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zension beweist, daß späterhin die assyrischen Ansprüche auf die Weltherrschaft ähnlich legitimiert wurden durch eine Schöpfungslegende, in der Assur als Weltschöpfer und Bringer einer neuen Zeit auftritt. Das ist ganz im Sinne der alten Weltanschauung, die für die bestehende oder auch nur beanspruchte,,Ordnung" einer kosmologischen Autorisation nicht entraten kann.

Nach seiner liturgischen Bedeutung ist das Epos Enuma elisch als Festgeschichte für das Mardukfest, das Neujahrsfest im Frühling, anzusehen.

Erwähnt mag noch werden, daß die Gestalten und Episoden des Weltschöpfungsepos in der späteren babylonischen Astrologie eine bedeutsame Rolle spielen. Wie dem ganzen Epos astrale Vorstellungen zugrunde liegen, so hat die spätere,,Wissenschaft" die Ausdeutung und Lokalisierung im einzelnen vorgenommen, vgl. King, Sev. Tabl. I S. 208 ff. Über die literarischen Nachwirkungen des Epos in der religiösen Literatur, speziell in dem Mardukhymnus K 3351 s. ebd. S. 204 ff.

§ 13. Die Schöpfungsgeschichten des Berosus und Damascius und ihr Verhältnis zu Enuma elisch. Der griechische Text in Eusebius, Chronic. liber prior ed. Schoene S. 14-18. Text u. Übersetzung bei Zimmern, KAT S. 488 ff.; Winckler, KT S. 100 ff.; A. Jeremias, ATAO 132 ff. Vgl. auch oben S. 43.

1. Berosus.

Nach Berosus hat es eine Zeit gegeben, „in welcher das All Finsternis und Wasser war", und darin seien wunderbare Lebewesen von eigenartigen Gestalten entstanden: Menschen mit zwei oder vier Flügeln, zwei Gesichtern, mit einem Leib, aber zwei Köpfen, mit doppelten Schamteilen, männlichen und weiblichen, Menschen mit Ziegenbeinen und Ziegenhörnern, mit Pferdefüßen und viele andere wunderbar gestaltete Lebewesen. Über diese alle aber habe ein Weib mit Namen Omorka1 geherrscht; chaldäisch Oapte, griechisch dáλacoa. Als aber das All so bestellt war, Θαμτε, θάλασσα. da sei Bel darüber gekommen, habe das Weib mitten entzwei gespalten und aus der einen Hälfte von ihr die Erde, aus der andern den Himmel gemacht und die zu ihr gehörigen Tiere vernichtet.

Die wichtigste Variante gegenüber Enuma elisch ist das Fehlen der Theogonie; die Götter werden als bereits vorhanden vorausgesetzt, gerade wie in dem Schöpfungsbericht 82-5-22, 1048

=

1 Wohl Mutter der Tiefe, inhaltlich vielleicht entsprechend dem Beinamen um-muchu-bur im Epos.

(§ 14). Es fehlt bei Berosus auch die Motivierung des Kampfes gegen Tihamat durch den Zwist unter den Göttern. Zweifellos entsprechen aber die Fabeltiere der Omorka den elf Helfern der Tihamat im Epos, trotz ihrer größeren und unbestimmten Zahl. Während aber bei Berosus die Fabelwesen dauernd zum Reich der Omorka gehören und mit ihr überhaupt die erste Generation bilden, werden die elf Helfer von Tihamat ad hoc zum Kampf gegen die großen Götter erschaffen. Mit der Spaltung der Omorka, der Finsternis, und der beim Eindringen des Lichtes erfolgenden Vernichtung der Fabelwesen findet eine völlig abgeschlossene Ära der Urgeschichte ihr Ende, ein neues Weltzeitalter beginnt unter der Herrschaft Bels durch die Bildung von Himmel und Erde. Diese Vorgänge sind im Epos zum mindesten nicht deutlich, jedenfalls treten sie nicht so plastisch heraus wie bei Berosus. Im Epos ist ja überhaupt von der zweiten Hälfte des Tihamatleibes gar keine Rede mehr, dort scheint überhaupt, wenigstens auf den Tafeln 1-5, alles auf die Erschaffung und Ausgestaltung der kosmischen Sphäre hinauszulaufen.

,,Als aber Bel das fruchtbare Land unbewohnt sah, habe er einem der Götter befohlen, ihm (nämlich Bel1) den Kopf abzuschlagen, mit dem herabfließenden Blute die Erde zu vermischen und so Menschen und Tiere zu bilden, die imstande wären, die Luft zu ertragen. Es habe aber Bel auch die Gestirne, Sonne, Mond und die fünf Planeten vollendet" Berosus überliefert auch

die Variante: Bel,,habe sich selbst den Kopf abgeschlagen und die anderen Götter hätten das herabfließende Blut mit der Erde vermischt und daraus die Menschen gebildet. Deshalb seien diese vernunftbegabt und hätten Teil an göttlichem Verstande".

