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Kap. 5: Der Etanamythus.

Literatur. Die Texte, meist aus Assurbanipals Bibliothek stammend, sind publiziert in BA II, 439 ff. 503 ff.; III, 379 ff. Ein Fragment, das bereits aus der Hammurabizeit zu stammen scheint, ist von Scheil entdeckt und in Note LV im Recueil Bd. XXIII veröffentlicht worden. Zur Transkr. u. Übers. siehe außer den genannten Aufsätzen vor allem Jensen in KB VI, 1 S. 100 ff. u. S. 581 ff. Dort auch über die mutmaßliche Reihenfolge der erhaltenen Fragmente. Möglicherweise gehören auch K 46281 u. K 5187 etc. (CT XV, pl. 42f., zweisprachig) zum Etanamythus, doch ist der Zusammenhang dieser beiden Fragmente noch völlig unsicher.

Zum Inhalt vgl. KAT3 S. 563 ff. und Stucken, Astralmythen S. 1 ff. $ 22. Inhaltsangabe. Der mutmaßliche Anfang des Gedichtes führt in eine Zeit, wo noch kein König auf Erden war. Die großen Anunnaki und Igigi

hatten keinen König über die Menschen der ruhigen Wohnsitze [sammengefügt,

gesetzt.

Damals war eine Königsbinde, eine Königskrone noch nicht zuein Zepter von Lasurstein war noch nicht . . . worden.

Zepter, Königsbinde, Königskrone und Hirtenstab lagen noch vor Anu im Himmel. Da macht sich Istar auf, dem Lande einen König zu suchen... Hier bricht der Text ab. Jedenfalls stand in der Lücke, wie Istar bei ihrem Suchen nach einem Könige auf Etana stößt, dessen Weib der Geburt eines Kindleins entgegensieht; dieses Kindlein wird offenbar von den Göttern zum König bestimmt. Aber die Geburt scheint sich zu verzögern, Etana muß göttliche Hilfe suchen, das „Kraut des Gebärens" sucht er zu gewinnen. Dazu soll ihm der Adler behilflich sein, der aber von der Schlange übel zugerichtet in einer Grube liegt. Die Geschichte des Zwistes zwischen Adler und Schlange wird nun, bevor die Haupthandlung — Etana sucht das Wunderkraut weitergeführt wird, ausführlich erzählt. Das Folgende bildet eine Episode im Mythus.

Den Adler war ein Gelüste angekommen, der Nachtschlange die Jungen zu fressen:

,,Die Jungen der Nachtschlange will ich fressen, ich! Die Nachtschlange [ist sorglos] in ihrem Herzen.

Ich will hinaufsteigen, am Himmel sp[ähen],

hinabfahren auf den Gipfel eines Baumes und die Frucht fressen!"

1 Bisher, wie auch oben (S. 65), als Stück des Zû-Mythus aufgefaßt.

Das Adlerjunge, das ,,sehr gescheite" (Atarchasis) warnt den Vater: ,,Friß nicht, mein Vater! Soll das Netz des Samas dich fangen? Soll das Jägergarn, der Bann des Samas über dich ergehen und

[dich] fangen?

Wer die Grenze des Samas überschreitet: Samas wird ihn böse in die Hand . . .".

Der Adler hört aber nicht auf die Warnung und frißt die Jungen

der Nachtschlange.

Die Schlange klagt nun bei Samas:

Meine Jungen waren zerstreut, [ich war] nicht [bei ihnen];
da fuhr er herab und fraß [meine Jungen].

Das Böse, das er mir antat, gib ihm zurück, Samas!1

Wer hat aus deinem Netz entkommen lassen den schlimmen Zû, der das [,,böse Haupt] hochhält"?

Samas rät ihr, „über den Berg" zu ziehen. Dort soll sie in den Leib eines toten Wildochsen (rêmu) kriechen, dann würden allerlei Vögel vom Himmel auf das Aas herunterstoßen, unter ihnen auch der Adler, den soll sie dann packen, ihm die Schwingen zerzausen und ihn in eine Grube werfen, „daß er den Tod des Hungers und des Durstes sterbe" 1. Die Schlange folgt dem Rate des Samas und alles geschieht, wie es der Gott vorausgesagt. Interessant ist, daß wiederum das Adlerjunge, das,,sehr gescheite", den aasgierigen Vater warnt:

,,Fahr nicht hinab, mein Vater! Wenn nun eine Schlange im Innern des Wildochsen lauert?" Der Vater Adler hört nicht auf die Warnung, geht in die Falle und wird von der Schlange jämmerlich zugerichtet. Flehentlich bittet er:

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Erbarm dich mein! Dann will ich dir wie ein Bräutigam ein
Brautgeschenk geben."

