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tyrern und Jungfrauen in den besonderen Ehrenkranz theilen. Was nur immer Großes und Hohes in den Worten Wahrheit, Erkenntniß, Forschung, Wissenschaft, Bildung liegt, das wäre ihm Alles anvertraut ; der hohe Dienst aber erforderte eine durchaus reine Hingabe, einen unbestechlichen, keiner Lüge und keiner Menschenfurcht und keiner Gemeinheit zugänglichen Sinn. Eine zarte Scheu, durch eigene Unvollkommenheit das hohe anvertraute Gut zu beflecken, müßte ihn stets durchdringen und mit Sorgfamkeit erfüllen. Dann müßte ihn aber auch andererseits die erkannte Wahrheit auf die Seele brennen, so lange bis er öffentlich ihr Zeugniß gegeben; das Schwert zum Kampfe wider Blindheit, Ungerechtigkeit, Unvernunft und Lüge dürfte nicht rosten.

Nicht weniger, als aus der Sache selbst, ergibt sich eine hohe Auffassung von der Bedeutung der Aufgabe des Schriftstellers aus der Reflexion über das Publicum, an welches er sich wendet. Jeder ernste Schriftsteller hat einen Respekt vor seinem Leserkreis, oder er denkt sich wenigstens seinen Leserkreis in der Mehrzahl aus Solchen zusammengeseßt, die er achten kann. Wer öffentlich auftritt, dem liegt daran, daß er würdig vor dem Publicum erscheine; wer in seinem Auftreten zugleich einen Stand oder Beruf repräsentirt, der drapirt sich mit dem Standeskleid und hält selbst den Faltenwurf der Toga nicht für gleichgültig. So müßte auch der Auctor, der seines Berufes gewiß wäre, seine Würde vor dem Publicum wahren und demselben darum das Beste zu bieten suchen, was seine Kräfte vermögen. Man muß sich immer wieder dessen erinnern, zu wem das

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geschriebene Wort dringen soll; man muß darauf gefaßt sein, daß man zu den Besten und Weisesten seiner Zeit redet, und man würde dann ihnen zu gefallen und sie zu überzeugen hoffen, oder wenigstens sie als seine Richter fürchten. Wer aber gewöhnt ist, geistige Zwiesprache mit einem ehrenwerthen und vornehmen Leserkreis zu pflegen, der wird nicht leicht, in Gedanken oder Ausdruck, zu jenen Schaaren herabsteigen wollen, welche zu gewinnen und fortzureißen keine Ehre machte; er wird nicht den Wahn der Unwissenden ausbeuten, noch den Leidenschaften der Rohen schmeicheln, sondern den Beifall der Edlen als das schönste Ziel seines Wirkens ansehen. Nur der Berufslose, so scheint es uns, würde sich mit dem Pöbel gemein machen wollen.

Ganz besonders aber müßte wieder allgemeiner erkannt werden, daß die Gabe des Wortes in Rede und Schrift in den Bereich der Kunst gehört, und daß der berufene Schriftsteller ein Künstler sein soll. Der schriftliche Gedankenausdruck erfordert ebenso und noch mehr, als das flüchtig gesprochene Wort des Redners, eine Kunstform, somit eine Unterordnung des Stoffes unter eine Norm und Regel der Darstellung.

In der Literatur aller Völker geht die Poesie, d. i. die gebundene Form der Rede, der Prosa voraus; erst von da an, wo die fortgeschrittene Cultur eines Volkes auch der gewöhnlichen Rede den Styl und Schmuck der Kunst zu verleihen vermag, wird auch sie der Ueberlieferung und der Verewigung durch Schriftdenkmale für werth gehalten. Das geschriebene Wort soll den Charakter des Monumentalen haben und darum, den ver schiedenen Zwecken der Darstellung entsprechend, durch

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bestimmte Kunstregeln gerichtet und geordnet werden. Es gibt ja freilich gar verschiedene Stylgefeße, vom Lapidarstyl der steinernen Geseßestafeln an, durch alle Formen der Poesie, der öffentlichen Rede, der Geschichtsschreibung und der philosophischen Abhandlung hindurch bis zum Briefstyl und Zeitungsstyl. Aber eine Kunstform ist immer erfordert; ohne sie wäre Platon nicht Platon und Paulus nicht Paulus geworden. Hat sich nun auch in unserer Zeit, in welcher, wie einmal Herodot von den Scythen berichtet, „sogar die Luft mit Federn gefüllt ist“, die Zahl der schriftstellerischen Gattungen oder Kategorien vermehrt, so daß wir neben Poesie und Historie, neben der rhetorischen und der wissenschaftlichen Redeform noch einen chronistischen, einen journalistischen, feuilletonistischen, vielleicht sogar einen eigenen Recen= sentenstyl haben, so dürfte es doch eigentlich keine durchaus form- und regellose, alle Form der Kunst negierende Darstellung geben; oder, wenn dieß vielleicht deutlicher ist, es soll keinen Dienst der Wahrheit geben, dem sich nicht zugleich ein Streben nach Schönheit zugesellt. Wer allen Sinnes für Schönheit der Rede, für Harmonie und Ebenmaß, für Anpassung des Stoffes an einen hohen und strengen Zweck, und für Ueberwindung des Rohen und Trivialen ledig wäre, der wäre kein berufener Schriftsteller.

