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Wenn du in Eschumedu, dem Sitz deiner Herzensfreude, frohlockend einziehst,

Sage deiner Gemahlin, der Magd Nin-Nippur,

was in deinem Herzen ist, sage ihr, was in deinem Gemüte ist, das freundliche Wort des Königs verkündige ihr für ferne Zeiten! Ninkarnunna erreicht durch eine eigenartige Besprengungszeremonie die Besänftigung Ninibs. Der sieht seine Gemahlin, die Magd Nin-Nippur, treulich an, sagt ihr, was er im Herzen und im Gemüte hat und kündet ihr das freundliche Wort des Königs für ferne Zeiten.

Den Schluß bildet ein kurzer Hymnus, der wohl als Schlußchor gedacht ist.

Der „Mythus", wenn man ihn wirklich so bezeichnen darf, ist als Verherrlichung des Sonnengottes Ninib, der seinen Siegeslauf am Himmel vollendet, aufzufassen: „,sein Lauf ist auf Bels Befehl gen Ekur gerichtet", er durchläuft den ganzen Himmelsdamm. In Ekur, auf seiner Bahn, tritt ihm Nusku entgegen, der hier als Neumondsichel aufzufassen ist (der Mond steht mit der Sonne in Konjunktion). Das irdische Widerspiel dieses kosmischen Vorgangs ist in die alte Belstadt Nippur, deren Tempel Ekur ist, verlegt. Die am Schluß angedeutete Vereinigung Ninibs mit seiner Gemahlin läßt, ebenso wie die Erwähnung der Götterversammlung nach alten Analogien schon aus Gudeas Zeit, vermuten, daß das ganze Gedicht als Festspiel für das Neujahrsfest im Tempel zu Nippur bestimmt war.

2. Die zweite Serie, nach den Tafelunterschriften „der König, als sein Glanz herrlich..." genannt, bestand ursprünglich aus mindestens dreizehn Tafeln, von denen nur verhältnismäßig wenig, nämlich Teile der 1., 11., 12. und von drei anderen, noch nicht näher bestimmbaren Tafeln erhalten ist.

Die erste Tafel beginnt wiederum mit einem Hymnus an Ninib, der die Furchtbarkeit seines göttlichen Glanzes, seiner kriegerischen Macht preist. Direkte Anspielungen auf die Waffen, auf die Liebe Ninibs zu seiner Stadt erweisen den engen inneren Zusammenhang dieser Serie mit der früheren.

Die 11. und 12. Tafel sind vollständig ausgefüllt durch ,,Schicksalsbestimmungen“ für einzelne Gesteinarten: den Dolorit, den Elu-, Alallu-, Bergstein, den Alabaster etc. So lautet z. B. die Schicksalsbestimmung für den Bergstein:

Der Herr tritt hin zum Bergstein,

Ninib, Bels Sohn, bestimmt sein Schicksal: Weber, Literatur.

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,,Erhabener Held, dessen Augenlichterheben seitwärts gerichtet ist, Bergstein, der du in Feindesland furchtbares Getöse angerichtet, Der du gleich dem Getöse einer furchtbaren Schlacht . . .

schriest,

Den siegreich meine Hand nicht gegriffen hat,

den ich zu den Bösen nicht geworfen habe,

zu den Füßen deines Volkes werde nicht hingeschüttet! Das Gebot des Samas sei dein Gebot!

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Ein Stück einer weiteren Tafel (K 2683) enthält wiederum einen Hymnus an Ninib. Der Folgeweiser lautet:

Der Held ließ den [. . . . Stein], um ihn zu zerschmettern, aus seiner Hand herunterfallen (?).

Von einer anderen Tafel sind nur wenige Zeilenreste erhalten, in denen gleichfalls die Steine eine Rolle spielen. Eine letzte Tafel, die nach Analogie des vorhergehenden Mythus wohl den Schluß der Serie überhaupt bildet, enthält Wechselreden zwischen Ninib und einem weiblichen Wesen (?) oder aber wiederum mit Steinarten; vielleicht deuten die Schlußzeilen die Vereinigung Ninibs mit seiner Gemahlin (?) Nagarschaga an.

Bei der Lückenhaftigkeit dieser Serie ist ein Versuch, Sinn und Inhalt des Mythus zu ergründen, aussichtslos.

Kap. 10: Hymnen, Gebete und Psalmen.

