ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

die Sintflut zu nennen, wenn man sie als außerordentliches Strafgericht Gottes unter dieser Rubrik passiren lassen will. Die Universalität derselben ist von den Physikern schon lange bestritten und von den Theologen auch so ziemlich aufgegeben. Auch Jean d'Estienne 1) dehnt dieselbe nur auf die gesammte Menschheit aus, führt aber die in Frankreich nicht seltene Beschränkung auf das Centrum der Menschheit mit Ausnahme der Neger an. Denn diese haben absolut keine Erinnerung an die große Flut und bieten der Ableitung von Noe wegen der Kürze der Zwischenzeit keine geringen Schwierigkeiten. Er nennt als Vertreter dieser Ansicht Schöbel, Omalius d'Halloy, Quatrefages, Lenormant. Der Jesuit Bellynek habe wenigstens ihre Verträglichkeit mit der Orthodoxie anerkannt. Der Jesuit Delsauly drücke sich ähnlich aus. Das Dogma der Erbsünde wird selbstverständlich davon nicht berührt. Der Verf. selbst ist weder für noch gegen die These. Doch sei dieselbe zu neu, jedenfalls zu unsicher und zu wenig für die Apologie geeignet. Noch entschiedener spricht sich Hamard dagegen aus 2).

Mit dem Wunder Josua's hat es eine ähnliche Bewandtniß. Zwar kann man für die wörtliche Erklärung anführen, daß sich die Sonne nach der modernen Astronomie wirklich bewegt, aber man wird daraus für den speciellen Fall wenig gewinnen. Dasselbe würde geschehen, wenn man eine Arretirung des ganzen Systems supponiren wollte. Auch wenn man sagt, Gott habe

1) II, 9. 10.

2) II, 27.

wie den Stillstand der Erde, so dessen Folgen verhindert, häuft man nur die Schwierigkeiten. Denn Gott greift nur zu einem Wunder, wenn alle anderen Mittel zur Erreichung seines Zweckes fehlen, und wählt gewöhnlich diejenigen Proceduren, welche sich am wenigsten von den Gesezen der Natur entfernen. Somit ist die Ausdrucksweise eine populäre und eine einfache Verlängerung der Tageshelle anzunehmen 1). Das Manna wunder und der Durchgang durch das rothe Meer seien zur Vervollständigung genannt 2). Dieses kann nicht durch die Ebbe, jenes nicht durch das Manna der Tamarix mannifera oder anderer Pflanzen erklärt werden.

Daraus kann schon geschlossen werden, daß die französischen Theologen alles was die Wissenschaft zur Aufhellung schwieriger Bibelstellen bietet herbeiziehen. Sie zeigen sich auch sehr wohl bewandert in den neuen für die Exegese des A. T. ungemein wichtigen Entdeckungen im Orient. Ich verweise besonders auf die Erklärung der Cherubinen nach den assyrischen Ausgrabungen 3). Trochon erhebt zwar einige Zweifel gegen diese Erklärung Lenormant's, fügt aber doch bei: „er habe begriffen, daß in der Kirche der Glaube des Christen sehr vereinbar ist mit der Forschung des Gelehrten“ *). Dem N. T. kommen wir näher mit den Ausführungen über die Prophetie der Jungfrau Mutter und

1) Jean Estienne II, 17. 18.

2) Vigouroux, II, 8. 9. 16.

3) Vigouroux, La vision des Chérubins du prophète Ezéchiel. II, 20. 21. Cf. Vigouroux, La Bible et les découvertes modernes en Palaestine, en Egypte et en Assyrie. Paris 1882. 4) Bull. cr. I, 51.

des Immanuels 1), welche mit großer Erudition ge= schrieben sind. Zum Theil ist auch die Prophetie Jakobs hierher zu rechnen 2), und noch mehr die prophetischen Weissagungen und die rationalistische Kritik 3). Die Evangelien werden gegen Soury, einen Schüler Renan's vertheidigt. Dieser bestreitet natürlich die Gottheit Jesu und bezeichnet das Christenthum als eine krankhafte Erscheinung seines nervösen Stifters. Zuerst habe Jesus nur wie viele andere seiner Zeitgenossen die Ankunft des Messias verkündigt; erst allmählich sei er zur Meinung gekommen, er selbst sei der Messias. Geisteskrankheit, Narrheit, Tollheit, fire Ideen u. A. find die Blasphemien, mit welchen der Stifter des Christenthums verfolgt wird. Auch bei uns gibt es viele, welche eine allmähliche Entwicklung des messianischen Bewußtseins annehmen, aber sie halten sich doch in der Regel noch mehr innerhalb der Grenzen des Anstands und der gesunden Vernunft. Es ist natürlich unschwer zu zeigen, daß die religiöse Exaltation zur Zeit Jesu von Soury übertrieben wurde, die fire Idee nicht nachweisbar ist und die progressive Abnahme des Bewußtseins der Persönlichkeit mit der Darstellung der Evangelien im Widerspruch steht *). Der Auffaß über die Authentie des dritten Evangeliums von Fillion 5) hat unterdessen in seinem Commentar zu diesem Evangelium Aufnahme gefunden. Der Kürze halber darf ich vielleicht auf

