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daß dramatische Vorführungen in Babylonien bei Gelegenheit der großen Feste üblich waren, so gibt er doch nicht den Text des Dramas selber, sondern ist höchstens als ein Regiebuch anzusehen, das Anweisung gibt zur kultischen Nachbildung einzelner aus dem Mythus bekannter Vorgänge.

Man wird aber überhaupt zugeben müssen, daß mimische Darstellungen auch sonst im Kultus üblich waren. Namentlich das Zeremoniell der Beschwörungshandlung läßt sich kaum anders als durch verschiedene Personen durchgeführt denken; das so häufige Intermezzo des Zwiegesprächs zwischen Marduk und seinem Vater Ea legt das besonders nahe. Zu mimischer Darstellung war vielleicht auch das babylonische Seitenstück zum Buch Hiob, der Text „Ich will preisen den Herrn der Weisheit" (vgl. § 39, 1) bestimmt. Wenn es also an Ansätzen zur dramatischen Dichtung auch in Babylonien nicht zu fehlen scheint, so ist doch die bisher erhaltene poetische Literatur, soweit sie in ihrer Anlage sicher erkennbar ist, auf Erzeugnisse des epischen und lyrischen Stils beschränkt.

Das babylonische Epos bietet mythologische Stoffe in erzählender Form: es füllt wie überall die Lücken der Überlieferung mit dem Vorstellungsapparat der Weltanschauung aus, es verknüpft die irdischen Erscheinungen im politischen und kulturellen Leben mit den letzten Ursprüngen alles Weltgeschehens, mit der Urgeschichte der Welt überhaupt, mit den allen Dingen einen Anfang setzenden göttlichen Wirkungen. Die Götter sind in dem Stufenbau ihrer Vorstellung von der Weltgeschichte nichts anderes als die Vorläufer der Menschheit in der Herrschaft über das All, gerade wie die Menschheit vor der Flut eine Zwischenstufe in dieser entwicklungsgeschichtlichen Reihe bildet und zur neuen Erde und den Menschen der neuen Zeit aus ihrem, dem Heroenzeitalter, herüberleitet. Danach gliedert sich der Überlieferungsstoff von selber in Götter- und Heroengeschichten, wobei das Gesetz vom ewigen Kreislauf alles Geschehens es mit sich bringt, daß auch in der neuen Zeit und auf der neuen Erde sich immer wieder dieselben Marksteine aufweisen lassen und zu immer neuer Übertragung der charakteristischen Motive aus den Zeitaltern der ersten Ursprünge führen. So kommt zu den Götter- und Heroengeschichten die Geschichtslegende, deren Tendenz es ist, geschichtliche Ereignisse dem großen Ganzen der Weltgeschichte einzugliedern ihren typischen Platz in ihrem Zusammenhang aufzuzeigen. Weber, Literatur.

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Innerhalb der lyrischen Dichtung lassen sich vornehmlich Hymnen, Gebete, Psalmen und Beschwörungsformeln unterscheiden, über deren literarischen Charakter man unten § 35 vergleiche. Die kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Erzeugnisse liegt in ihrem praktisch-religiösen Charakter. Erschließt uns der Kreis der epischen Gestaltungen die babylonische Welten- und Götterlehre, so offenbart sich in ihnen das Verhältnis zwischen dem Menschen und den Göttern oder seinem Gott, erschließen sich die sittlichen Eigenschaften und Wirkungen der Götter und auch die sittlichen Voraussetzungen, die der Mensch seinerseits zu erfüllen hat, wenn er mit der Gottheit in dem wünschenswerten Zusammenhang bleiben will; sie zeigen die Möglichkeiten auf, wie beide sich entfremden, und geben die Mittel an die Hand, die gelösten Beziehungen wiederherzustellen. Sie sind die intimen Zeugnisse persönlicher Religiosität und finden oft einen überaus ergreifenden Ausdruck für alle Höhen und Tiefen der Empfindung, welche Gottesnähe und Gottesferne in gleicher Eindringlichkeit, aber mit künstlerisch so verschiedenartigen Mitteln in religiösen Naturen auslösen.

