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auch den Empfangskuß reichen soll. Sie hätte es lieber nicht gethan.

Was nun das schließliche Eingreifen Dietrichs von Bern betrifft, so erfahren wir aus dem Nibelungenliede, daß die Mannen Dietrichs, welche von diesem abgeschickt waren, um Erkundigungen über den Kampf einzuziehen, von den Burgunden, namentlich von Hagen und Volker, verhöhnt wurden, daß es dann von Worten zu Thaten kam, und daß dabei im heißen Kampfe sämtliche Goten= recken, bis auf Hildebrand, den Waffenmeister Dietrichs, fielen. Da macht sich in Schmerz und Trauer Dietrich auf, um Gunther und Hagen zur Rede zu stellen. Er bietet ihnen Frieden und verspricht, sie in ihre Heimat zu bringen, wenn sie sich ihm ge= fangen geben. Sie weisen die Aufforderung zurück. Solange sie noch ein Schwert in den Händen führen, wollen sie kämpfen und lieber untergehen, als sich ergeben. Dietrich bezwingt sie, führt sie gefesselt zu Kriemhild und nimmt dieser das Versprechen ab, sie sie zu schonen. Nun fordert Kriemhild von Hagen den ihr ge= raubten Nibelungenschaß. Hagen aber will geschworen haben, ihn nicht herauszugeben, solange einer von seinen Herren lebe. Da läßt Kriemhild den Gunther töten, trägt sein Haupt vor Hagen hin, und als dieser sich auch jezt noch weigert, den Ort zu nennen, wo der Schatz liegt, nimmt sie das Schwert des Gefesselten, welches dieser dem sterbenden Siegfried genommen, und schlägt ihm damit das Haupt ab, zum Entseßen Ezels und zur Empörung Hildebrands, der auf sie losspringt, da sie ihr Wort nicht gehalten hat. Ihren Aufschrei nicht achtend, erschlägt er sie. An Gunther und Hagen erfüllte sich durch eine wunderbare Verkettnng von Begeben= heiten ein zweites Wort Siegfrieds, welches er sprach, als er mit dem Tode rang, daß sie nämlich durch ihren Mord mit Schanden von guten Recken geschieden sein sollten". Nicht im Kampf, der Helden ehrt, sind sie gefallen, sondern gefesselt, wie auf einem Richtplate, was in dem tragischen Schluß unseres Gedichts durch die Worte: Auf, auf! der Tod, die Rache!" ahnungsvoll angedeutet ist, indem diese Worte von dem darauf folgenden, für sich be= stehenden Saße: „Und Dietrich kommt von Bern!" getrennt dastehen.

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Thema.

Volker und Hagen.

(Eine Vergleichung.)

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ihr Ge

In welchem mittelalterlichen Heldenepos beide vorkommen burtsort ihre Stellung zu den Burgunden-Königen — die ihnen gemeinsamen Heldentugenden und die darauf sich gründende Freundschaft Unterschied in ihrem Charakter und in ihrem Untergange.

17. Kriegslieder aus dem Jahre 1870.

Das ewig denkwürdige Jahr 1870, welches in so wunderbarer, alle menschliche Berechnung überholender Weise die lang ge= hegte Sehnsucht des deutschen Volks nach Kaiser und Reich in Erfüllung gehen ließ, den alten Erbfeind Deutschlands auf seinem eigenen Boden mit wuchtigen Schlägen durch eine fortlaufende Kette glänzender Siege bis zur vollständigen Erschöpfung niederwarf, die heilige Glut patriotischer Begeisterung und Opferwilligfeit in Hütten und Palästen überall entflammte - dieses große, gewaltige Jahr hat auch unsere Litteratur mit neuen Blüten deutscher Kriegslieder reich geschmückt so reich, daß während des Feldzuges selten eine Zeitungsnummer, selten ein Journalheft erschien, in welchem nicht auch ein Kriegslied, mit oder ohne Namen des Dichters, durch die deutschen Gaue geflogen wäre. Wenn je, so erfüllte sich in dieser Zeit Uhlands Wort: „Nicht an wenig stolze Namen ist die Liederkunst gebannt, ausgestreuet ist der Samen über alles deutsche Land." Jeder Volksstamm stellte seine Sänger wie seine Kämpfer, ja selbst jenseit des Ozeans haben unsere Brüder das deutsche Heer in Liedern begleitet, so daß die ganze, frische Einmütigkeit, mit welcher das deutsche Volk in den Kampf zog, selbst dort einen Wiederhall fand. Aber nicht nur die „Da= heimgebliebenen" haben gesungen, auch in dem Heere haben die Poeten nicht gefehlt. Es sang, wem Gesang gegeben, und wem er nicht gegeben. Grenadiere und Offiziere, Freiwillige und Landwehrmänner, Ärzte und Krankenträger haben den Pegasus bestiegen, und so hat auch diese Zeit wieder bewiesen, daß das deutsche Volk das poetisch begabteste ist und kein Volk der Erde in der Mannigfaltigkeit der Poesie sich mit ihm messen kann. Da windet ein franker Offizier seine „Immortellen des Schlachtfeldes" und schließt den Kampf bei Wörth:

