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und welch' traurige Folgen derselbe für jene unglücklichen Opfer haben kann, welche man als von höheren Mächten Besiegelte dem rechtmäßigen Arzte und der vernünftigen Pflege entzieht, davon kann neben dem Seelsorger am meisten der Arzt reden. Aber nicht blos um Zerstörung des Aberglaubens durch Aufhellung dunkler psysiologischer Vorgänge handelt es sich, sondern zugleich um die casuistische Frage nach der Zulässigkeit eines therapeutischen Verfahrens, welches sich auf die bisher allerdings noch wenig sicheren Annahmen und Manipulationen des Lebensmagnetismus oder Hypnotismus stüßt; oder noch allgemeiner gesprochen, es handelt sich um die sittliche Zulässigkeit eines Experiments in jener Sphäre des Menschenlebens, welche man sich fast auf allen Culturkufen der Menschheit nicht ohne ein Hereinragen überirdischer, geistiger Mächte vorstellen fann.

Der Verf. des oben verzeichneten Schriftchens, der sich in verschiedenen Publikationen 1) als einen ernsten christlichen Denker ausweist, unternimmt es im Gegensaß gegen frühere Theorien eines Mesmer, Reichenbach u. A., den animalischen Magnetismus, dem man in neuester Zeit den entsprechenderen Namen Hypnotismus gegeben, auf seine physiologischen und psychologischen

1) Ueber das Gesetz der Entwicklung auf psychisch-ethischem Gebiete. Auf naturwissenschaftlicher Grundlage mit Rücksicht auf Darwin 2c. 1875. — Heidenthum und Offenbarung. Religionsgeschichtliche Studien 2c. 1878 die Urgeschichte des Menschen und die Bibel. Nach der heutigen anthropologischen Forschung 1879. Ueber den Pessimismus 1880.

Ueber das Princip der Organi

Als demnächst erscheinend an

sation und die Pflanzenseele 1883.
gekündigt: Das Problem des Uebels und die Theodiceen.

Grundlagen zurückzuführen, indem er frühere Erklärungsversuche als unzureichend zurückweist und überhaupt mancherlei irrige Vorstellungen von der Sache corrigirt, namentlich auch die Vorstellung, daß der Hypnotismus wesentlich auf einem - psysiologischen oder psychologischen Rapport zweier Personen zu einander beruhe und durch Uebertragung einer magnetischen oder elektrischen Kraft oder eines Fluidums u. dgl. erfolge, während vielmehr neuere Beobachtungen zeigen, daß der Einzelne sich selbst in den Zustand der Hypnose verseßen könne, also eines Anderen als Magnetiseurs u. s. m. gar nicht bedürfe. Es wird zu diesem Behufe auf analoge Erscheinungen hingewiesen, wie z. B. auf die mittelalterliche Sekte der Hesychaften oder Nabelschauer, sowie auf die heute noch in Indien zu treffenden Fakire, welche sich lebendig begraben lassen und nach einiger Zeit wieder zum Leben erweckt werden, eine eminente Form des künstlichen Hypnotismus. Ebenso reducirt der Verf. die Einzelerscheinungen außerordentlicher Art an Somnambulen und Hypnotisirten auf das richtige Maß durch Ausscheidung dessen, was auf falschem Schein und mangelhafter Beobachtung beruht, von dem, was die exakte Untersuchung an die Hand gibt. So wird namentlich die allgemein verbreitete Annahme von einem bei Somnambulen vorkommenden Hellsehen, Lesen von Briefen bei verschlossenen Augen u. dgl. in nichts aufgelöst, das wenige, was an den behaupteten Thatsachen wirklich wahr ist, auf ganz leicht erklärliche verhältnißmäßig einfache Vorgänge reducirt. Ueberhaupt kommt Dr. Fischer zu dem doppelten Ergebniß, erstens daß er in seinen hieher bezüglichen Studien keinen Punkt gefunden, wo

man das Hereinragen höherer, übernatürlicher Kräfte wahrnehmen könnte oder vorausseßen müßte, und zweitens daß es ganz unbedenklich und in manchen Fällen geradezu das Indicirte und Richtigere sei, den Hypnotismus als Heilmethode anzuwenden.

