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Leben meiner Seele befiehl! vor dir fröhlich zu wandeln, Bel freue sich deiner,

Die Götter des Alls

Die großen Götter

daran möge ich mich sättigen!

Ea jauchze dir zu;

mögen dir huldigen,

mögen dein Herz erfreuen!

§ 38. Psalmen, Klagelieder, Bußpsalmen.

Hier sollen diejenigen Texte zu kurzer Besprechung kommen, deren charakteristisches Merkmal in der Meditation des mit der Gottheit Redenden über seinen persönlichen Zustand liegt. Dieses Moment fehlt den oben besprochenen Hymnen und Gebeten vollständig und drückt den Texten, die es aufweisen, einen ganz eigenartigen Stempel auf. Streng genommen handelt es sich auch hier oft um „Gebete", insofern als der Mensch die Gottheit, der er sein Leid klagt, oft auch um Hilfe anruft; auch hymnologische Partien sind mit diesen Gedichten gelegentlich verflochten, doch sind diese Teile der Dichtungen nicht das Wesentliche, Charakteristische. Dazu kommt, daß sie ganz im Gegensatz zu den sonstigen Hymnen und Gebeten oft überhaupt nicht an einen bestimmten Gott gerichtet sind, oft beliebig diesem oder jenem Gott gegenüber einmal heißt es ausdrücklich „Klagelied für jeglichen Gott" gebraucht werden konnten. Speziell die Klagelieder und sogen. Bußpsalmen, die oft geradezu Bußgebete sind, heben sich auch schon äußerlich durch eigenartige Wendungen, die nur ihnen eigentümlich sind, von allen anderen Gebeten ab, und besonders fällt für die Sonderbehandlung dieser Stücke ins Gewicht, daß sie auch den Babyloniern als besondere Literaturgattung gegolten haben, für die eigene technische Bezeichnungen geprägt waren.

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1. „Literarische Psalmen"

sind bisher in nur geringer Zahl bekannt geworden. Wir haben ein Recht, aus der Reihe der Klagelieder und Bußpsalmen ,,Literarische Psalmen" auszuscheiden, in Rücksicht auf den Umstand, daß diese letzteren keinerlei Beziehung zum praktischen Kultus verraten, während die ersteren durch innere und äußere Anzeichen ihren engen Zusammenhang mit dem gottesdienstlichen Gebrauch oder wenigstens mit der in diesem zum Ausdruck kommenden religiösen Anschauung bekunden. Wir haben es hier vielmehr offenbar mit rein literarisch zu wertenden Erzeugnissen zu tun, und zwar mit solchen, die nicht nur ursprünglich, sondern,

wie es scheint, für alle Zeiten als rein literarische Denkmäler betrachtet und überliefert und nie in den gottesdienstlichen Zusammenhang eingefügt worden sind.

Das eigenartigste und schönste dieser Lieder ist der unter der Bezeichnung Lied eines „leidenden Gerechten", und zwar eines Königs, bekannte Text K 2518 usw.1 (vgl. K 3291, das einen Kommentar dazu darstellt). Dieser Text steht wegen der Schönheit seiner Sprache, der Tiefe seiner Gedanken, des sittlichen Ernstes, der ihn beherrscht, der Fülle der Ausdrucksmöglichkeiten für die düstere Grundstimmung des Ganzen, und nicht zum mindesten wegen der Reife religiöser Anschauung namentlich der ergreifenden Schlußworte, die, wie man meist annahm, die sichere Hoffnung einer Erlösung aussprechen, in hohem Ansehen, seitdem Zimmern ihn unserem Verständnis erschlossen hat.

Wir kennen ihn der Hauptsache nach aus einer für Assurbanipals Bibliothek gefertigten Abschrift; der obengenannte Kommentar dazu stammt aus derselben Quelle, was an sich schon beweist, daß der Text selbst viel älter sein muß, wenn man das im Hinblick auf die künstlerische und sittlich-religiöse Reife anzweifeln wollte. Ein weiterer Beweis für das wesentlich höhere Alter ist, daß ein bedeutend älteres Duplikat des Textes sich auch in der babylonischen Stadt Sippar gefur.den hat.

