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welchem sie des Schwertes sich nicht mehr würdig fühlt. Beide Momente hat der Dichter durch Monologe hervorgehoben und in denselben die Stimmungen und Seelenzustände der Jungfrau zum Ausdruck gebracht.

b) Der erste Monolog. Er beginnt mit einem wehmütigen Abschiede von den heimatlichen Bergen und von der bisherigen friedlichen Beschäftigung, mit der Ahnung, daß es ein Abschied auf ewig sein werde. Nicht leichten Herzens vertauscht Johanna den Hirtenstab mit dem Schwerte. Ihr Erbangen vor dem blutigen Felde der Gefahr. Ermutigender Hinblick auf diejenigen Hirten des alten Testaments, welche Heimat und Herde verließen und unter dem Beistande Gottes in dessen Auftrage ebenfalls Retter ihres Volkes wurden. Am Schluß sich steigernde Begeisterung bis zum schlachtenfrohen Mute, ohne Zwiespalt.

c) Der zweite Monolog. Welche Erfolge der Johanna zwischen dem ersten und dem zweiten Monologe liegen: Dunois ist wieder zum Könige zurückgekehrt; dieser ist mutvoller geworden; der Herzog von Burgund hat sich mit ihm versöhnt; die Engländer sind wiederholt geschlagen; Orleans ist befreit; Rheims öffnet seine Thore zur Krönung. Die Jungfrau steht auf der Höhe ihres Glücks, als sie im Kampf mit Lionel ihr Gelübde bricht. Der Zwiespalt der Empfindungen in dem zweiten Monologe. Johanna sucht sich zu verteidigen, muß aber ihre Verteidigung selbst Lügen strafen. Ihr Schmerz im Gegensatz zu dem Jubel in Rheims. Ihr Heldenmut ist gebrochen. Der Schluß des ersten und der Schluß des zweiten Monologs.

d) Vergleichung beider Monologe in Rücksicht ihrer Sprache und rhythmischen Form.

III. Die Exposition des Drama.

Die Exposition eines Drama ist nach Inhalt und Bau wesentlich bedingt durch den Grundgedanken des Stücks. Das vorliegende Drama behandelt die Befreiung Frankreichs von der Herrschaft der Engländer durch die Jungfrau von Orleans. Um die so schwierige Aufgabe der Jungfrau in das hellste Licht zu stellen, mußte der Dichter in der Exposition mit Notwendigkeit sowohl die trostlose Lage Frankreichs darlegen, wie auch schon die Ahnung erwecken, daß Johanna die Retterin des bedrängten Landes sein werde. Beides ist denn auch in den Expositionsteilen des Drama geschehen. Verweilen wir zunächst bei diesen beiden Punkten. Im Vorspiel führt der Dichter fünferlei auf, woraus die traurige Lage Frankreichs hervorgeht: die Engländer sind bereits bis an die Loire vorgedrungen; Orleans, der Schlüssel zu Südfrankreich, wird von ihnen be lagert und ist auf dem Punkte, sich zu ergeben; der mächtigste Vasall Frankreichs, der Herzog von Burgund, hält es mit England, selbst die Mutter des Königs steht auf der Seite des Feindes, und die Erfolge desselben haben eine solche Mutlosigkeit hervorgebracht, daß nur eine schwache Mannschaft zum Streit für den König hat aufgebracht werden können. Am ausführlichsten verweilt der Dichter bei der gewaltigen Macht des länderreichen Burgund. Weshalb er dies thut, erhellt später aus dem 2. Akte, wo die Jungfrau den Herzog von Burgund mit dem König versöhnt, was der härteste Schlag für die Engländer war. Noch trostloser erscheint die Lage Frankreichs und darum die Aufgabe der Jungfrau um so schwieriger, wenn wir uns zu dem ersten Teile des 1. Akts wenden. Hier hat der Dichter den König in den Vordergrund gestellt. Wir finden ihn zu Chinon, im Begriff, ein Troubadourfest zu veranstalten. Vor Orleans sollten wir ihn finden, kämpfend um die treue Stadt. Es beherrscht ihn der niederschlagende, alle Thatkraft lähmende Glaube, sein Haus sei dem Untergange

verfallen, so daß auf den König gar nicht zu rechnen ist. Die Mutlosigkeit desselben hat bereits die schlimmsten Folgen für Frankreich gehabt. Im ersten Teile des 1. Akts wird eine ganze Reihe aufgeführt: der Konnetable hat ihm sein Schwert vor die Füße gelegt; Dunois, der Held der Helden, ist ebenfalls im Begriff, ihn zu verlassen; auch die schottischen Hilfstruppen drohen abzuziehen, und das Parlament in Paris hat ihn des Thrones verlustig erklärt. Der König, statt um jeden Fuß breit Landes zu fechten, ist sogar im Begriff, sich ohne Schwertstreich in das südliche Frankreich zurückzuziehen. Erst die Jungfrau ist imstande, ihm wieder Mut einzuflößen. Alles dieses sind Zeichen von der hoffnungslosen Lage Frankreichs, das dem Untergange geweihet zu sein scheint, wenn nicht eine ungewöhnliche Hilfe kommt.

