ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

der sog. Bibliothek Assurbanipals, eines der letzten assyrischen Herrscher (668-626), deren eine Hälfte 1849/50 von Layard im Palast Senacheribs, dem Südwestpalast, deren andere 1853 von Hormuzd Rassam im Nordpalast Assurbanipals zu Kujundschik, der Stätte des alten Ninive, aufgefunden wurden.

Dem Inhalt nach umfaßt die Bibliothek vor allem die literarischen Stücke, die die Vergangenheit überliefert hat, wie Mythen und Epen, Hymnen, Psalmen, Beschwörungstexte, Ominasammlungen, rituelle Formulare. Daneben chronologische Listen, Briefe und Rapporte von Königen, Feldherren, Beamten, Privatleuten über kriegerische Ereignisse, Tributzahlungen, Ausführung von Bauten aller Art, Verwaltungsberichte der Gouverneure in den Provinzen u. a. In großer Fülle sind vertreten: astronomische Aufzeichnungen und Berechnungen, Tabellen von Maß- und Gewichtseinheiten, Hemerologien. Für unsere Kenntnis der Keilschriftsprachen von größter Bedeutung sind die offenbar ursprünglich didaktischen Zwecken dienenden Listen von Keilschriftzeichen, Wortlisten nach Bedeutung und Aussprache, den sog. Syllabaren, Verzeichnisse der verschiedensten Begriffskategorien, wie Pflanzen, Tiere, Tempel, Götter etc., Compendien von Synonymen, grammatischen Schulbeispielen und anderes mehr.

Die in der Bibliothek vereinigten Tafeln tragen sämtlich eine kürzere oder längere Signatur, in erster Linie den Eigentumsvermerk, gelegentlich auch Angaben über das Verhältnis der für die Bibliothek hergestellten Kopie zum Original, den Lagerort und die Beschaffenheit des Originals. Tafeln, die einem größeren Zusammenhang angehören, sind numeriert; nie fehlt der Folgeweiser, der die Anfangszeile der nächstfolgenden Tafel angibt. Wie es auch sonst bei der Setzung von Inschriften üblich war, so wird auch in den Schlußworten der Bibliothektafeln häufig die Schonung der Tafel den Nachgeborenen unter Segensverheißungen empfohlen, vor ihrer Vernichtung unter Verwünschungen und Drohungen gewarnt.

So lautet z. B. das Schlußwort der zweiten Tafel der unter dem Namen Schurpu laufenden Serie von Beschwörungstexten (vgl. Zimmern, Beiträge S. 10 ff. in Assyriol. Bibl. XII):

Beschwörung... Bann jeder Art, der einen Menschen, ein
Kind seines Gottes befällt, löst der Priester der Götter, Marduk...1.

[blocks in formation]

2. Tafel Schurpu.

Palast Assurbanipals, des Königs der Welt, des Königs von Assyrien, der auf Assur und Belit vertraut,

dem Nebo und Tasmitu ein weitreichendes Ohr schenkten,

der ein helles Auge erhielt,

die edle Tafelschreibkunst,

wie sie unter den Königen, meinen Vorfahren,

kein einziger erlernt hatte.

Die Weisheit Nebos

[ocr errors]

2, so viele ihrer gebildet,

[Assurs.

schrieb ich auf Tafeln, fügte zusammen, sichtete ich (?).
Damit ich sie anschauen und lesen könne,
legte ich sie in meinem Palaste nieder,

ich, der Herrscher, der da kennt das Licht des Königs der Götter,
Wer immer sie wegnimmt, oder seinen Namen neben meinen
Namen schreibt,

den mögen Assur und Belit in Zorn und Grimm

stürzen, seinen Namen, seinen Samen von der Erde vertilgen! Viele Tafeln tragen nur den kurzen Eigentumsvermerk, den Archetypus des Exlibris:

Besitz (?) Assurbanipals, des Königs der Welt, des Königs von
Assyrien 3.

Für diese Bibliothek Assurbanipals hat es auch nicht an Originalkatalogen gefehlt. So sind Kataloge zu Beschwörungsformeln, zu Ominasammlungen, zu dem großen Astrologischen Werk und auch zu Epen, Fabeln etc. vorhanden; Näheres s. § 71,VII.

Die Quellen für die in Assurbanipals Bibliothek vereinigten Literaturschätze sind die an den alten Kultzentren aufbewahrten Originale oder Kopien; vornehmlich scheint das Mardukheiligtum in Babel von Assurbanipals Kopisten durchforscht worden zu sein. Bei anderen Texten sind Assur, Kutha als Aufbewahrungsort der Vorlage genannt, bei anderen Agade und Nippur. Gelegentlich wird auch ein Privatmann als Besitzer der Vorlage genannt.

