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halten. Ihr Hauptinhalt dreht sich um Heiratspläne und Geschenke, und zwar ist es dem Babylonier immer wieder um Gold zu tun, das, wie er meint, in Ägypten so reichlich vorhanden sei wie Staub. Die Heiratspläne stießen auf ägyptischer Seite auf prinzipiellen Widerspruch; denn der Babylonier, der dem Pharao seine Tochter zum Weibe senden will, begehrte seinerseits eine ägyptische Prinzessin für seinen Harem und mutete damit dem Pharao zu, seine Tochter, die wie er göttlicher Abstammung ist und also lediglich mit einem Sonnensohne selbst eine ebenbürtige Ehe eingehen kann, in eine Mesalliance zu vergeben. Den stolz abweisenden Worten des Pharao: „Von jeher ist eine ägyptische Königstochter niemandem gegeben worden", setzt Kadaschmancharbe entgegen: der Pharao habe doch das Recht, zu tun, wie ihm beliebe, und brauche sich von niemandem dreinreden zu lassen; schließlich wolle er sich aber mit irgend einem anderen schönen Weibe zufrieden geben, die er dann als Königstochter ausgeben wolle. Wenn er freilich auch dagegen sich sperre, so sei er „nicht auf Freundschaft und Brüderschaft bedacht", und dann wolle er ihm auch kein Weib schicken. Am Schluß dieses Briefes 1 bittet Kadaschmancharbe um Gold, das er für große Bauten dringend bedürfe; wenn er es nicht schleunig, „noch in dieser Ernte" erhalte, dann brauche er es überhaupt nicht mehr, und wenn ihm der Pharao dann 3000 Talente Gold schicken würde, würde er es nicht annehmen, sondern zurückschicken, aber auch seine Tochter ihm nicht zur Frau geben.

Ein Brief des Burnaburias II., des dritten Nachfolgers Kadaschmancharbes, an Amenophis IV. (Napchuria) ist von besonderem Interesse wegen seiner Anspielungen auf Assyrien, dessen König Assuruballith sich vermessen hat, direkt mit dem Pharao in Verbindung zu treten, obwohl er nur Lehensmann des Babyloniers sei. Auch dieser Brief enthält die obligate Bitte um Gold. Da er vollständig erhalten ist, gebe ich ihn im Wortlaut wieder:

An Nipchuria, König von Ägypten: Burraburias, König von Karduniasch (= Babylonien), dein Bruder. Mir geht es gut; dir, deinem Hause, deinen Frauen, deinen Söhnen, deinem Lande, deinen Großen, deinen Rossen, deinen Streitwagen gehe es sehr gut!

Seit mein Vater und dein Vater miteinander Freundschaft geschlossen hatten, haben sie sich gegenseitig schöne Geschenke

1 Winckler 2 (Knudtzon 3).

2 Winckler 7 (Knudtzon 9).

Weber, Literatur.

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geschickt, und etwas schönes, worum gebeten wurde, haben sie sich nicht abgeschlagen. Jetzt hat mein Bruder mir (nur) zwei Minen Gold als Geschenk geschickt; nun aber: ist Gold in Menge vorhanden, so schicke doch so viel wie dein Vater; wenn aber wenig vorhanden ist, so schicke (wenigstens) die Hälfte von dem deines Vaters. Warum hast du nur zwei Minen Gold geschickt? Jetzt, da das Werk an dem Tempel vielfach ist und ich es stark in Angriff genommen habe und ausführe, schicke mir viel Gold! Auch du, was du bedarfst aus meinem Lande, schreibe, damit man es dir bringe!

Zur Zeit Kurigalzus, meines Vaters, haben die Kanaanäer allesamt an ihn geschrieben: „Gegen die Grenze des Landes (Ägypten) wollen wir ziehen und einen Einfall machen; mit dir wollen wir uns vereinigen." Mein Vater (aber) hat ihnen folgendes geschrieben:,,Gib es auf, mit mir gemeinsame Sache machen zu wollen! Wenn ihr den König von Ägypten, meinen Bruder, befehden und mit einem andern in Verbindung treten werdet, so gehe ich nicht (mit). Sollte ich nicht vielmehr euch ausplündern? Denn er ist mit mir in Verbindung getreten". Mein Vater hat nicht auf sie gehört um deines Vaters willen. Jetzt (kommt nun dies): Assyrer, Untertanen von mir, habe ich dir nicht geschickt, wie sie selbst berichtet haben. Warum sind sie (nun doch) in dein Land gekommen? Wenn du mich liebst, so sollen sie nicht irgendein Geschäft machen; mit leeren Händen laß sie (hier) anlangen.

