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Der Eingang bis Z. 71 schildert ähnlich wie in Utukki Tafel XVI das Treiben der „Sieben".

Darnach werden zwei Personen im Zwiegespräch miteinander eingeführt, nämlich der Feuergott Gibil und sein geliebter Freund, d. i. wohl der Gott Nin-Ka-Si1. Der Freund richtet an den Feuergott die Frage:

O Feuergott, diese Sieben, wo sind sie geboren, wo sind sie herangewachsen ? und nachdem er ausführlich das Treiben der Sieben geschildert, die niemand kenne im Himmel und auf Erden, bittet er den Feuergott, bei Marduk sich Rat zu holen. Gibil geht zu Marduk und dieser trägt die ganze Sache seinem Vater Ea vor:

O mein Vater, der Feuergott ist angelangt am Sonnenaufgang und ist eingetreten in seine Geheimnisse. Eile, die Wege dieser Sieben in Erfahrung zu bringen, ihre Orte zu ergründen !

Darauf antwortet Ea, der „weise Sohn Eridus":

Mein Sohn, diese Sieben wohnen in der Erde,
diese Sieben kommen aus der Erde hervor,
diese Sieben sind in der Erde geboren,

diese Sieben sind in der Erde herangewachsen,

um die Ufer des Ozeans zu betreten, sind sie herangekommen. Darnach geht Ea sofort über zu den Ratschlägen wegen der Heilung des von den Sieben bedrängten Kranken, unter denen neben dem Tamariskenzweig vor allem die Rezitation der ,,Beschwörung von Eridu" hervorzuheben ist.

Diese Beschwörung2 beginnt mit der genauen Schilderung eines Kischkanû-Baumes oder -Strauches, der in Eridu an der ,,Mündung der Ströme" wächst.

Der überaus schwierige Text, bei dem im einzelnen noch vieles unklar bleibt, kann etwa folgendermaßen übersetzt werden: In Eridu wächst der dunkle Kischkanû, an einem reinen Ort ist er entsprossen.

Seine Erscheinungsform ist glänzender Lasurstein, der hinunter zum Ozean reicht1 (?).

Eas Wandel ist in Eridu, voll von Überfluß.

1 Vgl. 4 R2 14, Nr. 2. Rev. Z. 20.

2 CT XVI, pl. 46, Z. 183 ff. (Thompson I, S. 200 ff).

3 Vgl. Thompson, I, Einleitung S. LIII ff.

Die gewöhnliche Übersetzung dieser Zeile,,Sein Aussehen ist glänzend wie Uknû-Stein; er überschattet den Ozean" ist lediglich geraten.

Seine Wohnung ist der Ort der Unterwelt.

Seine Wohnstätte ist das Lager der Göttin Gur (= Ba-u).
In das Innere des reinen Hauses, dessen Schatten sich ausbreitet
wie ein Wald, darf niemand eintreten.
Darinnen (wohnen) Samas und Tammuz.
Zwischen der Mündung der beiden Ströme

haben Ka-Che-Gal und Igi-Du-Gal, [die göttlichen Cheruben (?)]1
von Eridu diesen Kischkanû
2 und über dem
Menschen haben sie die Beschwörung des apsû gesprochen.
Auf das Haupt des „,Wanderers" haben sie (ihn) gelegt.

Einen Versuch zur Deutung des Ganzen wie einzelner Stellen halte ich für aussichtslos, so lange die sprachliche Erklärung noch nicht abgeschlossen ist. Doch sei an die Edelsteinbäume im Göttergarten des Gilgameschepos (vgl. S. 80) erinnert.

Die Schilderung des Kischkanûbaumes hat dazu geführt, in ihm ein Seitenstück zu dem Baume der Erkenntnis oder des Lebens im Paradies zu finden. Wenn es auch wahrscheinlich ist, daß ähnliche mythologische Vorstellungen hier und dort zugrunde liegen, so läßt sich doch dieser Text in seiner vorliegenden Gestalt mit der biblischen Paradieserzählung nicht in Zusammenhang bringen.

Die Schilderung der,,Sieben" und der darauf folgenden dialogischen Szenen erinnern unmittelbar an den § 19 oben besprochenen mythologischen Text. Auch hier ist der Mythus nicht zu Ende erzählt, sondern etwas unvermutet abgebrochen.

