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und charakterisieren. Das Ganze ist ja ein Klagelied, das eine schwere Bedrängnis der Belstadt Nippur zum Inhalt hat. Der ganze erste Hauptteil ist sodann eine Apostrophe an Bel, dessen Macht über alles von ihm, dem Schöpfergott, Erschaffene gepriesen, auf den aber auch der Notstand im Lande zurückgeführt wird. Der zweite Hauptteil enthält die eigentliche Klage, die in Zimmerns Übersetzung folgendermaßen lautet:

O Herr des Landes, Bel, unerschütterlicher, wie lange will sich dein Herz nicht beruhigen? Vater Bel, deine Augen, die da blicken, wie lange wollen sie sich nicht beruhigen?

wie lange?

Der du dein Haupt mit einem Tuch verhüllst, wie lange 1?
Der du deinen Nacken in deinen Schoß legst3,
Der du dein Herz wie eine Tonne zudeckst, wie lange?
Gewaltiger, der du deine Finger in die Ohren steckst,

lange?

O Vater Bel! Sie sind überwältigt,

sind vernichtet.

wie

O Herr des Landes! Das Mutterschaf stößt ihr Lamm von sich, die Ziege ihr Zicklein. Wie lange noch wird in deiner treuen Stadt die Mutter, die es geboren, ihr Kind von sich stoßen? Das Weib des Helden die junge Tochter, ihr Kind, von

sich stoßen?

[Die Gattin] ihren Gatten von sich stoßen?

[O Vater Bel!] Himmel und Erde sind niedergeworfen,

ist nicht vorhanden.

O Herr des Landes! Die Sonne geht über dem Lande

zend nicht auf.

[O Vater] Bel! Der Mond geht über dem Lande

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Licht

glän

leuchtend

glänzend nicht auf. die Leute innen

O Herr des Landes! Da du nach außen riefst,

da du in die Täler riefst,

die Leute

außen tötetest du:
mit Blut wurden sie angefüllt;

in das Innere des Landes riefst,

Den letzten Teil bildet eine

zu Trümmerhügeln machtest du es.

lange Litanei, in der Götter

und Kultusstädte: Nippur, Sippar, Babylon, Borsippa samt ihren

1 Erg.: will sich dein Herz nicht beruhigen?

2 So wörtlich. Der Sinn ist, wie in der vorangehenden Zeile, daß Bel sein gnädiges Auge der Stadt nicht zuwendet.

3 D. i. die Leute von Nippur.

Tempeln angerufen werden, durch ihre Fürbitte das erzürnte
Herz Bels zu besänftigen". Sie wird eingeleitet durch die Zeilen:
Herr, Bel, Himmel und Erde mögen dir Ruhe verschaffen!
Krieger, Marduk, Himmel und Erde mögen dir Ruhe verschaffen!
Herr des Landes, dein beschwertes Herz beruhige sich!
Um dein Herz zu beruhigen, mögen die Anunnaki betend vor
dich hintreten,

Mögen die Anunnaki, das Erzeugnis Anus, betend vor dich hin

treten,

Mögen die Anunnaki, das Erzeugnis der Antum, betend vor dich

hintreten.

Vater Bel, deine Gemahlin Ninlil möge das Gebet dir ver

künden.

Vierunddreißig weitere Götter werden angerufen, „das Gebet zu verkünden". Zum Beschluß werden die oben genannten Städte und ihre Tempel, die Bel als ihren Herrn und Hirten verehren, mit denselben Worten um ihre Fürbitte angegangen. Die Schlußzeile:

Der mit Klage Beladene kann die Klage nicht zurückhalten. entspricht in ihrer Stellung zur ganzen Komposition den einleitenden Zeilen. Vgl. die Einleitungs- und Schlußzeilen in dem Mondhymnus 4 R 9 (oben S. 129 ff.).

Die Litanei bildet einen mehr oder weniger großen Bestandteil fast aller Klagelieder. Ihre Bedeutung liegt auf der religionsgeschichtlichen Seite. Ihre Gleichförmigkeit ist für die ästhetische Wirkung dieser Lieder von großem Nachteil.