§ 7. Die Wiederauffindung der Keilschriftdenkmäler und ihre Sammlung in modernen Museen. Literatur: Zur Geschichte der Ausgrabungen s. Hommel, Geschichte Bab. u. Assyr. S. 58 ff. Hilprecht, Explorations in Bible Lands 1903, deutsche Ausgabe: Die Ausgrabungen in Assyrien und Babylonien 1904. Zehnpfund, Die Wiederentdeckung Ninives (AO. V, 3).

1 Nebos Gemahlin.

2 Die Worte ti-qip sa-an-ta-ak-ki sind noch unerklärt, etwa „zur Stärkung der Menschheit" (?).

8 Diese Notiz wurde offenbar mit einem Stempel aufgedrückt.
4 Vgl. die Zusammenstellung bei Bezold, Catalogue V S. 1997.

Die wichtigsten Ruinenstätten, die bis heute mehr oder weniger gründlich ausgegraben worden sind, sind in Assyrien Ninive, wo Layard, G. Smith, Rassam mit größerer Unterbrechung von 1820-1881; Chorsabad, wo Botta und Place 1842-1845, 1852; Nimrud-Kalach, wo Layard 1852-1854 gegraben haben. In jüngster Zeit ist die Stätte des alten Assur mit großem Erfolg von der Deutschen Orientgesellschaft in Angriff genommen worden. In Babylonien sind Babel, Borsippa und Ur durch die Engländer Loftus, Taylor, Rawlinson 1849-1855 und die Franzosen Fresnel und Oppert 1851-1854 durchforscht worden. Telloh ist durch de Sarzec 1874-1890, Sippar durch Rassam 1881, Scheil 1895, Nippur seit 1888 von der amerikanischen Universität Philadelphia unter Peters, Haynes und vor allem Hilprecht erschlossen. Die Ruinen Babels, die vorher nur oberflächlich ausgebeutet worden waren, werden seit 1891 durch die Deutsche Orientgesellschaft planmäßig freigelegt. Die französischen Ausgrabungen in Susa durch de Morgan und Scheil sind noch im Fortschreiten und bringen überraschende Funde auch babylonischer Herkunft, vgl. vor allem den berühmten Codex Hammurabi, zutage.

Unter den Museen, die die wiedergewonnenen Denkmäler verwahren, überragt durch seine Reichhaltigkeit und Bedeutung alle anderen das Britische Museum in London. Sein wertvollster Schatz ist die Bibliothek Assurbanipals aus dem Hügel Kujundschik des alten Ninive; daneben aber besitzt es zahllose Denkmäler aller Art und jeden Alters aus den verschiedensten Hügeln, so namentlich die wichtigsten assyrischen Königsinschriften aus Ninive und Assur. Den Stolz der Sammlungen des Louvre in Paris bilden die altbabylonischen Denkmäler aus Telloh, die Funde in Chorsabad, dem Palast Sargons II., und Susa. Die Resultate der Ausgrabungen in Nippur sind zum großen Teil über den Ozean in das Museum von Philadelphia gewandert. Durch den glücklichen Fund der Tempelbibliothek, deren sämtliche Stücke mindestens aus dem dritten Jahrtausend stammen sollen, dürfte dieses Museum wie seither das Britische, zum Mekka für die Assyriologie werden, wenn es gelingt, die Schätze wohlbehalten unter Dach und Fach zu bringen. Dem Berliner Museum ist in den Ausgrabungen in Babel, Farah und vor allem Kal'at Scherkat-Assur eine ergiebige Quelle erschlossen worden. Das Museum in Konstantinopel, aus dem bisher leider nur allzu spärliche Kunde dringt, sammelt beständig wachsende Reichtümer aus den Abgaben,

die die ausgrabenden Nationen, namentlich Amerika, von ihren Funden zu entrichten haben. Neben diesen Hauptzentren der Keilschriftdenkmäler bestehen eine ganze Reihe kleinerer öffentlicher und privater Sammlungen, so namentlich in Kairo, New-York, Rom, Florenz, Venedig, Marseille, Paris, Lissabon, Leipzig usw.

