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zählen, sie Alle, die seitdem vor derselben Krippe gelegen haben wie jene Hirten! Wenn die große Freude einst offenbar wird in jener Welt, wie sie hier schon gewirkt hat in den Armenfünderherzen, wie wird sie auch im Himmel dann unsre Wonne werden, um ungetrübt zu wirken, wann das Erste wird vergangen sein!

26. Dezember.

Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. Luc. 2, 52.

Jesus mußte alle menschlichen Entwicklungsstufen durchmachen, nur nicht die Entwicklungsstufen der Sünde. Nachdem die Kinder Fleisch und Blut haben, ist ers gleichermaßen theilhaftig geworden; ja in allen Stücken mußte er seinen Brüdern gleich werden, auf daß er barmherzig würde, und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu versöhnen die Sünde des Volks. Wie ein neugebornes Kind noch kein Selbstbewußtsein hat, so hatte auch das neugeborne Jesuskind noch fein Bewußtsein, weder seiner göttlichen noch seiner menschlichen Natur. Erst im Heranwachsen wurde ihm nach und nach klar, wer er sei und warum er sich, als Gottes Sohn, im Fleisch befinde. Er nahm zu an Weisheit; an der wahren, göttlichen, die besonders durch die Schrift in das Herz kommt. Wußte Timotheus von Kind auf die heil. Schrift, wieviel mehr wird Jesus in derselben von seiner Mutter unterrichtet worden sein! Die Züge des heil. Geistes mußten in dem Kind Jesus immer stärker werden, weil der heil. Geist, der Jesum gezeugt hatte,

nicht das Hinderniß der Sünde in dem Kindlein fand. Wir können annehmen, daß, je mehr das Jesuskindlein mit der Schrift bekannt wurde, je mehr in ihm auch das Bewußtsein erwachte: Ich bin es, der da kommen sollte; von mir haben Moses und die Propheten geredet. So viel ist klar, daß in seinem zwölften Jahr Jesus schon errathen hatte, wer sein Vater war; wer weiß, ob nicht gerade damals im Tempel zu Jerusalem, wo er so aufmerksam an den vorgelesenen Schriftabschnitten hing, seine göttliche Natur ihm offenbar wurde? Er nahm auch zu an Alter; seine beiden Naturen hielten gleichen Schritt mit einander; alle Stadien der Jugend hat unser Herr durchlaufen müssen, um auch die frühen Jugendfünden büßen zu können. Auch an Gnade oder Wohlwollen nahm er zu, nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei Gott. Man merke auch diesen letzten Umstand: auch bei Gott. Das Heranwachsen Jesu war ein rein menschliches; alle seine Empfänglichkeiten mußten sich in denselben Schulen bewähren, wie die der andern Kinder; er war von Gott selber auf dieselbe, und nicht auf eine höhere Linie gestellt worden; auf andre Weise hätte er nicht an Gnade bei Gott wachsen können. Unser ganzes Leben, von dem ersten Keim bis zum legten Athemzug ist bedeckt von dem unsers Bürgen, auf daß wir in allen Altern und Zuständen mit Freudigkeit vor Gott hintreten können, um Barmherzigkeit zu empfangen und Gnade zu finden, auf die Zeit, wenn uns Hülfe noth sein wird.

27. Dezember.

Darum von nun an kennen wir Niemand nach dem Fleisch; und ob wir auch Christum gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jezt nicht mehr. 2 Cor. 5, 16.

Jemanden nach dem Fleisch kennen heißt, nach Paulus, Jemanden nach den verschiedenen Vorzügen schäzen, die er hier auf Erden hat. Also ihn kennen nach seiner bürgerlichen Stellung, nach seinen Vermögensumständen, nach seinem Einfluß auf seine Umgebung, nach seinen Leistungen oder natürlichen Eigenschaften. Das Alles aber ist nur die Erde, und wir müssen, um Jemanden zu beurtheilen, einen höhern Maßstab an ihn legen. Hat derselbe Mensch auch einen göttlichen Lebenstern? Ist Christus in ihm geboren worden? Die Ersten werden einst die Lezten und die Lehten die Ersten sein. Aber man kann auch hier wieder Unterschiede machen wollen. Christum nach dem Fleisch kennen, heißt auch die christlichen Individualitäten so abschäßen, daß wir denen den Vorzug geben, die uns am meisten äußerliche Annehmlichkeiten bieten. Wir suchen auch bei solchen Seelen, die den Herrn kennen, sehr oft nicht zuerst den Herrn selber, sondern den Genuß unsrer Person. Eine gebildete christliche Dame ist uns lieber als ein christlicher Schuster, und wenn Einer zu uns kommt mit einem goldnen Ring und mit einem herrlichen Kleide, zugleich mit diesem aber auch ein Armer in einem unsaubern Kleide, beide Christum kennend, so sehen wir gewiß zuerst auf den, der das herrliche Kleid trägt und sprechen zu ihm: Sete du dich her aufs beste; du Andrer aber einstweilen auf den Küchenschemel. Solch ein Christenthum ist