Zum Geschenk für dich habe ich drei Minen schönen Lapislazuli und fünf Gespanne Rosse für fünf hölzerne Streitwagen` dir übersandt.

Ganz ähnlich wie zwischen Ägypten und Babylonien sind die Beziehungen zwischen Ägypten und Mitani-Chanigalbat, einem Reiche, dessen Grenzen damals von Kappadozien bis über die spätere assyrische Hauptstadt Ninive hinausreichten. König war damals Duschratta, von dem sechs Briefe an Nimmuria, einer an dessen Witwe Teje, drei an Napchuria erhalten sind, meist von außerordentlicher Weitschweifigkeit; einer davon ist in der noch unverstandenen Landessprache abgefaßt.

Die Mehrzahl der Briefe stammt aber von den tributpflichtigen Fürsten des Westlandes, von einem ungenannten Herrscher auf Cypern (9), von Aziru, dem Präfekten des Amoriterlandes (10), an den auch ein Schreiben (Winckler Nr. 50) des Pharao gerichtet ist, von Ribaddi von Byblos (ca. 60), von Abimilki von Tyrus (8), Zimrida von Sidon (2), Abdchiba von Jerusalem (7), Jitia von Askalon (7) und von vielen andern Fürsten und Städten, wie Nuchaschschi, Dunip-Heliopolis, Beirut, Kadesch am Orontes,

Akko, Megiddo usw. usw. Zahlreiche Proben aus diesen Briefen s. bei Niebuhr, AO I, 2.

Der Inhalt aller dieser Schreiben, sämtlich an den Pharao oder an hohe Beamte und Feldherrn des ägyptischen Hofes gerichtet, erschöpft sich in Denunziationen und Klagen über händelsüchtige Nachbarn, Bitten um Hilfe, die mit mehr oder weniger aufrichtigen Ergebenheitsversicherungen motiviert werden. Namentlich sind es die Einfälle der Chabiri, der Vorläufer der Hebräer, die die beschauliche Ruhe der Gaufürsten stören und gegen die immer wieder der starke Arm der Sonne von Ägyptenland ange

rufen wird.

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Etwa derselben Zeit wie die Amarnabriefe gehört ein Brief eines unbekannten altassyrischen Königs an seinen Vater, der König von Babel war, an; vgl. Winckler, Unterss. S. 133. Einen Brief aus der Kassitenzeit, der wichtige Aufschlüsse über das Verhältnis von Babylonien zu Assyrien gewährt, hat—ohne die Eingangsworte Assurbanipal für seine Bibliothek abschreiben lassen 1. Gleichfalls aus der Kassitenzeit stammt der Brief des Adadschumnaçir, König von Karduniasch an die beiden Assyrerkönige Assurnarâra und Nabudaian (III R 4 Nr. 5). Auch die auf palästinensischem Boden aufgefundenen Privatkorrespondenzen dürften in diese Zeit gehören (vgl. Hrozny bei Sellin, Taannek). Alle diese Briefe bedienen sich gleichfalls der für die Hammurabi- und Amarnazeit charakteristischen Eingangsformel.

Während diese Bogen im Druck sich befanden, ist nun auch die Kunde von der Entdeckung eines neuen ,,Tel-el-Amarna" auf dem Boden Kleinasiens gekommen. Die von H. Winckler vorbereiteten und im Sommer 1906 durchgeführten Ausgrabungen in Boghazköi, im Innern Kleinasiens, haben die Gewißheit gebracht, daß dort die Hauptstadt des alten Hethiterreiches begraben liegt, und zugleich das Staatsarchiv des hethitischen Großkönigs zutage gefördert. Die Urkunden neben zahlreichen großen, vollkommen erhaltenen Tafeln mehr als 2000 kleinere Stücke gehören wie die von Tel-el-Amarna in die Zeit um 1400 v. Chr.

1 Hommel, Assyriolog. Notes § 9; Winckler, F. I S. 389 ff.; JRAS 1904, 407 ff.

2 Vgl. Unterhaltungsbeilage zur Nordd. Allg. Ztg. 1906 Nr. 263 (9. Nov.), OLZ 1906 Sp. 607 ff.

Sie bestehen wie jene in der Hauptsache aus Korrespondenzen und zwar, wie es scheint, zumeist von Vasallen des Großkönigs von Chetaland, wie den Herrschern von Mitanni, Kisvatna, Kumana, Alaschia. Daneben sind aber auch Briefe aus Ägypten gefunden worden. Von großer Wichtigkeit sind die Vertragsinschriften des Archivs, so vor allem die assyrisch-babylonische Fassung des großen Vertrags zwischen Ramses II. und dem Hethiterkönige Chattuschil1, sowie ein Vertrag zwischen dem Hethiterkönig und seinem Vasallen Surasura von Kisvadua. Für die Beurteilung der inneren politischen Verhältnisse sind von Interesse Zensuslisten oder Kataster, die in der Anlage den oben § 59 besprochenen Listen aus Harran ziemlich genau zu entsprechen scheinen.

