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5) Ein merkwürdiges, leider nur ungenügend ediertes oder schlecht erhaltenes Fragment 82-7-14, 509 (vgl. ZA VI S. 369), in dem es heißt:

Utnapischtim, der König, der Vorgänger des Gottes Dagan. 6) Weitere kleine Fragmente siehe KB VI, 1 S. 270f.

Kap. 7: Sintfluterzählungen und Verwandtes. Literatur: Im allgemeinen vgl. Usener, Sintflutmythen; Böklen, Die Sintflutsage, ARW. VI; Zimmern in KAT3 S. 543 ff.; Jeremias, ATAO S. 124 ff. Über das Verhältnis des biblischen Berichts zur babylonischen Überlieferung s. vor allem Zimmern und Jeremias a. a. Ó. Hier wie bei Usener sind auch Fluterzählungen anderer Völker mitgeteilt.

§ 24. Die Fluterzählung im Gilgamesch-Epos.

Der Inhalt der babylonischen Flutsage, wie sie im 11. Gesang des Gilgamesch-Epos überliefert ist, ist oben S. 82 ff. ausführlich erzählt. Es ist auch schon darauf hingewiesen worden, daß es zweifellos erscheint, daß diese Flutsage nicht ursprünglich in den Kreis der Gilgameschsage gehört, sondern wohl im Interesse der Beziehung des ganzen Epos zu den zwölf Tierkreisbildern eingefügt worden ist.

Über das Alter dieses Flutberichts, der wie das ganze Gilgamesch-Epos in einer für Assurbanipals Bibliothek hergestellten Abschrift auf uns gekommen 1, läßt sich nichts ausmachen. Doch scheint es zweifellos, daß er schon in altbabylonischer Zeit existiert hat, was sowohl die Analogie anderer Mythen, als vornehmlich eine unter dem Namen Ea und Atrachasis" bekannte, aus der Hammurabizeit stammende Version des gleichen Stoffes beweist (s. § 26).

$ 25. DT. 42. Bruchstück eines abweichenden babylonischen Flutberichtes.

Text: Delitzsch, AL S. 101, 4. R, add. pl. 9; Haupt, Nimrod S. 131. Transkr. u. Übers.: Jensen, KB VI, 1 S. 254 ff.; Winckler, TB2 S 94f. Zur Übers. vgl. Jeremias, ATAO S. 130, zum Inhalt: Zimmern, KAT S. 551. Fragment aus Assurbanipals Bibl. 17 Zeilen.

Das erhaltene Fragment gibt einen kleinen Teil des Gespräches zwischen Ea und dem Sintflutheros, der hier aber nicht Utnapischtim, sondern stets Atrachasis, d. i. „der Erzgescheite" heißt. Es setzt ein mit der Aufforderung Eas an Atrachasis, auf ein gegebenes Zeichen hin in das Schiff zu steigen, Getreide, Hab

1 Er wurde 1872 gefunden.

und Gut, seine ganze Familie, die Handwerker und die „Tiere des Feldes, soviel ihrer Grünes fressen", mit hinein zu nehmen. Atrachasis bittet, da er niemals ein Schiff gebaut habe, wolle Ea ihm einen Abriß eines solchen auf die Erde zeichnen, dann wolle er danach das befohlene Schiff bauen.

Dieses vorliegende Fragment gehört zweifellos einer Version an, die außerhalb des Zusammenhangs mit dem Gilgamesch-Epos selbständig existiert hat. Das beweist neben dem anderen Namen des Helden auch der Umstand, daß von ihm in der dritten Person erzählt wird. Auch inhaltlich bestehen trotz reger Berührung in den Hauptzügen starke Differenzen. Die Aufforderung Eas ist hier wesentlich verkürzt, wogegen in der ausführlichen Erzählung nichts von der Bitte des Helden um ein Modell zum Schiffsbau gestanden hat.

§ 26. Ea und Atarchasis.

Text: (K 3399 +3934) veröffentlicht CT XIII, pl. 49. Aus Assurbanipals Bibliothek, sehr lückenhaft erhaltene Reste von vier Kolumnen, über deren Befund s. Jensen, KB VI,1 S. 274ff. Transkr. u. Übers.: Zimmern, ZA XIV S. 277 ff.; Jensen, a. a. O. Zum Inhalt vgl. Zimmern in KAT3 S. 552ff.; Jeremias, ATAO S. 139 f.

Der Text beginnt mit der Schilderung einer schweren Unglückszeit, die über das Land hereingebrochen ist und schon sechs Jahre lang angedauert hat. Der Himmel gab keinen Regen, die Felder weigerten ihre Frucht, und selbst das Kind im Mutterleib konnte nicht geboren werden. Jahr um Jahr war die Not gestiegen, so daß man sogar die eigenen Kinder zum Mahle hinlegte".