Lobstein.

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nicht das rechte. Das Fleisch macht es nicht aus, sondern der Kern. So will Paulus Christum, nicht mehr kennen. Wir müssen absehen können von allen fleischlichen Vorzügen; nur Christus selber hat Werth, und wir kennen nur dann Christum auf die rechte Weise, wenn jede erlösete Seele als solche, ob sie uns etwas Angenehmes biete oder nicht, um Jesu willen uns gleich lieb und theuer geworden ist. Hatte Paulus früher Jesum persönlich gekannt? Aus dieser Stelle, nach ihrem natürlichsten Sinn, scheint dieß hervorzugehen. Aber so lang Paulus Jesum nur nach dem Fleisch kannte, hatte er sich an ihm geirrt, ja ihn verfolgt. Künftighin will er ihn aber nicht mehr auf dieselbe Weise kennen, daß er sich blos an die äußere Persönlichkeit des Herrn erinnere. Wie oft kennen auch wir an uns selber Christum nicht auf die rechte Weise, so lang wir nicht so wohl ihn als seine Gaben in die erste Linie stellen!

28. Dezember.

Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Luc. 2, 29. 30.

So der alte Simeon, als sein langer Wunsch ihm endlich war erfüllt worden, und er das Jesuskind im Tempel auf den Armen hatte. Das längste Leben ist doch ein verlornes Leben, so lang man den Heiland nicht gefunden hat. Warum sind wir hier auf Erden? Die Schrift sagt: Daß wir den Herrn suchen sollen, ob wir ihn doch fühlen und finden möchten. Und er ist nicht ferne von einem Jeglichen unter uns; er stellt sich

jeden Tag vor die Thür und klopft an. Simeon war ein Ifraelite von altem Schrot und Korn; er war fromm und gottesfürchtig, und doch war er in diesem Zustand nicht glücklich, sonst hätte er nicht noch etwas Andres gesucht. Man gehe vielen gottesfürchtigen Menschen auf den Grund, so fehlt doch noch die Hauptsache: Frieden mit Gott durch die Lebensgemeinschaft mit Jesu. Der wahre Trost Israels war für Simeon noch nicht gekommen ; aber wir sehen auch, wie man den Heiland finden kann. Simeon gehorchte den Anregungen des Geistes; aus der Schrift erweckte er dieselben, und durch das Gebet unterhielt er sie. Wo Beides beisammen ist, treues Forschen in der Schrift und anhaltendes Gebet nebst ernstlicher Selbstprüfung, da kommt es auch über früh oder spät zu einer Entscheidung. Jesus verklärt sich in allen aufrichtigen Herzen, die ihn suchen, sei es auch erst am Lebensende. Man kann oft lang, wie Simeon, in einer frommen, gesetzlichen Richtung gelebt haben, und erst spät erkennt man: Der wahre Trost fehlte mir noch. Das Reich der freien Gnade thut sich nur dann auf, wenn man sagen kann: Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir. Dann kann man in Frieden hinfahren, wie Simeon, denn das innere Auge hat sich endlich aufgethan. Es frage sich doch Jeder, und besonders jeder Fromme: Hat es mit meinem Glauben seine Richtigkeit? Ist Christus nicht nur für mich, sondern in mir geboren worden? Wie es leibliche Geburtswehen gibt, so auch geistliche. Ohne Kampf und Herzensnoth wird Christus in keinem Sünder geboren. Einem Glauben, der zu leicht gefunden worden ist, läßt sich nicht leicht trauen. Hingegen je länger es oft dauert,

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