Diese Nachrichten lassen es zweifelhaft erscheinen, ob sie unmittelbar auf die Rezension Enuma elisch zurückgehen; es liegen ja bei Berosus offenkundig schon zwei in wesentlichem differierende Vorlagen zutage. Die Berührungen, die in Einzelheiten vorhanden sind, beschränken sich auf Hauptmomente, die offenbar jede babylonische Tradition der Legende festgehalten hat; daneben fallen die Differenzen schwer ins Gewicht, zumal sie derart sind, daß Berosus sie kaum aus den Fingern gesogen haben kann. Besonders auffallend ist das, was bei Berosus fehlt. Freilich

1 Ursprünglich war wohl gemeint, daß irgend einem andern Gott auf Befehl Bels das Haupt abgeschlagen werden sollte.

darf man nicht vergessen, daß unsere Überlieferung des Berosus mit größtem Mißtrauen beurteilt werden muß. Die Auswahl, die wir haben, ist von Eusebius getroffen in der Absicht, Berosus an besonders abenteuerlichen und unglaubhaften Stellen seiner Mitteilungen ad absurdum zu führen, ihn lächerlich zu machen. In dieser Absicht ist vielleicht auch das Mitgeteilte von Eusebius böswillig oder aus Unverstand entstellt wiedergegeben. Jedenfalls genügt das Vorhandene wohl nicht zur Entscheidung der Frage, ob die Nachrichten des Berosus unmittelbar auf die Rezension Enuma elisch oder auf eine andere Vorlage zurückgehen, so sehr auch vieles für die letztere Annahme spricht. Vgl. auch S. 43 f. u. A. 1.

2. Damascius.

Text: Damasius de primis principiis, ed. Kopp, Kap. 125. Text u. Übers. bei Zimmern, KAT3 S. 490, Winckler, K.T.a S. 102.

Die Babylonier übergingen den einen Ursprung des Alls mit Stillschweigen. Sie stellten vielmehr zwei (Prinzipien) auf, Ταυθε und 'Απασων (Tihamat und Apsu), wobei Ταυθε als Mann der 'Алασшv, diese als Göttermutter erscheint. Sie hatten einen einzigen Sohn erzeugt, Movμts (=Mummu), der, wie Damascius meint, die aus den zwei Prinzipien sich herleitende intelligible Welt ist. Aus denselben sei eine zweite Generation hervorgegangen, Axxn und Aaxos (Lachmu und Lachamu), dann nochmal eine dritte aus eben denselben, Κισσαρη und 'Ασσωρος (Kischar und Anschar); von den letzteren seien folgende drei erzeugt worden: 'Avos, 'Ievos und 'Aos (Anu, Enlil-Bel, Ea). Als Sohn des 'Aos und der Axʊxŋ (Damkina) sei aber Bηλoç geboren worden, von dem sie sagten, daß er der Weltbildner sei.

Die vollständige Übereinstimmung dieser Nachrichten mit den ersten Zeilen von Enuma elisch liegt klar zutage (vgl. oben S. 45 und A. 1). Die Erkundigungen des Damascius müssen, durch welche Vermittlung auch immer, im letzten Grund von diesem Epos inspiriert gewesen sein. Lediglich der Schlußsatz, daß Bel (Marduk) Sohn des Ea und der Damkina gewesen, geht nicht auf eine bezügliche Angabe des Epos zurück, sondern ergänzt den Bericht über die Theogonie nach den allgemeinen babylonischen Anschauungen.

$ 14. Die sog. Schöpfungslegende von Eridu (?)1.

Br. Mus. 82-5-22, 1048. Veröffentlicht: CT. XIII, pl. 35 ff., übersetzt von Jensen KB VI, 1 S. 39 ff., Winckler, T.B. S. 98ff.; Jeremias, ATAO2 S. 129f.; King, Sev. Tabl. I, 130ff. Zu Inhalt und Analyse des Textes vgl. besonders Jeremias 1. c. u. Zimmern, KAT3 S. 498.

Der Text (aus neubabylonischer Zeit mit sumerischer, offenbar sekundärer Übersetzung überliefert) bildet die Einleitung eines Beschwörungstextes und beginnt:

1 Das heilige Haus, das Götterhaus, war an heiliger Stätte noch
nicht gemacht,
[schaffen,
2 ein Rohr noch nicht hervorgesprossen, ein Baum nicht ge-
3 Ziegelsteine nicht gelegt, ein Fundament nicht gebaut,
4 ein Haus nicht gemacht, eine Stadt nicht gebaut,

5 eine Ansiedelung nicht gemacht, (Menschen)gewimmel nicht
6 Nippur nicht gemacht, Ekur nicht gebaut, [hineingesetzt,
7 Erech nicht gemacht, Eanna nicht gebaut,

8 der Apsu (Ozean) nicht gemacht, Eridu nicht gebaut,

9 für das heilige Haus, das Götterhaus, die Stätte nicht gemacht, 10 die Länder allesamt waren ein Chaos (tamtu), [war