2. Als Probe eines „persönlichen“ Klageliedes sei das schöne Lied 4 R 10 mitgeteilt1. Auch dieser Text, der sich in seiner sittlichen und religiösen Reife von den meisten ähnlichen Erzeugnissen der babylonischen Literatur unterscheidet, kann sich von der den Klage- und Bußliedern eigentümlichen Form der Litanei nicht völlig freimachen. Die Zahl der Gottheiten ist allerdings beschränkt, es ist in ihm nur von Gott und Göttin, vom bekannten und unbekannten Gott oder Göttin die Rede. Dieses Absehen von der Nennung einer bestimmten Gottheit kann, äußerlich angesehen, auch darin seinen Grund haben, daß das Lied, wie es sonst häufig zu beobachten ist, für jeden Gott beliebig verwendbar sein sollte. Daß das Lied im kultischen Gebrauch

1 Übersetzt von Zimmern, KAT3, 611 f.; AO VII, 3, S. 22 ff., vgl. auch Jeremias, Monotheistische Strömungen; Jastrow, Religion II, 100 ff.

so verstanden und so verwertet worden ist, beweist die Unterschrift,,Klagelied für jedweden Gott". Doch beweist das nichts für die Vorstellung und Meinung des Dichters. Es läßt der ganze Anschauungskreis, der das Lied beherrscht, vielmehr die Möglichkeit als die näherliegende erscheinen, daß hier eine Ahnung von der ideellen Konzentration der göttlichen Macht zu einer solchen Formulierung des Gottesbegriffes geführt hat.

5

10

Das Lied lautet in Zimmerns Übersetzung:

Daß doch das Toben im Herzen des Herrn zur Ruhe komme!

Der Gott, den ich nicht kenne, zur Ruhe komme;

die Göttin, die ich nicht kenne, zur Ruhe komme!

Der Gott, den ich kenne, nicht kenne, zur Ruhe komme;
die Göttin, die ich kenne, nicht kenne, zur Ruhe komme!
Daß doch das Herz meines Gottes zur Ruhe komme;
das Herz meiner Göttin zur Ruhe komme!

Mein Gott und meine Göttin [zur Ruhe] komme!

Der Gott, der auf [mich zürnte,
die Göttin, [die auf mich zürnte,

Die Sünde, [die ich getan],

den Frevel, [den ich getan], Einen guten Namen

einen guten Namen 15 Einen guten Namen

20

25

einen guten Namen

Reine Speise

zur Ruhe] komme;

zur Ruhe komme!] kenne [ich nicht;]

kenne [ich nicht].

[möge mein Gott nen]nen;

[möge meine Göttin nen]nen!

[möge der Gott, den ich kenne, nicht kenne, ausspre]chen;

[möge die Göttin, die ich kenne, nicht kenne, ausspre]chen!

[habe] ich [nicht] gegessen;

klares (?) Wasser [habe] ich [nicht] getrunken.

Vom Greuel meines Gottes

habe ich ohne zu [wissen] gegessen;

auf Unflätiges für meine Göttin bin ich ohne zu wissen

getreten.

O Herr, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen. Mein Gott, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen;

meine Göttin, meiner Sünden sind viel, groß sind meine

Vergehen.

Gott, den ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen;

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen.

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kenne ich nicht;

das Vergehen, das ich begangen, kenne ich nicht.

Den Greuel, den ich gegessen,

das Unflätige, auf das ich getreten, kenne ich nicht.

Weber, Literatur.

10

30 Der Herr hat im Zorn seines Herzens mich böse angeblickt. Der Gott hat im Grimm seines Herzens mich feindlich ge

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die Göttin hat auf mich gezürnt, einem Kranken mich gleich

troffen: gemacht.

Der Gott, den ich kenne, nicht kenne, hat mich bedrängt; die Göttin, die ich kenne, nicht kenne, hat mir Schmerz

35 Suchte ich nach Hilfe,

40

weinte ich, so kam Stoße ich Schreie aus,

angetan.

so faßte mich niemand bei der Hand; man nicht an meine Seite.

so hört niemand auf mich;

ich bin voll Schmerz, überwältigt,

kann nicht aufblicken.

Zu meinem barmherzigen Gott wende ich mich, flehe ich laut; die Füße meiner Göttin küsse ich, rühre sie an.

Zu dem Gott, den ich kenne, nicht kenne, [flehe ich] laut; zu der Göttin, die ich kenne, nicht kenne,

[flehe ich laut].