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Die erste Andeutung, daß Johanna die Retterin sein könnte, erhalten wir im Vorspiel in der Scene, in welcher Bertrand mit dem Helme erscheint. Bis dahin hat sich das wunderbare Mädchen schweigend verhalten. Kaum aber hat Johanna den geheimnisvollen Helm erblickt, so entreißt sie Bertrand denselben mit der doppelten Beteuerung: „Mein ist der Helm, und mir gehört er zu". Sie bedeckt ihr Haupt mit dem Helme, und bald vernehmen wir aus ihrem Munde Worte, die einen schönen Gegensaß zu der Mutlosigkeit der Ihrigen und des Königs bilden. Daß sie die Retterin sein werde, sagt sie in diesen Worten nicht; aber wenn wir des Traumes gedenken, den der Vater kurz vorher erzählt hat, so wird in uns doch die Vermutung wach, daß sie es sein könne. Auch wird von ihr im Vorspiel bereits eine kühne Heldenthat erzählt, die ebenfalls dazu beiträgt, uns in unserer Vermutung zu bestärken. Nicht minder thun dies die begeisterten Borte, in welchen das herrliche Mädchen seine Liebe zum Könige, wie zum Vaterlande kundgiebt. Daß sie die von Gott Berufene sei, verschweigt sie in Gegenwart des Vaters, da dieser sie für hochmütig hält und in diesem Wahne noch bestärkt worden wäre, hätte sie ihre göttliche Sendung ihm offenbart. Erst im Monologe des Vorspiels erhalten wir darüber Auskunft. So hat der Dichter in der Exposition nicht nur die trostlose Lage Frankreichs dargelegt, er hat in derselben auch schon die Vermutung wach gerufen, daß Johanna ihr Vaterland vom Untergange retten werde.

Schiller hat aber in seinem Drama dieser Rettung zugleich die höchste religiöse Weihe gegeben, welche einer solchen That innewohnt. Er muß daher auch in der Exposition schon den tief religiösen Sinn der Jungfrau darlegen. Dieses ist auf verschiedene Weise geschehen. In dem rechtmäßigen König erblickt das fromme Mädchen den Stellvertreter Gottes auf Erden, und ein herrlicher Lobgesang ertönt aus ihrem Munde auf das rechtmäßige Königtum. Ebenso hat Johanna die Geschichte ihres Vaterlands mit religiöiem Auge angesehen und gedenkt daher solcher Ereignisse, welche religiöser Natur sind, so daß ihre Liebe zum Könige, wie ihre Liebe zum Vaterlande auf dem tiefsten Grunde ruhet. Frankreich ist ihr nicht nur ein heiliges Land, sondern auch das Paradies der Länder, das Gott liebt, wie den Apfel seines Auges. Ferner schöpft sie zu ihrem schweren Unternehmen Mut nur aus den Beispielen biblischer Personen und aus biblischen Ereignissen, wofür der Monolog ein beredtes Zeugnis ablegt.

Der Dichter hat uns in der Exposition auch darüber nicht im Zweifel gelassen, woher der religiöse Sinn der Jungfrau rührt. Außer der allgemeinen Not haben nach seiner Darlegung insbesondere noch drei äußere Umstände dazu beigetragen: der Geburtsort der Jungfrau, die Beschäftigung derselben und das eigentümliche Wesen des Vaters. Dom Remy war ein Wallfahrtsort mit einem wunderthätigen Marienbilde, und da hat Johanna schon von kleinauf teil genommen an den Gebeten der Wallfahrer und hat bei ihrem patriotischen Sinne stets in ihr Gebet König und Vaterland ein