Für den Nachweis des ersten Punktes sind wir dem Verf. dankbar, er hat u. E. doch wieder einen Stein weggewälzt von dem nur allmälig und mit Mühe und und Schweiß zu demolirenden Bollwerk des Wahnglaubens und des darauf berechneten Betrugs. Wenn aber Dr. F. zum Schlusse sagt: „Ein Gespenst der neueren Zeit ist also nun durch die wissenschaftliche Forschung gebannt, d. h. in seiner Wahrheit durchschaut; es erübrigt jezt noch, auch das andere moderne Gespenst, den Spiritismus, zu entlarven“, so möchten wir doch zu bedenken geben, ob es ohne Anstand abgehe, den Hypnotismus und den Spiritismus ganz getrennt von einander zu betrachten, ob nicht die Erscheinungen des Somnambulismus, Spiritismus, ferner der Hysterie und gewisser psychischer Affektionen in einem untrennbaren Conner und Verwandtschaftsverhältniß mit einander stehen, so daß wir über keine einzelne dieser Erscheinungen vollständig aufgeklärt sind, so lange in der angrenzenden Sphäre noch die Dämonen spucken. Einzelne Formen des Somnambulismus mögen sich so einfach entwickeln, wie Dr. F. nachweist; aber gibt es nicht eine Complication der Somnambulie mit Spiritismus und mit mystischen Zuständen verschiedener Art, bei denen die Erklärung sich nicht so einfach ergibt? Bei all dem sind wir der festen Zu versicht, daß sich das Gespenst des Spiritismus" ebenso

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werde entlarven lassen, wie es Dr. F. mit dem Hypnotismus unternommen.

Was aber den zweiten Punkt anlangt, die Anwendung des Hypnotismus zu therapeutischen Zwecken, über die wir das Urtheil zunächst der medicinischen Wissenschaft überlassen müssen, so finden wir wenigstens in der Darstellung des Verf. mehrere Schwierigkeiten entfernt, welche uns bisher an der Zustimmung zum hypnotischen Experiment hindern mußten. Schon der Modus des Hypnotisirens ist ein ganz anderer und unbedenklicherer, als man ihn sich früher dachte, vollends wenn es einer zweiten Person zur Herstellung der Wirkung gar nicht einmal bedarf. Sodann ist die von den Meisten bisher vorausgesezte nachtheilige Wirkung des Hypnotismus auf das Nervensystem nach Dr. F. nicht zu befürchten, da es gerade nicht Personen von schwachen und ange= griffenen Nerven sind, welche für den Hypnotismus empfänglich sind und geeignete Versuchsobjekte dafür abgeben. Für die Praxis würde sich, meint Dr. F., die Hypnose wohlthätig erweisen, zunächst schon als Mittel, die Schmerzempfindung bei Operationen aufzuheben, und zwar besser als Aether oder Chloroform, deren Anwen= dung bekanntlich nicht ganz ungefährlich, während an Hypnose noch Niemand gestorben sei; sodann aber auch für direkte Therapie, wie man denn von ihr Erfolge bei Rheumatismen, tonischen Krämpfen, Verkrümmungen der Wirbelsäule, Epilepsie, Hysterie verzeichnet.

Wir können hier natürlich dem Verf. nicht weiter folgen. Seine psychologischen Vorausseßungen und Behauptungen erhalten ihre Bestätigung doch erst, wenn seine physiologischen Positionen richtig sind, und seine

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medicinischen Theorien müssen sich in der medicinischen Casuistik bewähren. Wir unsererseits erhalten zwar allerdings den Eindruck, daß das Gebiet, aus welchem Dr. F. seine Angaben hernimmt, ein ziemlich enges geblieben, und daß er auf die schweren Bedenken, welche von phyfiologischen und medicinischen Auktoritäten noch in neuester Zeit gegen das Treiben eines Hansen und der Hypnotisten überhaupt erhoben worden sind, zu wenig Rückficht genommen habe. Andererseits aber erweckt die Schrift doch wieder volles Vertrauen, daß es gelingen werde, auch die etwa noch zurückbleibenden Anstände zu beseitigen, wenn man auf dem vom Verf. betretenen Wege der vorurtheilsfreien Forschung und Erfahrung fortschreitet. In der von Dr. F. vorausgeseßten Anwendung, beziehungsweise Einschränkung unterliegt die Herbeiführung der künstlichen Hypnose jedenfalls keinem moralischen Bedenken.

Linsenmann.

2.

Die Unsündlichkeit Chrifti. Historischdogmatisch dargestellt von Dr. L. Atberger. München. Ernst Stahl. 1883. VI u. 360 S. 8.

In die Schemata Concil. Vatic. war auch der Sat aufgenommen: «Carni et sanguini participans cum infirmitate naturae culpae maculam nequaquam suscepit et licet vero libero arbitrio praeditus non solum non peccavit, sed nec peccare potuit»

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