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zünden ihre Geistesfackel am düsteren Feuer der menschlichen Leidenschaften an, anstatt am Lichte der göttlichen Erkenntniß; und so wird trop so vieler hohen Gaben und so mancher gut gemeinten Bestrebungen und Anstrengungen ihre Thätigkeit der Menschheit nicht zur Wohlthat. Es fehlt ihnen an klaren und bestimmten Zielen, daher an Einheit und Harmonie; es ist Alles zerrissen und auseinander gezerrt, Keiner versteht den Andern, Jeder möchte am liebsten eine eigene Sprache reden und eine eigene Weltanschauung haben. Diese Literatur ist das rechte Abbild der Welt, die einig nur ist im Verneinen, sonst aber in feindliche Theile auseinander geht und am Ende den Krieg als normalen Zustand und Blüthe der Menschheitsentwicklung betrachtet.

Ein jedes Volk ist stolz auf seine klassischen Literaturperioden und auf seine großen Schriftsteller, und nicht mit Unrecht. Der Menschengeist ist groß, noch in seiner Verirrung. Wir können vor manchen Erzeugnissen der die Gegenwart beherrschenden Literatur voll Bewunderung stehen und aus den in ihnen aufgeschlossenen Erkenntnissen schöpfen und den Reiz der schönen Kunst des Wortes auf uns wirken lassen. Wir können die verstreuten Samenkörner der göttlichen Weisheit auch bei denjenigen Schriftstellern wieder finden, deren Geistesrichtung im Ganzen wir nicht annehmen und deren Werke wir nicht zu den Evangelien der beglückenden und erlösenden Religion zählen können. Aber im Wesentlichen können wir diese Literatur nicht als die unsrige erkennen; sie bewegt sich außerhalb der sittlich-religiösen Ordnung, ist kein harmonisches Element in der Volks

bildung und gewährt nur selten einen reinen und ungetrübten Genuß. Es entzieht sich der Berechnung, und wir können es dahin gestellt sein lassen, ob die großen Fürsten unsrer nationalen Literatur mit all ihrem Gefolge von Schildträgern, Jüngern und Epigonen mehr zum Gewinn oder zum Nachtheil unseres Volkslebens, unserer Culturentwicklung und Bildung beigetragen, ob sie einen größeren Niedergang unsrer Civilisation_vielleicht wenigstens verhindert, ob sie dem Geistesleben neue Ziele gezeigt und neue Bahnen gewiesen, ob sie auf Schule und Volkssitte, auf die Regsamkeit in Industrie und Kunst belebend eingewirkt haben, ob sie an einem wirklichen Aufschwunge der Nation als treibende Mächte betheiligt seien - oder ob sie den Volksgeist durch ihre sophistischen Künste vergiftet und durch ihre feindselige Stellung zur Religion und der in der Neligion wurzelnden Sitte die Volkskraft auf falsche Bahnen gelenkt und den Adern des modernen Volkskörpers etwas von der tödtlichen Fieberglut, an der sie selbst krankten, eingeflößt haben. Wir gedenken keinenfalls, uns demjenigen feindlich entgegenzustellen, was einen wahren Ruhm und Glanz der Nation begründet; aber vom Standpunkt der sittlich religiösen Betrachtung aus sind die Hauptträger unsrer modernen Bildung und die Wortführer unsrer klassischen Literatur auf Sternenweiten von uns geschieden; wir können nicht zu ihnen hinüber, sie nicht zu uns herüberkommen; wir haben ihnen keine Vorschriften zu geben, sie von uns keine anzunehmen; wir stehen in keiner Verbindung mit ihnen, wir müssen sie nehmen wie sie sind, um von ihnen doch Etwas zu lernen, worin sie uns Meister sein können, die geistige

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Technik, die gute Form und die Kunst. Es hat unter ihnen immer Solche gegeben, und gibt sie auch jezt noch, die es mit dem, was sie für wahr und gut hielten, ernster genommen haben, als es Manche von denen thun, welche der besten Sache dienen wollen. Sie haben dann doch hohe Ideale vor Augen, streben nach dem Höchsten, was in ihrer Sphäre ihnen erreichbar scheint, legen sich Regel und Zwang auf, um durch Beschränkung die Meisterschaft zu erreichen, und behaupten sich auf einer Höhe echter Vornehmheit, mit welcher sie sich vom profanum vulgus abkehren, um ihren reinen Cultus der Kunst nicht durch Berührung mit dem Gemeinen zu entweihen. Es gibt für diese Gattung von schriftstellerischer Thätigkeit wohl Geseze, und rohe Anarchie herrscht in ihr nicht; aber ihre Geseze sind nicht die der Religion und christlichen Sitte, nicht Sazungen einer höheren göttlichen Auctorität, sondern selbstgemachte Geseze, ge= schaffen durch eine angemaßte Autonomie des Genius; auch mit ihnen können wir uns nicht weiter auseinanderseßen.