geschlossen, wie sie selbst im 1. Akte erzählt. Nicht selten hat sie ganze Nächte hindurch gebetet, ja, sie hat zu dem höchsten Akte der Frömmigkeit sich emporgeschwungen, in welchem die Gottheit dem Menschen in Rede und Gegenrede gegenübersteht. Aus den Zweigen des heiligen Baumes, der in der Nähe der Marienkapelle stand, hat sie die Worte vernommen: „Geh' hin, du sollst auf Erden für mich zeugen“. Ihr einsames Hirtenleben trug wesentlich dazu bei, daß sie sich ganz ihren Gedanken hingeben konnte, und da sie aus der Bibel wußte, daß Gott den Hirten gnädig sich stets erwiesen, so diente auch ihre Beschäftigung dazu, ihren religiös-patriotischen Sinn zur That zu entflammen. Unabsichtlich hat auch der Vater diesen Sinn geweckt und gepflegt. Thibaut war ein mit der Bibel wohl vertrauter Mann. Aus der Bibel hat er vielfach seine Ausdrucksweise entlehnt und seine Behauptungen begründet. Die Vertrautheit mit derselben ist auch auf die Tochter übergegangen, die sich am liebsten in biblischer Ausdrucksweise bewegt. Selbst den Verkehr mit übersinnlichen Wesen hat Johanna mit dem Vater gemein, nur mit dem Unterschiede, daß der lettere, befangen in dem Aberglauben seiner Zeit, dämonischen Wesen huldigt und Einfluß ihnen da zuschreibt, wo ihm Rätsel aufstoßen. Der ungewöhnliche Segen, der auf dem Wirken und Schaffen seiner Tochter ruhet, flößt ihm ein solches Grauen ein, daß er glaubt, Johanna stehe im Bündnis mit bösen Geistern, und doch ist es der Segen, der auf der Treue im kleinen ruhet. Auch des Hochmuts klagt er seine Tochter an, weil sie die Hand des trefflichsten Jünglings im Dorfe ausgeschlagen hatte, was ihm ebenfalls unbegreiflich ist und ihn in seinem Glauben, daß sie sich bösen Geistern zugewandt habe, noch mehr bestärkt. Dieser Wahn des Vaters soll für seine Tochter sehr verhängnisvoll werden. Der Dichter hat deshalb diese Seite Thibauts in dem Vorspiel auch schon hervortreten lassen, so daß in der Exposition in trefflicher Weise alle Keime für das Folgende niedergelegt sind. Die Fäden sind gesponnen, woran sich die Handlung weiter ent wickelt. In der Aufgabe der Jungfrau, den König nach Rheims zur Krönung zu führen, liegt der Höhepunkt des Drama, in der daran geknüpften Bedingung liegt die Schürzung des Knotens. Wir wissen, welche Gefahren ihr drohen und ahnen, auf welche Weise dieselben an sie herantreten können.

IV. Der Tell und die Jungfrau von Orleans.
Eine Vergleichung der Hauptteile beider Dramen.

I. Die Expositionen. Beide Dramen gehören ihrem Inhalte nach zu den Befreiungsdramen und bieten daher in ihrer Komposition manche verwandte Züge. Der Tell enthält die Befreiung der Schweizer vom Joch der österreichischen Vögte, die Jungfrau von Orleans die Befreiung Frankreichs von der Herrschaft der Engländer. In beiden Dramen mußte der Dichter in der Exposition notwendiger Weise die trostlose Lage der Unterdrückten vorführen, aber auch schon die Aufmerksamkeit auf die Befreier lenken. Das leztere ist bei der Jungfrau, nachdem sie ihr Schweigen gebrochen hat, in entschiedenerer Weise geschehen, als im Tell, da dieser mehr durch äußere Umstände zum Handeln fortgerissen wird und anfangs über die Tyrannei weniger erregt erscheint, als die Landleute, mit denen er im 1. Akt zusammenkommt, und die sich von denen, welche in der Exposition der Jungfrau von Orleans auftreten, wesentlich durch ihren Mut unterscheiden. Während in den drei Urkantonen alle Schichten des Volks und alle Altersklassen einmütigen Sinnes zum Handeln bereit sind, herrscht bei den Franzosen Mutlosigkeit und Parteihader, wodurch Johanna durch ihre schlachtenkühne Begeisterung um so mehr sich hervorhebt, und da sie außerdem

im Auftrage Gottes und der Jungfrau Maria_handelt, so hat auch ihre Religiosität eine andere Färbung, als die des Tell, dem der religiöse Sinn, welcher stets mit opferwilliger Vaterlandsliebe verbunden ist, ebenfalls nicht fehlt. Beide Dramen haben einen idyllischen Anfang, der im Tell durch das Erscheinen Baumgartens, in der Jungfrau von Orleans durch das Erscheinen Bertrands eine andere Wendung nimmt. Auch wird in beiden der Knoten in der Exposition geschürzt, im Tell durch das Aufstecken des Huts, in der Jungfrau durch die ihr gestellte Bedingung.

