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manchmal höchst eigentümlichen Varianten auch als wirklich in Texten gebräuchlich nachzuweisen.

Dagegen gibt es noch einige andere Täfelchen, die nur als Schularbeiten angesehen werden können und keineswegs als Reinschriften, die für das strenge Auge des Lehrers berechnet sind. Sie enthalten vielmehr neben richtigen Zeichenvarianten offenkundige Kritzeleien und Spielereien, die wohl nicht viel anders zu taxieren sind als die graphischen Künste, die Langeweile unbeschäftigter Schüler auch heute noch auf Fließblätter und Diarien zaubert. Man hat diese Kritzeleien leider gelegentlich blutig ernst genommen und Schlüsse aus ihnen gezogen, die nur auf Abwege führen konnten. Ein solches Täfelchen ist veröffentlicht CT V 7, und auch die sog. Hieroglyphentafel (vgl. Delitzsch, Entstehung des ältesten Schriftsystems, S. 199 ff. u. oben S. 23) wird wenigstens rücksichtlich ihres Quellenwertes für die Erkenntnis der Schriftgeschichte nicht höher gewertet werden dürfen.

Alle hier besprochenen ,,paläographischen" Texte stammen aus Assurbanipals Bibliothek.

V. Wörterlisten mit sachlicher Anordnung. Neuausgabe: CT XIV, vgl. dazu Meißner in MVAG 1904, 3 (Assyriologische Studien II).

Während die oben besprochenen Texte wohl alle dem Bedürfnis des sprachlichen Unterrichts auf den Schulen Babyloniens und Assyriens zu dienen bestimmt waren, ist der Zweck einer großen Anzahl von Wörterlisten noch nicht völlig klar. Es sind zumeist zweisprachige Listen, die nach sachlichen Gesichtspunkten gruppiert sind, Zusammenstellungen von Sternnamen (CT XIV, 15-17), Pflanzennamen (ib. 10, 18-50 u. sonst), Tiernamen überhaupt (ib. 1-2), Vogelnamen (ib. 3ff.), Fischnamen (ib. 11, 12), Schaf- und Eselarten (ib. 11), Schlangen (ib. 13), dann Waffennamen und Rohrgegenstände (ib. 13) usw.

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Da die zweisprachigen Texte dieser Gattung die Regel sind, einsprachige nur ausnahmsweise begegnen und in manchen Fällen wie bei den Vokabularien oben II, 1 auch Synomyma des semitischen Wortes beigeschrieben sind (z. B. in den dreispaltigen Texten CT XIV, 3-7), darf man wohl annehmen, daß der Hauptzweck dieser Sammlungen lexikalischer Natur war. Daneben muß freilich auch ein spezieller Gesichtspunkt bei einzelnen Zusammenstellungen maßgebend gewesen sein, insofern es sich herausstellt, daß z. B. bei den Pflanzennamen einige Listen geradezu als medizinische Rezepte aufzufassen sind. So ist es wohl möglich, daß gelegentlich auch noch andere dieser Wörterlisten sich als Verzeichnisse für nichtwissenschaftliche, praktische Zwecke er

weisen. Möglicherweise sind auch hierunter vereinzelte Schülerarbeiten nachzuweisen. Sicherlich sind aber wenigstens einige dieser Texte als Vokabularien zu Schulzwecken zu betrachten, das beweisen die zweifellos als Schülerarbeiten anzusehenden Texte CT XIV, 47—49, die in der ganzen Anlage den großen Listen völlig entsprechen.

Ein besonders interessantes Beispiel für diese Art von Texten ist das laut Unterschrift vom König Assarhaddon für seinen Sohn, den Prinzen Assurbanipal, bestimmte Vokabular1, das meist als ,,Lehrbuch des Prinzen Assurbanipal" bezeichnet wird. Es ist zweisprachig abgefaßt und nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet. Die uns erhaltene Tafel enthält durchweg Gegenstände, die aus Holz bestehen oder gefertigt sind.

Während alle bisher genannten derartigen Listen in Niederschriften aus jüngerer Zeit erhalten sind, besitzen wir auch eine überaus eingehende nach Gegenständen geordnete Liste aus der Zeit der Hammurabidynastie. Sie ist einsprachig und zwar sumerisch abgefaßt und verzeichnet der Reihe nach die verschiedensten Arten von Steinen, Pflanzen, Knoblauch, Fischen, Vögeln u. a.

VI. Schülerarbeiten.

Die seither besprochenen „philologischen" Texte geben einen Überblick über die im babylonischen Sprachunterricht gebrauchten Lehrmittel. Eine ganze Anzahl von Texten zeigen uns auch, welche Früchte dieser Unterricht bei einzelnen Schülern gezeitigt hat.

