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andre, aber sie konnten brechen mit sich selber, weil sie es wollten, und diese Hingabe des Herzens öffnet es auch für die Güter, die kein Auge gesehn, kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Herz gekommen waren, und die Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.

14. Januar.

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir
Gutes gethan hat. Ps. 103, 2.

Der Undankbare fräße eine ganze Welt auf, und wäre nicht zufrieden. Was ist schnöder als Undank, und doch was allgemeiner? Von zehn Wohlthaten, die wir heute genießen, find morgen wieder neun vergesssen. David, so reich gesegnet und begütert, ermahnt seine Seele: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Nichts stumpft ab wie der Undank, nichts erfrischt die Seele wie ein dankbares Genießen. Zu allen Wohlthaten muß Gott uns noch eine Beilage geben: die Erinnerung daran. Wenn nicht der Wohlthäter mit der Wohlthat genossen wird, so ist die Wohlthat auch keine Wohlthat, sondern nur Speise eines Kranken, wodurch die Krankheit, nicht der Kranke, genährt wird. Alle Lebenssäfte saugt der Undankbare ein, um dadurch nur undankbarer, nicht glücklicher zu werden. Es gibt Reiche, die im Fett und in der Wolle fizen und die keine frohe Stunde haben; Jammermenschen hingegen, wie der arme Lazarus, von denen man denkt: dem wäre es besser gewesen nie geboren worden zu sein,

und die doch

Lobstein, I.

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mit keinem Könige tauschen würden. Was macht den Unterschied? die Lage? Nein, der Glückliche ist nur, wer sagen kann: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Eine Wohlthat, recht ins Licht gestellt, läßt zehn andere aus der Verborgenheit hervorkommen, und macht wieder zu zehn andern Segnungen tüchtig. Wir bitten von Gott das und jenes, aber beten wir auch um das Organ, recht empfangen zu können? Ein Faß ohne Boden ließe auch einen Nektarwein durchlaufen, und wenn Gott alle Himmels- und Erdengüter in ein selbstsüchtiges Herz schüttete, so bliebe es doch das ärmste Herz, bis das höchste Gut darin Raum fände: Gott selber. Ist die Freude am Herrn da, so wird sie auch unsre Stärke; das Lob Gottes, nicht das Ding an sich, labt und erquickt den Besizer. Wer recht danken kann, kann auch recht ge= nießen; wer aber für sich selbst genießt, kann weder genießen noch danken, sondern ist sich selber und Andern eine Last.

15. Januar.

Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit
Ernst anrufen. Ps. 145, 18.

Ein rechtes Gebet schlägt an das Herz Gottes, und wer recht vor Gott liegen kann, der wird auch die Herrlichkeit Gottes sehen. Der Herr ist dem Beter unsichtbar nahe, gibt ihm das Gefühl seiner Gnadengegenwart, öffnet Wasserflüsse auf den Höhen und Brunnen mitten auf den Feldern, und verlangt nur eines:

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daß man ihn mit Ernst anrufe. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Den Gebetsernst erkennt man an den Lebenseindrücken, welche die Seele von Gott erhält, an dem plöglichen Verschwin den der ganzen sichtbaren Welt, an der Gewalt, welche die Ewigkeit gewinnt, an der tiefen Schaam, so irdisch gesinnt zu sein, die Sünde noch so lieb zu haben, noch so zu kleben an Kleinigkeiten und das Gute in Gottes Umgang so gering zu achten. Den Mangel an Gebetsernst erkennt man an der Bedürfnißlosigkeit des Herzens, an dem zerstreuten Wesen, an dem Wortemachen ohne Wahrheit und Sehnsucht, an der Abgeschliffenheit des Gewissens, das solch einen erbärmlichen Herzenszustand gar nicht mehr rügt und Alles beim Alten läßt. Wo Ernst ist, da ist auch Fortschritt, und da kann man Gott immer mehr mit Händen greifen; wo es aber nur ein Plappergebet ist, da fällt auch kein Feuer auf das Opfer und man hat nur irgend einen Baal angerufen. Das Reich Gottes stehet nicht in Worten, sondern in Kraft. Wie beten wir?