Das Vorkommen solcher dialogischer Stücke in Beschwörungstexten deutet vielleicht darauf hin, daß die geschilderten Szenen als Bestandteil des Beschwörungsrituals zu mimischer Aufführung gekommen sind. Näheres darüber s. S. 32 f.

7. Tablet,,N".

Text: CT XVII, pl. 4-8, 37. Transkr. u. Übers. von Thompson, The devils etc. II, S. 13 ff.

Erhalten sind Reste von 6 Kolumnen mit zusammen etwa 140 Zeilen, zweisprachig, aus Assurbanipals Bibliotbek.

Inhaltlich berührt sich dieser Text am engsten mit der Serie Aschakki marçûti, vgl. oben S. 169 f.

Vor allem interessieren hier die Anweisungen zur Verwendung von Tieren als „Tauschobjekte“ oder „Ersatz“ (nigsagilû,

1 Vgl. 2 R 56, 61–62 (Hommel).

isch-bu-schu, vgl. Jensen KB VI. 1, S. 383, 509.

pûchu) für den Kranken bei der Entsühnungshandlung. So heißt es ganz ähnlich wie in der aus „Achakki marçuti" mitgeteilten Stelle (vgl. S. 129f.):

Kol. II, 44 Nimm ein Ferkel ..

An den Kopf des Kranken [bringe (?) es]

Sein Herz nimm heraus

Auf das Herz des Kranken [lege es?]

Mit seinem Blute [besprenge] die Seiten des Lagers,

das Ferkel zerschneide nach seinen Gliedmaßen,

und breite sie aus auf dem Kranken!

Diesen Menschen wasche mit klarem Wasser des Ozeans,

und reinige ihn!

Sodann bringe an ihn heran Räucherfass und Fackel1.
zweimal sieben „,Aschenbrote“ 2

lege gegen das ,,verschlossene Tor"!

Die nun folgenden Zeilen lassen keinen Zweifel über den Sinn der Verwendung des Tieres. Der Text fährt fort:

Das Ferkel gib als Ersatz für ihn,
das Fleisch anstatt seines Fleisches,
das Blut anstatt seines Blutes

gib hin, und (die Götter) mögen es annehmen!

Das Herz, das du ihm aufs Herz gelegt hast,

als sein Herz gib es hin, und (die Götter) mögen es annehmen. Der Schluß dieser Beschwörung lautet (Kol. III, S. 26 f.): Der böse Utukku, der böse Alû mögen zur Seite weichen!

Ein gnädiger Utukku, ein gnädiger Schêdu mögen herzutreten In der nächstfolgenden Beschwörnng auf dieser Tafel wird ein Lamm bei der Entsühnungshandlung verwendet. Hier werden dem Priester folgende an den abkallu gerichteten Worte in den Mund gelegt:

Das Lamm, den Ersatz für den Menschen, gibt er 4 für sein Leben, den Kopf des Lammes gibt er für den Kopf des Menschen, den Nacken des Lammes gibt er für den Nacken des Menschen, die Brust des Lammes gibt er für die Brust des Menschen. Für die religionsgeschichtliche Bedeutung dieser Stellen vgl. Zimmern, KAT 597, O. Weber, Dämonenbeschwörung (AO VII, 4) S. 28 f.

1 Das Inventar für das Rauchopfer, vgl. Zimmern, Beiträge S. 94. 2 Akal tumri, d. s. Brote in Asche gebacken, vgl. Thompson, The devils II, 18.

3 CT XVII, 6 ergänzt durch ib. pl. 37, vgl. Zimmern KAT3 596; Keilinschr. u. Bibel 26 ff.

4 D. i. der Kranke.

Für eine Reihe anderer Beschwörungstexte, Beschwörung des schlimmen Auges, des Bannes, des bösen Utukku etc. etc. siehe CT XVII, pl. 33. 34-36. 37. 40. 41 und die Transkr. u. Übers. bei Thompson, The devils etc. II.

Beschwörungstexte, die bis jetzt einer Serie noch nicht eingegliedert werden können, sind auch sonst noch in den Bänden 2, 4 und 5 des Londoner Inschriftenwerkes, sowie bei Haupt ASKT passim veröffentlicht und zum größten Teil von Fossey, Magie assyrienne, und von Jastrow, Religion I, S. 365 ff., übersetzt. Besondere Hervorhebung verdient unter diesen vor allem der große Text ASKT Nr. 11 (= 2 R 17-18), der eingehend von Jastrow, 1. c. S. 365 ff. behandelt ist. Er enthält 29 Beschwörungen mit zusammen ca. 300 Zeilen. Ergiebig ist er vor allem für die Kenntnis der babylonischen Medizin durch die große Zahl der namhaft gemachten Krankheiten und für die Religionsgeschichte durch die Erwähnung der Hierodulen, der gottgeweihten Frauen, und ihrer Beziehung zur Dämonenwelt wie zu den profanen Menschen.

