenden Sätzen im Parallelismus geblieben wäre? Der zóλnoç ist bei den Alten doch nicht das Einzige gewesen, darin sie ihr Hab und Gut fortgetragen haben? Jesus wählt aber hier diesen Ausdruck, um zu bezeichnen, wie wohl dieses Mass dem Herzen thut, welch eine Wonne es sein muss, Barmherzigkeit zu üben, weil dadurch das barmherzige Herz wieder erfreut wird. Der zóλOS ist der Busen, unter welchem das Herz schlägt. Hieraus erklärt es sich erst vollständig, warum hier auf ein Mal aus den Passivformen in das Aktivum übergegangen wird. Wir erwarten nach den vorhergehenden Versen δοθήσεται und auf ein Mal steht vor uns: δώσουσιν. Der Herr will aber den Barmherzigen nicht bloss dadurch erfreuen, dass ihm ein überreiches Mass zugemessen wird, er will ihn nicht sättigen allein mit den Gütern seines Hauses, er soll auch an denen, welche ihm zumessen und zutragen, sein Herz ergötzen. Er soll durch seine Liebe mit Anderen in Gemeinschaft treten, ein enges Band soll sich knüpfen durch die Barmherzigkeit zwischen Person und Person. So findet die Lieblosigkeit ihre Strafe, so die Liebe ihren reichen Lohn; τῷ γὰρ αὐτῷ μέτρῳ, ᾧ μετρεῖτε, ἀντιμετρη Froεtaι vμiv. Diese Worte sind bei Matthäus mit den negativen Erweisen der Barmherzigkeit verbunden; hier sind sie mit dem letzten aktiven Erweise derselben zusammengerückt. Sie werden nicht recht verstanden, wenn man ein tale quale in ihnen findet; der Herr hat nicht gesagt, dass wir grade so viel Barmherzigkeit erfahren werden, als wir erweisen, er hat vielmehr gesagt, dass der Lohn weit über die Leistung hinausgeht. Diess letztere soll jetzt begründet werden. Jesus sagt nicht, wie Theophylaktus schon bemerkt, toooúty, sondern avt. Er sagt damit, dass der Barmherzige Barmherzigkeit erlangen werde, ohne zu bestimmen, dass er nur ebenso viel Barmherzigkeit findet, als er gethan hat. Es ist ja in der That so, wie das Samenkorn, welches du in die Erde wirfst, nicht einfach aufgeht, sondern oft eine 30, 60, ja eine 100fältige Frucht schafft, so erwächst auch gar oft aus einem einzigen Körnlein barmherziger Liebe für den Säemann eine Ernte, deren Garben er gar nicht in seinen Busen sammeln kann.

V. 39. Er sagte ihnen aber ein Gleichniss. Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?

In der Recension der Bergpredigt, welche Matthäus aufbewahrt hat, findet sich weder dieser noch der folgende Vers: Matthäus schreitet unmittelbar zu dem 41. Verse des Lukas fort. Es finden sich in seinem Evangelium aber Parallelen zu diesen beiden Versen des Lukas: unser Vers hier ist mit Matth. 15, 14 und der folgende Vers mit Matth. 10, 24 zu vergleichen. Grotius schrieb zu unserem Verse: frustra laborari puto in quaerenda huius loci cum prioribus aut sequentibus connexione. Lucas enim, quum multas Christi sententias recitasset, has etiam, quamquam alio forte tempore et occasione pronunciatas, huc referendas putavit. Seine Ansicht wird in unseren Tagen von sehr namhaften Schriftauslegern noch getheilt; ja sie ist die herrschende. Bleek, mit welchem Kühnöl, Meyer, de Wette, Holtzmann, Weizsäcker u. A. stimmen, behauptet: diese beiden