Der Text ist als 2. Tafel einer Serie bezeichnet und es ist mit Jastrow anzunehmen, daß diese Serie nicht etwa eine Reihe verschiedener aus irgend einem Grund zusammengestellter Texte enthalten hat, sondern einen einheitlichen großen Text. Der Kommentar gibt uns die Möglichkeit an die Hand, wenigstens Teile der 1. und 3., vielleicht auch einer 4. Tafel wiederherzustellen. Größte Beachtung verdient auch Jastrows Vermutung, daß 4 R2 22 Nr. 2 einen Teil der 3. Tafel bildet, freilich aus einer ganz anderen Rezension das Fragment ist zweisprachig überliefert. Bestätigt sich diese Vermutung, dann haben wir es in dem Texte nicht nur mit einem lyrischen Erguß, sondern mit einer Komposition größeren Stils, mit einer Art lehrhaftem Volksbuch zu tun, das, zunächst rein äußerlich angesehen, die Leiden und die schließliche Erlösung eines sagenhaften Königs Tabi-utul-Bel (vgl. Hommel, Grundriß S.351) zum Gegenstand hat und in der Form der Darstellung die direkte Rede des Helden mit dem Referat des Erzählers abwechseln läßt.

Der ganze Text trug nach Ausweis der Unterschrift der 2. Tafel den Titel: „Ich will preisen den Herrn der Weisheit",

1 Text in 4 Ro 60* (Kommentar 5 R47); zur Ergänzung dient neben dem Kommentar das Duplikat aus Sippar, Scheil, Fouilles à Sippar S. 150. Zur Übersetzung der 2.Tafel: Zimmern, KAT S. 385 ff.; AO VII,3 S. 28 ff. Delitzsch, Babel und Bibel III, 54. Vgl. auch besonders die Behandlung des ganzen Textes von Jastrow, Religion II, 120 ff.

welche Worte wohl auch zugleich die Anfangszeile des Ganzen bildeten. Von der 1. Tafel sind durch den Kommentar nur wenige Zeilen am Schluß erhalten, in denen bereits der König sich in herzbeweglicher Klage ergeht. Das Zwischenglied zwischen dem Preislied des Eingangs und dieser Klage fehlt bis jetzt vollständig. Da die ganze Komposition von der Anschauung beherrscht ist, daß auch das Leiden des Gerechten zur Verherrlichung der Gottheit an ihm ausschlagen muß, so wäre eine für diesen Eingang vorauszusetzende theoretische Begründung dieser Anschauung von größtem religionsgeschichtlichem Interesse.

Die 2. Tafel ist fast vollständig erhalten und führt die Erzählung der Leidensgeschichte des Königs fort, hebt hervor, wie er sich strebend bemüht, wie er sich im Dienst der Götter verzehrt habe, ohne vor seinem Gott Gnade zu finden. Der Text der Tafel lautet1:

5

Ich gelangte zu (langem) Leben, über das (Lebens)ziel ging

es hinaus.

Wo ich mich auch hinwende,
meine Drangsal nimmt überhand,

so

da steht es schlimm, ja schlimm; mein Wohlergehen erblicke

Rief ich zu meinem Gott,
flehte ich zu meiner Göttin,
Der Wahrsager deutete nicht
durch eine Spende stellte der Seher
Ging ich den Orakelbefrager an,

ich nicht.
gewährte er mir nicht sein Antlitz,
so erhob sich ihr Haupt nicht.
durch Wahrsagung die Zukunft,
mein Recht nicht her.
so ließ er mich nichts ver-
nehmen,

durch ein Zaubermittel meinen Bann. Dinge in der Welt!

der Zauberer löste nicht 10 Was für verkehrte

Blickte ich hinter mich,
Als ob ich eine Spende
oder bei der Mahlzeit

so verfolgte mich Mühsal.

meinem Gott nicht dargebracht hätte, meine Göttin nicht angerufen worden wäre,

mein Antlitz nicht niedergeschlagen, mein Fußfall nicht sichtbar gewesen wäre; 15 (wie einer) in dessen Munde stockten Gebet und Flehen; (bei dem) der Gottestag aufhörte, der Festtag ausfiel; der nachlässig war, auf (ihren) Ausspruch (?) nicht achtete; (Gottes) Furcht und Verehrung seine Leute nicht lehrte; der seinen Gott nicht rief, von dessen Speise er aẞ, ein Schriftstück (?) ihr nicht brachte; seinen Herrn, vergaß,

20

seine Göttin verließ, der den, der geehrt war,

1 Nach Zimmern AO VII.

den Namen seines mächtigen Gottes

Ich selbst aber dachte nur
Gebet war meine Regel,

25 Der Tag der Gottesverehrung

30

35

40

45

20

geringschätzig aussprach so erschien ich.

an Gebet und Flehen,
Opfer meine Ordnung,

war meine Herzenslust,

der Tag der Nachfolge der Göttin war (mir) Gewinn und Reichtum ;

das war meine Freude, das war mir genehm.

