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entnehmen, als daß dort alles ,,voll von Erdstaub" sei. Der erhaltene Schluß des Gespräches und zugleich des ganzen Epos enthält eine Wechselrede zwischen den beiden Freunden, in der Gilgamesch offenbar wiederholt, was ihm Eabani vorher erzählt hat, und sich die Richtigkeit seiner Anschauung im einzelnen von Eabani bestätigen läßt:

Wer den Tod durch Eisen starb
im Schlafgemach ruht er,

trinkt reines Wasser.

das sahst du? ja ich sah es!

[sah es!

Wer in der Schlacht erschlagen ward das sahst du? ja ich
dessen Vater und Mutter erheben sein Haupt
und sein Weib .... auf . . . .

Wessen Leichnam auf das Feld geworfen ward
das sahst du? ja ich sah es!

dessen Totengeist hat in der Erde nicht Ruhe.
Wessen Totengeist keinen hat, der für ihn sorgt,
das sahst du? ja ich sah es!
Überbleibsel im Topfe, Reste von Speisen,

was auf die Straße geworfen, muß er essen.

Ein altbabylonisches Fragment zum Gilgamesch-Epos.

Von größter Wichtigkeit ist das von Meißner erworbene und in MVAG 1902 Nr. 1 veröffentlichte Bruchstück einer Tafel aus der Hammurabizeit, welches gegenüber der in Assurbanipals Bibliothek überlieferten Redaktion eine stark abweichende Version darstellt.

Die erste Kolumne enthält ein Gespräch zwischen Gilgamesch und Samas:

Gilgamesch, was rennst du herum?

Das Leben, das du suchst, wirst du doch nicht finden. Gilgamesch erwidert dem „,kriegerischen Samas":

Seitdem ich in die Wüste hinausgezogen (?) bin, um umherzuschweifen,

sind inmitten der Erde die Sterne wenig (?) geworden,

und ich schlief alle Jahre.

Meine Augen wollen die Sonne schauen und ich will mich mit
Helligkeit sättigen.

Fern bleibe die Finsternis, damit genügende Helle sei.

Der des Todes Gestorbene möge schauen den Glanz der Sonne. Diese Episode fehlt in der Rezension Assurbanipals vollständig, sie dürfte aber mit Sicherheit der IX. Tafel zuzuweisen sein und eine Episode aus der Wanderung durch die Finsternis des Gebirges Mâschu darstellen. Anstatt der Skorpionmenschen, die

beim Aufgang und Untergang die Sonne bewachen, tritt hier der Sonnengott selber auf. Über die wie es scheint bedeutenden sachlichen mythologischen Differenzen dieses Stückes gegenüber der Version aus Assurbanipals Bibliothek möchte ich bei dem Mangel eines größeren Zusammenhanges eine Vermutung nicht aussprechen.

Klarer ist die Beziehung zum Ganzen in den sich unmittelbar aneinander anschließenden Kolumnen 2 und 3. Dies Stück gehört der 10. Tafel der neueren Fassung an und enthält eine Szene aus dem Zwiegespräch des Gilgamesch mit der Sibylle, das aber vollständig abweicht von dem in dem großen Epos.

Zunächst klagt Gilgamesch über den Verlust des Freundes, der hier nicht An-En-Ki-Kak (= Eabani), sondern An-En-Ki-Chi heisst, das vielleicht Ea-tâbu zu lesen ist:

Ea-tâbu (?), den ich gar sehr liebe,

der mit mir hat

ist dahin gegangen

Tag und Nacht

alle Fährnisse überwunden,

zum Schicksal der Menschen. weinte ich über ihn

und übergab ihn nicht zur Beerdigung.

Da sah es ein Gott und erwiderte mir auf mein Schreien.

Sieben Tage

und sieben Nächte

fiel er wie ein Wurm auf sein Antlitz1.

Seit seinem Tode fand ich nicht mehr Gesundheit.

Ich eilte umher wie ein . . .

mitten in der Wüste.

will ich nicht sehen.

Nunmehr, Sabîtu, sehe ich dein Antlitz.

Den Tod, den ich fürchte,

Darauf antwortet ihm die Sibylle:

Das Leben, das du suchst, wirst du nicht schauen.

Als die Götter die Menschen schufen,

haben sie den Menschen den Tod auferlegt,

das Leben aber in ihren Händen behalten.