Die älteste, aber auch unbeholfenste Schülerübung haben wir möglicherweise in der von Hilprecht (Exploration in BibleLands 405) abgebildeten Tafel3, die lediglich drei Reihen Striche enthält und einer vorsargonischen Schicht also jedenfalls dem 4. vorchristlichen Jahrtausend entstammt. Andere Abc-Tafeln hat Hilprecht aus den Nippurfunden mitgeteilt; sie zeigen die Einübung der verschiedenen Elemente der Keilschriftzeichen, des Winkelhakens, des horizontalen und vertikalen Keilstriches. Von

1 Text: Delitzsch, AL $ 86 ff. Vgl. auch Meißner in OLZ, 1906,

Sp. 162 f.

* Veröffentlicht CT VI, 11 ff.

3

* Wenn sie nicht etwa als Gewicht zu betrachten ist.

Die Ausgrabungen im Bêl-Tempel zu Nippur, S. 57ff.

den Zeichenelementen führt der Weg zur Übung ganzer Zeichen und vor allem zur Erlernung der archaischen Schrift. In K 103 (5 R 31 Nr. 6) haben wir eine Probe, wie ein Schüler sich mit den archaischen Zeichen eines alten literarischen Textes abmüht Daß er derselben nicht überall Herr geworden, beweisen die gelegentlichen Beischriften ul idi,,weiß ich nicht". Von den Sprachstudien geben die von Schülerhand geschriebenen Listen des verschiedensten Inhalts- auch chronologische Listen dienten als Vorlage Kunde.

Von besonderer Bedeutung für uns sind die Schülerversuche an zusammenhängenden Texten, denen wir manches sonst vielleicht verloren gebliebene Stück der babylonisch -assyrischen Literatur verdanken. Es ist allerdings vor einer kritiklosen Überschätzung dieser Texte ernstlich zu warnen, denn es scheint sich bei ihnen keineswegs immer nur um Abschriften von zuverlässigen Vorlagen, sondern gelegentlich auch um Kompositionsübungen zu handeln, und auch die Abschriften verlieren durch ihren schülerhaften Charakter sehr wesentlich an objektiver Bedeutung. Namentlich bei solchen Schülertexten, die offenbar als Übersetzungsaufgaben ins Sumerische zu betrachten sind, ist Vorsicht geboten. Zu den letzteren gehört jedenfalls das § 14 behandelte Stück; als schülerhafte Kompositionsversuche sind wohl auch inhaltlich die beiden Texte von § 18 zu werten.

Das in jeder Hinsicht wichtigste Denkmal des an babylonischen Literaturstücken sich mühenden Schülerfleißes ist das Exemplar des Adapamythus, das wir dem Tel-el-Amarnafund verdanken. Es war als Übungsmaterial für die Keilschriftstudien der Schreiber des Pharao aus Babylonien bezogen und weist rote Striche zwischen den einzelnen Worten auf, mittels deren sich die Lernenden durch den Text hindurchhelfen mußten. Andere Übungstexte weisen andere Lesehilfen auf (so VATh 348 Trennung der einzelnen Zeichen durch Punkte); besonders instruktiv ist K 3927 (ASKT S. 75) durch seine gelegentlichen Eintragungen der Aussprache bei Ideogrammen. Vielleicht darf man auch die zahlreichen astrologischen Tafeln, bei denen die Aussprache der Ideogramme durch beigeschriebene ,,Glossen" angegeben ist, hierher stellen.

VII. Praeparationen, bezw. Kommentare.

Von großer praktischer Bedeutung sind die Bearbeitungen

einzelner Literaturstücke. Es ist nicht immer sicher zu entscheiden, ob es sich dabei um Präparationen oder um Kommentare handelt, doch ist das auch von geringer Bedeutung für ihre Verwendbarkeit, die durch ihre Zuverlässigkeit entschieden wird, an der zu zweifeln bis jetzt in keinem Falle ein Grund vorliegt. Besonders häufig scheint das Schöpfungsepos Enuma elisch und von diesem wiederum die 7. Tafel präpariert bzw. kommentiert worden zu sein1. Die erhaltenen Fragmente dieser Studien lehren, daß die 7. Tafel von Enuma elisch auch in das Sumerische übersetzt worden ist. Einen wichtigen Kommentar besitzen wir auch zu dem oben § 38,1 besprochenen Text: „Ich will rühmen den Herrn der Weisheit" (5 R 57), zu Teilen der Schurpuserie (2 R 35 Nr. 1), zu Ominatexten (z. B. 5 R 31 Nr. 2), zum astrologischen Werk Sargons (z. B., Craig, Astr. I. 91f.) und zu vielen anderen Texten (vgl. Bezold, Catalogue Index s. v. Lists, explanatory). Inhaltlich gehören hierher auch die mit Glossen versehenen Rezensionen literarischer Stücke. Von den Kommentaren zum Schöpfungsepos unterscheidet King (Sev. Tabl. II S. 157) drei Arten: 1. solche, die den Text Zeile für Zeile, 2. solche, die ausgewählte Stellen, 3. solche, die ideographisch geschriebene Titel erklären.