Das individuelle Element ist auf Gebete, Hymnen und Psalmen beschränkt und findet sich in den Beschwörungsformeln nur insoweit, als sie Bestandteile dieser eben genannten Gattungen aufweisen. Es hat auch nie vermocht, die Religion wirklich tiefgehend zu beeinflussen. Das hängt aufs innigste zusammen mit der in § 1 geschilderten absoluten Kontinuität alles babylonischen Wesens, vornehmlich aber aller Religionsübung, und so ist es leicht verständlich, daß auch die intimsten Zeugnisse individuellen Lebens in ihrer literarischen Überlieferung vollständig von allem Persönlichen losgelöst erscheinen, daß sie als ein unverlierbarer Bestandteil des kultischen Inventars durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch weitergegeben worden sind, ohne daß jemand von all den Tausenden, die sich an ihnen getröstet und erbaut, oder mit ihren Worten ihre Nöte und Sorgen vor die Gottheiten gebracht haben, von dem ersten Sänger und den Verhältnissen, die das Lied hatten entstehen lassen, Kunde bekam.

Die Anonymität aller, auch der persönlichsten, literarischen Produktion liegt in dem starren Formalismus des Kultus begründet, dem sie diente. Sie erschwert die geschichtliche Betrachtungsweise der Literatur so sehr, daß eigentlich nur eine lückenlose Traditionsreihe hinreichendes Material zu seiner geschichtlichen Wür

digung bieten könnte. Dazu kommt als natürliche Folge eine unseren modernen Begriffen vollständig fremdartige Auffassung oder besser ein vollständiges Fehlen des literarischen Eigentumsrechtes. Ein einmal vorhandenes Literaturstück war vogelfrei und dem Belieben literarischer Eklektiker und Kompilatoren ausgeliefert. So ist es nur natürlich, daß im Lauf der Zeit die Einheitlichkeit dichterischer Erzeugnisse immer seltener wird, daß Literaturstücke sich als aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengeschweißt ausweisen, aus oft ganz auseinanderliegenden Teilen, die gleichzeitig außerdem noch eine Sonderexistenz führen.

Leider fehlen uns heute in den allermeisten Fällen alle Mittel, diesen literarischen Prozeß in seinen einzelnen Phasen bloßzulegen. Bei manchen epischen Stücken, wie dem Weltschöpfungsepos, dem Gilgameschepos, geben uns verschiedene Rezensionen aus verschiedenen Zeiten und Paralleltexte wohl hin und wieder Fingerzeige. Bei einzelnen lyrischen Stücken sind wir in der Lage, den Nachweis ihres kompilatorischen Charakters wenigstens annähernd zu liefern. Bei der größten Zahl der Texte aber fehlt für die Geschichte der Überlieferung jeder nähere Anhaltspunkt (vgl. auch noch § 1).

§ 9. Die poetischen Formen.

Literatur: Zimmern in ZA. VIII S. 121 ff., Beiträge S. 53, ZA.X S. 1 ff., XII S. 382 ff. bei Gunkel, Schöpfung u. Chaos S. 401 a. 1; Delitzsch, Weltschöpfungsepos S. 60 ff.

Die metrische Form ist in den uns überlieferten Rezensionen poetischer Stücke nur selten im Original auch äußerlich einheitlich und streng durchgeführt, und zwar sowohl hinsichtlich der Strophenbildung als auch hinsichtlich der Zahl der Hebungen. Ausnahmen bilden z. B. ein von Zimmern in ZA X S. 1 ff. mitgeteilter Text, der die größeren und kleineren Glieder konsequent durch Striche abteilt; ähnlich ist es bei einem von Scheil in ZA X 291 ff. publizierten Text. Meistens ist jede äußerliche Andeutung des Metrums zu vermissen. Regelmäßig aber werden die einzelnen Verszeilen getrennt geschrieben, häufig die Halbverse durch Zwischenräume voneinander getrennt, keineswegs aber immer in konsequenter Durchführung..

Die gebräuchlichste Form der babylonisch-assyrischen Poesie zeigt folgende Einheiten:

Eine Strophe, bestehend aus zwei Versen, jeder Vers aus zwei Halbversen, jeder Halbvers aus zwei Hebungen.

Am strengsten ist die metrische Form durchgeführt in dem Epos Enuma elisch und hier wieder in dem Stück 82-9-18,3737 der IV. Tafel, welche die Halbverse deutlich markiert. Aus dieser Tafel hat Delitzsch fünf Gesetze abgeleitet, die mit verhältnismäßig seltenen Ausnahmen respektiert werden:

1. Jede Zeile zerfällt in zwei Halbzeilen;

2. Die zweiten Halbzeilen unterliegen einem strengeren rhytmischen Gesetz als die ersten;

3. Die zweite Halbzeile hat nicht mehr als zwei Haupthebungen, bestehend aus zwei betonten, sei es langen oder geschlossenen Silben. Eine dieser Silben kann auch eine kurze, offene Silbe sein. Die Partikeln u, scha, ana, ina, dann î, a-a, schut, la, lû zählen nicht mit, wohl aber ischtu.