Die Literatur, die wir die unsrige nennen, fann nur eine solche sein, welche in allen Dingen die wahren Intereffen des Glaubens und der Sitte, mit einem Worte der christlichen Bildung vertritt, ob sie nun unmittelbar der Religion selbst diene, wie die Harfe Davids und der Griffel des Isaias, oder ob sie nach den Schäßen der Wissenschaft grabe wie ein Origenes, oder ob sie in den leichteren Sandalen der Muse einhergehe und des Menschenlebens Lust und Leid im Epos oder im Liede singe, oder ob sie auf die Arena der Politik und der Lagesinteressen herabsteige. Ueber den Werth einer

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guten Presse hier uns zu verbreiten, hieße zu vielem Bekannten nur wieder Selbstverständliches hinzufügen. Daß es zu allen Zeiten eine solche auf die wahren Ziele der Menschheit gerichtete literarische Thätigkeit der Culturvölker gegeben, und daß es auch heute eine solche gibt, dafür braucht es auch hier keines Beweises und keines Lobliedes.

Schon eher könnte es Gegenstand des Nachdenkens sein, woher es komme, daß man überall von dem schweren Stand der guten Preffe, von der mangelnden Unterstüßung derselben, von den Pflichten des Publicums gegenüber dem Angebot des literarischen und publicistischen Marktes mit eindringlichen Worten redet und klagt. Haben denn je in einer Zeit die gottbegnadeten Sänger und Poeten, die Weisen und die Forscher ihre Impulse vom Publicum, das unter ihnen stand, erhalten? Haben nicht die Edelsten unter ihnen ihre Gaben einer Mitwelt dargeboten, die sie noch kaum verstand? Wir wollen es allerdings nicht ganz in Abrede ziehen, daß der Stand der Literatur in einem Lande im Allgemeinen sich nach der Situation richtet, welche ihr von den Abnehmern bereitet wird; aber doch noch viel mehr ist es wahr, daß das Publicum das ist, wozu es seine Wortführer in Rede und Schrift gemacht haben. Die geistigen Gaben und Talente geben der Presse ihre Richtung und ihren Werth, nicht der Geldbeutel, aus welchem die Schriftsteller befoldet werden, und wo es anders ist oder zu sein scheint, da klage man nicht die lesende Welt, sondern die Presse selbst darum an. Jene Gattung von Literatur, welche man mit Geld und Reclame auf der Höhe erhalten muß, kann wohl momentanen Zwecken dienen, wird aber

nie eine klassische Literatur werden. Gebt uns Dichter und Künstler von Gottes Gnaden, und sie werden ihr Publicum schon finden!

Wir reden Niemanden zu Leid, noch zu Lieb, wir denken nicht an Personen, sondern an Zustände und Erfahrungen, wenn wir an die Presse einmal, nicht ohne die Hand auf das eigene Herz zu legen, eine Gewissensfrage stellen. Ist sich unsere Presse stets und überall ihrer hohen sittlichen Verantwortlichkeit bewußt? Woher erklären sich so manche widrige und wehethuende Er= scheinungen in derselben, die allmählig Jedermann_empfindet, aber als etwas Unabwendbares über sich ergehen läßt? Wie allgemein sind nicht die Klagen über mangelnden Zusammenhalt und mangelnden Gemeinsinn! Wie wenig vermag man ein kleines particularistisches Parteiinteresse dem Vortheil des Ganzen unterzuordnen! Oft genug wird man verlegt von einem Geiste der Verfolgungs- und Verkleinerungssucht, der Mißgunst und des Argwohns, der durch unsere Literatur geht; von einer kleinlichen Auffaffung der Meinungsverschiedenheiten und von Heftigkeit der Angriffs- und Kampfesweise, welche man wohl zuweilen als Verrätherin einer unedlen Leidenschaft ansehen muß. In das Verhältniß zwischen dem Auctor und seinen Lesern ist eine krankhafte Empfindlichkeit gekommen, die Presse hat vielfach die guten Manieren abgelegt und es ist eine betrübende Verwilderung in Beziehung auf Stil, Geschmack und Ton an deren Stelle getreten. Es scheint, daß auch die bessere und vornehmere Richtung der Literatur aus der Berührung mit dem gewöhnlichen Troß der niedrigern Presse nicht ohne Befleckung geblieben ist. Man ist lange

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