Eine Hauptquelle der Ergänzung der Denkmälerbestände der Museen ist der gelegentliche Kauf von Händlern. Es ist unmöglich, den Raubbau an den Ruinen durch die Eingeborenen völlig zu unterbinden, seitdem diese die Denkmäler wegen der Preise, die der Franke für sie bezahlt, als bequeme und reichliche Einnahmequelle schätzen gelernt haben. Durch den Zwischenhandel befinden sich ständig beträchtliche Mengen von beschriebenen Tafeln im Umlauf. Bei solchen Erwerbungen läßt sich freilich die so überaus wichtige Feststellung der Fundstätte nur dann mit Sicherheit vornehmen, wenn innere Gründe alle Zweifel ausschließen.

Unausbleiblich war bei der wachsenden Nachfrage nach Keilschriftdenkmälern der Versuch, Fälschungen in den Handel zu bringen. Glücklicherweise stehen diesem Industriezweige ungeheure Schwierigkeiten in der Herstellung entgegen, so daß es fast ausschließlich Siegelzylinder oder andere bildliche Darstellungen sind, die meist nur auf kurze Zeit den Kenner zu täuschen vermögen.

Wenigstens einige der großen Denkmälersammlungen sind bemüht, ihre Schätze den Fachgenossen durch groß angelegte Publikationen zu erschließen. Vorbildlich geht auch hier wieder die Verwaltung des Britischen Museums voran, namentlich durch die Ausgabe eines Katalogs der berühmten Bibliothek Assurbanipals, der in fünf starken Bänden mit an 20 000 Nummern durch Bezold hergestellt worden ist, sodann aber durch fortlaufende Textpublikationen, deren erste Reihe,,,The cuneiform inscriptions of Western Asia" in fünf Bänden die Grundlage geworden ist, auf der sich die Assyriologie aufgebaut hat. Eine neue Serie ,,Cuneiform texts from Babylonian Tablets" ist bereits bis zur 21. Lieferung von je 50 Tafeln gediehen und soll allmählich alle wichtigeren Inschriften des Museums der gelehrten Welt zugänglich machen. Das Museum zu Philadelphia gibt in,,The Babylonian expedition of the University of Pennsylvania", Serie A, ausgezeichnete, nur leider sehr langsam fortschreitende Textpublikationen. Die Verwaltung der Berliner Museen und die Deutsche Orientgesellschaft haben in den,,Mitteilungen aus den vorderasiatischen

Sammlungen" und in den „,Wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Deutschen Orientgesellschaft" Publikationsorgane geschaffen. Die Sammlungen des Louvre werden zumeist durch Einzelpublikationen zugänglich gemacht, doch sind die Resultate der Ausgrabungen in Telloh zum großen Teil gesammelt in den „Découvertes en Chaldée", während die in Susa gefundenen Denkmäler in der Serie,,Délégation en Perse, Mémoires etc." fortlaufend mit nicht genug zu rühmender Schnelligkeit zugänglich gemacht werden.

Bei dem fast beängstigenden Wachstum des Materials wäre einer planmäßig sich ausbauenden Wissenschaft freilich am meisten gedient durch Veröffentlichung von Repertorien oder Katalogen nach dem Muster des Bezoldschen über die Bibliothek Assurbanipals. Leider ist dieser Katalog bisher der einzige seiner Art geblieben.

Kap. 1: Die poetische Literatur im allgemeinen. § 8. Einteilung und allgemeine Charakteristik.

Von poetischen Erzeugnissen, die künstlerische Qualitäten besitzen oder wenigstens anstreben, kommen innerhalb der babylonischen Literatur epische und lyrische Stücke in Betracht.

Nun hat wohl Zimmern1 die Vermutung ausgesprochen, daß wir in dem Text K 3476 (CT XV, 44 u. 43),,den ersten urkundlichen Beweis" haben, „daß auch bei den Babyloniern, wie vielfach anderwärts, so namentlich auch bei den Griechen, die alten Göttermythen im Kultus dramatisch aufgeführt worden sind. Anscheinend handelt es sich in Babylonien dabei nur um eine pantomimische Darstellung, ohne begleitende Rede der Darsteller. Doch wird ausdrücklich der Sänger erwähnt, der zwischen einzelnen Akten der Darstellung bestimmte Gesänge gesungen hat." Der in dem „,Festspiel“ behandelte Text scheint eine von der bekannten allerdings stark abweichende Rezension des Weltschöpfungsmythus zu sein. Leider hat Zimmern die in Aussicht gestellte ausführliche Behandlung des schwierigen Textes noch zurückgehalten. Wenn er auch den Beweis erbringen sollte,

[ocr errors]
[ocr errors]

1 Vgl. Mitteilungen der Vorderasiat. Gesellschaft, 1903, III S. 16. A. Jeremias, Monoth. Strömungen S. 24.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »