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über diese Mißachtung beklagt sich Namtaru bei seiner Herrin. Diese empfindet die Mißachtung ihres Abgesandten wie eine Kränkung ihrer persönlichen Ehre, sie sendet Namtaru wieder zurück zu den Himmlischen mit dem Auftrag:

,,Den Gott, der vor meinem Boten nicht aufstand,
bringe ihn zu mir, daß ich ihn töte!“

Namtaru geht und redet mit den Himmlischen. Diese, die Böses gegen ihn im Schilde führen, fordern ihn auf, sich seinen Mann zu suchen und ihn seiner Herrin vorzuführen. Der Text ist hier wieder lückenhaft; wie es scheint, findet Namtaru den Übeltäter nicht, jedenfalls muß er ohne ihn zurückkehren. Aber es scheint, daß die Götter es für wünschenswert halten, Erischkigal nicht zu sehr zu reizen, und daß sie Nergal veranlaßt haben, sich selber der Erzürnten zu stellen. Jedenfalls aber sind unterdessen Monate vergangen. Zu seinem Schutze geben sie ihm vierzehn1 Dämonen mit auf den Weg.

Nergal kommt zum Tore der Unterwelt und fordert Einlaß. Der Wächter geht zu Namtaru und bittet ihn, den Einlaßbegehrenden anzusehen, ob man ihn einlassen könne. Namtaru erkennt in ihm sofort den Gott, der seinerzeit nicht vor ihm aufgestanden war und macht Erischkigal Meldung. Diese befiehlt, Nergal einzulassen, damit sie ihn töte. Mit heuchlerischen Worten lädt Namtaru ein:,,Tritt ein, mein Herr, in das Haus deiner Schwester!"... ,,Dein Herz freue sich!" Der Text zeigt hier wieder eine Lücke.

Nergal stellt nun in den vierzehn Toren der Unterwelt seine vierzehn Helfer auf, überwältigt mit ihrer Hilfe zunächst Namtaru, dringt dann in das Innerste des Hauses der Erischkigal ein, zieht sie an den Haaren vom Thron hernieder, um ihr das Haupt abzuschlagen. Sie aber fleht um Erbarmen:

„Erschlag mich nicht, mein Bruder! Ich will dir ein Wort sagen!“ Nergal läßt sie los und ,,weinend und heulend" sagt sie zu ihm:

,,Du sollst mein Gatte sein,
Ich will dich ergreifen lassen

Ich will die Tafel der Weisheit

ich will dein Weib sein.
die Königsherrschaft auf der
weiten Erde.

in deine Hand legen.

Du sollst der Herr, ich will die Herrin sein."

Nergal leuchtet das ein, er ergreift sie, küßt sie, wischt ihr die Tränen ab und verspricht ihr, alles zu erfüllen, was sie seit den

1 Entsprechend der Zahl der Tore der Unterwelt. Auch die dem Gott Nergal heilige Zahl ist 14.

vergangenen Monaten von ihm gewünscht hat. Leider ist der Schluß des Textes wieder abgebrochen.

Nergal ist Sonnengott, seine Höllenfahrt ist wie die des Tammuz, des Gilgamesch etc. die Versinnbildlichung des Sterbens der Sommersonne. Zu besonders drastischem Ausdruck kommt dieser Gedanke in der gewaltsamen Eheschließung zwischen Nergal und der Erischkigal, der Unterweltsgöttin. Eine wenn auch in vielem wesentlich verschiedenartige Ausprägung hat der Mythus erfahren in der Figur der griechischen Unterweltsgöttin Persephone. Nergal ist aber auch Gott der Unterwelt. Eine weitere Parallele ist gegeben durch die griechische Erzählung von der gewaltsamen Eheschließung der beiden Unterweltsgottheiten. Daß auch der griechischen Überlieferung der babylonische Ursprung des Mythus noch klar ist, beweist die Zusammenstellung der Namen Κουρη, Περσοφονη, Ερεσχιγαλ.

Kap. 9: Die übrigen Mythen.

§ 32. Der Ira-Mythus.

Die frühere Lesung Dibarra für den Namen des Helden ist jetzt wohl allgemein aufgegeben und dafür die Lesung Ira oder Ura (vgl. die phonet. eme-sal Schreibung e-ri) angenommen. Die erhaltenen Textfragmente stammen aus Assurbanipals Bibliothek und sind veröffentlicht von Harper in BA II, 477 ff. und 515ff., und von King, ZA XI S. 54 ff. Dort auch Übersetzungen. Solche findet sich außerdem bei Jensen, KB VI, 1 S. 57 ff. Zum Inhalt siehe besonders Zimmern in KAT3 S. 389 ff; Jeremias, Babylonisches im N.T. S. 97 ff.