Die Schlange aber läßt sich nicht erweichen, sie schlägt ihm die
Flügel ab und zerrauft ihm das Gefieder, wirft ihn in die Grube,
„daß er den Tod des Hungers und des Durstes stürbe".
Hier bricht der Text ab.

Der Zusammenhang mit dem Folgenden ist noch völlig unklar. Nun tritt auf einmal Etana auf und bittet Samas um das „Kraut des Gebärens". Sein Weib hat wohl Not gehabt, die Frucht ihres Leibes abzustoßen erwähnt ist davon nichts ;

jedenfalls braucht Etana das Wunderkraut. Er hält Samas vor, daß die Priester reichlich Opfer gebracht hätten und wendet sich nun direkt an ihn:

1 Talion!

,,Gib her das Kraut des Gebärens,

zeige mir das Kraut des Gebärens!

Reiß heraus mein Erzeugnis und mache mir einen Namen (Sohn)!“ Samas weist ihn an, „über den Berg" zu ziehen, gerade wie er vorher der Schlange dort die Erfüllung ihrer Bitte verheißen hat. Der Text bricht hier ab. Offenbar sagt ihm Samas, daß er sich an den auf dem Berge gefangenen Adler wenden solle, der ihm zur Erlangung des Wunderkrautes behülflich sein werde. Etana kommt zum Adler, richtet ihm die Botschaft des Samas aus und verlangt von ihm das Wunderkraut.

Hier bricht der Text wiederum ab, ein Paralleltext erzählt, daß Etana im 9. Monat den wieder zu Kräften gekommenen Adler in seiner Grube aufgesucht hat.

Im folgenden scheint Etana eine Vision zu erzählen, in der er den Himmel geschaut hat. Leider ist auch hier der Text nur lückenhaft überliefert. Vielleicht ist diese Vision verknüpft mit einer Offenbarung an Etana, daß das Wunderkraut sich im Himmel befinde und von dort geholt werden müsse, jedenfalls erwidert der Adler Etana, daß er bereit sei, ihn hinauf zum Himmel zu tragen. Etana klammert sich an den Adler Brust (?)1 an Brust und wird von ihm durch die Lüfte getragen. Dreimal, nach je einer Doppelstunde läßt der Adler Etana zur Erde herniederschauen, die immer mehr ihren Blicken entschwindet, sodaẞ zuletzt das Meer wie eine Gartenrinne sich ausnimmt. Nach der dritten Doppelstunde kommen sie an den Himmel Anus und dringen ein durch das Tor Anus, Bels und Eas.

Hier bricht der Text wiederum ab.

Im Himmel Anus haben sie das Kraut des Gebärens nicht erhalten, sie müssen noch höher steigen, offenbar nochmals je drei Doppelstunden, um vor dem Thron der Istar, die anderweitig als die „Mutter der Gebärenden" bezeugt ist, ihre Bitte zu wiederholen. Wiederum läßt der Adler Etana nach je einer Doppelstunde zur Erde und zum Meer heruntersehen, das Meer erscheint ihm einmal wie ein Hof, dann wie ein Brotkorb. Die immer wachsende Entfernung nimmt aber Etana schließlich den

1 Das erfordert — gegen Jensen - doch wohl der Kontext, und ganz abgesehen vom Text scheint mir die Schwierigkeit für Etana, in dieser Stellung auf die Erde herunterzusehen, geringer als die, sich rücklings am Adler festzuhalten. Vgl. aber Jeremias ATÃO2 zu 5. Mos. 32, 11.

Mut und er will nicht höher hinauffahren. Mitsamt dem Adler stürzt er in die Tiefe.

Der Schluß des Textes ist uns nicht erhalten. Erwähnt mag werden, daß wir im Gilgamesch-Epos Etana in der Unterwelt finden; vielleicht hat dort erst sein Sturz geendet. Ob das Kind Etanas auch ohne das Kraut des Gebärens zur Welt gekommen ist, wissen wir nicht.

Der Mythus stellt als Ganzes genommen der Erklärung große Schwierigkeiten entgegen wegen der lückenhaften Erhaltung, die es erschwert, die Beziehungen der einzelnen Bestandteile zu einander zu erkennen. Deutlich heben sich drei Hauptteile von einander ab: die Legende von der Geburt des ersten Königs bildet das Grundthema des ganzen Mythus, die Erzählung vom Adler und der Schlange ist durchaus episodisch und erweist sich durch ihre in keinem Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit für die Haupthandlung stehende Ausführlichkeit als Fremdkörper, der sicher auch außerhalb dieses Zusammenhangs im Umlauf gewesen ist. Desgleichen dürfte in der Himmelfahrt des Etana ein vorhandenes Schema benützt worden sein, da gerade die Idee der Himmelfahrt ohne jede Beziehung auf ihre spezielle Formulierung im Etanamythus in manchen anderen orientalischen und auch griechischen Mythen wiederkehrt. Auch das „,Kraut des Gebärens" ist ein mythologisches Motiv, dessen anderweitige Verbreitung es nahe legt, anzunehmen, daß es auch in Babylonien in anderem Zusammenhang vorgekommen sein mag.