Anstatt verstört in die Irre zu streifen, solle er vielmehr sein

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Der erhaltene Anfang der 4. Kolumne entspricht in der

1 Im großen Epos währt Eabanis Krankheit 12 Tage.

Fassung der Bibl. Assurb. dem Zwiegespräch zwischen Gilgamesch und Ur-Nimin (hier Sur-sunabu1 genannt), dem Schiffer Utnapischtims:

Sursunabu spricht zu ihm,
Welches ist dein Name,
Ich bin Sursunabu,
Gilgamesch antwortete ihm,

zu Gilgamesch:

sag es mir an!

des U-ta-na-isch(?)tim (?),,,des Fernen“

dem Sursunabu:

Gilgamesch ist mein Name. Ich bin es,

der gekommen ist vom . . . . . palast (?), der gegenüber (?) dem Gebirge liegt,

[(Mann).

eine (weit)entfernte Strecke gen Aufgang (?) der Sonne. Nunmehr, Sursunabu,

sehe ich dein Antlitz.

Zeige ihn mir, den U-ta-na-isch(?)-tim(?), den „Fernen“.

Est ist zweiffellos, daß die Gestalt des Gilgamesch-Epos, wie sie durch Assurbanipals Abschreiber überliefert worden ist, das Produkt einer langen literargeschichtlichen Entwicklung darstellt. Der jüngsten Periode dieser Entwicklung gehört jedenfalls der ganze äußere Rahmen an, der dem Ganzen durch Einteilung in 12 Gesänge, die inhaltlich auf die Tierkreisbilder anspielen, die Idee des Jahresumlaufes der Sonne mit ihren 12 Stationen in den Tierkreisbildern zugrunde legt. Die Unvollständigkeit der einzelnen Tafeln macht es unmöglich, ihre Beziehungen zu entsprechenden Tierkreisbildern jedesmal nachzuweisen. Doch ist diese Beziehung ohne weiteres klar bei der 2. Tafel: Freundschaft zwischen Gilgamesch und Eabani=Zwillinge, bei der 10. und 11. Tafel: Schiffer des Utnapischtim, Sintflut = Wassermann und Fische. Die Beziehungen der 6. Tafel, in deren Mittelpunkt die Werbung der Istar steht, zum Tierkreisbild der Jungfrau, der 9. Tafel (Skorpionmenschen) zu dem des Skorpions lassen sich aber nicht ohne weiteres festlegen, wenigstens nicht bei der gewöhnlichen Aufeinanderfolge der Tierkreisbilder. Vielleicht darf man in der 1. Tafel den Eabani, dessen Mondcharakter zweifellos ist, als den Repräsentanten des Tierkreisbildes des Stieres, des Symbols des Mondgottes, annehmen.2

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1 nach Hommel Priester (sur, var. für ur) des Ea (sunabu Ea), vgl. Grundriss, S. 370 Anm. 1.

2 Eingehende Untersuchungen über den astralen Hintergrund des Epos sind in dem obengenannten Werke Jensens zu erwarten. Vorläufig vergleiche hiezu vor allem die Ausführungen Zimmerns in KAT: S, 566 ff.. bes. 580 ff. Dort auch über die Beziehungen des biblischen Nimrod zu Gilgamesch und die natürlichsekundären Anspielungen auf historische Ereignisse (Elamiterkriege u. a.).

Dieser Rahmen wird durchbrochen von dem jedenfalls ursprünglichen Grundgedanken des Gedichtes, dem Dioskurenmythus, in dem Eabani und Gilgamesch als Mond und Sonne die Hauptrolle spielen, denen als die Schwester der Dioskuren Istar, der Venusstern, zur Seite tritt. Die Schicksale von Gilgamesch und Eabani, in der Form des Dioskurenmythus erzählt, bilden jedenfalls den Grundstock des ganzen Epos, an den sich im Laufe einer langen Entwicklung, die nicht nur durch historisch bedingte, sondern sicher auch durch lokale Zwischenstufen hindurchgegangen ist, verschiedene andere mythologische Elemente angegliedert haben, die zum Teil auch den Gang der Haupthandlung wesentlich beeinflußt haben mögen. Als Fremdkörper erweist sich ohne weiteres die ausführliche Fluterzählung im 11. Gesang. Die Ausscheidung anderer sekundärer Bestandteile begegnet namentlich wegen der Lückenhaftigkeit des Textes, die die Beziehungen der einzelnen Teile zueinander oft genug im Dunkeln läßt, großen Schwierigkeiten und soll hier angesichts der Begrenzung unserer Aufgabe gar nicht versucht werden. Ein unvergleichliches Hilfsmittel für diese literar- und mythengeschichtliche Frage würde die ältere Rezension des Epos an die Hand geben, wenn sie vollständiger erhalten wäre.