Inhaltsangabe. Der Anfang des Textes fehlt.

Stück I. Anu übergibt „Ira, dem Gewaltigen unter den Göttern", sieben böse Dämonen, die ihn unterstützen sollen, wenn ihn sein Herz antreibt, über die Menschen ein Sterben zu verhängen, die Tiere des Feldes zu schlagen.

Der Zusammenhang mit dem folgenden ist unklar.

Stück II. Im folgenden scheint ein Zwiegespräch zwischen Ira und Ischum, der wie jener eine verheerende Seuche ist, vorzuliegen. Ischum hält Ira vor, was er schon Verderbliches ausgerichtet, wie er die „Kinder Babylons" wie Vögel mit dem Netz überwältigt habe, wie er die Stadt verlassen habe und mit dem Aussehen eines Löwen (?) hineinging in den Palast des,,Statthalters,

des Vergelters Babylons". Den habe er aufgestachelt, mit seinem Heere in Babylon einzubrechen:

dich, du Mensch, sollst vor keinem Menschen

,,In jener Stadt, in die ich dich schicke,
sollst du keinen Krieger fürchten,

Klein und Groß

töte zumal!

Angst haben!

Auch den Säugling nicht, den ganz kleinen,

keinen laß übrig!

Den aufgehäuften Besitz Babylons sollst du erbeuten!" Und die,,Krieger des Schutzes, des Vorrechts Anus und Dagans" hätten auf sein Geheiß Ströme von Blut über den Platz der Stadt sich ergießen lassen. Marduk sei darüber in Zorn geraten und einen unlösbaren Fluch habe er auf ihn gelegt. Darauf habe er „die Stadt der Vorzeit des Herrn der Länder" „ohne Samas" zerstört. Über Erech, den Wohnsitz der Götter Anu und Istar, die „Stadt der Dirnen, Freudenmädchen und Huren", habe er einen Tyrannen als Statthalter1 eingesetzt, der die Einwohner drangsalierte und ihre Satzungen mißachtete. Darüber sei Istar in Zorn geraten, habe,,den Feind in Bewegung gesetzt", der es „,wegraffte wie Korn vor dem Wasser", und dem Feind, den sie in Bewegung gesetzt, sei Istar nicht willens, Einhalt zu gebieten.

Ira seinerseits erinnert Ischum daran, daß er Durilu verwüstet, die Menschen drin,,wie Rohre" geknickt habe; Ischum rechtfertigt sich, das sei ein,,Gericht der Gerechtigkeit" gewesen, von dem ihn auch der Umstand, daß Durilu seine Stadt ist, nicht habe abhalten dürfen.

Es fehlen etwa 15 Zeilen.

Ira entwirft weitere Schilderungen von den Strafgerichten, die er ausführen will, und Ischum bleibt in seiner Antwort hinter ihm nicht zurück und versteigt sich sogar so weit, zu prahlen, daß er die Tempel zerbrechen und den König der Götter selber (nicht schonen?) wolle. Wie das Ira hörte, waren ihm die Worte, die Ischum zu ihm sprach,,,angenehm wie Öl" und er rief aus (Z. 9 ff):

,,Das Meerland soll das Meerland, Mesopotamien Mesopotamien Assyrien Assyrien,

den Elamiter der Elamite,
den Kassiten der Kassite,

den Sutäer der Sutäer,

den Qutäer der Qutäer,
den Lulubäer der Lulubäer,

1 vgl. die Einleitung des Gilgameschepos oben S. 72.

ein Land das andere, ein Haus das andere, ein Mensch den anderen,

[totschlagen.

ein Bruder den anderen nicht verschonen, sondern sollen einander Aber danach soll der Akkader1 aufkommen und

soll sie alle niederstrecken und sie insgesamt niederwerfen!" Nun wendet sich Ischum auf Befehl Iras (?) gegen den Berg Sar-Sar (? geschr. Chi-Chi), während die sieben Helfer Iras hinter ihm her ziehen, und verwüstet den Berg und seine Vegetation. Eine große (?) Lücke.

