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schon in der ältesten Zeit sehr stark vom Semitischen beeinflußt worden. So hat sich nur in vereinzelten versteinerten Composita die alte Stellung des Adjektivs erhalten, während in der historischen Zeit bereits die semitische Stellung Regel wird; auch die Stellung des Genitivs gleicht sich bald und immer ausschließlicher der semitischen Übung an. Die Zersetzung der alten Sprache mit charakteristischen Elementen des semitischen Idioms ist ja ganz selbstverständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Vermischung der sumerischen und semitischen Bevölkerungsteile einer für uns schon prähistorischen Zeit angehört, daß wohl kein einziger der überlieferten Texte von einem Verfasser herrührt, der noch Sumerer gewesen wäre, daß schon in der ältesten Zeit das Sumerische jedenfalls keine lebende Sprache mehr gewesen ist. Als besondere charakteristische Eigentümlichkeiten der sumerischen Sprache seien noch hervorgehoben: das Streben nach Vokalharmonie und die außerordentliche Fülle der Lautübergänge1, bei den Vokalen der Übergang von u zu i, bei den Konsonanten beispielsweise die Übergänge bezw. Lautabwechslungen g zu m, n zu m, g zu d, d zu s, n zu l, r zu l, r zu d, n zu r, n zu d, s zu r, sch zu 1 und andere mehr. Diese lautlichen Übergänge finden sich zuweilen auch bereits in den Texten, die überwiegend in altsumerischer Sprache abgefaßt sind. Eine Zahl von Texten hebt sich aber augenfällig von den übrigen ab durch durchgehende Verwendung der jüngeren Wortformen. Diese Texte bilden die Literatur des sog. neusumerischen Dialekts, den die babylonischen Grammatiker als eme-sal, d. i. Weibersprache (?) bezeichnen. Grundlegend für die Erkenntnis dieses Dialekts sind die aus Assurbanipals Bibliothek erhaltenen Listen, das dreisprachige Vokabular 5. R. 11-12, die dreisprachige Götterliste 2. R. 59 und auch das fünfspaltige Vokabular (Haupt, ASKT 185)3. Lange war die Frage strittig, ob die Dialekte in verschiedenen Gegenden gleichzeitig nebeneinander existiert haben; man glaubte zumeist auf Grund der mißverstandenen Zweiteilung Gesamtbabyloniens in Sumer und Akkad, sie als Dialekte Nord- und Südbabyloniens und dann richtiger Süd- und Nordbabyloniens auffassen zu müssen. Der Wahrheit näher kommt jedenfalls die Erkenntnis, daß es sich bei den dialektischen Verschiedenheiten um lautliche Entwicklungs1 Vgl. die Zusammenstellung bei Hommel, Lesestücke S. 137 ff. 2 Vor allem die sog. Bußpsalmen.

3 Näheres siehe § 71.

stufen handelt, die im ganzen sumerischen Sprachgebiet in gleicher Weise verbreitet waren. Dafür, daß es sich bei dem eme-salDialekt um eine jüngere Erscheinung handelt, spricht auch der Inhalt der Texte. Aus inneren Gründen wird man die reiche Zauberformel- und Beschwörungsliteratur für älter ansehen müssen, als die Psalmen und Hymnen, die schon viel mehr als jene die Einflüsse des semitischen Geistes erkennen lassen, und gerade die letzteren sind es, die unverhältnismäßig mehr eme-sal-Formen aufweisen, ja teilweise vollständig im eme-sal-Dialekt abgefaßt sind.

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Auf die Frage nach den Verwandtschaftsverhältnissen des Sumerischen einzugehen, muß ich mir versagen. So sehr ich persönlich geneigt bin, die sog. Turk-Hypothese Hommels1 die Verwandtschaft des Sumerischen mit dem Uralaltaischen als wohlbegründet anzuerkennen, muß ich doch Bedenken tragen, sie den Kreisen, an die sich dieses Buch vor allem wendet, als sichere Tatsache vorzutragen. Erwähnt mag noch werden, daß Hommel auch einer lexikalischen Beeinflussung des Altägyptischen durch das Sumerische mit einleuchtenden Gründen das Wort redet. Solange unsere Kenntnis der sumerischen Sprache im einzelnen noch so unvollkommen ist, fehlt auch die erste Voraussetzung für die unwidersprechliche Entscheidung der Verwandtschaftsfragen. Die Entscheidung dieser Fragen ist übrigens auch für die Religions- und Kulturgeschichte ungleich bedeutungsvoller als für die Literaturgeschichte.

3. Die babylonische und assyrische Sprache.

Literatur: Delitzsch, Assyrische Grammatik. Hommel, zuletzt im Grundriß, S. 75 ff., woselbst auch die übrige einschlägige Literatur nachgewiesen ist.

