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Zwiegespräch zwischen Marduk und seinem Vater Ea zugunsten des kranken Menschen (vgl. § 42) und K 12851, ein Gespräch zwischen Assurbanipal, dem Gott Nebo und dem Priester.

Mit der dialogischen Form sind wohl die ersten Ansätze der dramatischen Dichtung gegeben, doch läßt sich bis jetzt keine Spur ihrer weiteren Ausbildung nachweisen. Über den mutmaßlichen Begleittext zu einer mimischen Vorführung (K 3476) und Verwandtes s. S. 32f.

Kap. 2: Die epischen Dichtungen im allgemeinen.

10. Die erhaltenen epischen Stücke der babylonischen Literatur können nur einen Bruchteil des ehemals Vorhandenen ausmachen. Die Zufälligkeit einzelner Funde erweckt die Hoffnung auf weitere Gaben, aber auch die anderen Literaturen, die offenkundig aus dem babylonischen Mythenschatze sich bereichert haben, wie vor allem die hebräische und griechische, geben uns ein Recht zu vermuten, daß aus den Schutthügeln des Zweistromlandes die eine oder andere Legende in originaler oder verwandter Rezension irgendeinmal auftauchen werde.

Den inschriftlichen Beweis dafür, daß auch außer den uns bekannt gewordenen noch zahlreiche erzählende Stücke vorhanden waren, liefern uns die „Kataloge" über solche Texte, die aus Assurbanipals Bibliothek auf uns gekommen sind (vgl. § 71, VII). In K 9717, Sm 669, Rm 616 z. B. sind uns Titel von Stücken offenbar epischen und mythologischen Charakters, aber auch von Tierfabeln erhalten, von denen einzelne wohlbekannt, andere uns noch völlig unbekannt sind, z. B. „Die Geschichte (?) von Gilgamesch“, „Die Geschichte von Etana", oder Fabeln, wie „Die Geschichte vom Fuchs", „Die Geschichte vom Rind und vom Pferd“, oder Königslegenden wie „Sargon, der mächtige König“. Das sind lauter Titel von bereits bekannten Stücken. Andere sind z. B. „Der gewaltige Stier", „Als der Euphrat sich hob“, „Adapa [kam?] nach [Nippur?] hinein“. „Als Marduk in Sumer und Akkad" usw. usw.

Namentlich Vorlagen oder Parallelen der biblischen Erzählungen hat man von jeher aus naheliegenden Gründen unter den litera

Text: Craig, Rel. Texts 1,5f.; Übers.: A. Jeremias bei Roscher Lexicon der Myth. III, 61 ff. 2 Geschrieben Ku-Kar.

rischen Stücken der Tontafelsammlungen vermutet, nachdem das Weltschöpfungsepos und besonders die Sintflutepisode außer der Gemeinsamkeit der zugrunde liegenden Vorstellungen auch ein offenkundiges literarisches Abhängigkeitsverhältnis außer Frage gestellt hatte. Der Wunsch ist auch hier gelegentlich der Vater des Gedankens gewesen und die Entdeckerfreude hat vor der nachprüfenden Kritik nicht immer Stand gehalten. So hat sich die Annahme, daß in dem Text K 36571 die babylonische Vorlage der biblischen Turmbauerzählung zu erkennen sei, als völlig unbegründet erwiesen; auch eine babylonische Parallele zur Versuchungsgeschichte des ersten Menschenpaares ist trotz gelegentlicher Behauptungen nicht nachzuweisen. Daß aber derartige Erzählungen einmal auch unter den babylonischen Denkmälern auftauchen, ist von vornherein als möglich zuzugeben.

Die Hauptmasse der uns bis heute zugänglichen epischen Dichtungen entstammt der Bibliothek Assurbanipals, für die sie um die Mitte des siebenten Jahrhunderts gesammelt und abgeschrieben worden sind. Von vornherein war klar, daß sie viel älter sein müssen, und in der Tat mehren sich die inschriftlichen Nachweise für die Existenz der meisten epischen Texte im zweiten und dritten vorchristlichen Jahrtausend.

Unter den in Tel-Amarna gefundenen Tafeln, also in einer Niederschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert, fanden sich die Bruchstücke von Nerigal und Erischkigal und die Hauptstücke des Adapamythus. Aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie, also in einer Niederschrift aus dem ausgehenden dritten Jahrtausend, sind uns Stücke aus dem Kreis des Atarchasismythus, des Gilgameschepos, der Sintflutgeschichte erhalten. Der mythologische Text von dem König von Kutha und der Etanamythus sind gleichfalls wenigstens teilweise in altbabylonischer Rezension auf uns gekommen, und für das große Epos Enuma elisch ergibt sich aus inneren Gründen die Notwendigkeit, anzunehmen, daß es die Gestalt, in der es der Bibliothek Assurbanipals einverleibt worden ist, in oder bald nach der Zeit Hammurabis erhalten hat.

