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Freunde des Dichters allein 100 Thaler zu Unterstützung der Frau zusammensteuerten.

Unsere Litteratur, die alte wie die neue, ist reich an Hochbildern edler Frauen. Ich erinnere nur an das Gudrunlied, an Goethes Hermann und Dorothea und an den siebenzigsten Geburtstag von Voß. Überall, wo die Frau verherrlicht wird, werden vorjugsweise diejenigen Eigenschaften des weiblichen Wesens gefeiert, die dazu beitragen, die Freude und das Glück des ehelichen Lebens zu gründen, Eigenschaften, wie sie das unscheinbare Weib in Chamissos Gedichte in vollem Maße besißt: ausharrende Liebe und Treue, auch im Leid, Genügsamkeit und Zufriedenheit, sorgliche Pflege der Kinder, häuslicher Sinn 2. Das Wort „Frau" ist ein Juwel in unserer Sprache. Es lautete ursprünglich Frouwa, woraus dann im Mittelalter Frouwe und später Frau wurde. Der Stamm dieser Wörter ist vru d. h. froh sein, so daß also das Wort Frau die Frohe, Erfreuende bedeutet. Vru bedeutet aber auch voran, zuerst, demnach Frouwa die Herrin. Wie beide Wurzeln verwandt sind, so war unseren Altvordern auch die Frau beides: sie war ihnen die frohe, milde, das Leben erheiternde Herrin des Hauses. Geht schon aus ihrem Namen hervor, welche hohe Achtung unsere Väter der Frau zollten, so zeugt für diese Achtung nicht minder, daß man in ihren Aussprüchen nicht selten den Geist der Wahrsagung zu vernehmen glaubte und auf ihre Worte bei wichtigen Angelegenheiten wie auf ein Drakel lauschte, so daß man in den Aussprüchen weiser Frauen ein untrüglich Göttliches verehrte. Hieß doch die bedeutendste Göttin der alten Deutschen ebenfalls Frouwa oder Freija. Der Name Frau ist also gleichsam göttlicher Natur. Der Segen spendenden und Liebe verbreitenden Freija war der Freitag geweihet, und freien heißt noch heute lieben. Göttin der Liebe und der Schönheit war auch Freija. Fassen wir zusammen, was in dem Namen Frau alles vereint ist, so sind es die trostreichen Vorstellungen von Freude und Frohsinn, von Liebe, Friede und auch von Freiheit. Alle diese Worte entstammen ein und der selben Quelle. Das Wort Frau ist demnach eins der edelsten Worte unserer Sprache. Und doch liegt die Zeit nicht fern, in der manche deutsche Frau sich lieber Madam nennen hörte. Die alte Waschfrau in unserem Gedichte zeigt sich ihres Namens würdig und macht dem Worte Frau alle Ehre.

Thema.
Die Waschfrau.

Das Leben mancher Frau aus den niederen Ständen ist oft ein sehr mühevolles. Nicht selten müssen diese Frauen Arbeiten verrichten, die

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eigentlich nur Männern zukommen. Wer je einmal eine Gebirgsreise gemacht hat, wird bemerkt haben, wie dort Frauen den Bedarf an Holz auf beschwerlichen Wegen stundenweit herbeischaffen, indem sie entweder schwere Holzbündel auf dem Rücken bergauf und bergab schleppen, oder sich in zweiräderige Karren spannen und diese, mit Holz beladen, nach ihrer ärmlichen Hütte schweißtriefend ziehen. Nicht selten sieht man solche Frauen mit einem schweren Holzbündel auf dem Rücken noch Strümpfe stricken oder gar einen Säugling auf dem Arme tragen. Wir brauchen indes nicht so weit zu gehen, um obigen Saß zu beweisen. Auch in den Städten haben viele Frauen der ärmeren Klassen oft ein schweres Los, vor allen die Waschfrauen. Früher als die Fabrikarbeiter, oft schon um vier Uhr morgens, wenn alles noch im tiefen Schlaf liegt, verlassen sie nicht selten ihre Wohnung, um an die Arbeit zu gehen. Die Waschhäuser, in welchen sie den ganzen Tag am Waschfasse stehen, sind meistens keine angenehmen Räume. Dieselben liegen entweder auf dem Hofe oder in den Kellerräumen, und so entbehren die Frauen nicht nur die frische, erquickende Luft, sie sind auch der Hiße und Kälte, dem Rauche und der Nässe fortwährend ausgesezt. Das Waschen selbst ist keine leichte Arbeit. Das Reiben der Wäsche, das Ausringen und Aufhängen derselben, das fortwährende Stehen bei der Arbeit macht dieselbe zu einer mühevollen. Dazu kommt, daß sie nur mit kurzer Unterbrechung vom frühen Morgen bis zum späten Abend fortgesezt wird. Eine so lange Arbeitszeit hat kein Mann, der auf Tagelohn geht, kein Fabrikarbeiter.