In der nun folgenden Lücke steht wohl, daß es der Fürsprache des Atarchasis bei Ea gelang, das von Bel verhängte Unglück abzuwenden, daß aber die Sünden der Menschen aufs neue den Zorn Bels, des Vaters der Götter, erregten.

Es wiederholen sich die gleichen Plagen und wiederum tritt Atarchasis vor Ea, für die Menschheit zu bitten. Diesmal ohne Erfolg. Es wird eine Götterversammlung einberufen, in der Bel, betrübt über das Geschrei" der Menschen, verkündet, daß er eine Fieberseuche unter den Menschen entstehen lassen wolle: ihr Geschrei eine Seuche,

Gleich soll verstummen machen (?)

wie ein Südwind wehe sie gegen sie,
Krankheit, Sumpffieber, Schüttelfieber, Unglück!

Alsbald tritt die Seuche auf und wieder kommt Atarchasis vor
Ea, klagt über die neue Bedrängnis der Menschen und bittet um
Errettung der Menschen, die die strafenden Götter ja doch selbst
erschaffen hätten.

Der im folgenden lückenhafte Text scheint zu besagen, daß Ea Anweisungen gegeben, durch Opfer die zürnenden Götter zu besänftigen. Aber offenbar haben die Menschen die Götter aufs neue durch ihre Sünden in Zorn versetzt, denn

aufs neue sind die Götter versammelt, wieder klagt Bel:

Die Sünden (?) haben nicht abgenommen, größer als vordem sind sie geworden.

Ob ihres Geschreis bin ich betrübt.

Wiederum werden dieselben Nöte, die schon am Anfang die Menschen bedrückt haben, über sie verhängt: Mißwachs und Teuerung, Unfruchtbarkeit auch des Mutterschoßes. Das alles trifft ein, genau in derselben Weise wie vorher.

Nun folgt wieder eine große Lücke, über deren Inhalt sich kaum etwas vermuten läßt. Vielleicht aber war hier davon die Rede, daß auf abermalige Fürsprache des Atarchasis nunmehr eine Zeit der Fruchtbarkeit in der Natur und unter den Menschen anbricht. Wahrscheinlicher ist mir aber, daß es infolge des letzten Strafgerichts (oder durch eine sich daran anschließende Flut?) zu einer völligen Vernichtung des Menschengeschlechtes gekommen ist, daß aber die Götter doch Reue empfinden und beschließen, die Erde wiederum zu bevölkern durch ein neu zu erschaffendes Menschengeschlecht.

Da, wo der Text wieder einsetzt, tritt die Göttermutter Mami auf, die nach der Rezitation einer Beschwörungsformel sich anschickt, Menschen zu bilden. Vierzehn Stücke Lehm kneift sie ab, sieben legt sie zur Rechten, sieben zur Linken, und aus diesen Lehmstücken bildet sie sieben Männlein und sieben Weiblein.

Aus dem Schluß des erhaltenen Textes geht hervor, daß er in dieser Rezension als Einleitung einer Beschwörungsformel für schwangere Frauen gedacht war. Zum Inhalt vgl. S. 96.

§ 27. Das „Fragment Scheil".

In enger Berührung mit dem eben besprochenen Texte steht das „Fragment Scheil", aus altbabylonischer Zeit und vermutlich aus Sippar stammend.

Text: Rec. de Trav. XX S. 55 ff. Transkr. u. Ubers.: ib.; Jensen KB VI, 1 S. 288 ff. Zum Inhalt s. Zimmern, ZA XIV S. 277 ff., KAT S. 552.

Der Text ist außerordentlich lückenhaft, läßt sich aber aus dem vorhergehenden teilweise ergänzen. Hier wie im vorhergehenden spricht Ea mit Atarchasis, und es scheint, daß ähnliche (?) Plagen die Menschheit bedrücken. Deutlich ist aber hier von einer bevorstehenden Flut (abûbu) die Rede, wenn auch

die Lückenhaftigkeit des Textes alle einzelnen Ereignisse dabei völlig dunkel läßt.

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Der unleugbare Zusammenhang dieses Textes mit dem vorher besprochenen läßt erkennen, daß in den babylonischen Vorstellungen von dem Untergang einer Urmenschheit zwei Traditionsreihen nebeneinander herlaufen, die wohl auch gelegentlich zusammengetroffen sind, nämlich einmal die Zurückführung des Untergangs der ersten Menschheit auf eine allgemeine Flut und sodann die Motivierung desselben Ereignisses durch eine Reihe von verderblichen Plagen. Sicherlich handelt es sich dabei um ursprünglich verschiedene Sagenstoffe. So weiß sicher die Flutgeschichte des Gilgamesch-Epos und wahrscheinlich auch der Text DT 42 nichts von den über die Menschheit verhängten Plagen, während in dem Mythus von Ea und Atarchasis ausschließlich die Plagen zum Untergang der Menschheit geführt zu haben scheinen. In dem Scheilschen Fragment scheinen dagegen die Plagen und die Flut zusammenzuwirken, die ersten Menschen vom Erdboden auszutilgen.

