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leitetes legitimes Bedürfniß. Es liegt in dem menschlichen Herzen eine tiefe, unendliche Leere, ein normales Mehrhabenwollen; nur das, was bestimmt war, diese Leere auszufüllen, ist mißkannt worden. Nicht die Welt stillt diesen Hunger; was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne? Gott selber ist es, den das irre geleitete Herz sucht, in Ihm nur ist Leben und volle Genüge. Laß deine löchrichten Brunnen, und wende dich wieder an die lebendige Quelle, die du verlassen hast; ist der Herr dein Gut und dein Theil, so ist auch Freude die Fülle und liebliches Wesen zu seiner Rechten ewiglich.

27. Januar.

Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibet bef euch, und bedürfet nicht, daß euch jemand lehre; sondern wie euch die Salbung allerlei lehret, so ist's wahr, und ist keine Lüge; und wie sie euch gelehret hat, so bleibet bei demselbigen. 1 Joh. 2, 27.

Die Salbung ist die Weihe, die der Geist Gottes gibt. Es ist der himmlische Schmelz, der sich über eine begnadigte Seele verbreitet, und dem ganzen christlichen Leben eine und dieselbe Farbe aufdrückt. An diesem Gesammteindruck des Geistes kann man die rechte Bekehrung erkennen. Das christliche Leben ist nicht etwas Zerstückeltes, das blos aus Werken oder aus guten Regungen besteht, sondern ein Ganzes, eine Fülle, worin Christus sich verklärt und nach allen Seiten hin strahlt. Wie das heilige Oel, das den Königen, Priestern und Propheten ihre Weihe gab, von dem Haupt in den Bart, und von da bis in den Saum

des Kleides herabfloß, so gibt die Salbung des Geistes unserm ganzen Wesen das Siegel der Gotteskindschaft und macht uns zu einem königlichen Priesterthum und auserwählten Volk. Und dann frägt man nicht mehr nach einzelnen Geboten: Ist dieß erlaubt? Ist dieß verboten ? wer die Salbung von oben hat, bedarf nicht mehr, daß ihn Jemand lehre, die Salbung selber ist der beste Lehrmeister. Wer den Sohn Gottes hat, dem hat der Sohn Gottes auch einen Sinn gegeben, der nicht trügt und der da bewahrt in dem Wahrhaftigen. Die Salbung wird so das geistliche Taktgefühl, das stets in Gottes Nähe und in seiner Wahrheit wandeln läßt. Diese Leitung des Geistes ist keine Lüge, sie ist das Werk deffen, der Alles in Allen erfüllet. Kommt man dann zuweilen aus dieser Luft heraus, so wird es der Seele gleich unwohl; in der Welt habt ihr Angst, fagt Christus, und Petrus ruft aus: Herr, wohin soll. ten wir gehen? Du nur hast Worte des ewigen Lebens.

28. Januar.

Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3, 16.

Gott ist die Liebe, und diese Liebe lebt und wogt in der armen Sünderwelt, man suche sie nur am Kreuz Christi. Nicht in der todten Natur hat Gott uns geliebet; die Natur hat eben so viele Schrecken als Wunder; nicht in den Büchern der Weltweisen; die Philosophen haben

Lobstein, I.