Literatur: Die wichtigsten Sammlungen von einschlägigen Originaltexten sind 4 R2, namentlich auf den ersten 30 Tafeln; Haupt, Akkadische und Sumerische Keilschrifttexte; Craig, Assyr. and Babylonian Religious Texts; Reisner, Sumerisch-babylonische Hymnen; King, Babyl. Magic and Sorcery (enthält die in der Serie „Handerhebung" gesammelten Gebete an verschiedene Götter), CT XV, pl. 1—30. Macmillan, Some Cuneiform Texts etc. (BA V, 531 ff.) — Von Bearbeitungen seien hier genannt vor allem Jastrow, Religion Babyloniens und Assyriens, Bd. I, S. 392—552 (Gebete und Hymnen), Bd. II, S. 1ff. (Bußpsalmen), wo fast alle hierher gehörenden Texte eingehend behandelt und zum Teil übersetzt sind; Dienemann, Sumerisch-babylonische Hymnen (Reisner Nr. 41, 47, IV); Brünnow,,,Hymns in Paragraphs", ZA IV, 1 ff. 255 ff., V, 55 ff., eine nach ähnlichen Gesichtspunkten wie die,,Handerhebungsgebete" angelegte Sammlung. Bearbeitungen, die alle oder die Mehrzahl der an eine Gottheit gerichteten Lieder zusammenstellen, gibt es leider bisher nur folgende: Hehn, Hymnen und Gebete an Marduk (BA V,3); Böllenrücher, Gebete

und Hymnen an Nergal; Gray, C. D., The Samas religious texts, Chicago 1901 (hier nur K 3182 bearbeitet, die andern in Autographie). Für die Nachweise der übrigen verstreuten Textpublikationen und Bearbeitungen muß auf Jastrow, Religion, die entsprechenden Monographien von A. Jeremias bei Roscher, Lexikon der Mythologie, und den Index zu Bezolds Catalogue (Bd. V) verwiesen werden. In jüngster Zeit hat Zimmern in AO VII, 3: „Babylonische Hymnen und Gebete" eine Anzahl der interessantesten Texte dieser Art in meisterhafter Übersetzung geboten. Die Arbeiten von Jastrow und Zimmern wollen zur Ergänzung der im folgenden gegebenen Textproben herangezogen werden.

$35. Allgemeines.

Die lyrischen Stücke der Keilschrift-Literatur tragen durchweg religiösen Charakter. Weltliche Lieder, Volkslieder allgemeinen Inhalts, Trinklieder, Liebeslieder, wie sie z. B. in der ägyptischen Literatur vorkommen, sind uns bis jetzt in keinem einzigen Exemplar zugänglich geworden. Daß übrigens auch die Babylonier geliebt und getrunken und dazu gesungen haben, wie alle Menschen, ist selbstverständlich; es ist uns zu allem Überfluß auch noch durch bildliche Darstellung bezeugt (vgl. das bekannte Idyll, das Assurbanipal und seine Gemahlin beim Trinkgelage in weinumrankter Laube darstellt). Tatsache ist aber, daß die Erzeugnisse der leichtgeschürzten Muse bis heute unter den Schätzen der uns zugänglichen Keilschriftliteratur noch nicht vertreten sind.

Wir haben es darum auch hier nur mit der erhabenen Gattung der lyrischen Poesie zu tun, welche auf einen religiösen Grundton gestimmt ist. Hier lassen sich wenigstens in der Hauptsache drei Arten unterscheiden: Gebete, Hymnen und Psalmen; Gebete, die die Hilfe der Gottheit für den Sänger erflehen, Hymnen zum Preis der Gottheit, Psalmen, d. h. Stimmungsbilder, in denen der Sänger seine leibliche und geistige Not zum Ausdruck bringt, der Gottheit vorträgt. Diese drei Literaturgattungen lassen sich wohl theoretisch auseinanderhalten, eine reinliche Scheidung läßt sich aber nach diesen Gruppen in der lyrischen Poesie der Keilschriftdenkmäler nicht durchführen, sie gehen mehr oder weniger alle ineinander über. Hymnen dienen zur Einleitung von Gebeten, die Psalmen klingen in Anrufung an die Gottheit aus, die den Sänger aus seiner Not herausführen soll, und die Gebete tragen, soweit sie in poetischer Form gehalten sind, oft den Charakter der Litanei und berühren sich aufs engste mit den unten Kap. 11 zu besprechenden Beschwörungstexten, Zauber- und Ritualformeln.

Mit diesen sind sie übrigens auch in vielen Fällen zu literarischen Einheiten verschmolzen worden.

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal bietet in jedem Falle der höhere Schwung der Gedanken, die reichere Form, das unvergleichlich erhabenere Niveau der religiösen Vorstellung.