Kap. 12: Orakelanfragen und Orakelaussprüche.

§ 46. Allgemeines.

Im Folgenden werden eine Reihe von Textgruppen zusammengestellt, die das Orakelwesen der Babylonier und Assyrer beleuchten, und zwar Texte, die in ihrer Überlieferung eine festgefügte Form aufweisen und spezifische Merkmale besonderer literarischer Gattungen an sich tragen. Es sind dies die „,Anfragen an den Sonnengott" (§ 47), die Ikribu-Texte (§ 48) und die Orakelsammlungen (§ 49).

Der Unterschied zwischen der Orakel befragung bezw. -Erteilung und der Erkundung bezw. Offenbarung des göttlichen Willens durch die Vorzeichen, mit anderen Worten zwischen Wortund Zeichenorakel, ist sicher auch in der babylonisch-assyrischen Religion vorhanden, aber er läßt sich in den Texten nicht mit genügender Schärfe in jedem Falle festlegen. Es mußte überhaupt jedes Zeichenorakel durch den deutenden Spruch des Priesters zu einem Wortorakel werden. Einen prinzipiellen Unterschied zwischen beiden könnte man nur dann nachweisen, wenn mit Sicherheit auszumachen wäre, daß Orakel ohne die Zuhilfenahme sinnenfälliger Medien unmittelbar durch die „Inspiration" des Orakelpriesters gegeben worden sind und das

ist bis heute nicht möglich, wenn auch bei den in § 48 besprochenen Aussprüchen sehr wahrscheinlich.

Die „Anfragen an den Sonnengott" und die Sammlungen von Orakelaussprüchen gehören durch ihre historische Bestimmtheit zusammen; sie stammen beide aus den Tagen Assarhaddons und Assurbanipals. Die Ikribu-Texte sind wegen ihrer engen sachlichen Verwandtschaft den „,Anfragen" hier eingegliedert worden.

Wenn wir derartige Sammlungen nur aus der Zeit der genannten beiden Assyrerkönige haben, so beweist das natürlich nichts gegen die Möglichkeit, daß derartige Sammlungen auch schon früher angelegt worden sind. Wir wissen ja, daß die Orakelbefragung zu allen Zeiten in den mannigfachsten Formen in Babylonien und Assyrien üblich war. Über die in Königsinschriften eingestreuten Anspielungen und gelegentlich wörtliche Mitteilung von Orakeln vgl. Jastrow Religion II, S. 142ff.

$ 47. Anfragen an den Sonnengott.

Die Texte sind autographiert und bearbeitet von J. A. Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnengott, Leipzig 1893, Bd. I (Texte), Bd. II (Einleitung, Umschrift und Erklärung, Verzeichnisse).

Aus der Zeit der assyrischen Könige Assarhaddon (680-668) und Assurbanipal (668-626) stammen eine große Zahl Texte, die unter ganz stereotypen Wendungen und nach einem einheitlichen Kompositionsschema Befragungen des Sonnengottes enthalten. Bisher sind Bruchstücke von 166 solchen Texten gesammelt, darunter befinden sich 154 in einem Zustand, der die annähernd vollständige Wiederherstellung des Textes ermöglicht.

Inhaltlich bieten diese Texte wertvolle Aufschlüsse für die Geschichte Assyriens und Babyloniens in der angegebenen Periode. Die Anfragen beziehen sich ausnahmslos auf politische Verhältnisse, und zwar dienen sie teils staatlichen, teils dynastischen Interessen.

Formell sind sie durchaus gleichartig aufgebaut. Mit unwesentlichen Abweichungen kehren fünf Abschnitte mit zum Teil stereotypen, ganz formelhaften Wendungen immer wieder. So wird jeder Text eingeleitet durch ein kurzes Eingangsgebet: O Sonnengott, großer Herr! Um was ich dich frage, beantworte mir in verläßlicher Zusage!

1 Der Fragende ist der,,Wahrsager" (bârû). Weber, Literatur.

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