Es steht also fest, daß es zur Zeit der ersten Dynastie von Babylon, am Ausgang des dritten Jahrtausends, eine ausgebreitete epische Literatur in Babylonien gegeben hat. Leider aber ist es uns heute noch unmöglich, das Verhältnis der älteren Textgestalt

1 King, Seven Tablets II S. 73 f., I S. 219 f.

zu der in Assurbanipals Bibliothek überlieferten zu überblicken. Von der letzteren kann mit Sicherheit behauptet werden, daß sie sich meist unmittelbar an babylonische Vorlagen angeschlossen hat. Inwieweit aber diese Vorlagen von den älteren Niederschriften abweichen, läßt sich im einzelnen nicht feststellen. Die starken Abweichungen des altbabylonischen Gilgameschfragments von der späteren Fassung (s. unten § 23) zeigen aber, daß der literarische Prozeß im Lauf der Zeit die Gestaltung doch wesentlich beeinflußt haben muß, wenn man nicht annehmen will, daß verschiedene Rezensionen nebeneinander hergelaufen sind.

Kap. 3: Die babylonischen Schöpfungsmythen. § II. Allgemeines.

Die Spekulation über die Uranfänge alles Seins liegt im Wesen der altorientalischen Denkweise begründet; sie kann an die Gegenwart nicht denken, ohne ihrer Beziehung zur Urzeit sich zu vergewissern. Der Glaube an die kosmische Präexistenz aller irdischen Erscheinungen ist die Grundlehre und Grundformel aller Philosophie, an diesem Gedanken entzündet sich die Fantasie zu dichterischem Gestalten, an der Hand dieser Formel findet die,,Geschichts"-Betrachtung ohne jede Gefahr, in eine Sackgasse zu geraten, mit Sicherheit den Weg zu den letzten Gründen, die für das Verständnis der Gegenwart den Schlüssel geben und den Hoffnungen für die Zukunft die Richtung weisen.

Was in den irdischen Erscheinungen zur Spekulation reizt, ist nicht das unmittelbar wahrnehmbare Tatsächliche, sondern die Ordnung, die ihm einen Sinn gibt, das Gesetz, das es beherrscht. Das Dichterwort von der heiligen Ordnung", der „,segensreichen Himmelstochter" gibt die Antwort auf die Frage nach dem geschichtlichen Recht unserer Gesellschaftsordnung ganz im Geist des orientalischen Altertums und wie wir, so haben auch die Alten mit dem Begriffe des Königstums von Gottes Gnaden, also durch Berufung auf göttliches Gesetz, die Wirksamkeit und Verbindlichkeit der irdischen Autorität motiviert und gerechtfertigt. Die irdische Gewalt ist nur ein Ausfluß der göttlichen Weltregierung, der irdische König darum nur die Inkarnation des göttlichen Weltenherrn, oder er hat doch von ihm zum mindesten

seine Berufung, ist sein Stellvertreter. Aufgabe der ,,Wissenschaft", der priesterlichen Lehre ist es, den Zusammenhang der herrschenden Ordnung mit der göttlichen Weltregierung und dadurch ihre Legitimität zu erweisen.

Was wir an alten Kosmogonien haben, spiegelt wohl in keinem einzigen Falle naive Vorstellungen völlig ungetrübt wieder, sie sind vielleicht ausnahmslos Tendenzprodukte, stehen im Dienst irgend einer Idee, sei sie nun politischer, ethischer oder „,wissenschaftlicher" Natur.