„Und der das Lied gesungen frei,
Liegt auf dem Siechenbette!
Viel lieber wär' er auch dabei,

Wo man gestritten hätte,

Und läg' auf kühler Erde Grund

Ganz ohne Schmerz mit bleichem Mund;

Es kann doch nie ein Leiden

Sein Herz von Deutschland scheiden.“

Ein anderer endet seinen Gesang mit den Worten:

„Wer hat das Lied gemacht?
Wer hat das Lied erdacht?
Ein Pommer und ein Schwabe,

Die gute Kamradschaft haben

In der Schlacht und auf der Wacht."

Die Zahl der Lieder, die im Feld bei Streit und Sturm in · Not und Tod entstanden sind, ist nicht klein. Vor Meß und Straßburg, vor Paris und Orleans hat der deutsche Soldat ge= sungen und gedichtet, gereimt und gestritten, gleich den alten Landsknechten, die heute vor Pontarlier, morgen vor Nancy standen und dann wieder todesmutig vor Turin fochten und sangen, die blutigen Wunden und die schwerste Verstümmelung mit lustigen Scherzund Spottliedern begleiteten, wie in der grauen Vorzeit des gewaltigen Heldentums der Sage der grimme Hagen von Tronei und Walter von Aquitanien am Wachisenstein des ausgestochenen Auges und der abgehauenen Hand mit troßigem Scherz spotteten."

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Kein Volk hat das Kriegslied so gepflegt wie das deutsche, und kein Soldat ist so gesangslustig, wie der deutsche. Seine Lieder vertreiben ihm die Zeit im nächtlichen Bivouac und lassen ihn Hunger und Durst auf dem Marsche vergessen. Sind auch eine Reihe seiner selbstgefertigten Weisen nichts weiter als heitere Reimereien, wie dies z. B. mit dem Kutschke-Liede der Fall ist:

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so steckt doch auch in diesen Liedern eine nicht zu unterschäßende, das Gemüt von Mißmut befreiende Kraft, die oft wunderbar stärkend auf die ermüdeten Truppen wirkt. Aber nur der Soldat fann mit heiterem Humor und fröhlichem Herzen dichten und fingen, der für die höchsten Güter kämpft und für eine gerechte Sache in den Krieg zieht. Zu Sturmliedern des Demagogentums, zu Hymnen der überspanntesten Gloire, wie der Franzose sie hat, find unsere Soldaten, Gott sei Dank, nicht fähig gewesen. Während unsere Truppen mit dem ernsten Liede der Wacht am Rhein" freudig in den Kampf zogen, stimmten die Franzosen ihre Marseillaise an, mit der sich jedes unversönliche Journal bewaffnet, die lärmend gesungen wird, wenn es gilt, Barrikaden zu erbauen, Werkstätten in Aufregung zu bringen, den öffentlichen Frieden zu stören. Lieder, welche die Losung der Unordnung sind, finden sich unter unsern Kampfliedern nicht, und so macht sich auch darin der Unterschied der germanischen und der gallischen Natur geltend.

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Gruppiert man die deutschen Kriegslieder nach ihren äußeren An

läffen, so ergiebt sich, daß die meisten derselben in den Kämpfen mit dem französischen Volke ihren Ursprung haben. Hat doch dasselbe uns in zwei Jahrhunderten zwanzigmal mit ungerechten, willkürlichen Kriegen überfallen, sodaß von Ludwig XIV. bis Napoleon I. nicht weniger als 66 Kriegsjahre kommen, also von 21/ Jahren eines immer ein Kriegsjahr ist; hat doch das französische Volk unter allen seinen Regierungen, unter der alten Monarchie, wie unter der Republik und dem Kaisertume, eine Politik willkürlicher Einmischung und gewaltsamer Eroberung getrieben, dabei planmäßig Deutschland durch Deutsche bekämpft, seine Erfolge stets mit einer rücksichtslosen Härte ausgebeutet und hat uns nicht nur an Land geschädigt, sondern uns auch Opfer und Lasten aller Art auferlegt. Kein Wunder, wenn sich dadurch eine unermeßliche Summe von Ingrimm in unserem Volke ansammelte, sodaß viele unserer Kriegslieder, namentlich die aus den Freiheitskriegen, er= bitterte Rache gegen unsere Nachbarn atmen und diese zum Losungsworte machen. Der unermüdliche Vater Arndt, dieser treue Mahner und Wecker deutschen Geistes, läßt bei der Fahnenweihe schwören: „Hebt das Herz! Hebt die Hand!