Dazu kommt ferner, daß solche Frauen bei ihrer Arbeit nicht selten noch der Gedanke an ihre Kinder quält. Wie oft kommt es vor, daß sie ein krankes Kind zu Haus unter der Obhut noch unerwachsener Kinder zurücklassen oder von dem Säuglinge sich trennen müssen. Mit schwerem Herzen steht solche Frau dann am Waschfaß, und die Arbeit wird ihr noch einmal so sauer. Auch das Wetter kann die Beschwerden noch vermehren. Kaum ist die Wäsche auf dem Trockenplaße aufgehängt, da zieht plößlich eine Gewitterwolke herauf, der Wind wird zum Sturme und schüttet Staub und Regen auf die mühsam gereinigte Wäsche. Verloren ist ein gut Teil Zeit und Mühe. Das Geschäft des Reinigens beginnt von neuem, und nun geht es viele Treppen hinan zum Boden, um dort die Wäsche zu trocknen.

Kommt die Frau am Abend nach Hause, so kann sie sich nicht immer schon der verdienten und ersehnten Ruhe hingeben. Oft ist noch in der eigenen Wirtschaft dieses und jenes zu besorgen, mögen die Hände auch wund gerieben und die Füße ermüdet sein. Was in den Wochentagen nicht hat fertig geschafft werden können, das wird am Sonntage vollendet. Die Kleider der Kinder sind zerrissen, die Strümpfe durchlöchert, und da sißt denn die an Ordnung und Reinlichkeit gewöhnte Frau Sonntag nachmittags, wenn andere dem Vergnügen nachgehen, und nähet und stopft. Mühe und Arbeit ist ihr ganzes Leben, und man begreift oft nicht, wie manche dieser Frauen noch ein so hohes Alter erreichen und sich einen so heiteren Sinn bewahren.

15. Die Thurbrücke bei Bischofszell.

1. Wer hat diesen steinernen Bogen
Über die wilde Thur gezogen,
Daß der Wand'rer die Straße lobet,
Daß das Wasser vergeblich tobet?

2. War's ein mächtiger Fürst im
Lande,

Der den Strom geschlagen in Bande?
Bar's ein Führer in Kriegestagen,
Der die Brücke dem Heer geschlagen?

3. Oder richtet' für Mann und Rosse
Sie der Ritter vom hohen Schlosse,
Und indes sein Haus zerfallen,
It sein Pfad noch immer zu wallen?

4. Nein, die Brücke, die ihr schauet,
Manneswort hat sie nicht erbauet;
Auf ein Wort aus des Weibes Munde
Stieg sie über dem Felsengrunde.

5. Die dort auf der Burg gehauset,
Hörte, wie die Woge brauset,
Sah den Fluß von Waldesquellen
Und vom Gusse des Regens schwellen,

6. Und den Nachen am stein'gen
Lande,

9. Doch es lassen sich die Wellen
Nicht wie Tiere des Waldes fällen,
Und nicht half der Mutter Klagen,
Als sie den Kahn sah umgeschlagen.

10. Wie sie nun in langem Harme
Breitet ihre beiden Arme
Bei den Wellen, den schaumesbleichen,
Über ihrer Kinder Leichen,

11. Mußte sie der Mütter gedenken,
Die noch können schau'n versenken
In den schnell empörten Wogen
Söhne, die sie sich erzogen.

12. Und es werden im Mutterherzen
Leichter ihr die bittern Schmerzen,
Wenn sie andern kann ersparen
Solches Leid, wie sie's erfahren.

13. Und noch ehe sie ausgetrauert,
Ward gemeißelt und gemauert,
Ward der Strom ins Bett gezwänget
Und die hohe Brücke gesprenget.

14. Sah sie dann oft fröhliche Knaben Über den Pfad von Steinen traben Der vom Strande führt zum Strande, Und die schäumenden Wasser höhnen, Sah sie drüben sich dreh'n und wiegen! Die in felsiger Tiefe tönen, Wehe, wenn Einer hineingestiegen.

7. Ehe gedacht sie den Gedanken, Sieht sie ihn mit zwei Wanderern schwanken,

Die sie schauet, es sind in Schöne
Ihre jungen, einzigen Söhne.