Zu dem im folgenden behandelten Gilgameschepos führen vom Etanamythus her einige beachtenswerte Bindeglieder. Es ist auffallend, daß die bei Aelian, Anim. Hist. XII, 21 überlieferte babylonische Gilgamossage Elemente des babylonischen Gilgameschepos und des Etanamythus zusammenwirft; dieselbe Beobachtung machen wir in der arabischen Sage und im Alexanderroman (Himmelfahrt Nimrods)1.

Kap. 6: Das Gilgamesch'-Epos.

Literatur: Text bei Haupt, Babyl. Nimrodepos; Nachträge in BA I, 49 ff. 97 ff.; Tafel 6 u. 11 auch 4 R 41-42, 43-44. Übers.: A.

1 Zur Literatur hierüber vgl. KAT3 S. 565f.

2 Die Lesung des früher Izdubar, Gischthubar, wohl auch Nimrod gelesenen Namens ist jetzt durch phonetische Schreibung gesichert; zur Bedeutung des Namens vgl. Jensen, KB VI, 1 S. 116.

Jeremias, Izdubar-Nimrod, und vor allem Jensen, KB VI, 1 S. 116ff.; für die 11. Tafel: Zimmern bei Gunkel, Schöpfung und Chaos S. 423 ff.; Jeremias, ATAO S. 125 ff.; Winckler, TB2 S. 84 ff.

Über den Inhalt s. Zimmern, KAT3 S. 566 ff.; Jeremias 1. c. Über den mutmaßlichen Sinn des Epos wie auch besonders über seine Einwirkung auf die Literatur anderer Völker verbreitet sich nach der vorläufigen Anzeige P. Jensen:,,Das Nationalepos der Babylonier und seine Absenker". Über die Entstehung der überlieferten Form des Epos in sagen- und literargeschichtlicher Beziehung, vgl. Jastrow, Religion of Babyl., S. 467 ff. Über die Beziehungen des Heros zu Arabien vgl. Hommel, Aufss. u. Abhh. S. 298 f.

Fast das ganze bisher zugänglich gewordene Material entstammt der Bibliothek Assurbanipals. Ein verhältnismäßig kleines Stück einer stark abweichenden Rezension ist aus altbabylonischer Zeit erhalten (s. S. 88 ff.). Auffallend ist, daß bisher keine einzige Spur einer späteren Niederschrift aufgetaucht ist, auffallend namentlich in Rücksicht auf die außerordentliche Verbreitung der Stoffe dieses Epos im ganzen alten Orient und im Hinblick auf die zahlreichen späteren Duplikate anderer epischer und lyrischer Stücke der Sammlungen Assurbanipals. Gleichwohl dürfte es sich hier lediglich um Zufall handeln.

23. Inhaltsangabe.

Tafel I. Die Einleitung gibt einen kurzen Überblick über die Eigenschaften und Taten des Helden. Er wird eingeführt als der, der in alles Einsicht hatte, dem auch das Geheimnisvolle offenbar war, der aus der Zeit, die vor der großen Flut liegt, Kunde brachte und mühevolle Wanderungen in ferne Gegenden ausführte. Die Mauer von Erech hat er aufgerichtet und Eanna, den Tempel der Istar, in dieser Stadt erbaut.

Lücke von etwa 35 Zeilen.

In Erech hat Gilgamesch eine drückende Gewaltherrschaft aufgerichtet; um den Bau der Stadtmauer durchzuführen, zwingt er die ganze junge Mannschaft ohne Rücksicht auf ihre Familienbande in seine Dienste. Tag und Nacht wird gearbeitet, die Braut muß den Geliebten, der Vater den Sohn missen. Darüber erhebt sich großes Wehklagen, das bis zum Thron der Himmlischen dringt. Die Schöpfer- und Muttergöttin Aruru, die den Gilgamesch geschaffen, wird angefleht, ein Ebenbild des Tyrannen zu erschaffen, der mit ihm den Kampf aufnehmen und seine übermütige Gewalttätigkeit nach anderer Seite hin ablenken soll. Als Aruru dies hörte, schuf sie in ihrem Herzen ein Ebenbild des Anu. [Feld,

Aruru wusch ihre Hände, Lehm kniff sie ab, warf ihn auf das Eabani schuf sie, einen Gewaltigen, einen großen (?) Sprößling, eine Heerschar Ninibs.

...

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