Das bedeutsamste Beispiel ist das Siebentafelepos Enuma elisch, das den Anspruch Babels auf die Weltherrschaft begründen soll; das groteske Gegenbeispiel ist die Legende vom Zahnschmerzwurm, in der ein Rezept gegen Zahnschmerz durch eine veritable Kosmogonie eingeleitet wird (vgl. § 17). Zwischen diesen Endpolen liegen zahlreiche andere Beispiele. Ein Fragment lehrt uns, daß das Epos Enuma elisch auch in einer assyrischen Rezension zirkuliert hat, in der Assur als Weltbildner fungierte, also Assyriens Anspruch auf die Weltherrschaft autorisiert werden sollte (vgl. unten S. 50). Ein weiterer Text scheint eine Familiengeschichte mit der Erschaffung des Alls in Verbindung zu bringen (vgl. § 15). Besonders einleuchtend ist, daß Tempeltraditionen bis zum Uranfang alles Seins zurückgeführt werden, so jedenfalls für den Tempel von Eridu (vgl. § 14). Auch der Tempelbau wurde urgeschichtlich motiviert (vgl. § 16). Wir wissen ja schon aus der hebräischen Legende, daß die „Erfindung" von allerlei Kunstfertigkeit und Handwerk auf bestimmte Gestalten der Urgeschichte zurückgeführt wurde. Die babylonisch-assyrische Lehre weiß von geradezu göttlichen Urhebern. Zur Erfindung der Schrift vgl. oben S. 8; wir kennen Götter des Ziegelbaus, der Zimmerleute, der Goldschmiedekunst, der Steinmetzkunst usw. usw. wir weiter an die göttlichen Urheber der verschiedenartigen Naturkräfte und Erscheinungen, auch von Gebrauchsgegenständen, und vergegenwärtigen wir uns, daß sogar für den Zahnschmerz die Wissenschaft" eine Urgeschichte zurecht gemacht hat, die mit der Aufzeigung seines Ursprungs auch eine Erklärung für sein Wesen findet, so werden wir uns dem Schluß nicht entziehen dürfen, daß für alle Dinge, die auf göttlichen Ursprung zurückgeführt worden sind, auch eine für den jeweiligen Ausgangspunkt zurechtgeschnittene „Geschichte" im Umlauf gewesen sein kann. Wie diese „Geschichte" in ihren Grundzügen immer gestaltet ge

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Denken

wesen, dafür geben uns die oben angeführten Beispiele hinreichende Anhaltspunkte.

Ein klassisches Beispiel ist die Geschichte vom Zahnschmerz, die wegen ihrer lückenlosen Erhaltung besonders instruktiv ist. Daß es sich da nicht um tiefgründige Weisheit handelt, die uns irgendwie von Wert ist, wenn wir den alten, naiven Vorstellungen der Babylonier nachgehen, liegt auf der Hand. Bei diesen Elaboraten handelt es sich doch wohl meist um Priesterwitz und Priesterfindigkeit, die willkürlich aus Überlieferungsstoffen sich zusammensucht, was gerade für den momentanen Zweck dienlich scheint. Vielleicht ist es doch nicht zu kühn, ähnlich auch andere,,Weltschöpfungstexte" zu beurteilen, die uns in ganz fragmentarischem Zustand überkommen sind, von deren Pointe wir gar nichts wissen, namentlich solche, die als Einleitung zu Beschwörungstexten gebraucht wurden. Als Materialsammlung für die Kenntnis kursierender Priestermeinungen sind sie in ihrem Werte gewiß nicht zu unterschätzen, aber für eine Geschichte der Vorstellungen von der Entstehung aller Dinge sind sie nur mit allergrößter Vorsicht zu gebrauchen. Für eine solche hätten sie bedeutsamen Quellenwert erst dann, wenn wir die Pointe der einzelnen Fassung kennen würden, wenn wir wüßten, welchem Tempel sie ihre Fixierung verdanken.

Vorläufig muß uns als Kronzeuge für die babylonischen Vorstellungen von der Urzeit das Epos Enuma elisch dienen. Wenn es auch eine tendenziöse „Geschichtsdarstellung“ bietet, so ist es doch durch sein Alter und durch seine Autorität (die Nachrichten der Klassiker scheinen hauptsächlich dieses Epos zur Grundlage zu haben) nicht nur an sich von höchster Bedeutung, sondern darf vielleicht auch als Archetypus oder wenigstens Quelle für anderen Tendenzen dienende Varianten angesehen werden. Es war doch jedenfalls ein Staatsdokument und hatte als solches verbindlichen Charakter, war ein Stück „Lehre“. Über das, was wir aus Enuma elisch lernen, hinaus werden wir erst dann zur genaueren Kenntnis von der Urzeit in der Vorstellung der Babylonier gelangen, wenn wir in ähnlichen Dokumenten aus älterer Zeit und aus den Kreisen anderer Tempelüberlieferungen Vergleichsmaterial gewinnen. Vornehmlich aus Nippur dürfen wir solches erwarten.

In dem babylonischen Weltschöpfungsepos sind verschiedenartige Stoffe zusammengearbeitet, die mythologisch wie literarisch zu

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