4. In der ersten Hauptzeile können statt zwei auch drei Haupthebungen vorkommen;

5. Die einzelnen Verse verbinden sich zu Strophen von je 2+2 Versen, oder zu Halbstrophen von je 1 + 1 Versen.

Damit sind aber lediglich allgemeine Gesichtspunkte für die am häufigsten auftretende metrische Form gewonnen. Zimmern konstatiert z. B. in den Schurpu-Tafeln (Beiträge S. 53) Verse von 2+2, von 2+3, von 3 + 2, von 2 +2 + 2 Hebungen, die ohne Regelmäßigkeit miteinander abwechseln.

Auch die Strophenbildung weist starke Differenzen auf. Während die aus zwei Versen bestehende Strophe (Parallelismus membrorum) überwiegt, kommen auch andere Strophenbildungen nicht selten vor. So läßt die berühmte Hymne an den Mondgott (4 R2 9) deutlich achtzeilige Strophen erkennen (vgl. unten § 37). In dem Istarpsalm (AO VII, 19) wechseln mit den überwiegenden vierzeiligen Strophen solche von zwei, drei, fünf und sechs Zeilen, wie auch in dem Bußpsalm 4 R. 10 (s. § 38) die vierzeiligen Strophen vorherrschen. Vgl. auch § 35.

Die Unregelmäßigkeiten in der Form der poetischen Stücke sind sicher zum großen Teil der Tätigkeit der Schreiber im Laufe der Jahrhunderte zur Last zu legen. So erklärt es sich, daß einzelne Stücke des Weltschöpfungsepos z. B., die offenbar zufällig noch auf eine metrisch korrekte Vorlage zurückgehen, die metrischen Glieder genau hervortreten lassen, während andere in dieser Hinsicht sehr willkürlich sind.

In den lyrischen Stücken, den Hymnen und Gebeten, ist die Form viel konsequenter durchgeführt und auch durch äußer

liche Andeutungen häufiger und leichter erkennbar gemacht. Nicht nur, daß durchgehends jede Verszeile auch im Text auf eine Zeile geschrieben ist; ziemlich häufig werden auch die Halbzeilen durch Zwischenräume voneinander getrennt und die Anfänge der zweiten Vershälften genau untereinander gerückt, in einzelnen Fällen werden auch die Strophen als solche durch Striche abgeteilt. Ganz vereinzelt hier handelt es sich aber wohl um Schulbeispiele werden auch die Halbverse durch durchlaufende Striche in ihre Bestandteile abgeteilt.

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Einige Texte in Assurbanipals Bibliothek haben die alliterierende Form, die jede Verszeile mit derselben Silbe beginnen läßt, andere die akrostichische, bei der die Anfangssilben zusammengelesen ein bestimmtes Wort ergeben. Ein besonders instruktives Beispiel ist K 82041, wovon Bezold im Catalogue zwei Strophen mitgeteilt hat. In diesem Text ist doppelte Alliteration und Akrostizismus vereinigt, so daß jede Strophe von je vier Zeilen mit derselben Silbe beginnt und schließt, und diese Silben zusammengelesen die Phrase uschaldudu maruschtu ergeben. Weitere Beispiele für Alliteration sind die Texte K 9290 + 9297, K 9852, von denen Bezold im Catalogue Proben mitgeteilt hat, ein weiterer akrostichisch-alliterierender Text, DT 83, ist von Pinches, Texts in the Bab. wedgewriting S. 15 f. mitgeteilt.

Die Wiederkehr der gleichen Endsilbe innerhalb der ganzen Strophen bei K 8204 glaubte Hommel in PSBA 1896 S. 21f. als Reim erklären zu sollen. Solange aber eine solche Erscheinung nicht auch in nicht alliterierenden Texten belegbar ist, wird man hierin lediglich eine besondere Art der Alliteration erkennen dürfen.

Bei einigen Texten läßt sich auch die Durchführung der dialogischen Form beobachten, wenigstens im Sinne der abwechselnden Reden, wenn sie auch in jedem Fall an ein gemeinsames drittes Subjekt gerichtet sind. Der Dialog findet sich namentlich in den Bußpsalmen und Beschwörungstexten, in denen der Büßer und der Priester abwechselnd zur Gottheit reden. Beispiele siehe bei Zimmern, AO VII, 3 S. 25 ff.; Weber, AO VII, 4 S. 33f.

Ein Dialog im engeren Sinn ist das häufig wiederkehrende

1) Der Text ist bearbeitet von Strong, P. S. B. A., 1895, S. 139, der ganze Artikel, S. 131-151, ist der Alliteration in der bab. Poesie gewidmet.

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