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Tägliche Weckstimmen

oder

Eine Schriftstelle

kurz beleuchtet

auf alle Tage im Jahr

von

F. Lobstein,

Pfarrer an der französischen Kirche in Basel.

Wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Todten, so wird dich Christus erleuchten. Eph. 5, 14.

Zweite Auflage.

Basel,

Bahnmaier's Buchhandlung (C. Detloff).

1858.

Vorwort.

Das Element, welches in diesen Seiten vorherrschen soll, ist das erweckliche. Ein schlagendes Wort wirkt besser als eine lange Predigt. Der Verfasser will nur anregen, nichts durchführen, nichts erschöpfen; wenn man dem Leser alles sagen will, so raubt man ihm die größte Freude: den Stoff selbständig zu verarbeiten. Frische Lebensfülle, das ist es, wornach der Verfasser zuerst gestrebt hat; ist die Quelle recht offen, so gibt sich auch der Styl, und dann wird er nicht nur eine Gedankenhülle, sondern eine Beweisung der Kraft. Sind die Ausdrücke zuweilen ein wenig stark, so konnten sie deßwegen doch nicht zurückgenommen werden; wo das Wort abgeschwächt wird, da wird auch der Sinn vers wässert. Der Standpunkt ist hier der rein biblische; die Schrift hat in diesem Buch ihre volle kanonische Geltung; den wenigsten Inspirationstheorieen ist heutzutage recht zu trauen. Gottes Wort muß in seiner Ganzheit aufgenommen werden, dann hat auch das Herz seinen Fels, und die Ueberzeugung ihren Boden. Aller neumodische Weisheitskram ist vor der Thüre gelassen worden; der Herr will seine Ehre keinem Andern geben. Die Richtung, gegen welche der Verfasser am meisten zu Felde gezogen ist, ist die Religion der Gemächlichkeit. Viele Christen glauben, haben immer geglaubt, glauben sich zu todt, und es wird doch nicht anders mit ihnen. Es muß Alles mit Feuer gesalzen werden, oder es ist nicht rechter Art; nur die Pflanzen, die der Vater im Himmel gepflanzt hat, haben eine gesunde Wurzel und einen kräftigen Wachsthum. So wie aber der Verfasser das Gerüste des blos herkömmlichen Glaubens zusammengeschlagen hat, so hat er auch den suchenden

Seelen versucht Klarheit zu geben, und den angefochtenen in ihren Kummerstunden die Hand gereicht. Es sind manche innere Kämpfe, die nicht alle von den Verfassern der Schaßkäftlein berücksichtigt worden find, ans Licht gezogen, und was das Wort Gottes für solche Zustände anräth, gezeigt worden. Das Gezeigte wird sich gewiß auch in diesen Fällen als Erlebtes und Erfahrenes kund gethan haben. Christus soll sich auch hier, wie in der ganzen h. Schrift, als göttliche Kraft und göttliche Weisheit bewähren; der Vers faffer wollte nicht selbst reden, sondern den Lebensfürsten allein sein unvergängliches Wesen über diese Schrift verbreiten laffen. Das Kreuz Jesu, je älter man wird, je wahrer wird es und je nothwendiger; mögen alle Leser dieser Seiten recht in die Kreuzesgemeinschaft des Herrn gezogen werden! Man ist oft mit dem gekreuzigten Christus zu schnell fertig, und will nur mit dem verklärten zu thun haben; und eben weil man nicht tief genug hinunter will, kommt man auch nicht höher hinauf, und lebt und stirbt in einer Nebelregion. Unfre bewegte heutige Zeit braucht eine starke, Herz und Mark nährende Speise, und die reicht auch das Wort Gottes dar in feinen Kernstellen und in seinem ganzen Organismus. Der Verfasser hat auf jeden Tag des Jahres solch eine biblische Weckstimme zu geben gesucht; der Herr wolle selber einer jeden Eingang verschaffen und sie in dem Herzen lebendig machen. Tod und Ewigkeit sollten uns jeden Tag mehr vor der Seele stehen; auch war es dem Verfasser besonders darum zu thun, seine lieben Leser recht von dem Erdenboden loszumachen; gewiß nur aus herzlicher, inniger Liebe, um einen Fels unter ihre Füße zu stellen, den selbst die Mächte der Hölle nicht überwältigen können. Habe ich etwas Festes? Das soll jeder Leser sich fragen, und der treue, wahrhaftige Zeuge mag in diesem Buch Jedem hierauf die Ant wort geben.

Basel, im November 1854.

1. Januar.

Ohne mich könnet ihr nichts thun. Joh. 15, 5.

Wer wird am Neujahrstag am meisten übergangen? Der, ohne welchen wir nichts thun können. Der Hofmann gratulirt, der Kaufmann spekulirt, Welt und Geld kommen zuerst in die Gedanken, und wenn sie dort festfigen, regieren sie dann auch Stadt und Land. Für ́ernstere Gemüther ist der Neujahrstag ein Tag großer Entschlüffe. Aber was kommt in die Entschlüsse? Die eigne Kraft und die eigne Gerechtigkeit. Das sind aber Rohrstäbe, die bald zusammenbrechen werden. Der Mensch wird sich nicht so leicht selber los, als er meint. Jahre fliegen dahin, aber nicht die alte Gesinnung; da muß ein Stärkerer kommen, als unser Einer. Nur Chriftus ist göttliche Kraft und göttliche Weisheit; ohne ihn, ihr Armen, könnet ihr nichts thun. Und doch wird ohne Christus so viel gethan! Könige führen Krieg, Völker lehnen sich auf, der Gelehrte schreibt Bücher, Reiche gewinnen, Arme machen Pläne; Christus wird nicht gesucht noch gefragt, man kann ihn, wie ein fünftes Rad, entbehren. Und doch steht es da wie ein Fels, das Wort: Ohne mich könnet ihr nichts thun. Nichts das Bestand hat, nichts das Segen bringt, nichts das den Grund ändert, nichts das in den Tod Leben zeugt, noch in den eiteln Sinn eine himmlische Liebeskraft. Warum ist Alles um uns herum so verjährt

Lobstein, I.

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