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Verse gingen aus dem Zusammenhange mit den vorhergehenden Gedanken ganz heraus; ja „auf sehr unnatürliche Weise" sollen diese beiden armen Verse von Lukas hier eingeführt worden sein. Meyer will diese Ansicht sogar aus dem Texte begründen; „kein Zusammenhang, dekretirt er, mit dem Vorhergehenden; sondern, wie Lukas selbst durch eine etc. andeutet, ein neuer selbstständiger Theil der Rede beginnt". Was letztere Behauptung aber für eine bodenlose Willkür ist, ergibt sich aus einem Blick auf Luk. 21, 29. Deutet Lukas auch hier mit seinem zaì ɛinɛ лaçaßokýv an, dass nun ein neuer selbstständiger Theil in der eschatologischen Rede des Herrn seinen Anfang nimmt? Der Evangelist, welcher zaden sein Evangelium zu schreiben sich vorgenommen hat, wird schwerlich hier eine Rede ohne Sinn und Verstand zusammengestoppelt haben. Augustinus_bezieht den tvqlós, der den Weg weisen will, auf die Leviten; in der Parallele bei Matth. 15, 14 sind aber unter den Blinden offenbar die Pharisäer verstanden. Diese Beziehung hat in unserer Stelle nichts gegen sich; der Herr setzt sich in der Bergpredigt mit den Pharisäern und Schriftgelehrten gründlich aus einander; sie ist, so zu sagen, seine Thronrede, in welcher er sein Reichsprogramm im Gegensatze zu dem Programme der Pharisäer und Schriftgelehrten entwickelt. Das Volk erkannte diess vollständig und entsetzte sich, denn er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten. (Matth. 7, 28 f.) Lukas erkennt auch diese polemische Haltung der Bergpredigt an: er stellt sie so, dass ihr zwei Verhandlungen Jesu mit den Pharisäern unmittelbar vorausgehen, damit sie von hier aus gleich ihre rechte, volle Beleuchtung empfange. Christus widerspricht aber nicht einfach den Pharisäern, er stellt in der Bergpredigt die reine und die verfälschte Lehre, die lautere und die heuchlerische Gerechtigkeit einander gegenüber. Luther hat daher nicht übel gethan, dass er V. 40 nicht auf das Verhältniss zwischen den Pharisäern und ihren Schülern beschränkte, sondern es allgemeiner fasste und auch auf den Herrn und seine Jünger anwandte, auf welche letztere Zwingli es allein bezog. Der Zusammenhang mit den betrachteten Mahnungen Jesu ist doch nicht so lose, wie Grotius und seine Genossen dafür halten. Waren die Pharisäer nicht die leibhaftigen Gegenbilder zu dem, was der Herr seinen Zuhörern an das Herz legte? Wer schwang sich so gern auf den Richterstuhl, wer brach mit freudigem Behagen den Stab über seinen Nächsten, wenn nicht der Pharisäer? Man denke an den betenden Pharisäer in dem Tempel, oder man denke nur an die beiden Geschichten zu Anfang unseres Textkapitels. Von vergebender Liebe war bei diesen Männern nicht viel zu finden, sie gaben Almosen, aber mit kalter Hand, mit todtem Herzen, um von den Leuten gesehen zu werden; sie waren ja geizig. Blind waren diese Meister in Israel; blind nicht bloss in Anbetracht dessen, dass sie einen Balken im Auge hatten, Barmherzigkeit und Gnade nicht kannten, sondern auch in Anbetracht dessen, dass sie kein Auge hatten für die Barmherzigkeit Gottes, welche sich ihnen zum Vorbilde darbot. Bengel hat bereits zu Tvplós bemerkt: trabe sua laborans, misericordia destitutus et amore. Godet ähnlich. Und diese mit der ärgsten Blindheit geschlagenen Männer boten sich dem Volke, das auch blind war, das keine erleuchteten Augen und kein von dem hellen Scheine der Barmherzigkeit Gottes erwärmtes Herz hatte, zu Wegweisern an! Wie sollte das gehen? Wer den Anderen den Weg weisen, oder, wie es hier wörtlich heisst, den Weg führen will, der

muss den rechten Weg selbst wissen und wandeln. Wer selbst den rechten Weg nicht kennt noch wandelt, der kann den, welcher sich seiner Führung überlässt, nur in die Irre führen, nur in die Grube stürzen. Der Führer geht voraus, und wenn der Geführte auch noch nicht auf dem verkehrten Wege gewandelt ist, so führt der Führer, dessen Leitung er sich überlässt, ihn auf seinen falschen Weg. „Jünger bilden, sagt Godet, welche desselben Verderbens waren, in das sie selbst sich stürzten, das war das Ergebniss der pharisäischen Weisheit und Tugend."