11 zu der Zeit, da die Mitte des Chaos noch ein Wasserbecken 12 damals ist Eridu gemacht, Esagila gebaut worden, 13 Esagila, das mitten im Ozean Marduk bewohnt, 14 [Babel gemacht, Esagila vollendet worden,3]

sammen,

Menschensamen,

[wohnen zu lassen,

15 die Götter, die Anunnaki, sind allesamt geschaffen worden,
16,,die heilige Stadt", eine,,Wohnung, die ihrem Herzen wohl-
tut", nannten sie (sie) mit hehrem (Namen).
17 Marduk fügte ein Rohrgeflecht angesichts des Wassers zu-
[flechtes auf.
18 Erde machte er, schüttete sie an der Seite des Rohrge-
19 Um die Götter in einer,,Wohnung des Wohlergehens des Herzens"
20 schuf er Menschen,
21 Aruru schuf mit ihm
22 Getier des Feldes,
23 den Eufrat und Tigris schuf er
24 ihren Namen benannte er gut.
25 Gras (?), den Halm der Wiese,
26 das Grün des Feldes machte er,
27 die Länder, die Wiesen und das Schilf.
28 Die Wildkuh und ihr Junges, das Kalb, das Mutterschaf und ihr
Junges, das Lamm der Hürde,

Lebewesen des Feldes schuf er,
und brachte sie an (ihren) Ort,

Rohr und Schlingpflanzen [machte er,

1 Diese Bezeichnung gebrauche ich lediglich in Rücksicht auf das Herkommen. Vgl. das über die Verknüpfung gegenwärtiger Verhältnisse und Institutionen mit der Urgeschichte oben S. 41 f. bemerkte.

2 Geschr. Lugal-Dul-Azag, hier Marduk von Eridu, der Gott des Beschwörungsrituals.

3 Ursprünglich Glosse, durch welche die Rezension auf Babel und seinen Tempel Esagila überschrieben worden ist.

29 die Haine und die Wälder,

30 Ziegenbock und Gazellen(?)bock . . . ten ihn (ihm).

Marduk führt nun abermals „an der Grenze des Meeres" eine Plattform auf, aus Rohrgeflecht und Erdmasse, macht [Rohr] und Holz. legt Ziegelsteine hin, baut eine Ziegelform, macht Häuser, baut Städte, macht Städte, setzt Gewimmel hinein, macht Nippur, baut Ekur, macht Erech, baut Eana, [macht Eridu, baut Esagil]

Rest fehlt).

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(der

Das Verständnis des Textes bietet große Schwierigkeiten, die zum größten Teil dem recht unklaren Aufbau des Ganzen zur Last fallen. Innere Gründe legen es nahe, daß wir es bei dem Text keineswegs mit einem völlig ernst zu nehmenden Zeugnis der kosmogonischen Vorstellungen der alten Babylonier, sondern vielleicht eher mit dem Elaborat eines Priestereleven zu tun haben, der seiner Aufgabe, eine mythologische Einleitung zu einer „Beschwörung von Eridu" aus alten Überlieferungsstoffen und Vorstellungen herzustellen, in formell nicht eben glänzender Weise gerecht geworden ist. Dafür spricht auch die höchst fragwürdige sumerische Version, die dem Text beigegeben ist. Die ungeschickte Einflechtung der „Glosse" in Z. 14 läßt auch jedes Verständnis für den größeren Zusammenhang des Textes vermissen. Die Übertragung mythischer Stoffe auf andere Heiligtümer pflegt sonst wesentlich geschickter vorgenommen worden zu sein.

Gleichwohl muß anerkannt werden, daß der Text eine unschätzbare Quelle für die urgeschichtlichen Vorstellungen der Babylonier darstellt, wenn auch die Form, in der sie geboten werden, das Verständnis des Zusammenhangs ungemein erschwert. Der Text läßt sich vielleicht folgendermaßen analysieren: Z. 1-9 schildern, was alles nicht da war, bevor die Welt ins Dasein trat, Z. 10—11 zeigen in positiver Form, wie das All damals beschaffen war, 12-18 schildern die Entstehung der kosmischen Orte, der drei Regionen der himmlischen Welt, der Reiche Eas (Eridu), Anus (Reich der Anunnaki, der Anu-Kinder Z. 15-16), Bels (das himmlische Erdreich Z. 17-18). Daß dieser von Jeremias erschlossene Gedankengang vorliegt, wird durch die Aufzählung der Heiligtümer der drei großen Götter in Z. 6-9 außerordentlich wahrscheinlich, er ist aber freilich im Text so unklar wie nur möglich ausgedrückt. Noch größere Schwierigkeit macht das Folgende. An die Schöpfung des himmlischen Erdreiches schließt sich ein liebliches Idyll an, in dem Menschen, Tiere und Gräser sich ungestörten Friedens freuen. Danach ist dann

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