In Kürze müssen wenigstens andeutungsweise die Fäden aufgezeigt werden, die das Gilgamesch-Epos mit der Mythologie und Legende anderer Literaturen verknüpfen, während für den Nachweis im einzelnen auf Jensens in Aussicht gestellte Untersuchungen verwiesen werden muß.

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Vor allem das Dioskurenmotiv an sich, das das ganze Epos heherrscht Gilgamesch und Eabani, die großen Zwillinge Sonne und Mond und ihre Schwester, der Venusstern beherrscht die Mythologie aller Völker, was zunächst auch ohne jede literarische Beeinflussung durch das Gilgamesch-Epos verständlich ist. Anders steht es aber, wo das Dioskurenmotiv in einer Form auftritt, wie in den biblischen Vätergeschichten eines Abraham und Lot, Isaak und Ismael, Jakob und Esau, Simeon und Levi, Joseph und Benjamin, Moses und Aaron, denen auch die Ergänzung in einer Istargestalt nicht fehlt (Sarah, Rebekka, Rahel, Dina, Miriam, Zipporah), in einer Form, die auch sehr wesentliche spezielle Züge des Gilgamesch-Epos aufweist, wie namentlich den mythologischen Charakter der einzelnen Personen und den legendarischen Rahmen einer mit Abenteuern verknüpften Wanderung.

Hier kann nur eine Erklärung ausreichen, die eine ausgebildete Legende als gemeinsame Quelle aller dieser Erzählungen annimmt, wobei freilich die näheren Umstände dafür sprechen, daß auch das Gilgamesch-Epos im Abhängigkeitsverhältnis zu eben dieser Legende steht. Die wichtigsten Elemente dieser Dioskurenlegende des Gilgamesch-Epos kehren wieder in den Erzählungen der Richterzeit (Josua-Kaleb, Simson Gilgamesch) und der ersten Königszeit (Saul und Samuel, David und Jonathan), in der spät-jüdischen Romanliteratur (Ester und Judith). Nicht anders ist es z. B. auch in der griechischen Heroenlegende. Um nur die allerfrappantesten Beispiele anzuführen: die Irrfahrten des Odysseus, die Abenteuer und Wanderungen des Herakles und in der späteren Legende der Alexanderzug liefern zahlreiche Vergleichspunkte. Mit diesen Andeutungen muß ich mich hier begnügen.

Die Hauptfrage ist nun, ob es möglich ist, die erhaltene literarische Form des Gilgamesch-Epos unmittelbar als die Quelle aller dieser analogen mythologischen Bildungen anzunehmen (so Jensen). Diese Annahme begegnet den schwersten historischen Bedenken, deren Klarlegung hier zu weit führen würde. Man wird vielmehr anzunehmen haben, daß es sich hier um mythologische Grundvorstellungen handelt, die ganz unabhängig von der doch immerhin zufälligen literarischen Ausprägung im Gilgamesch-Epos in Babylonien entstanden und dort auch zur Legende sich ausgebildet haben, von dort aber jedenfalls vor der Redaktion der uns erhaltenen Gilgamesch-Erzählung zu den verschiedenen Völkern gewandert sind, bei denen sie unter verschiedenartigen Verhältnissen eine eigenartige Ausgestaltung erfahren, die freilich in jedem Fall die Hauptzüge der Ursage bewahrt hat.

Von Gilgamesch handeln noch folgende weitere Texte, ohne jedoch in irgendwelchem literarischen Zusammenhang mit dem Epos zu stehen: 1) Das vielfach mit dem Epos verknüpfte Fragment K 3200 (KB VI, 1 S. 272 ff.) von der Belagerung Erechs, vgl. unten §. 53. 2) Beschwörungshymnus an Gilgamesch (Sm 1371 + 1877 KB VI, 1 S. 266 ff.).

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3) Ein Hymnus auf Gilgamesch oder Gilgamesch und Istar (Rm KB VI, 1 S. 268f.), nur ganz fragmentarisch erhalten.

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4) Eine sumerische Inschrift des An-A-an (= Ilu-ma, identisch mit dem Begründer der 2. Dynastie von Babel, Ilu-ma-ilu?) :

An-A-an, der Älteste des Volks von Erech, der Sohn des Bêl-schemia, der die Stadtmauer von Erech, ein altes Werk des Gilgamesch,,,an ihren Ort zurückgebracht hat".

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