O Herr, bli[cke auf mich, nimm an mein Flehen; (?)] o Göttin, blicke auf mich, nimm an mein Flehen! (?)] 45 Gott, den ich kenne, [nicht kenne, blicke auf mich, nimm an mein Flehen; (?)]

50

Göttin, die ich kenne, [nicht kenne, blicke auf mich, nimm an mein Flehen! (?)]

[soll dein] Zorn

was verständen sie?

Wie lange, mein Gott, [soll dein Nacken abgewendet sein; (?)] wie lange, meine Göttin, [soll dein Nacken abgewendet sein?] Wie lange, Gott, den ich kenne, nicht kennne, [nicht aufhören?] wie lange, Göttin, die ich kenne, nicht kenne, soll dein feindliches Herz n[icht] zur Ruhe kommen? Die Menschen, da taub, verstehen nichts. Die Menschen, soviele ihrer leben, Ob sie schlecht, ob sie gut handeln: O Herr, deinen Knecht stürze nicht; 55 in Wasser des Schlammes geworfen, Die Sünde, die ich begangen, das Vergehen, das ich verübt, meine vielen Schlechtigkeiten Mein Gott, sind meiner Sünden

60

nichts verstehn sie.

fasse ihn bei der Hand! wandle in Gutes;

führe der Wind fort; zieh (mir) aus wie ein Kleid! (auch) sieben mal sieben, löse meine Sünden!

So

meine Göttin, sind meiner Sünden auch sieben mal sieben, so löse meine Sünden!

Gott, den ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden;

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden!

Löse meine Sünden, so will ich dir huldigen!

Dein Herz, wie das Herz der Mutter, die mich geboren,

zur Ruhe;

komme

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wie die Mutter, die mich geboren, der Vater, der mich gezeugt, komme es zur Ruhe!

Kap. II: Beschwörungstexte.

§ 39. Allgemeines.

Literatur: In vielem auch heute noch nicht veraltet ist Lenormant, Die Magie der Chaldäer, 1879. Besonders siehe die Einleitungen zu Tallquist, Die assyrische Beschwörungsserie Maqlû; Zimmern, Beiträge zur Kenntnis der babylonischen Religion; Thompson, The Devils and evil spirits I u. II; Fossey, La magie assyrienne; sodann Zimmern, KAT S.458 ff. 604 ff.; Jastrow, Religion I, S. 273 ff.; O. Weber, Dämonenbeschwörung bei den Babyloniern und Assyrern (AO VII, 4).

Während im vorigen Kapitel diejenigen Texte zur Erörterung standen, die im letzten Grund überwiegend Äußerungen der individuellen Frömmigkeit waren, handelt es sich in den folgenden Kapiteln um die Erzeugnisse des offiziellen kultischen Bedürfnisses, um die klassischen Ausdrucksformen der anerkannten Staatsreligion. Diese wird durchaus beherrscht von Beschwörung und Wahrsagung und ist in modernem Sinn gesprochen aufgebaut auf einen Aberglauben von kaum zu überbietender Naivität, Daß es sich hier wirklich um wesentliche Elemente der offiziellen Staatsreligion handelt und nicht etwa um Ausgeburten der beschränkten, auf Irrwege geleiteten Vorstellungen ungebildeter Massen, was man vielleicht im Blick auf die im vorigen Kapitel behandelten religiösen Texte anzunehmen geneigt ist, das beweist der Umstand, daß die offiziellen Inschriften der Könige voll sind von Anspielungen auf Wahrsagerei und Beschwörungskünste; das beweist die große Menge von Korrespondenzen, in denen Könige und höchste Kronbeamte und Feldherren sich über die Resultate der von den öffentlich beamteten Astronomen und Astrologen, Wahrsagern und Zeichendeutern angestellten Befragungen unterrichten lassen, um ihre wichtigsten Unternehmungen nach ihnen einzurichten, das beweist schon äußerlich die ungeheure Menge der hier einschlägigen Literatur, die Assurbanipal für seine Bibliothek hat abschreiben lassen.

Die Zaubertexte wenden sich alle gegen die unheimlichen Mächte, die die Menschheit quälen und verfolgen, gegen die Dämonen und bösen Geister, jene Verderben bringenden Zwischenglieder zwischen der göttlichen Macht und der menschlichen Schwachheit, die wohl alles Unglück verschulden, wenn sie, ohne

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