16. Januar.

Und führete fie heraus und sprach: Lieben Herren, was soll ich
thun, daß ich selig werde? Sie sprachen: Glaube an den
Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig.
Apostelg. 16, 30. 31.

Der Kerkermeister zu Philippi, unter den nächtlichen Stürmen der Natur, wird plöglich in seinem Gewissen aufgeschreckt, und erstaunt über die heilige Ruhe der beiden Apostel, die, blutend am ganzen Leib, im tiefen Kerker

dennoch Loblieder sangen, fällt er vor ihnen nieder mit der Lebensfrage: Liebe Herren, was sollich thun, daß ich selig werde? Für solch ein geschlagenes Gewissen wird dann auch zu einer Gotteskraft die Antwort: Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig. Diese Bedingung ist vielen Menschen zu leicht, und vielen andern zu schwer. Die Einen bilden sich ein, es sei nichts leichter als zu glauben; aber man versuche es im irdischen Sinn, und es wird so leicht nicht sein. Der Glaube an Jesum Christum ist nicht ein Ueberzeugtsein des Verstandes, sondern eine Ueberwundenheit des Herzens, und diesen Sieg des Sünderheilands erfährt nur, wer am Untersinken ist, wie der Kerkermeister zu Philippi. Andern ist der Glaube an Jesum Christum zu schwer; sie kommen nicht zum freien Ergreifen ihrer Seligkeit, weil sie sie nicht als eine geschenkte annehmen können. Es scheint ihnen zu unglaublich, nur glauben zu müssen; fie meinen, fie müssen, um selig zu werden, zuerst viel höher stehen. Aber je mehr sie sich zerarbeiten in ihren eignen Heiligungswegen, je mehr weicht der Glaube von ihnen; Christus muß auf Gnade und Ungnade ergriffen sein. Er will nichts von uns als unser böses Gewissen, etwas Anderes können wir ihm ja doch nicht bringen. Glauben wir, und wenn wir glauben, was haben wir? Wenn wir an Christum glauben, so haben wir ihn auch; wer ihn noch nicht hat, noch nicht aus seiner Fülle lebt, mit dessen Glauben hat es noch nicht seine Richtigkeit.

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17. Januar.

Wem soll ich aber dieß Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich, die am Markte figen, und rufen gegen ihre Gesellen, und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklaget, und ihr wolltet nicht weinen. Matth. 11, 16. 17.

Auch in unserm Geschlecht gibt es zwei Partheien, denen man, wie jenen Kindern, nichts recht machen kann. Den Einen ist ein Prediger zu ernst, den Andern zu nachgiebig; jene möchten pfeifen und tanzen, diese immer nur Klagtöne und Bußthränen. Und auch im Leben, nicht nur in der Kirche finden wir dieses doppelte Knabengeschlecht. Macht Gott den Einen das Leben leicht, so gewöhnen sie sich alsobald daran, und haben doch in ihrer Lage tausend Sorgen; kommen den Andern schwere Tage, so verstehen sie doch nicht, daß Gott vor der Thüre steht, und beneiden der Gegenparthei ihre leichten Führungen. Ja in demselben Menschen können beide Knabenschaaren zu Markte sizen. Gibt es nicht Menschen, die Schaaren von Launen haben, und die heute so und morgen anders find? Und woher kommen die Launen? Daher, daß im Grund des Herzens kein Friede ist. Und was verscheucht den Frieden? Nichts als der schlüpfrige falsche Geist, der Gott aus dem Wege gehen möchte. Laune ist nichts anders als eine sich bildende Sünde, die man nicht als Sünde anerkennen will. Und so macht man sich süße Tage bitter, und schwere Tage trostlos, bis man sich endlich ins Gericht stellt, und es dann zu einer Sinnesänderung kommt.

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