Die Stellung des Babylonischen und Assyrischen innerhalb der semitischen Sprachen ist lange Gegenstand wissenschaftlichen Streites gewesen. Hommels These, daß das Babylonische als ostsemitisch allen anderen semitischen Sprachen, die er als westsemitische zusammenfaßt, gegenüber eine besondere Stellung einnimmt, darf heute trotz gelegentlichen Widerspruchs als gesichert gelten. Die Gründe sind der Grammatik und dem Wortschatz entnommen und lassen sich durch die Vergleichung der Eigennamenbildung und durch religionsgeschichtliche Erwägungen stützen. Hinsichtlich der Unterschiede zwischen dem babylonischen und assyrischen Idiom der Denkmäler muß ich mich hier darauf beschränken, zu konstatieren, daß sie vorhanden sind und analoge Erscheinungen aufweisen, wie etwa das Niederdeutsche zum

1 Vgl. jetzt dessen Grundriß S. 18 ff.

Hochdeutschen. Leider verhüllt das der Sprache nicht entsprechende Schriftsystem die Mehrzahl ihrer lautlichen Besonderheiten. Auffallend ist für das Babylonische, namentlich der Hammurabizeit, das Überwiegen unkontrahierter Formen. Leider fehlt bis heute eine vergleichende Grammatik des Babylonischen und Assyrischen und wird auch bei der nivellierenden Wirkung des Schriftsystems auf absehbare Zeit kaum möglich sein. Dasselbe ist der Fall mit den in Assurnaçirpals Inschriften und namentlich in der Briefliteratur häufig durchschimmernden vulgären Formen, die bisher eine zusammenfassende philologische Würdigung noch nicht erfahren haben. § 6. Das Schriftwesen in Babylonien und Assyrien. 1. Die Schreiberzunft und die Terminologie. Die Schreibkunst (dupscharrutu) wurde ausschließlich von der Priesterschaft gepflegt. Der Tafelschreiber (dupscharru) wird lediglich nach seiner Schreibertätigkeit bezeichnet, ohne Rücksicht darauf, ob er der Verfasser oder der Kopist des Textes ist. Innerhalb der Schreiberzunft scheint eine gewisse Organisation bestanden zu haben. So ist der Titel rab dupschar (Oberschreiber) erhalten, einen noch höheren Rang nahm der dupschar scha mâti, wörtlich,,der Schreiber des Landes", ein. In dem amelu scha eli duppâni werden wir den Bibliothekvorsteher zu sehen haben.

Einen interessanten Einblick in die Art und Weise, wie der junge dupscharru, der künftige Tafelschreiber, und, was damit vielleicht sachlich gleichbedeutend ist, der angehende babylonische ,,Gelehrte" in seinen schweren Beruf Schritt für Schritt eingeführt worden ist, gönnen uns die sehr zahlreich überlieferten Lehrbücher aus den Arbeitssälen babylonischer Elementar- und Hochschulen, von denen in § 71 ausführlicher die Rede sein wird. Von den primitivsten Schreibversuchen und -Aufgaben, wo die einzelnen Zeichenelemente, wie Keil, Winkelhaken in endloser Wiederholung geübt werden, an bis zu den Vokabularien und Synonymenlisten, Paradigmensammlungen u. a., die als Handbücher des sprachlichen Unterrichts ebenso zu gelten haben, wie die wohl den letzten Klassen vorbehaltenen Übersetzungsproben zusammenhängender Texte epischen, hymnologischen, dämonologischen oder sonst welchen Inhalts, können wir den jungen Babylonier und Assyrer auf seinem Weg ad Parnassum verfolgen, der sicher noch wesentlich dornenvoller war, als der seines vielgeprüften modernen Leidensgenossen vom Gymnasium.

Bei den Inschriften selbst werden verschiedene Arten unterschieden. Die gewöhnliche ist duppu, pl. duppâni, das ist die Tafel schlechthin. Narû hat allgemein die Steininschrift bezeichnet. Es spricht alles dafür, daß mit narû auch speziell eine Steintafel bezeichnet wurde, die in einem freigelassenen Raum oder in einem Behälter in die Grundmauer als Gründungsurkunde eingelassen zu werden pflegte. Die Gründungsurkunde, Prisma oder Zylinder, aus Ton wurde temennu genannt. Asumêtu bezeichnet eine Steintafel oder Stele in besonders kunstvoller Ausführung, dupgallu eine Tafel von besonders großen Dimensionen, Ausdrücke wie lî'u, dannîtu werden synonym mit duppu gebraucht, ihre spezielle Bedeutung ist, wenn sie eine solche hatten, noch unbekannt. Der Schreibstift wird als qân duppi bezeichnet.