Dem König (Bel?) zu huldigen,
auch ihm zu spielen,

Ich lehrte mein Land auf den Namen Gottes zu achten,
den Namen der Göttin zu ehren, unterwies ich meine Leute.
Die Verehrung des Königs machte ich riesen(?)gleich,

auch in der Ehrfurcht vor dem Palaste unterwies ich das Volk.

Wüßte ich doch, daß vor Gott solches wohlgefällig ist!
Was aber einem selbst gut erscheint, das ist bei Gott schlecht,
und was in sich verächtlich ist, das ist bei Gott gut.
Wer verstünde den Rat der Götter im Himmel,

den Plan Gottes, voll von Dunkelheit (?),
Wie verstünden den Weg eines Gottes

Der am Abend noch lebte,

plötzlich ward er betrübt,

wer ergründete ihn! die blöden Menschen

war am Morgen tot,

eilends ward er zerschlagen;

im Augenblick singt und spielt er noch,
im Nu heult er wie ein Klagemann.
Tag und Nacht

Hungern sie,

sind sie satt, Geht's ihnen gut,

ändert sich ihr1 Sinn.

so gleichen sie einer Leiche,

so wollen sie ihrem Gotte gleichkommen.
so reden sie vom Aufsteigen zum Himmel,
so sprechen sie vom Hinabfahren zur
Hölle.

sind sie im Kummer,

(Fehlt ein gröseres Stück *)

Zum Gefängnis ist mir das Haus geworden.

In die Fessel meines Fleisches sind meine Arme gelegt,
In meine eigenen Bande sind meine Füße geworfen.

(fehlt eine Zeile.)

Mit einer Peitsche hat er mich geschlagen,

voll von

mit seinem Stabe hat er mich durchbohrt, der Stich war

gewaltig.

Den ganzen Tag verfolgt der Verfolger mich,

inmitten der Nacht läßt er nicht mich aufatmen einen Augen

blick.

1 Der Menschen.

⚫ Schilderung des Leidenszustandes des Redenden, eingeleitet durch die Worte: „Ein böser Totengeist ist aus seinem Loche hervorgekommen".

Durch Zerreißen (?) sind gesprengt meine Gelenke, meine Gliedmaßen sind aufgelöst, sind... 15 In meinem Kote wälzte (?) ich mich wie ein Stier, war begossen wie ein Schaf mit meinem Unrat. Meine Fiebererscheinungen

auch hat meine Vorzeichen Nicht hat der Beschwörer

sind dem Zauberer unklar geblieben (?);

der Wahrsager dunkel gelassen. meinen Krankheitszustand gut behandelt;

10

auch gab einen Endpunkt für mein Siechtum

der Wahr

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Da solches mein Feind hörte,

man machte sich an meine Beisetzung (?);

war die Wehklage um mich vollführt. Wie ist er übel zugerichtet!"

erglänzte sein Angesicht,

meiner Feindin (?) verkündete man es, ihr (?) Sinn war

heiter.

Ich weiß (aber) eine Zeit für meine ganze Familie,

da inmitten von Schutzgeistern

ihre Göttlichkeit geehrt sein wird 1.

Die 3. Tafel scheint nach der erhaltenen ersten Zeile die Klage des Königs zunächst weiter zu führen:

Schwer lastet seine Hand, nicht vermag ich sie zu tragen. Ist, wie ich glaube, die von Jastrow vorgeschlagene Einfügung des Fragmentes 4 R2 22 Nr. 2 in der 3. Tafel berechtigt, so ist anzunehmen, daß ein Priester (?) nun seinerseits, teilweise die „Königsklage" rekapitulierend (vgl. oben Z. 15-10), das Leiden des Königs schildert:

1 Die Übersetzung der beiden letzten Zeilen ist unsicher. Vielleicht ist an Stelle dieses tröstlichen Ausblickes in die glücklichere Zukunft ein Ausdruck der Verzweiflung zu lesen; das würde den Übergang zur folgenden Tafel erleichtern, dann würden die beiden letzten Zeilen einen Wunsch nach dem Ende des Leidens, vielleicht auch nach dem Tode ausdrücken. Jastrow übersetzt:

Wüßte ich schon den Tag, da mein Leid ein Ende nehme,

da inmmitten der Schutzgeister ich als ihre Gottheit geehrt werde. Auf jeden Fall liegt in der letzten Zeile eine Anspielung auf die Vergottung des Königs bezw. seiner Familie.

2 Des heimsuchenden Gottes.

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