Die Sonderexistenz der Sintfluterzählung als Motivierung des Untergangs der ersten Menschheit beweisen außer den babylonischen Rezensionen z. B. die biblische, syrische, indische und griechische Flutsage. Daɓ auch der dem Mythus ,,Ea und Atarchasis" zugrunde liegende Gedanke als ein selbständiges Element der mythologischen Vorstellung im ganzen alten Orient in Umlauf war, beweist für Babylonien die Anspielung im GilgameschEpos am Schluß der Fluterzählung (Tafel XI, vgl. S. 84), wo Ea Bel geradezu vorwirft, er hätte auch andere Mittel anwenden können, die Menschheit auszutilgen, nämlich Löwen, Schakale Hungersnot, Pest. Zweifellos geht auch die Episode in Gen. 7 ff.

die sogen. ägyptischen Plagen und das Strafgericht in Ezechiel 14, 12-20, bes. 21 (!) (Hungersnot, wilde Tiere, Schwert, Pest), aus dem nur wenige Fromme unversehrt hervorgehen, im letzten Grund auf dieselbe babylonische Vorstellung zurück. Beachtenswert ist der Wechsel zwischen 10 und 4 Plagen: 10 sind es in Ägypten, 4 bei Gilgamesch, 1. c., bei Ezechiel und — worauf mich Hommel aufmerksam macht wohl auch bei

den Masai in Afrika.

§ 28. Die Flutgeschichte nach Berosus1.

Texte bei Eusebius, ed. Schöne I S. 19-24 nach Alexander Polyhistor; ib. S. 31 f. nach Abydenus; mit Übers.: Winckler, TB2 S. 92 ff. Übersetzt von Zimmern, KAT3 S. 543.

Kronos erscheint dem Xisuthros, dem letzten der Urkönige, im Traum und offenbart ihm, daß am 15. des Monats Daisios die Menschen durch eine Flut zugrunde gehen würden; er solle alle Schriften nach Sippar bringen und dort vergraben. Für sich solle er ein Fahrzeug bauen, mit all seinen Angehörigen hineingehen, Speise und allerlei Tiere mit hineinnehmen. Auf die Frage, wohin denn die Fahrt gehe, wird ihm die Antwort: „Zu den Göttern, um für die Menschheit Gutes zu erflehen“. Die Überschwemmung tritt ein, und als die Wasser anfangen wieder zu sinken, habe Xisuthros „einige seiner Vögel losgelassen. Diese hätten aber keine Nahrung und keinen Ort zum Sitzen gefunden und seien wieder in das Schiff zurückgekommen. Darauf habe er sie nach einigen Tagen wieder hinausgelassen, und diese seien ins Schiff zurückgekommen mit lehmbeschmutzten Füßen. Zum drittenmal losgelassen, seien sie aber nicht wieder in das Schiff zurückgekommen". Da nun Xisuthros bemerkt, daß das Schiff auf einem Berge aufgelaufen sei, sei er mit Weib, Tochter und Steuermann herausgegangen, habe den Göttern geopfert, und sie alle drei seien entrückt worden. Die Zurückgebliebenen hätten sie dann gesucht, aber nur mehr eine Stimme vernommen, die ihnen zurief, sie sollten gottesfürchtig sein, denn er, Xisuthros, sei wegen seiner Gottesfurcht zu den Göttern entrückt worden usw.

Xisuthros ist natürlich identisch mit Chasis-atra, der Umkehrung des Namens Atrachasis. Auch sonst sind die Übereinstimmungen mit dem babylonischen Flutbericht offenkundig. Möglicherweise liegt eine spezielle Rezension (von Sippar?) zugrunde, in der Bel die Rolle spielt, die sonst dem Ea zukommt, wenn man der Wahl des Gottes Kronos, die aber auch erst einer späteren Überarbeitung zugeschrieben werden kann, besondere Bedeutung zumißt.

§ 29. Der mythologische Charakter der Flutsage. Zur Literatur vgl. Jeremias, ATAO S. 124 ff.

1 Ein weiterer durch babylonische Vorlagen beeinflußter Flutbericht liegt vor in Orac. Sib. I, 125 ff., vgl. dazu und besonders zu seinem Verhältnis zum Babylonischen: Geffcken in Nachrichten d. Gött. Ges. d. Wiss., 1900, S. 88 ff.; Bousset, ZntW, 1902, S. 31.

Weber, Literatur.

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