Eine große Rolle spielen im babylonisch-assyrischen Schriftwesen Original und Kopie. Die allgemeine Bezeichnung eines Schriftstückes als eines „Exemplars“ ist gabru, nis-chu, das Original speziell wird als labiru bezeichnet, daraus werden Auszüge (çâtu) gefertigt. Die Herstellung der Kopie wird vermerkt mit den Worten Kîma labiri-schu schathir,,,seinem Original gemäß abgeschrieben". Die Kopien selbst wurden mit größter Sorgfalt hergestellt; sehr oft wird hervorgehoben, daß die Abschrift kollationiert (barû) worden ist. Wenn das Original an einer Stelle undeutlich ist, finden sich Vermerke, wie chi-bi,,,verwischt", „zerstört“, ul idi, „ich weiß nicht" (oder = es ist unkenntlich?), einmal auch in der Form: duppi ul schalim ul alsisch, „die Tafel ist nicht gut erhalten, ich konnte es nicht lesen". Von demselben Original wurden oft mehrere Kopien angefertigt. Gabru hat gelegentlich auch die Bedeutung „Duplikat“.

2. Das Schreibmaterial und seine Formen.

Die weitaus größte Zahl der babylonisch-assyrischen Inschriften ist auf Ton (thîthu) geschrieben, und zwar von den allerältesten bis auf die jüngsten. Dieses Material hat ja auch die Schrifttechnik durch die Ausbildung des Keils aufs wesentlichste beeinflußt. Der Ton wird entweder an der Luft getrocknet, oder, was seine Haltbarkeit erhöht, gebrannt. Daneben war von Anfang an besonders bei feierlichen Manifestationen die Niederschrift auf Stein, besonders Marmor, Alabaster, Diorit üblich, namentlich liebte man es, Königsstatuen aus Marmor und Diorit, Alabasterplatten, die in die Wände der Tempel und Paläste eingelassen waren, mit feier

lichen Inschriften zu versehen. Gelegentlich sind, besonders auf Eroberungszügen, Inschriften in natürliche Felsen eingegraben worden (Inschriften Tiplatpilesers I. und einiger seiner Nachfolger in der Grotte des Sebneh-Su, Bavianinschriften Sinacheribs, Wadi BrissaInschriften Nebukadnezars, Behistuninschriften des Darius u. a.). Von Sargon II. sind uns Inschriften auf Tafeln aus Gold, Silber, Bronze und Antimon erhalten. Außerdem wissen wir, daß auch vergänglicheres Schreibmaterial, wie z. B. Zypressenholz verwendet worden ist, wie auch die Annahme, daß die Babylonier den Papyrus gekannt und zu schriftlichen Aufzeichnungen benutzt haben mögen, keineswegs von der Hand zu weisen ist, wenn uns auch keinerlei derartige Inschriften überliefert sind.

Außerordentlich mannigfaltig sind die Formen der mit Inschriften versehenen Materialien. Von Statuen war schon die Rede; außer diesen wurden figürliche Darstellungen aller Art beschrieben, so die großen Stierkolosse, die die Eingänge der Paläste schmückten (Sargon, Sinacherib), Reliefdarstellungen von den ältesten Zeiten an, Vasen aus Stein und Metall gleichfalls schon in sehr alter Zeit, Metallfiguren, Säulen, Grenzsteine. Besonders beliebt war die Phallusform, deren Verwendung religiös begründet war. (Auch der Codex Hammurabi ist auf einen Dioritblock in Phallusform geschrieben.) Neben den Steinplatten, die in Tempel- oder Palastmauern eingelassen wurden, dienten die Mauern selbst, Architekturteile, Türsteine, Fenstergesimse, auch Pflasterteile der Anbringung von Inschriften.

Von unerschöpflicher Mannigfaltigkeit sind die Formen, die dem gebrannten oder luftgetrockneten Ton gegeben werden. Am häufigsten treten Tontafeln auf, die wieder nach Größe und Dicke außerordentlich große Verschiedenheit aufweisen. Die Tafeln der Bibliothek Assurbanipals differieren zwischen etwa 40 × 25 cm und 32 cm bei einer durchschnittlichen Dicke von 22 cm. Häufig kommen vor: Tonprismen mit sechs, acht oder zehn Seiten, Prismoide, Zylinder, Kegel.

Auch die Färbung des Tons ist sehr verschieden; neben tiefschwarzen Tafeln finden sich graue, braune, rote in allen Nüancen.

3. Die Bibliothek Assurbanipals.

Vgl. die Einleitung zu Bezold, Catalogue Bd. V; Bezold, Ninive und Babylon S. 62 ff. u. Zentralbl. f. Bibliothekswesen 1904, Juni.

Fast alles, was wir an babylonischen Denkmälern, die unter den Begriff Literatur im engeren Sinne fallen, besitzen, entstammt

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