1) Faivre, La Contr. III, 37. 38. 39.

2) Lamy, III, 33.

3) Lamy, II, 25.

4) Elie Philippe, Les Evangiles et M. Jules Soury I, 1. 5) II, 21.

meine Anzeige der Commentare zu den synoptischen Evangelien verweisen 1). Da ich neuestens in der Controverse eine Antwort auf einzelne Bedenken gegen die Inspiration, namentlich auch hinsichtlich des Blinden in Jericho, gelesen habe, so will ich es nicht unterlaffen zu bemerken, daß hierin die französischen Bibelkritiker sich noch von manchem Hergebrachten emanicipiren dürfen. Die Erklärung der Heilung eines Blinden vor dem Eintritt in Jericho und eines nach dem Austritt ist zwar alt, aber durchaus ungenügend. Mit Recht hat Fillion die Einheit des Wunders vertheidigt.

Auch die Vertheidigung des h. Apostels Paulus ist zu verzeichnen. Denn der schon genannte Havet mußte mit der Gottheit Jesu auch den größeren Theil des N. T. aus dem Kanon entfernen und kam schließlich mit der Tübinger Schule zu den bekannten 4 großen Paulinen. Dagegen vertheidigt Trochon 2) in trefflicher Weise die Authenticität der anderen und macht namentlich, zum Theil im Anschluß an Sabatier, geltend, daß es Unrecht sei a priori den Charakter des Apostels nach den 4 Briefen zu entwerfen und diesen Maßstab kleinlich an die anderen Briefe zu legen. Da alle Briefe Gelegenheitsschriften sind, so kann nur aus möglichst vielen ein Charakterbild gewonnen werden. Während in den Briefen vor der Gefangenschaft der Kampf gegen das Judenthum im Vordergrund steht, find es seit der Gefangenschaft neue Irrthümer philosophischer Art, welche den Apostel veranlassen, sein System erst voll zu ent

[merged small][ocr errors]

wickeln. In den Pastoralbriefen gebe er sich Mühe, die Zukunft der Kirche zu sichern. Im zweiten Artikel wird das Leben und der Charakter des Apostels besprochen. Darin wird vielleicht dem äußeren Unterricht zu viel zugeschrieben und werden die Differenzen mit den Uraposteln und Judenchristen etwas zu niedrig taxirt. Als Curiosum fügen wir noch bei, daß nach Havet die Theologie eine enorme Masse von Subtilitäten und Wortkämpfen“ ist. Um sie zu constituiren mußte man mit dem Vermögen, Getrenntes zu vereinigen, welches im orientalischen Geist ist, jenes zu argumentiren, das den griechischen Geist charakterisirt, verbinden.

"

"

Die biblische Kriik, die hohe und niedere, spielt gegenwärtig eine große Rolle. Soury hat deß= halb auch nicht verfehlt, den Katholiken vorzuwerfen, daß sie seit R. Simon hierin nichts mehr geleistet haben, ein Vorwurf, den Faivre in seiner Allgemeinheit leicht zurückweisen konnte 1). Freilich die höhere" Kritik ist für den Katholiken eine kaum zu verwendende Disciplin und man kann Angesichts der Ungeheuerlichkeiten, welche dieselbe schon zu Tage gefördert, sich darüber kaum grämen. Da gilt es allerdings, daß der Kern mehr werth ist als die Rinde. Ein vernünftiger und mäßiger Gebrauch der Kritik findet sich aber bei den kath. Eregeten bis auf den heutigen Tag. Gewisse Anfechtungen müssen sie sich eben nicht verdrießen lassen, denn die protestantischen Exegeten sind häufig sammt ihrem freien Schriftprinzip nicht viel besser daran. In Betreff der Textkritik wird man aber freilich sagen müssen, daß

1) I, 3.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »