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Auge + böse, Hirte Stab + tragen, Öl

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z. B. feindlich = Fett Baum, Herrin Weib + groß, Königgroß + Mensch. Besonders beliebt war die Ineinanderschreibung von Zeichen zum Zwecke der Differenzierung; so schrieb man in das Zeichen für Mund die Zeichen für Speise, Wasser, Zunge ein, um die speziellen Begriffe: essen, trinken, Sprache auszudrücken.

Noch nicht völlig klar ist eine Gruppe von Zeichen, die die babylonischen Schriftgelehrten als gunu-Formen einfacher Zeichen erklären, Zeichen, die sich von gewissen anderen nur durch Zusätze, meist in drei oder vier wagerechten oder senkrechten Strichen bestehend, unterscheiden. Die dreizehn von den Babyloniern als gunu charakterisierten Zeichen, die sich, wie Delitzsch nachweist, noch vermehren lassen, müssen nicht unbedingt als Potenzierungen des im Grundzeichen ausgedrückten Begriffs aufgefaßt werden; meist decken sie sich vielmehr inhaltlich vollständig mit dem Grundzeichen, sie können wohl auch als vollständigere Ausführung des entsprechenden Bildes angesehen werden.

Noch weit problematischer ist, was Delitzsch als „Motive" der Zeichenbildung glaubt auffassen zu können, d. h. Strichkompositionen, die zur Differenzierung von Grundzeichen in einem bestimmten Sinne dienen. Aber auch hier muß zugegeben werden, daß es auffallend ist, wenn z. B. das Motiv der Vegetation in den Zeichen für Rohr, Garten, Anpflanzung, Wald sich gleichermaßen findet wie in dem Zeichen für „zeugen", bei dem wenigstens der hier in Betracht kommende Bestandteil sicher nicht auf eine bildliche Darstellung zurückgeführt werden kann.

Für die Prinzipienfrage der Entstehung der Keilschrift ist ohne Belang die Frage nach der Entwicklung der Schrifttechnik, die Entwicklung im Gebrauch der gebogenen Linie, der geraden Linie und des Keils, die aufs innigste mit der Frage nach dem Schreibmaterial zusammenhängt.

Es ist von vornherein klar, daß eine Bilderschrift in großem Umfange sich der gebogenen Linien bedient hat. Freilich sind uns aus jener Zeit der ersten Schreibversuche keinerlei inschriftliche Zeugnisse überliefert. Die sog. „Hieroglyphentafel" 1 aus Assurbanipals Bibliothek, in der man meist „die ältesten Bilderformen der Keilschriftzeichen" hat sehen wollen, lehrt uns im allerbesten Falle kennen, wie ein spätgeborener Schriftgelehrter

1 Näheres siehe bei Delitzsch, Entstehung etc. S. 199 ff.

sich aus archaischen Zeichen etwaige Urformen herauskonstruiert hat. Die Urbilder der bearbeiteten Zeichen waren dem Schreiber offenbar vollständig unbekannt, sonst wären seine Gebilde ihnen doch wenigstens einigermaßen ähnlich geworden.

Viel wichtiger sind für die Erkenntnis des Verhältnisses der Schriftzeichen zu den möglicherweise zugrundeliegenden Bildern die sog. Monuments Blau und die Täfelchen von Djocha, mehrere Tafelfragmente, die unter allen Denkmälern, die wir kennen, tatsächlich die ältesten Zeichenformen aufzuweisen scheinen und die krumme Linie noch ausgiebig verwenden.

3. Das Material.

Als Material1 kann für die Zeit der Bilderzeichen unter Anwendung krummer Linien alles Mögliche in Betracht kommen, irgendetwas Sicheres läßt sich darüber nicht ausmachen. Dagegen muß in der Folgezeit, die zur Aufgabe der krummen Linien führte, ein Material im Gebrauch gewesen sein, das die Anwendung krummer Linien erschwerte, also Holz oder Knochen. In der Periode, in der diese Materialien vorherrschten, muß sich die ausschließliche Anwendung gerader Linien vollständig und unausrottbar eingebürgert haben; sie muß also bis in eine Zeit hinabreichen, in der die ursprünglichen Bilderzeichen schon mehr und mehr in Vergessenheit gerieten; diese Phase der Entwicklung fällt also wohl auch zusammen mit der Ausgestaltung des Schriftsystems, der Ergänzung des alten Bildermaterials durch ad hoc gewählte Strichzeichen. Dies ist die einzige plausible Erklärung für die Tatsache, daß in der dritten Periode, in der der weiche Ton, Stein und Metall als Schreibmaterial aufkamen, die eine Anwendung der krummen Linie wohl gestattet und damit die Andeutung erkennbarer Bilder wohl ermöglicht hätten, nie wieder auf die krumme Linie zurückgegriffen worden ist. Erst in dieser Periode umfängt uns das Licht der Geschichte, stützen uns urkundliche Zeugnisse. Das herrschende Material ist von nun ab der weiche, ungebrannte Ton, und dieser hat die Schrifttechnik grundlegend beeinflußt durch die Ausprägung des charakteristischen Elementes des Keils, welcher nunmehr für die ganze Entwicklungszeit der Schrift ihr wesentliches Merkmal ist, der auch auf einem Material wie Stein oder Metall, bei dem er eigentlich widersinnig ist, stets