Dadurch gewinnen die poetischen Gebete, Hymnen und Psalmen einen von der Masse des babylonischen Schrifttums sich deutlich abhebenden, individuellen Charakter. Freilich kommen wir auch hier in keinem Falle zu einer Möglichkeit, durch das Kunstwerk auch den Künstler kennen zu lernen. Auch die zartesten Äußerungen persönlichen Erlebnisses bleiben für uns anonym, ausschließlich literarische Denkmäler, denen der wichtigste Kommentar fehlt, die Kenntnis der persönlichen Verhältnisse ihres Urhebers. Das ist auch der Fall bei den Stücken, die mit einem historischen Namen verknüpft auf uns gekommen sind. Für diese Texte liegt eine zeitgeschichtliche Würdigung besonders nahe, da die historischen Grundlagen mit aller wünschenswerten Sicherheit gegeben sind. In vielen, ja den meisten Fällen ist aber auch aus ihnen ein sicheres historisches Material für die Literaturgeschichte nicht zu gewinnen. Denn auch die hier verwerteten Gebete und Hymnen sind so unpersönlich und tragen die Merkmale überlieferter, starrer Formen so unverkennbar an sich, daß das Besondere meist lediglich auf die politische Situation zurückzuführen ist, aus der die Inschrift selbst als Ganzes erwachsen ist. Sie sind den Vorbildern in Bibliotheken und Archiven entnommen. Zusammenstellungen und Formelbücher, wie sie die mittelalterlichen Kanzleien für alle Teile der Urkunden besaßen, waren ja wohl auch an den Zentralstellen der offiziellen Historiographie vorhanden. Im großen und ganzen werden ja wohl bei der Abfassung der Königsinschriften die besonderen Neigungen und Wünsche des königlichen Auftraggebers Berücksichtigung gefunden haben, aber irgendwelche literarische Qualitäten werden kaum jemals auf diese zurückzuführen sein.

So wenig wir von der Person des Verfassers wissen, so unsicher ist die Frage nach der Zeit der Abfassung, wie vor allem darnach, ob die Hymnen, Gebete und Psalmen ursprünglich sumerisch oder semitisch abgefaßt sind. Die Tatsache, daß diese Texte großenteils zweisprachig, d. h. sumerisch mit semitischer Übersetzung inter lineas überliefert sind, ist für diese Fragen an sich belanglos, denn wir haben Texte genug, in denen

die sumerische Fassung mit Sicherheit als sekundär nachgewiesen werden kann. Die Redaktion in sumerischer Sprache spricht lediglich dafür, daß die Texte als der heiligen Literatur angehörig galten, daß sie dadurch ein ehrwürdiges Alter äußerlich zur Schau tragen sollten, daß sie bei gottesdienstlichen Funktionen rezitiert wurden.

Wichtiger sind innere Gründe für die Beurteilung der mutmaßlichen Entstehungszeit: einmal direkte oder indirekte Anspielungen, welche eine zeitgeschichtliche Deutung nahelegen, und sodann die zutage tretende religiöse und künstlerische Reife und Abgeklärtheit. Aber auch diese Kriterien führen zu keinem auch nur einigermaßen sicheren Ergebnis. Die direkte Verknüpfung mit Königsinschriften beweist, wie wir sahen, gar nichts für die Entstehungszeit. Auch daraus lassen sich keinerlei Schlüsse ziehen, daß einige Texte im Gegensatz zu andern ausschließlich oder im besonderen assyrischen Verhältnissen Rechnung tragen, an assyrische Götter sich richten; wir wissen, daß in vielen Fällen babylonische Hymnen einfach durch Vertauschung von Götternamen zu assyrischen umgestempelt worden sind. Und wenn ein Hymnus an Marduk in einen Segenswunsch für den assyrischen König Assurbanipal ausklingt (4 R2, 18 Nr. 2), so beweist das nur, daß der assyrische Kopist ein babylonisches Original, das wir zu allem Überfluß auch besitzen, für seinen Herrn zurechtgemacht hat. Anspielungen auf Ereignisse der Zeitgeschichte fehlen in Hymnen fast vollständig, wenigstens solche, die auch nur einigermaßen klar erkennbar wären. Die Exegeten des hebräischen Psalmbuches würden zwar mit Leichtigkeit auch in babylonischen Liedern untrügliche Fingerzeige für die Datierung finden, aber es ist doch wohl zu hoffen, daß der Erklärung der babylonischen Hymnenliteratur die Entwicklung der Psalmenexegese in einem oder dem andern Stück zugute kommen wird, daß sie nicht durch alle die dunkeln Schluchten und Seiten- und Abwege wird hindurch müssen, die jene geführt worden ist. Stellen wie in dem schönen Gebet an Marduk (4 R2, 40):

Deiner Stadt Babylon gewähre Gnade,

Auf Esagila, deinen Tempel, richte dein Antlitz,

Den Söhnen Babels, deinem ganzen Volke, bringe Hilfe!

würden kaum der chronologischen Festlegung entgehen, wenn sie mutatis mutandis in einem „Psalm Davids" stünden. Wir wissen nun aber zufällig, daß das Gebet aus einem Ritual stammt,

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