Die Kunft allein in der Rede und Darstellung entscheidet freilich nicht, sie ist nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zwecke. Und was man gewöhnlich Kunst nennt, ist nicht immer jene hohe Göttin, vor der

man sich mit Recht in Ehrfurcht beugt, sondern manchmal eine verächtliche Buhlerin; daher ist Verachtung über fie gekommen, so daß Manchen das Verschmähen der Kunst gerade als ernste Wissenschaft, und das Verschmähen der rednerischen Schönheit als Liebe zur Wahrheit gilt. Wir geben zu, daß es ein falsches und verächtliches Streben nach glänzender Darstellung und bestechendem Reize der Rede gibt, erklärlich das einemal aus einer falschen Geschmacksrichtung, welche die Gattungen der Literatur nicht unterscheidet und daher der einen Gattung das Stylgeseß einer andern aufzwingen will; erklärbar aber das anderemal aus berechneter Sophistik, deren Künste das einfache Wort der Wahrheit durch Wortweisheit gefangen nehmen wollen; „fleischliche Weisheit“ nennt dieß der Apostel (II. Kor. 1, 12), die der Einfachheit des Herzens und der Lauterkeit Gottes zuwider ist. Aber Formlosigkeit und Regellosigkeit und sagen wir es frei heraus - Zügellosigkeit hat darum noch ebenso wenig mit der wahren Weisheit gemein, als die rohe unerlöste Natur ein reiner Spiegel der g öttlichen Schönheit ist. Der englische Philosoph Shaftesbury sagt: „Trachtet zuerst nach dem Schönen, und das Gute wird euch von selbst zufallen." Wir halten diesen Sat, so parador er klingen mag, für innerlich verwandt mit jenem Ausspruch des alten Weisen, der von der Weisheit sagt, „daß ihm mit ihr alles Gute zumal gekommen sei" (Weish. 7, 11). Weisheit und Schönheit finden sich in einer Wurzel zusammen, in der Ordnung und Harmonie. Die Meister, welchen Weisheit und Schönheit im Verein ihre Offenbarungen spenden,

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sie sind erst die rechten Paladine der Wahrheit und Erkenntniß; sie verschaffen der Wahrheit ihre Ehre und bewahren die Kunst vor dem Zerfall; sie sind es, welche nach dem Worte der h. Schrift der Menschheit goldene Früchte auf silbernen Schaalen reichen (Sprüch. 25, 11).

Wir steigern die Ansprüche, wenn wir die literarische Thätigkeit in die Sphäre des Kunstberufs emporrücken, in welche dann freilich Keiner eintreten dürfte, der nicht von dem Bewußtsein einer hohen Sendung durchdrungen wäre und nicht einen Glauben an die Kunst und ihren Beruf mitbrächte. Mit der jungfräulichen Scheu, womit der Maler sein erstes Bild ausstellt, müßte der Schriftsteller seine ersten Blätter prüfen, ehe er vor die Deffentlichkeit tritt, und wenn ihm der erste Wurf gelungen wäre und ihm Ermuthigung zu neuem Streben gebracht hätte, so müßte er doch wissen, daß die Ehrenkränze, um die er wirbt, der Lohn langer treuer Uebung und Hingabe sind. Gewiß stünde es um unfre Literatur in allen Richtungen besser, wenn diese hohe Auffassung von der Aufgabe des Schriftstellerthums allgemeiner wäre.

Welche Schwierigkeiten aber einer solchen Auffassung entgegenstehen, das haben wir in der bisherigen Darstellung vielleicht nur allzusehr selbst verrathen. In Wirklichkeit scheint im Wesen der Literatur selbst etwas zu liegen, was uns verbietet, das ideelle Recht zur Schriftstellerei in den Zwang eines besonderen Berufes oder Standes einzuengen. Mit der vulgären Bezeichnung berufener oder unberufener Schriftsteller ist ohnehin nicht weiter zu kommen; die gedankenlose Angewöhnung des Volksmundes verbindet mit dem Worte

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