1 Hierzu und zum Folgenden vgl. Peiser in MVAG, 1897, S. 23 ff.

angebracht wurde. Die Entwicklung, die die Schrift nunmehr genommen hat, ist eine rapid sich von dem Ursprung entfernende. Bei solennen Beurkundungen erhält sich zwar lange, bis auf Hammurabi, eine außerordentliche Sorgfalt und ein lapidarer Stil, der oft zu hoher technischer Vollendung gelangt. Auch die Listen und Privaturkunden der Könige von Ur (ca. 2500), die uns in großen Mengen überliefert sind, zeigen immer einen strengen Stil, der den ornamentalen Grundzug der Schrift wahrt. Ganz anders nehmen sich die Kontrakte, Briefe der Hammurabiperiode (ca. 2200) aus. Hier ist eine dem flüchtigen Gebrauch sich anbequemende Kursive entwickelt worden, die nichts Ornamentales mehr an sich hat. Hand in Hand damit geht eine gewisse Sorglosigkeit auf Kosten des überlieferten Zeichenbestandes. Einzelne Zeichen, die früher streng geschieden wurden, fallen zusammen, vgl. S. 13. Im großen und ganzen ist die babylonische Schrift dem in der Hammurabizeit ausgeprägten kursiven Typus für die ganze Folgezeit treu geblieben, denn bei den „,hieratischen" Inschriften Nebukadnezars II., der mit Vorliebe archaische Charaktere verwendete, handelt es sich lediglich um antiquarische Liebhaberei.

Eine eigentümliche Entwicklung hat die Keilschrift in Assyrien genommen. Wie die ersten Anfänge der politischen Geschichte Assyriens nach Mesopotamien weisen, so tauchen auch die ersten Spuren der Eigentümlichkeiten, die die assyrische Schrift von der babylonischen unterscheiden, dort auf. Die Korrespondenz des Mitannikönigs aus dem Archiv von Tel-Amarna ist fast identisch mit der späteren, ausschließlich gebräuchlichen assyrischen Schreibweise. In der ältesten Zeit, soweit das Material bis jetzt einen Überblick gestattet, jedenfalls aber zur Zeit Salmanassars I., Tukultininibs I. (ca. 1300) ist neben dieser assyrischen Schreibweise noch die altbabylonische im Gebrauch gewesen. Die stilistischen Verschiedenheiten der altassyrischen und der gleichzeitig in Babylonien gebräuchlichen Schrift schließen eine unmittelbare Ableitung der einen aus der andern vollständig aus. Für ihre Sonderentwicklung muß daher eine Mittelstufe maßgebend gewesen sein, die an sich wieder eine bis zu einem gewissen Grad selbständige Entwicklung aus der altbabylonischen Schrift darstellt. Die Tatsache, daß die Mitannikönige die „assyrische“ Schrift anwenden, läßt kaum einen Zweifel zu, daß diese Entwicklung sich im Kultur

1 Vgl. Winckler, Forschungen I S. 85 ff.

kreis des nördlichen Mesopotamien mit dem Mittelpunkt Haran, dem Reich der Kischschati, vollzogen hat, dessen innige Verknüpfung mit der assyrischen Geschichte zu allen Zeiten durch die Aufnahme des Titels,,König der Kischschati" in den offiziellen assyrischen Königstitel immer wieder geflissentlich betont worden ist. Eigentümlich ist, daß die assyrische Schrift nie eine kursive Form entwickelt hat. Sie hat vielmehr stets einen architektonischen Grundzug festgehalten, gleicherweise in solennen Königsmanifestationen wie in den flüchtigen Aufzeichnungen im brieflichen und geschäftlichen Verkehr.

§ 5. Die Sprachen der Keilinschriften.