V. 40. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, vielmehr wird jeder bereitet sein wie sein Meister.

Der Meister ist für den Jünger der Führer, dieser tritt in jenes Fusstapfen ein, folgt ihm wie der Schatten, er sieht, wenn er ein rechter Jünger ist, in ihm, in seinem ganzen Thun und Lassen, seinen Vorgänger, sein Ideal. Der Jünger erreicht daher zum höchsten seinen Meister; über ihn hinaus kann er nicht kommen, er hörte in demselben Augenblicke auf, der Jünger dieses Meisters zu sein. Ein Pharisäerzögling kann daher nicht besser sein, wie sein Pharisäermeister; sind die Pharisäer herzlose, stolze Richter, so wird das Volk, welches von ihnen sich führen lässt, bald gelernt haben, ebenso stolz und herzlos zu richten, zu verdammen. Wie wahr ist das nicht! Wie haben diese Pharisäer nicht dem ganzen Volke ihren Stempel aufgeprägt; war nicht Israel am Ende ein Volk pharisäisch durch und durch? Es ist schon ein Mal verwiesen worden auf Röm. 2. Wenn der Apostel nicht sagte, dass er den Juden schildert, wir würden denken, ein Pharisäer habe ihm zu diesem Bilde gesessen. Er sagt V. 17 ff.: „siehe aber zu, du heissest ein Jude und verlässt dich auf das Gesetz und rühmst dich Gottes und weisst seinen Willen; und weil du aus dem Gesetze unterrichtet bist, prüfest du, was das Beste zu thun sei, und vermissest dich, zu sein ein Leiter der Blinden, ein Licht derer, die in Finsterniss sind, ein Züchtiger der Thörichten, ein Lehrer der Einfältigen, hast die Form, was zu wissen und recht ist, im Gesetz. Nun lehrest du Andere und lehrest dich selber nicht. Du predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst. Du sprichst, man solle nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe. Dir greuelt vor den Götzen, und raubest Gott, was sein ist. Du rühmest dich des Gesetzes und schändest Gott durch Uebertretung des Gesetzes." Der Herr fugt zu diesem Satze noch den weiteren hinzu: κατηρτισμένος δὲ πᾶς ἔσται ὡς ὁ διδάσκαλος αὐτοῦ. Dieser einfache Satz wird sehr verschieden übersetzt; die Vulgata sagt: perfectus autem omnis erit, si sit sicut magister eius, Luther ist ihr gefolgt. Meyer: „ausgebildet aber, wird jeglicher wie sein Lehrer sein, d. h. wenn er die völlige Zubereitung in der Schule seines Lehrers empfangen hat, wird er seinem Lehrer gleich sein. Uebertreffen wird er ihn nicht. Uebertreffen aber müsste der Schüler seinen Lehrer (an Erkenntniss, Weisheit, Gesinnung u. s. w.), wenn er nicht mit diesem in's Verderben gerathen sollte." Bleek findet diese Auffassung unnatürlich, er schliesst sich an Kühnöl, de Wette u. A. an und übersetzt: „jeder wird zubereitet sein, wie sein Meister, wird seinem Meister ähnlich sein und ihn nicht etwa an Erleuchtung übertreffen, wesshalb auch nicht zu erwarten ist, dass die Schüler der Pharisäer, die sich von ihnen leiten lassen, besser sein oder werden sollten, wie diese selbst." Wir stimmen Bleek bei, finden aber keinen Grund, mit ihm, dem Bengel hierin schon vorgegangen ist, diesen Spruch auf das Verhältniss der Pharisäer und ihrer Schüler zu beschränken.

Nebe, die evang. Perikopen. III. Band. Zweite Auflage.

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