Schwöret für die große Sache,

Schwört den heil'gen Schwur der Rache!"

Und Körner, der feurige, todesmutige Jüngling, ruft:

"So betet, daß die alte Kraft erwache,
Daß wir dastehn, das alte Volk des Siegs!
Die Märtyrer der heil'gen, deutschen Sache,
D, ruft sie an als Genien der Rache,
Als gute Engel des gerechten Kriegs."

Man merkt fast allen Liedern aus der früheren Zeit es an, daß sie im mühsamen Kampfe, nach schweren Niederlagen, unter hartem Druck und großem Unglück entstanden sind. Unter ganz anderen Verhältnissen entstanden die Kriegslieder des Jahres 1870. Deutschland war nicht unterjocht, war gleich beim Beginn des Krieges mit all seinen Fürsten und Völkern einig in der gemein= samen Abwehr des Feindes und hatte nicht nötig, sich nach frem= der Hilfe umzusehen. Die patriotischen Erregungen der Befreiungsfriege waren zum mächtigen, vollen Nationalbewußtsein emporgewachsen. Alles dieses ist auf den Charakter der Kriegslyrik aus dem Jahre 1870 von wesentlichem Einfluß gewesen. Dieselbe ertönt daher mehr in Jubelklängen; denn sie hatte nicht mehr nötig, das Volk aus der Schlaffheit aufzurütteln; nicht mehr nötig, die einzelnen Stämme zur Eintracht zu mahnen, indem der Norden Deutschlands bereits geeinigt war und die süddeutschen Brüder, insbesondere die Bayern, alsbald die Hand an das Schwert legten, als der Kriegsruf erscholl. Daher erklingen auch die Lieder aus

dem Jahre 1870 vorzugsweise in Freudentönen; außerdem haben sie einen stark humoristischen Zug, bei weitem mehr, als die aus den Befreiungskriegen.*) Dafür aber haben diese nach Form und Inhalt mehr Kraft und Tiefe, mehr Volkstümlichkeit und Sangbarkeit, und da ihnen Jahre schwerer Verschuldung und furchtbarer Niederlagen voraufgegangen sind, so zieht sich durch diese Lieder auch mehr der Geist des bußfertigen Gebets und der Geist frommer Zuversicht, die auf die Stunde harret, in welcher Gott vom Himmel das Zeichen der gerechten Erlösung geben wird, und dieses Zeichen blieb nicht aus; es kam in dem furchtbaren Winter von 1812 und dem Brande von Moskau, wodurch der Untergang des mächtigen Korsen vorbereitet wurde. Arndt singt daher:

„Wem soll der erste Dank erschallen?
Dem Gott, der groß und wunderbar
Aus langer Schande Nacht uns allen
In Flammen aufgegangen war!
Der unsrer Feinde Macht zerblißet,
Der unsre Kraft so schön erneut
Und auf den Sternen waltend sizet
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Arndts patriotische Leier hat auch nach den Befreiungskriegen nicht geschwiegen. Als im Jahre 1840 Thiers, damals Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Frankreich, das nie verlöschen de Verlangen seiner Landsleute nach einem Stück deutschen Rheins wieder zu heller Flamme anfachte, da war es abermals Arndt, der sogleich zur Leier griff und als Antwort sein „All-Deutschland in Frankreich hinein!" erschallen ließ. Gleichzeitig mit ihm sang Schneckenburger seine „Wacht am Rhein". Das junge Deutschland dagegen schwieg. Arndt aber hatte nicht aufgehört, deutsch zu denken und deutsch zu fühlen, und der mehr als 70jährige Mann sang mit jugendlichem Feuer in prophetischer Ahnung das folgende, damals wenig bekannt gewordene Lied: **)

Und brauset der Sturmwind des Krieges heran,

Und wollen die Welschen ihn haben,

So sammle, mein Deutschland, dich stark wie ein Mann
Und bringe die blutigen Gaben,

Und bringe den Schrecken und trage das Grauen

Von all deinen Bergen, aus all deinen Gauen,

Und klinge die Losung: Zum Rhein! übern Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!

*) Von köstlichem Humor ist namentlich Kreußlers Gedicht: „König Wilhelm saß ganz heiter".

**) Als vierzehn Tage nach der Leipziger Schlacht der österreichische Minister Metternich Frankreich den Frieden anbot mit dem Rhein als Naturgrenze, da erhob Arndt seine mächtige Stimme dagegen in dem töstlichen Buche: Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!

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