1. Allgemeines.

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Wie auch sonst im alten Orient, so ist auch im Zweistromland zu unterscheiden zwischen Umgangssprache und Literatursprache. Da die erstere, auch in Privaturkunden, nur gelegentlich durchschimmert und zudem für die ältere Zeit etwa von der Mitte des zweiten Jahrtausends an wird das Aramäische das immer weiter sich ausbreitende Verständigungsmittel der Bevölkerung gar nicht bestimmt werden kann, können wir uns hier auf eine kurze Charakterisierung der Sprachen der Schriftdenkmäler beschränken.

Als solche kommen vor allem in Betracht das Sumerische, Babylonische und Assyrische. Die übrigen in Keilschriften vertretenen Sprachen spielen in der Literaturgeschichte keine Rolle und können nur anhangsweise behandelt werden,

Da sich schon in der ältesten Zeit die Schriftsprache nicht mit dem landesüblichen Idiom deckt, trägt sie schon in den ältesten Texten einen versteinerten, künstlich festgehaltenen Charakter. Die ungeheure Spanne Zeit, die die ältesten von den jüngsten literarischen Erzeugnissen trennt rund 3000 Jahre — hat die einzelnen Sprachen kaum merklich beeinflußt. Das ist nur verständlich, wenn man bedenkt, daß der offiziellen Sprache der Nimbus der Heiligkeit anhaftete, daß ausschließlich die Priesterkaste der Schrift kundig war, daß die konservierende Macht der priesterlichen Tradition auch der Fortpflanzung der Schriftsprache diente. Eine ähnliche Erscheinung bieten aus späterer Zeit das Hebräische und das Lateinische, die als Kultussprachen ja jetzt noch in Übung sind, wo kein Mensch sie mehr im täglichen Leben gebraucht; auch das Arabische des Koran wird, solange es Bekenner des Profeten gibt, die Literatursprache der arabisch

sprechenden Völker immer in der Entwicklung hemmen, soweit auch der gesprochene Dialekt sich von ihr entfernen mag.

2. Die sumerische Sprache.

Literatur: Lehmann, Schamaschschumukîn I S. 57–173 (Assyriol. Bibl. VIII, 1892). Weißbach, Die Sumerische Frage, 1898. Fossey, Manuel d'Assyriologie I S. 269-381: Origine Sumerienne des Cunéiformes, 1904. Zur Einführung: Hommel, Sumerische Lesestücke, 1894.

Die Babylonier selbst haben die nichtsemitische Sprache der alten Königsinschriften und der religösen Texte als li-scha-an schu-me-ri, sumerische Sprache, bezeichnet; in neuester Zeit ist ein zweisprachiger Text aus altbabylonischer Zeit aufgetaucht, der die semitische Version als „akkadisch“ bezeichnet. Durch diese inschriftlichen Zeugnisse ist das erlösende Wort in jahrzehntelangem Streit gesprochen, man sollte meinen, auch für die, denen auch in wissenschaftlichen Fragen der sinnenfällige Beweis allein zwingend scheint. Auf die große Streitfrage, die Halévy aufgeworfen hat, die Frage nach der Existenz einer sumerischen Sprache überhaupt, brauche ich wohl nicht mehr einzugehen. Von Interesse aber ist die Frage nach den innerhalb des Sumerischen vorliegenden Dialekten. Während man früher fast einstimmig die beiden Dialekte nach dem seit ca. 2500 bis in die späteste Zeit gebräuchlichen Königstitel: „König von Sumer und Akkad“ als sumerisch und akkadisch bezeichnete, wird nach dem eben erwähnten Täfelchen die Bezeichnung „,akkadisch" künftig ausschließlich für das semitische Idiom Babyloniens gebraucht werden dürfen, während für die Unterscheidung der Dialekte innerhalb des Sumerischen ausschließlich die ihrem Sinn nach freilich noch nicht ganz durchsichtigen Termini eme-ku und eme-sal, oder aus lautgesetzlichen Erwägungen die Termini alt- und neusumerisch in Betracht kommen.

Das Sumerische ist eine agglutinierende Sprache, d. h. sie bildet die grammatischen Verhältnisse nicht durch Modifikationen im Innern des Wortkörpers, durch Flexion, sondern ausschließlich durch Anfügung der bestimmenden Elemente an den völlig intakt bleibenden Stamm. Die wichtigsten syntaktischen Eigentümlichkeiten der sumerischen Sprache sind: Das Verbum steht am Schluß des Satzes, das Adjektiv vor dem Nomen, der Genitiv vor dem Substantiv, wo im Semitischen der status constructus steht, Postposition an Stelle der Präposition der die Beziehung andeutenden Elemente. In einzelnen Stücken ist freilich das Sumerische

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