Die praktische Bedeutung dieser Textklasse liegt für uns in den häufig von ihnen gebotenen Ergänzungen zu fragmentarisch erhaltenen Texten und in der Ersetzung seltener Worte oder Ideogramme durch geläufigere oder umschreibende Ausdrücke.

VIII. Kataloge.

Unter den Texten der Bibliothek Assurbanipals finden sich auch eine ganze Anzahl von Titelverzeichnissen, die man am einfachsten als Kataloge bezeichnet hat. Sie sind ihrem praktischen Zweck nach offenbar verschieden zu beurteilen.

Die Kataloge von Handerhebungsgebeten (4 R 53 III, 44-IV, 28; K 2832+6680), von Beschwörungstexten (K 3041 [?], 3996, 6961, 10664, Sm 103, Rm 529), von Ritualtexten (Zimmern, Ritualtafeln, Nr. 96), von Ominatexten (CT XX, 1; K 6962, 12722, 13818) haben jedenfalls ausschließlich den praktischen Bedürf

1 Die Kommentare zu Enuma elisch sind veröffentlicht von King, Sev. Tablets App. I.

2 Zur Annahme, daß das Epos ursprünglich sumerisch abgefaßt gewesen sei, liegt kein Grund vor.

nissen der Tempelarchivare oder der Bibliothekare Assurbanipals gedient.

Desgleichen dürfte die Mehrzahl der von Bezold im „,Catalogue" als Kataloge literarischer Werke aufgeführten Texte K 2248, 7468, 10797, 13280; Sm 2137 (vgl. auch Sm 150 in ZA I 191) und vielleicht auch Rm 618 (Bezold Catalogue S. 1627) als bibliothekarische Hilfsmittel anzusprechen sein.

Dagegen erfordert der Text K 9717 und sein Duplikat Sm 669 (Haupt, Nimrodepos S. 90 f.) ausführlichere Besprechung, da man in ihnen die Verfassernamen wichtiger Literaturwerke gefunden zu haben glaubte.

Auch wenn der Sinn dieser schwierigen Texte zweifellos klar wäre und tatsächlich die in Frage kommenden Namen dem Zusammenhang nach nur als Namen der Autoren der betreffenden Literaturstücke aufgefaßt werden könnten, so spräche der ganze Charakter der babylonischen Literatur (vgl. oben S. 1 ff., 34f., 116, 121) dagegen, daß es sich bei diesen Angaben um zuverlässige Überlieferung handeln kann. In diesem Falle könnte man sie höchstens als vage, ihrer Entstehung nach gar nicht mehr zu kontrollierende Priestermeinung ansprechen.

Aber die Erklärung des Textes ist zum mindesten höchst unsicher. Einige der in Frage kommenden Stellen lauten:

[Ku]-Qar ilu Gilgamesch: scha pi-i ilu Sin-li-ki-un-nin-ni amelu m[asch-maschu (?) ..

[Ku]-Qar E-ta-na: scha pi-i I Amel- ilu Nannar [..

Die Bedeutung des Ideogramms Ku-Qar, dessen Lesung noch unbekannt, ist offenbar Serie, sicher aber nicht, wie noch oben S. 38 fragend angenommen wurde, „Geschichte“, „Erzählung", da es auch als Etikette von Ominaserien und Beschwörungstexten (vgl. CT XXII, Nr. 1; Harp. 18) verwendet wird (CT XX, 48. 49; bei einer anderen Tafel derselben Serie fehlt es, ib. pl. 50; auch die Serie der Leberomina wird so bezeichnet, vgl. Bezold, Cat. zu K 8690). Schon diese allgemeine Bedeutung des Gattungsbegriffes, unter dem in diesem Text die Literaturerzeugnisse auftreten, macht es unwahrscheinlich, daß hier von dem Verfasser die Rede ist. Dazu kommt noch, daß auf Sm 669 offenbar eine ganze Anzahl von Texten manchmal mit derselben Persönlichkeit zusammengebracht werden unter der Formel

an-na-tum (diese) scha pi-i N. N.,

während einmal (Z. 13), wo nur ein Titel vorhergeht, die Formel an-nu]-ú scha pi-i N. N.

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