Stück III. Der Sinn des Folgenden ist vielleicht, daß Ira sein Herz beruhigt und seinem Wüten Einhalt gebietet. Aber es scheint, daß die Länder sich nicht lange der Ruhe erfreuen durften. Er sendet Ischum aus, den Großen von Akkad und seine Nachkommen zu schlagen, seine Städte zu verwüsten und seine Beute nach Schuanna (Babel) zu bringen; dadurch soll er die Götter des Landes (Akkad? Babel?), die erzürnt waren, versöhnen, und dann werde eine Zeit des Siegens kommen. — ,,Zahllose Jahre" währt die,,Fruchtbarkeit des großen Herrn", das erregt aber wie es scheint schon wieder Iras Zorn, so daß er wieder daran denkt, die Länder heimzusuchen. Aber Ischum, sein Berater, beruhigt ihn und (besänftigt) seinen Grimm, und obendrein zeigt ihm, wie es scheint, der göttliche Schreiber des Marduk im Traumgesicht der Nacht eine Schicksalsbestimmung (?). Der Zusammenhang ist hier noch ganz dunkel. Jedenfalls verkündet Ira in der nun folgenden Rede, die zugleich das ganze Gedicht abschließt, Gnade dem, der „jenen Gesang" (eine Beschwörungsformel ?) anwendet. Die Schlußrede lautet:

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Wer jenen Gesang fürchtet,

Wer ihn aber fortschafft,
Wer . . . . meinen Namen

in dessen Tempel möge sich Überfluß häufen,

soll keinen Weihrauch riechen! groß macht, soll die Welträume beherrschen,

wer von dem Schrecken meiner Gewaltigkeit redet,

Ein Sänger, der ihn laut singt,

und demKönige und dem Großen Ein Tafelschreiber, der ihn

Und im Tempel des Volkes,

soll

keinen Rivalen haben!
soll nicht im Strafgericht sterben,

soll seine Rede angenehm sein! erlernt, wird dem Feinde entrinnen, wird in . . . geehrt sein, wo man beständig meinen Namen [nennt, möge Ira ergrimmen,

werde ich sein Ohr öffnen.
Im Hause, wo selbige Tafel hingelegt ist,
mögen die Sieben niedermetzeln."

1 D. i. der Babylonier.

Der leitende Gedanke dieses Mythus ist bei der lückenhaften Überlieferung noch nicht mit aller wünschenswerten Sicherheit zu erkennen. Doch scheint es sich bei ihm um die Schilderung von über die Menschheit verhängten Schrecken und Plagen, speziell Seuchen und allerlei Krankheiten zu handeln, um eine Zeit der Drangsal, wie sie im Orient mit den Vorstellungen von Urzeit und Endzeit eng verknüpft ist. Nach der einen Seite erweist sich der Zusammenhang mit den entsprechenden Teilen des Atarchasismythus und seiner Parallelen, nach der andern Seite ist die Beziehung auf die dem schließlichen Weltuntergang vorangehenden Ereignisse, die in der Apokalypsenliteratur eine so große Rolle spielen, deutlich erkennbar. Man darf wohl sogar annehmen, daß in der S. 106 oben zitierten Stelle in dem „,Akkader“, der alle Feinde niederwerfen wird, das Prototyp des Erlöserkönigs zu erkennen ist, der ebenfalls dem Streit der Völker ein Ende macht und auf den Trümmern aller sein Reich aufrichtet1). Die in der angeführten Stelle gegebene Schilderung dieser Drangsalszeit hat auch sonst in der babylonischen Literatur eine Rolle gespielt. So heißt es in dem fragmentarischen Text K 4541 (CT XIII, 49):

,,Unter der Herrschaft eines Fürsten, der der Gebote der Götter spottet, wird Kampf und Schlacht nicht aufhören, der Bruder wird den Bruder auffressen, die Leute werden ihre Kinder verkaufen, die Länder werden allesamt in Verwirrung geraten, der Mann wird die Frau, die Frau den Mann verlassen, die Mutter wird vor der Tochter das Tor verriegeln.“

In K 8708, einer Legende von dem König Dungi von Ur, heißt es:

wie

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„Der Bruder wird den Bruder [fressen], der Sohn den Vater die Mutter der Tochter . . . ., die Braut . . Eine große Rolle spielen solche Drangsalszeiten auch in der Omenliteratur. So sind gewisse Konstellationen Vorboten einer Zeit, in der „,das Helle trüb, das Reine schmutzig wird, die Regengüsse und Überschwemmungen aufhören, die Länder in Verwirrung geraten" (KATS S. 393). Besonders häufig auch findet sich in diesem Zusammenhang die Voraussage, daß die Leute ihre Kinder für Geld verkaufen werden. Auch in einer Belhymne (VATH 246, Reisner, Hymnen S. 131) findet sich eine

1 Beachte auch, daß Ira bei seiner Mission von den sieben Dämonen begleitet ist, die den sieben Plejaden entsprechen und in der Apokalypse im Zusammenhang mit dem Messias in den verschiedensten Formen wiederkehren; vgl. dazu Jeremias, BNT S. 24 ff.

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