15. Und mit leichtem Tritte wallen
Mütter hinter den Kindern allen:
Sieh, da flossen ihre Thränen
Mild von Freude, mild von Sehnen.

16. Und ihr Werk, das fromme,
dauert;

8. Von dem Weidwerk heimgekehret, Aber sie hat ausgetrauert,

Finden sie den Strom empöret,
Haben doch die rüstigen Jungen
Redlich sich in den Kahn geschwungen.

Höret die Wasser nicht mehr toben,
Ist bei den jungen Söhnen droben.
Schwab.

Das voraufgegangene Gedicht verherrlicht eine Frau aus den niederen Schichten des Volks; das vorliegende führt uns eine Frau

aus den höheren Ständen vor, welche zwar der Sorge um den Lebensunterhalt enthoben ist, aber der Erde Leid und Weh dennoch in reichem Maße zu tragen hat. Vor ihren Augen werden ihr durch einen grauenvollen Tod die blühenden Söhne in der Fülle ihrer Kraft plößlich entrissen, das Teuerste, was eine Mutter hat. — Ist der Tod eines Kindes an sich schon schmerzensreich, so wird die Art und Weise, wie hier der Tod das blühende Leben verschlingt, zum Entsezen. Nicht unter der liebenden Pflege der Mutter sterben die Kinder dahin, sondern in der blinden Wut wilder Fluten. Vor wenigen Stunden zogen sie heiteren Mutes hinaus aufs Weidwerk, und jetzt liegen sie als Leichen, welche die Wellen ans Land spülten, zu den Füßen der unglücklichen Frau, deren beste Freuden und Hoffnungen, deren Glück und Lust mit einem Schlage vernichtet sind. In die nun öden Räume ihrer Burg ziehen die Klage und die Trauer ein und mit diesen all' die Gefahren, welche Gram und Kummer auf ein liebendes Mutterherz auszuüben imstande sind. Aber nicht in fruchtlosen Klagen geht das liebreiche Herz der Frau unter, sondern es erhebt sich in der Stunde der schmerzlichsten Prüfung zu einer Höhe, die es von seinem Leid erlöset. Indem die Frau anderen Müttern den Schmerz zu ersparen sucht, den sie selbst erfahren hat, wird ihr Leid zur Fürsorge, und dies ist so recht ein Zeichen von der Tiefe ihres Schmerzes, wie auch davon, daß in ihr noch eine andere Liebe wohnt als die, welche aus dem Blute stammt. Diese Liebe verwandelt den Schmerz in Segen, und dieser Segen enthält den besten Balsam für das eigene Leid.

Sah sie dann oft fröhliche Knaben
Über den Pfad von Steinen traben
Und die schäumenden Wasser höhnen,
Die in felfiger Tiefe tönen,

Und mit leichtem Tritte wallen
Mütter hinter den Kindern allen:
Sieh! da flossen ihre Thränen
Mild von Freude, mild von Sehnen.

So ist sie durch die Allgewalt der Liebe im schwersten Leid eine zweite Mutter geworden. Mit der Schmerzensbrücke hat sie sich aber nicht allein einen Weg zu den Herzen der Lebenden hienieden, sondern auch einen Weg zum Himmel droben gebauet.

Und ihr Werk, das fromme, dauert;
Aber sie hat ausgetrauert,

Höret die Wasser nicht mehr toben,
Ist bei den jungen Söhnen droben.

Das Gedicht beginnt mit einer Reihe Fragen. Das Rätselhafte, was in den Fragen liegt, erweckt schon das Gefühl von etwas Ungewöhnlichem und steigert den Reiz mit jeder neuen Frage. Eine Antwort erfolgt erst in der 4. Str.; aber diese ist noch allgemein gehalten und ebenfalls noch eine Vorbereitung auf das Folgende, so daß wir mit derselben von neuem in Spannung versezt werden und abermals nach Aufklärung verlangen, zumal die seltsame und unerwartete Mitteilung, daß die Brücke auf ein Wort

„aus des Weibes Munde" entstanden sei, noch mehr zu einer Lösung des Rätsels herausfordert. Die dann aufklärende Erzählung schreitet einfach und schlicht, durchaus gegenständlich vorwärts. Der lezte Teil des Gedichts beginnt mit der 10. Str. Mit Recht hat der Dichter den Schmerz der Mutter nicht in Worten sich aussprechen laffen. Der tiefste Schmerz ist stumm, und wir sehen aus dem, was die Frau thut, mehr, was sie leidet, als Worte es hätten ausdrücken können. Ohne jedes rührende Mittel ist die in der Handlung sich offenbarende Gesinnung eines großen, edlen Mutterherzens gefeiert worden.

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