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noch keinem Gewissen aufgeholfen; die Liebe Gottes finden wir in ihrer Völligkeit nur in der Hingabe seines Sohnes. In dieser unaussprechlichen Gabe sehen wir auch, was diese Liebe Gott gekostet hat. Also hat er die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, sein Theuerstes, sein Vaterherz. Die Liebe ward Fleisch, und wohnete unter uns; die Liebe ist ein Fluch für uns geworden, auf daß wir den Segen ererbeten; reiche deine Finger her, sagt der Sohn der Liebe, und siehe meine Hände; und reiche deine Finger her, und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Der Glaube ist das Ergreifen dieser Liebe und das Umfassen des Kreuzes Christi. Nur dem Glauben öffnet sich die Liebes- und Lebensquelle; wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, hat das Leben nicht, und kann nicht von Liebe reden. Für den Ungläubigen ist das Kreuz Christi das gerade Gegentheil der Liebe; an demselben Kreuz hängt auch der Zorn Gottes, Trübsal und Angst und eine Hölle von Gerichten, welche niederfallen werden auf Jeden, der nicht glaubt, so lang es noch Zeit ist. Man führe jeden ruhigen Sünder unter das Kreuz Christi und frage ihn, wie er das zusammen reime, daß Gott Den, der von keiner Sünde wußte, so zermartert und zerschlagen hat; geschah das aber am grünen Holz, was wird am dürren werden? Hat der Heilige und Gerechte in seiner leßten Stunde ausrüfen müssen: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? was wird aus dem Sünder und Selbstgerechten werden? Das

Kreuz Christi ist auch das Kreuz des Rationalismus und der todten Orthodoxie.

29. Januar.

Wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn. 2 Pet. 3, 12.

Warten und eilen kann man beides zugleich? Ist hier nicht ein Widerspruch? Allein es mache sich Einer nur auf den Weg, um dem Herrn entgegen zu gehen, so wird es ihm bald klar werden, wie man ebenso warten als eilen muß, und wie beides zusammengehört. Der Herr läßt sich nichts abgewinnen, es ist Alles, was von ihm kommt, nur Gnade, und zur Gnade gelangt man durch Warten und Harren. Wollte aber Einer die Hände in den Schooß legen und auf seinen Hefen liegen bleiben, so ruft wiederum das Wort Gottes zu: Eile, ringe, daß du eingehst durch die enge Pforte; jage nach dem vorgesteckten Ziel, grüße niemanden unterwegs, die Zeit ist kurz, das Ende aller Dinge ist nahe herbeigekommen. Der Zukunft des Tages des Herrn kommt man nur durch Warten und Eilen entgegen; die zehn Jungfrauen mußten beides lernen, und wer sich in dem Einen geübt hat, lernt bald auch das Andre. Wie es zwei Lebensfaktoren gibt, ein Ein- und ein Ausathmen, so gibt es auch zwei Gnadenzustände, in die wir uns hinein leben. zmüssen, um tüchtig zu werden zu dem Erbtheil der Heiligen im Licht. Warte und eile, ruft uns täglich der h. Geist zu; übereile dich nicht, aber auch verspäte

dich nicht; die Verknüpfung beider Zustände ist eben ein Gnadengeheimniß, aber den Aufrichtigen läßt es der Herr gelingen.

30. Januar.

Und so ihr liebet, die euch lieben, was Danks habt ihr davon?
Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Luc. 6, 32.

Die Selbstfucht verbirgt sich am allerschlauesten in der Liebe. Es gibt eine äußerst zärtliche Selbstsucht, eine Selbstsucht voller Aufopferungen, auch eine Selbstsucht zu zwei, wenn zum Beispiel Ehegatten, Handelsfreunde, fich wollen glauben machen, sie lieben einander, da es eigentlich Jedem nur um den Genuß seiner selbst zu thun ist. Jeder zehrt an dem Andern, saugt ihn aus, und der Andre macht es eben so, und so lang beide auf diese . Weise ihre Befriedigung finden, dauert das gute Verhältniß fort; allein wenn zulegt nur noch die Knochen da sind, da gestaltet sich die Sache anders. So ihr liebet, sagt der Herr, die euch lieben, was Danks habt ihr davon? Ihr liebt euch nur um des Vortheils, um der Rückerstattung willen, und der gemeinste Sünder kann ja dasselbe thun. Liebe aber ist nicht Selbstgenuß, sondern Selbstverläugnung. Von Gott heißt es: Er hat seines Eingebornen nicht verschonet, sondern ihn für uns Alle dahin gegeben; von Christus: Er ent äußerte sich selbst, nahm Knechtsgestaltan, ward gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Hat unsre Liebe denselben Gehalt? Was suchen wir, wenn wir lieben? man gehe sich doch immer recht

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