Alle diese neu gefundenen Tafeln sind in babylonischassyrischer Keilschrift geschrieben, aber wie es scheint, zum großen Teil in der Hethitersprache abgefaßt. Da babylonische Ideogramme und Lesehülfen in großem Umfange verwendet worden sind, wird ihre Entzifferung wohl möglich sein. Damit ist auch eine neue Hoffnung gegeben, daß es endlich gelingen wird, auch das Verständnis der bisher noch so gut wie völlig dunklen hethitischen Hieroglyphentexte zu fördern. Die zahlreichen Denkmäler in babylonisch-assyrischer Sprache, die das Archiv enthält, beweisen von neuem die Ausbreitung der babylonischassyrischen Kultur, die Vorherrschaft der babylonisch-assyrischen Sprache im Völkerverkehr wie an allen politischen und kulturellen Zentren des alten Vorderasien.

§ 69. Babylonische und assyrische Briefe aus der Sargonidenzeit.

Im ganzen sind bisher - abgesehen von den astrologischen Berichterstattungen vgl. S. 281 etwa 900 solcher Briefe veröffentlicht worden, etwa noch einmal so viel harren im Britischen Museum noch der Veröffentlichung. Leider sind sie erst zum kleinsten Teile bearbeitet. Eine Klassifikation dieser Korrespondenzen ist daher hier nur in groben Umrissen möglich. Was zunächst äußerliche Kennzeichen anlangt, so heben sich von allen anderen Briefen diejenigen ab, die den König oder Mit

1 Vgl. die Edition und Uebersetzung der ägyptischen Fassung durch W. M. Müller (MVAG 1902, 5).

glieder des königlichen Hauses zu Absendern haben (etwa 30). Über ihre Eingangsformeln vgl. ob. S. 267. Harper hat in seiner Sammlung von bis jetzt 876 Briefen überhaupt die Scheidung nach Absendern zugrunde gelegt, vgl. den Index IV zu Bd. VIII. Eine allerdings verhältnismäßig kleine Gruppe läßt sich aber auch ausscheiden nach den Abweichungen, die in den Eingangsformeln durch die Rücksicht auf die verschiedenen Adressaten hervortreten. Diese Abweichungen lehren die Eigentümlichkeiten des Briefstils kennen und sind auch interessant durch die Einblicke, die sie in das Wesen der Etikette in der babylonischassyrischen Gesellschaft gewähren. Die weitaus überwiegende Zahl der Briefe ist an den König, bis jetzt 7 an die Königinmutter (Harper 236, 303, 324, 368, 478, 569, 677), 9 an den Königssohn (Harper 10, 65, 152, 175, 187, 189, 445, 500, 654), 1 an die Königstochter (Harper 54), etwa 70 an königliche Beamte und an Privatpersonen gerichtet.

Die Schreiben an den König, wie auch alle Briefe an die Königinmutter haben fast durchweg die Eingangsformel,,an den König, meinen Herrn, Dein Knecht N. N.". Häufig findet sich auch, namentlich in den Briefen babylonischer Absender und offenbar in Andeutung spezieller politischer Verhältnisse eine erweiterte Form wie,,an den König der Länder, meinen Herrn" oder,,an den König der Könige, meinen Herrn", so namentlich in den Briefen Bêl-ibni's an Assurbanipal. Einmal beginnt ein Brief (Harper 723),,Dein Knecht N. N. Heil dem König, meinem Herrn!" Einmal (Harper 838): „Brief des N. N. an den König, seinen Herrn!" Eine in manchen Briefen an den König (Harper 698, 721, 747, 749, 803, 832, 833, 835-837) oder an den sukallu (Minister od. ä.) (H 844, 748, 781, 805, 844) vorkommende Eingangsformel ist: „Dein Knecht N. N. An die Person des Königs, meines Herrn, (direkt) will ich mich wenden". Alle Briefe mit dieser Eingangsformel sind neubabylonisch geschrieben. Der Name des Königs wird, soviel ich sehe, in allen Harperbriefen nur zweimal genannt: H 422, in der zuletzt genannten Eingangsformel; und H 524 in der gewöhnlichen Eingangsformel; beide Briefe sind an Sargon gerichtet.

Die gewöhnliche Eingangsformel der Briefe an den König (an den König, meinen Herrn, Dein Knecht N. N.) wird auch gebraucht in den Briefen an die hohen Beamten, an den ikkaru

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