II. Die Höhenpunkte. Den Höhenpunkt im Tell bildet die Apfelschußscene, in der Jungfrau die Krönung des Königs. Beide Scenen liegen ziemlich in der Mitte des Drama im 3. Akte. Der Krönung Karls VII. geht die durch die Jungfrau bewirkte Versöhnung des Herzogs von Bur gund mit dem Könige vorauf, wodurch jene vorzugsweise ermöglicht wird. Auch die Apfelschußscene steht mit dem Voraufgegangenen im engsten Zujammenhange. In der Aussöhnung des Rudenz mit dem Schweizervolke durch Bertha von Bruneck bietet der Tell eine Verwandtschaft in der Aussöhnung des Herzogs von Burgund mit Karl durch Johanna.

III. Die Katastrophen. Die Katastrophe in der Jungfrau von Orleans liegt in der Kampfesscene mit Lionel, indem hier Johanna ihrem Gelübde untreu wird und dadurch unendlichem Leid verfällt. Im Tell bildet der Schuß des Helden auf Geßler die Katastrophe. Johanna hat das Leben Lionels, obschon derselbe sie zum Kampfe herausforderte, geschont; Tell tötet den Geßler. Dort folgt der Monolog nach der Katastrophe, hier geht er derselben vorauf. Während Johanna den unterlassenen Todesstreich zu spät bereuet, erwägt Tell vor dem tötlichen Schusse nach allen Seiten die zwingende Notwendigkeit zu demselben und legt diese ebenfalls in einem Monologe an den Tag. Der verschiedene Schluß beider Dramen.

Gude, Erläuterungen. III. 9. Aufl.

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3. Der Ring des Polykrates.

1. Er stand auf seines Daches

Zinnen,

Er schaute mit vergnügten Sinnen
Auf das beherrschte Samos hin.

Dies alles ist mir unterthänig,"
Begann er zu Ägyptens König,
Gestehe, daß ich glücklich bin!"

"

2. „Du hast der Götter Gunst er-
fahren!

Die vormals deinesgleichen waren,
Sie zwingt jezt deines Scepters
Macht.

Doch einer lebt noch, sie zu rächen:
Dich kann mein Mund nicht glücklich
sprechen,

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6. Und eh' er noch das Wort ge-
sprochen,

Hat ihn der Jubel unterbrochen,
Der von der Reede jauchzend schallt.
Mit fremden Schäßen reich beladen,
Kehrt zu den heimischen Gestaden
Der Schiffe mastenreicher Wald.

7. Der königliche Gast erstaunet: ,,Dein Glück ist heute gut gelaunet, Der Kreter waffenkundige Scharen Doch fürchte seinen Unbestand. Bedräuen dich mit Kriegsgefahren; Schon nahe sind sie diesem Strand."

So lang' des Feindes Auge wacht.' 8. Und eh' ihm noch das Wort

entfallen,

wallen,

3. Und eh' der König noch geendet, Da sieht man's von den Schiffen Da stellt sich, von Milet gesendet, Ein Bote dem Tyrannen dar. „Laß, Herr, des Opfers Düfte steigen Und mit des Lorbeers muntern Zweigen

Bekränze dir dein festlich Haar!

4. Getroffen sank dein Feind vom
Speere;

Mich sendet mit der frohen Märe
Dein treuer Feldherr Polydor."

Und tausend Stimmen rufen: „Sieg!
Von Feindesnot sind wir befreiet,
Die Kreter hat der Sturm zer-
streuet,

Vorbei, geendet ist der Krieg!"

9. Das hört der Gastfreund mit Entseßen:

„Fürwahr, ich muß dich glücklich schäßen;

Und nimmt aus einem schwarzen Doch," spricht er, „zittr' ich für dein

Becken,

Heil.

Noch blutig, zu der beiden Schrecken, Mir grauet vor der Götter Neide; Ein wohlbekanntes Haupt hervor. Des Lebens ungemischte Freude 5. Der König tritt zurück mit Ward keinem Jrdischen zu teil.

Grauen:
„Doch warn' ich dich, dem Glück zu
trauen,"

Verseßt er mit besorgtem Blick.
,,Bedenk', auf ungetreuen Wellen,
Wie leicht kann sie der Sturm zer-
schellen,
Schwimmt deiner Flotte zweifelnd
Glück."

10. Auch mir ist alles wohl-
geraten;

Bei allen meinen Herrscherthaten
Begleitet' mich des Himmels Huld;
Doch hatt' ich einen teuern Erben,
Den nahm mir Gott; ich sah ihn
sterben,

Dem Glück bezahlt' ich meine Schuld.

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